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Krieg der Vampire

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    Krieg der Vampire

    Also, wie schon mal in einem anderen Thread angekündigt, werde ich hier jetzt ein anderes Projekt posten, in dem es schlicht gesagt um Vampire geht... Will nicht so viel vorwegnehmen, also kommt hier das erste Kapitel. Viel Spaß beim lesen. Und wie auch bei meinem Star Trek Thread gilt hier: Kritik ist erwünscht. Vielleicht n bisschen mehr als bei schon erwähnten Star Trek Thread? Wäre schön

    Krieg der Vampire:


    Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden.
    In jenem Moment ging hinter dieser Kirche die Sonne unter. Sie verschwand hinter dem hohen Turm der Kirche und eine breite Fläche vor dem alten Gemäuer versank in einem riesigen Schatten. Nur wenige Sekunden später schlenderte ein junger Mann Anfang 30 auf das Portal der Kirche zu. Sein langer schwarzer Mantel wehte leicht im Wind und seine Stimmung war an seine dunkle Kleidung angepasst. Er öffnete die Tür und blickte sich um. Die Kirche war leer, die Sitzreihen völlig frei. Weiter vorne, am Altar, brannte ein wahres Kerzenmeer. Langsam ging er durch den Mittelgang und ließ eine Sitzreihe nach der anderen hinter sich. Schließlich erreichte er den Altar. Rechts daneben konnten sich Besucher eine Kerze nehmen falls sie keine eigene mitgebracht hatten. Der schlanke Mann griff sich eine Kerze, ging damit zurück zum Altar und zündete sie an einer bereits brennenden Kerze an. Dann stellt er sie zu den anderen. Anschließend schloss er kurz die Augen. >>Für dich, Isabelle, ganz so wie du es dir von mir gewünscht hattest. Eine Kerze an deinem Geburtstag.<< Es war mehr ein Atmen als ein Flüstern, so sanft verließen die Laute seine Lippen.
    Er öffnete die Augen und konnte gerade so erkennen, wie ein Priester den Beichtstuhl betrat um eventuellen Besuchern Absolution zu erteilen. Dann blickte der Besucher hoch zum Kruzifix. Sein Blick verfinsterte sich noch mehr als er den gekreuzigten Messias sah. Dann stand er auf und hauchte der von ihm angezündeten Kerze noch einen Kuss und ein >Ich werde dich immer lieben< zu und machte sich auf in Richtung Beichtstuhl. Bevor er eintrat, schloss er noch einmal die Augen und dachte über sein Vorhaben nach. Ein oder zwei Sekunden später trat er schließlich doch ein.
    Der Mann kniete sich hin und wartete darauf, dass der Priester das kleine Schiebefenster öffnete. Der Besucher faltete seine Hände wie zu einem Gebet, dabei wurden ihm wieder einmal seine Brandwunden bewusst. Diese Brandwunden hatte er jetzt schon eine Ewigkeit und er versuchte immer noch sie zu verdrängen. Er konnte sie nicht akzeptieren, er hasste sie. Nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil er sie seit dem Tag hatte, an dem sie starb. Die Wunden erinnerten ihn immer wieder an ihren Tod. Aber aus diesen Gedanken wurde er schnell wieder herausgerissen als der Priester, Alfred Grissom, das kleine Fenster öffnete. Grissom war ein Mann mittleren Alters, das Haar fing schon an grau zu werden und die Bündchenweite seiner Hosen war auch schon mal kleiner gewesen, aber das kümmerte ihn alles nicht. In seiner Gemeinde war er beliebt und selbst einige Jugendliche besuchten die Kirche seit er sie leitete. Einige bezeichneten ihn sogar als cool. Er war zufrieden mit seinem Leben und wartete schon begierig darauf, wie der diesem ihm unbekannten Schäfchen helfen konnte.
    >>Vergeben Sie mir, Pater, denn ich habe gesündigt.<< Der für Grissom fremde Mann begann die Beichte mit der üblichen Floskel. Nun folgte einen Augenblick lang gar nichts, aber dann kam der Rest der Beichte. Er flüsterte nur, aber trotzdem verstand Grissom ihn klar und deutlich. >>Ich habe gegen zwei Gebote des Herrn verstoßen. Ich bin Soldat und habe oft getötet. Ich glaube zwar, dass ich für eine gerechte Sache getötet habe, dennoch plagt mich mein Gewissen.<< Dann wieder Stille. Grissom hatte Ähnliches schon des Öfteren gehört, zu seiner Gemeinde gehörten viele Kriegsveteranen. Manche kamen den Umständen entsprechend gut damit klar, dass sie getötet hatten, schließlich waren sie nicht die Befehlshaber, sie konnten nichts für den Krieg. Sie mussten ihre Feinde töten, oder sie wären selbst getötet worden. Darum hatten manche keine Probleme mit ihrem Gewissen. Aber die meisten von ihnen plagten ähnliche Gewissensbisse wie diesen Mann. Obwohl Grissom schon oft eine solche Beichte gehört hatte, fand er es immer schwierig, eine passende Antwort zu finden, darum zog er es erst einmal vor, den Schluss der Beichte zu hören.
    >>Ich verstehe. Und das zweite Gebot, das du gebrochen hast?<<
    Der Mann blickte auf und ein Lächeln, das wohl mehr etwas mit Galgenhumor zu tun hatte, umspielte sein Gesicht. Jetzt kam er zu seiner größeren Sünde, zu der Sünde, die ihm seine jetzige Existenz beschert hatte. >>Das 4. Gebot<<, fuhr Grissoms Gesprächspartner fort. >>Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Mein Vater und ich haben uns vor langer Zeit zerstritten und er ist noch immer wütend auf mich. Ich habe meinen Vater schon lange nicht mehr geehrt.<<
    Grissom nickte. Eine weitere Beichte mit der er schon mehr als einmal zu tun hatte. Manchmal fing er schon an zu glauben, so etwas wie eine glückliche Familie würde es auf der Welt nicht geben. Aber er war stolz darauf, dass schon einige seiner Ratschläge dazu geführt hatten, dass sich Familien wieder näher kamen und das Kriegsbeil zumindest größtenteils begruben. Er hoffte etwas Ähnliches auch in diesem Fall zu schaffen. >>Ich bin mir sicher, wenn du mit ihm redest, wird dein Vater dir vergeben.<<
    Grissoms Gegenüber gab ein Geräusch von sich, das wie ein abfälliges Schnauben klang. Er schüttelte kurz den Kopf und malte sich in Gedanken aus, wie er tatsächlich mit seinem Vater reden würde. Aber das verwarf er sofort wieder, selbst wenn er es wollte, er würde gar nicht an ihn rankommen. Und selbst wenn, er kannte seinen Vater gut genug um zu wissen, dass es nicht klappen würde. >>Mein Vater<<, wiederholte der schlanke Mann. >>Ich weiß nicht. Denn im Gegensatz zu dem, was Sie predigen, vergibt Gott in Wirklichkeit nicht so schnell.<<
    Grissom spulte die letzte Aussage gedanklich zurück und spielte sie erneut ab. Und noch mal. Und dann noch einmal. Je öfter er das tat, desto verstörter war sein Gesichtsausdruck und ein >>Was?<< war das einzige, das er hervor brachte. Sein Vater, Gott, vergibt nicht so schnell? Glaubt der ernsthaft, Gott wäre sein Vater?
    Obwohl in dem Fenster zur Unterstützung des Beichtgeheimnisses eine gitterähnliche Sichtbehinderung eingebaut war, konnte der Fremde recht gut erahnen, was für eine Grimasse der Priester jetzt wohl zog. Darum beschloss er, die gesamte Geschichte zu berichten. >>Vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen.<< Eine kurze Pause. Er kramte in seinen Erinnerungen. Und obwohl es schon so viele Jahre her war, er erinnerte sich an alles. An jede Kleinigkeit. An die Geräusche aufeinander schlagender Schwerter, an die Schreie der Soldaten und an den Geruch des Blutes an seiner Klinge. >>Es begann vor einer Ewigkeit. Als Luzifer sich gegen Gott erhob war es der Beginn eines Krieges. Jeder Engel musste sich damals entscheiden, auf welcher Seite er kämpfen wollte. Ich kämpfte auf der Seite Luzifers. Ich bekämpfte unseren Vater. Nun, Sie, als ein Experte auf dem Gebiet der Bibel, wissen genauso gut wie ich, dass Luzifer den Krieg verlor.<< Dann verlor er sich völlig in der Erinnerung. Er war sich nicht sicher, ob er dabei weiter erzählte oder ob alles nur in seinem Kopf geschah, aber das war auch unwichtig, denn jetzt war er wieder in seiner Heimat, er war wieder im Himmel.

    Einst war es eine paradiesische Graslandschaft. Und weit weg, irgendwo hinter dem Horizont, verwandelte die untergehende Sonne den Himmel in ein Kunstwerk. Es wäre ein wunderschöner Anblick gewesen, doch es hörte auf eine paradiesische Graslandschaft zu sein in dem Augenblick, in dem die Kriegstrommeln erklungen. Sie wurden immer lauter und bewegten sich zusammen mit den Geräuschen zweier riesiger Herden aufeinander zu. Aber es waren keine Herden. Leider. Es waren zwei Armeen. Zwei riesige Armeen, die aufeinander zu stürmten, bewaffnet mit Schwert und Speer. Als die Soldaten an vorderster Front aufeinander trafen begann die Schlacht. Eine grausame Schlacht, in der tapfere Soldaten zu Tausenden ihr Leben ließen. Und als die Schlacht vorbei war, da war es kein Paradies mehr, es war ein Friedhof. Teilweise brannte die Landschaft. Das Paradies war verloren.
    Doch das kümmerte die drei Soldaten nicht, die abseits des Schlachtfeldes durch eine felsige Umgebung schlichen und scheinbar besorgt waren, man könnte sie entdecken. Azrael, Daniel und Ruth trugen ihre Rüstungen und deutliche Spuren der Schlacht. Blut, sowie fremdes als auch das eigene klebte an der Kleidung und an der Haut. Aber das war im Moment eines der kleinsten Probleme. In den vergangenen Stunden hatten sie eine Menge verloren. Freunde, Gefährten, eine Schlacht und den Krieg. Keiner hatte es bis jetzt ausgesprochen, aber jeder wusste es: es war aus. Und nun waren sie keine Soldaten mehr, jetzt waren sie Flüchtlinge, die sich verstecken mussten und bei jedem Geräusch fürchteten, die Verfolger hätten sie eingeholt. Und sie waren nicht allein, der zweiten Gruppe, bestehend aus Julia, Sara, Kamiel und Terael, ging es nicht besser. Sie sahen genauso niedergeschlagen aus, wie die Dreiergruppe. Terael sah gar nicht gut aus, seine Rüstung war beschädigt und darunter erkannte man leicht einen Verband und etwas Blut. Er würde es überleben, aber er brauchte jetzt viel Ruhe, weshalb er sich an einem der Felsen abstütze. Die sieben Flüchtlinge begrüßten sich knapp und Azrael begann das Gespräch.
    >>Wie geht es euch? Habt ihr was von den anderen gehört?<<
    Julia hatte sich bis jetzt auch etwas zwischen den Felsen ausgeruht. Jetzt stützte sie sich ab und stand auf, dann atmete sie tief durch. >>Unsere Hauptstreitmacht unter Luzifers Kommando wurde von Michaels Armee besiegt<<, begann der Engel. Seit Stunden hatten sie nicht nur über die letzten Ereignisse geschwiegen, sie hatten generell geschwiegen. Vielleicht kam ihr deswegen ihre Stimme zu Laut vor und schon nach dem ersten Wort sprach sie leiser, nur aus Angst, die Feinde könnten sie entdecken. Dann berichtete sie den anderen sechs Engeln weiter. >>Ich habe gehört, sie alle werden die Höchststrafe erhalten. Verbannung.<<
    Alle wurden nach dem letzten Wort ein wenig bleich im Gesicht, denn jeder von ihnen wusste, was dies bedeutete, doch erst als Daniel noch einmal nachfragte und es laut ausgesprochen wurde, wurde es real. So real wie ein Hieb in den Magen. >>Ins Fegefeuer?<<
    Julia blickte ihren alten Freund Daniel mit einer Träne im Auge an. >>Ganz recht.<< Sie, Daniel und der Erzengel Azrael waren unzertrennliche Freunde, im nunmehr beendeten Krieg hatte jeder von ihnen mehr als einmal seinen Arsch und seine Flügel riskiert um einen von ihnen zu retten. Alles hatten sie überstanden. Doch wie sie diese neue Krise überstehen sollten, wusste sie nicht. Julia wandte ihren Blick von Daniel ab und betrachtete nun die Gesichter der anderen fünf Engel. Nur das von Azrael konnte sie nicht sehen, er trug noch immer seinen Helm. Sie fragte sich, was er jetzt wohl dachte. Als ihr Blick schließlich bei Kamiel angelangt war, erschrak sie ein wenig, denn der war mindestens doppelt so bleich wie die anderen. Sie schüttelte ihre kurze Sorge um diesen von kaum einem gemochten Engel ab und offenbarte auch die letzten Informationen die sie hatte. >>Auch die, die sich ergaben und versprachen, sich nie wieder gegen Gott zu stellen, wurden verbannt.<<
    Kurzes Schweigen, dann öffnete Azrael wieder seinen Mund. Seine Stimme hallte ein wenig unter dem Helm. >>Das heißt, wir können uns nicht ergeben.<< Azraels Schlussfolgerung engte ihre Optionen erheblich ein, denn Kamiel sprach das aus, was jeder von ihnen dachte. Seine Stimme klang fast panisch.
    >>Und verstecken können wir uns auch nicht. Spürtrupps durchkämmen den ganzen Himmel. Früher oder später entdecken sie uns und dann werden auch wir in der Hölle landen. Und dort will wohl niemand von uns hin.<< Die anderen sechs nickten. Keiner konnte Kamiel leiden, er traute niemandem und war meistens nur an seinem eigenen Ziel interessiert. Doch er hatte Recht.
    >>Und wenn wir auf die Erde gehen<<, schlug Julia vor.
    >>Ihr kennt die Regeln<<, erwiderte Azrael. Er war der Älteste von ihnen, der Weiseste und Stärkste. Er neigte dazu meistens Recht zu behalten. >>Wer ohne Gottes Erlaubnis auf die Erde geht, wird zu einem gefallenen Engel, zu einem Dämon, genau wie unsere Kameraden in der Hölle.<<
    >>Dämonen ja, aber zu wenigstens landen wir nicht in der Hölle.<< Nun schaltete sich Terael in die Runde mit ein. >>Und das ist das Wichtigste... Azrael, du warst Luzifers Stellvertreter. Entscheide du, was wir tun sollen.<< Terael sah es nicht ähnlich, anderen gegenüber zuzugeben, dass Azrael ranghöher war. Die beiden waren keine Feinde, aber Freunde waren sie bestimmt auch nicht. Vielleicht wollte Terael, der mehrere Tausend Jahre später in einer Kirche diese Ereignisse einem Priester erzählen sollte, einfach nur schnell eine Entscheidung erzwingen. Und da mit Daniel und Julia mindestens zwei dieser Runde stets auf einen Ratschlag Azraels hören würden, hielt er es wohl für angebracht, Azrael weiter den Rücken zu stärken.
    Azrael überlegte. Er wusste, er hatte hier so etwas wie eine Anführer-Rolle. Von dem was er sagte, würde das Schicksal dieser sechs Engel abhängen, darum musste er gründlich nachdenken. Andererseits, so viele Möglichkeiten hatten sie ja gar nicht. >>Eine große Auswahl haben wir ja nicht. Ich denke, jeder sollte selbst entscheiden. Kamiel? Sara? Ruth? Daniel? Terael? Julia?<< Jeder der sechs nickte nur stumm nachdem sein Name genannt wurde. Bleiben konnten sie nicht, ergeben konnten sie sich nicht. Es blieb nur die Flucht auf die Erde, die Welt der Sterblichen. Es war ihre einzige Chance. >>Dann ist es beschlossen<<, sagte Azrael knapp. >>Wir gehen auf die Erde.<<

    Terael beendete seine Geschichte. Wieder erahnte er nur, was für einen Gesichtsausdruck Grissom jetzt auf der anderen Seite der Trennwand aufgelegt hatte, aber er war zweifelsohne irritiert, so eine Geschichte hatte er im Beichtstuhl ganz bestimmt noch nicht gehört. >>Und so hat es begonnen<<, fügte Terael seiner Geschichte hinzu. >>Damals vor so vielen Jahrtausenden. Wir gingen auf die Erde und wurden so zu Dämonen, zu Vampiren. Wir, die ersten 7, sind für mehr Leichen verantwortlich als jedes andere Lebewesen. Vergeben Sie mir?<<
    Grissom brauchte ein wenig Zeit um darüber nachzudenken, was er gerade gehört hatte. Es war Blödsinn, gar keinen Zweifel, aber wie sollte er das seinem Gegenüber sagen? Wie würde er reagieren? Oder, welche Frage noch wichtiger war: handelte es sich bei dem Mann um einen potentiell gewalttätigen Irren oder machte er sich nur einen Spaß? Grissom wusste es nicht und versuchte darum, vorsichtig vorzugehen. >>Ich weiß nicht, ob ich das kann. Denn wie soll ich etwas vergeben, was du gar nicht getan hast?<<
    >>Glauben Sie mir etwa nicht?<< Teraels Stimme klang fast geschockt, doch das war nur gespielt, hatte er doch von Anfang an mit einer solchen Reaktion gerechnet.
    >>Um ehrlich zu sein, nein<<, erwiderte der Priester mit ruhiger Stimme. Und jetzt war er gespannt darauf, die der Fremde reagieren würde. Er hielt kurz den Atem an.
    >>Nun, dann vergeben Sie mir zu wenigstens, dass ich gelogen habe.<< Gerade eben noch geschockt klang Teraels Stimme nun ganz gelassen, sogar etwas euphorisch, fast so wie ein Mensch, der seinen Gegenspieler endlich da hatte, wo er ihn hinhaben wollte. Doch das hörte Grissom nicht raus.
    >>Du hast dir dies alles nur ausgedacht?<<
    >>Nein, ich habe gelogen als ich sagte, dass die Toten mein Gewissen belasten.<< Terael fing an zu grinsen und Grissom ließ die Worte erneut in seinem Geist Revue passieren. Er dachte kurz nach und senkte den Kopf. Dann schoss er plötzlich hoch. Doch jetzt, wo er die volle Tragweite dieser letzten Aussage erkannte, war es bereits zu spät und durch das Gitter des kleinen Fensters starrten ihn zwei blutrote Augen an. Einen Herzschlag später durchbrach der Vampir-Lord Terael die Trennwand des Beichtstuhls und versenkte seine Reißzähne in den Hals des Priesters. Er saugte an ihm, doch nur ein wenig. Gerade genug um zu wissen, wie Grissoms Blut schmeckte, nicht mehr als eine Weinprobe bei Vampiren. Aber Terael war auch nicht gekommen, um seinen Durst zu stillen. Nein, dieser Besuch war eher persönlicher Natur. >>Das ist für Isabella, Priester.<< Eine kurze, schnelle Bewegung und das Genick des Priesters war gebrochen, kein besonderer Kraftaufwand für einen Vampir, besonders nicht für einen Lord wie Terael. Er warf noch einen Blick auf sein Opfer und verließ dann den Beichtstuhl. Er ging zurück zum Kruzifix und blickte verächtlich zum gekreuzigten Jesus hinauf. >>Du hast sie nicht gerettet. Es wird nichts geben, was dich vor mir retten wird.<< Dann spuckte er auf das Kruzifix und etwas von Grissoms Blut lief das Holz herunter. >>Ich liebe mein Leben.<< Nun hatte er alles getan weswegen er in diese Kirche gekommen war. Er drehte dem Kruzifix den Rücken zu und verließ die Kirche mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden. Doch an jenem Tag in jener Kirche war Gott nicht zu Hause. An jenem Tag war das Böse in der Kirche.
    Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
    Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
    Vaya con dios, Slayer.

    #2
    Na dann, hier kommt das zweite Kapitel. ABER lieber Leserinnen und Leser gewöhnt euch nicht zu sehr an dieses Tempo. Wie schon bei meinem Star Trek Thread existiert auch diese Story als Drehbuchversion. Damits schöner zu lesen ist, schreibe ich es derzeit in die Romanversion um. Und da ich nicht immer so viel Zeit habe wie an diesem WE kann schon mal etwas mehr Zeit zwischen meinen Veröffentlichungen liegen. Da ich ja keine Kritik zu lesen bekomme hoffe ich einfach mal, dass es euch gefällt, also, viel Spaß beim zweiten Kapitel:

    Die Sonne war vor vierzig Minuten untergegangen. Vor neununddreißig Minuten hatten Lukas und seine Freunde diesen Ort betreten. Während seine Freunde ihren Geschäften nachgingen, stand Lukas noch immer am Tor und blickte hinaus in die Wüste. Bestimmt ein Klasse Ort für einen Western, dachte Lukas. Er blickte hoch zu den Sternen. Die aufkommende Kälte kümmerte ihn nicht. Er dachte immer noch an den Sonnenuntergang, dessen Ende er von hier aus betrachtet hatte. Den Anfang hätte er auch gerne gesehen, doch das wäre ihm als Vampir nicht gut bekommen. Schließlich hatte er sich den Himmel genug angeschaut. Er kehrte diesem Anblick den Rücken zu und schlenderte durch dieses Kloster mitten im Nirgendwo. Viele Mönche lagen bereits getötet auf dem Boden, Lukas betrachtete selbstgefällig ihre Leichen, sah zu, wie ihr Blut den Boden rot färbte. Er war stets überrascht, wie doch schnell eines zum anderen führte. Eigentlich hatte er sich von seinem Lord Terael nur ein wenig „frei“ genommen um mit seinen Freunden mit einem Bus durch die Gegend zu touren und etwas Spaß zu haben. Dummerweise hatten sie im letzten Kaff wohl etwas zu viel Spaß, denn wie einst im Wilden Westen, wurden sie vom Sheriff und einem Lynchmob aus der Stadt gejagt und sogar noch weiter verfolgt. Die Flucht hatte sie weit ab von der Straße gebracht. Und als sie auf dieses Kloster trafen, welches auf keiner Karte eingezeichnet war, regte sich die Neugierde in Lukas. Darum war er jetzt hier. Darum, und um etwas Spaß mit den Mönchen zu haben, ihnen zu zeigen, dass sie sich nicht so sicher fühlen sollten, denn Teufel gab es nicht nur unten in den Kerkern der Hölle, es gab sie auch hier, hier auf der Erde.
    Doch gerade was das anging, entpuppte sich dieses Kloster als eine wahre Enttäuschung, die Mönche hatten keine Angst, zu wenigstens nicht so, wie er es sich gewünscht hatte. Doch das war nicht so schlimm, denn anstatt ängstlich wegzulaufen kämpften die Mönche, und das sogar verdammt gut. Seit Jahrhunderten endlich eine Herausforderung für den etwas gelangweilten Lukas. Endlich gab es Opfer, die es ihm nicht ganz so leicht machten. Lange hatte er danach gesucht, doch dass es ausgerechnet Mönche sein würden… Mönche, die besser kämpften als die Elitesoldaten die er neulich auf diesem Militärstützpunkt erledigt hatte. Und das weckte einmal mehr seine Neugierde. Nachdem er also zwei oder drei dieser Kampf-Mönche getötet hatte, schlenderte er weiter durch das Kloster und fand dann endlich, was er suchte: ein älterer Mönch, der verletzt auf dem Boden lag und versuchte sich kriechend in Sicherheit zu bringen. Lukas lächelte, steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete ein Streichholz an einem kleinen, an der Wand hängenden Kruzifix an und brachte damit die Zigarette zum rauchen. Er schmiss das Streichholz weg und bewegte sich langsam auf den Mönch zu. Da der jedoch nur sehr langsam vorankam, hatte Lukas ihn schnell eingeholt. Erst stellte er sich vor den Mönch und kniete sich dann zu ihm runter, das Lächeln immer noch im Gesicht. >>Sag mir, alter Mann<<, begann Lukas. Er pustete dem Mönch Rauch ins Gesicht und schnipste etwas Asche seiner Zigarette auf die Kutte des auf dem Boden liegenden Mannes. >>Ihr seid Mönche, Diener Gottes und des Friedens. Warum habt ihr meinen Leuten so viel Ärger gemacht? Warum könnt ihr so gut kämpfen?<<
    Der Mönch hatte starke Schmerzen, die Bauchwunde tat höllisch weh. Außerdem hatte er Angst. Seine jüngeren Ordensbrüder taten das, was man von ihnen erwartete: sie stellten sich den Vampiren entgegen und zeigten keine Furcht, doch er hatte Angst. Er wollte noch nicht sterben. Und die Angst ließ ihn vergessen, was er vor vielen Jahren auf die Bibel geschworen hatte. Er erzählte von Geheimnissen, die ein Vampir niemals erfahren durfte. >>Wir gehören zu einem geheimen Orden der Kirche. Wir sind dazu auserkoren, die unheilige Schriftrolle zu bewachen.<<
    Lukas wurde hellhörig, die Sache fing an interessant zu werden. >>Was für eine Schriftrolle<<, fragte er und konnte sein Interesse leider nicht verbergen, worin der Mönch eine Chance für sich sah.
    >>Wenn ich es dir sage, verschonst du mich dann?<<
    Lukas schwieg kurz. Er verfluchte sich dafür, seine Neugierde nicht besser versteckt zu haben. Er zog genüsslich an der Zigarette und blickte den Mönch an. >>Natürlich<<, sagte Lukas. Er hörte dann den Ausführungen des Mönches genau zu, mit einem unehrlichen Grinsen im Gesicht.

    Das Wetter war schön in der ruhigen Vorstadtgegend. Ein warmer Frühlingstag, geradezu perfekt um den siebten Geburtstag von Samantha Sloane zu feiern. Etwa ein dutzend Kinder spielten miteinander, anscheinend irgendeine Variante von Verstecken. Die Eltern der Kinder schauten amüsiert zu, wie ihre Sprösslinge um die Tische, durch die Luftballons und an den Geschenken vorbei herumliefen und ihren Spaß hatten. Samanthas Vater Jack schaute ebenfalls immer wieder zu, obwohl er damit beschäftigt war, für ein dutzend Kinder und ihre Eltern Würste, Fleisch und auch ein oder zwei Fische zu grillen.
    Maggie Sloane war etwa Mitte 30, ihr Mann Jack ein wenig älter. Sie kam auf ihren Ehemann zu und schlang von hinten ihre Arme um seine Hüfte. Sie küsste ihn auf die Wange und lächelte. Auch er war sehr gut gelaunt, obwohl er eine gewisse Härte im Gesicht hatte, so wie ein Kriegsveteran, der bereits ein Schlachtfeld zuviel gesehen hatte. Dann klingelte das Telefon. Jack löste sich aus der Umarmung, drückte seiner Frau das Grillwerkzeug in die Hand, gab ihr einen Kuss auf die Nase und erklärte schnell, er würde sich um das Klingeln kümmern. Daraufhin ging der athletische Mann durch die Terrassentür ins Haus. Irgendwie hatte er plötzlich ein mieses Gefühl und als er die Nummer sah, die im Display aufleuchtete, war er sich sicher, dass dieses Telefonat ihm nicht gefallen würde. Denn er hatte einen Job, der so gar nicht zu dieser Vorstadtgegend mit Tausenden weißen Gartenzäunen und dem auf jedem Grundstück perfekt gemähten Rasen passte.
    Jack atmete tief durch und nahm den Telefonhörer in die Hand. >>Ja, was gibt es?<< Seine Stimme klang nicht besonders erfreut, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass der Mann am anderen Ende nicht die geringste Schuld traf.
    >>Sir, wir haben hier eine Situation, die ihre Anwesenheit erfordert.<<
    Sloane schnaubte. Nur weil er der Boss war konnte es doch nicht sein, dass man ihn wegen jeder Kleinigkeit störte. Insbesondere heute nicht. >>Ich habe zum ersten Mal seit 3 Jahren Urlaub. Ich bin mir sicher, um diese Sache kann sich auch jemand anders kümmern. Wir haben genug fähige Leute in der Firma.<< Obwohl Sloane angesichts dieses Anrufs ein wenig an seinem letzten Satz zweifelte, wartete er gespannt auf die Reaktion des Anrufers.
    Der Anrufer kam jetzt ein wenig ins Schwitzen. Er wusste, dass er mit der lebenden Legende Jack Sloane sprach. Einen Mann wie diesen verärgerte man nicht so leicht, trotzdem, diesmal musste es wohl sein. >>Das weiß ich Sir, aber ich habe im Handbuch nachgeschlagen. Und dort steht, sollte ein Code Guardian Down eintreten, sind Sie umgehend zu benachrichtigen. Jetzt haben wir einen Guardian Down.<<
    >>Guardian Down?<< Sloane schluckte. Er ging etwas nach hinten und musste sich an einem Sofa abstützen. Er war wohl der einzige, der alle Codes der Organisation auswendig konnte. Und von allen Codes hatte er stets gebetet, dass dieser niemals eintreten würde. >>Ich fange sofort an zu packen.<< Sloane legte den Hörer auf die Basisstation. Dann entfernte er sich vom Sofa. Er wollte eigentlich wieder zurück in den Garten, doch jetzt blieb er wie angewurzelt stehen. Er hoffte, dies wäre nur ein Alptraum und er würde gleich aufwachen, doch dem war nicht so. Guardian Down… Es gab nur drei Kloster auf der ganzen Welt, in denen die Mitglieder seiner Organisation für ihren Krieg gegen die Vampire ausgebildet wurden. Nur drei Orte außerhalb des Vatikans, an denen man erfahren konnte, wo die Schriftrolle aufbewahrt wurde. Jahrhunderte lang hatte man versucht, sie zu zerstören. Doch es war nicht gelungen, als Luzifer sie auf der Erde versteckte, hatte er dafür gesorgt, dass man sie nicht vernichten konnte. Also hatte dieser Orden beschlossen, dass sie versteckt werden musste und sie niemals in die Hände des Bösen fallen durfte. An nur drei Orten der Welt konnte man davon erfahren. Und jetzt ein Code Guardian Down. Einer dieser drei Orte wurde von Vampiren überfallen. Dies war der Moment, vor dem Sloane sich immer gefürchtet hatte, und diese Furcht hatte ihn starr vor Angst gemacht.
    Jacks Frau Maggie war in dem Moment ins Zimmer gekommen, in dem er aufgelegt hatte. Und nun stand er schon viele lange Sekunden regungslos da. Sie hatte ihn noch nie so gesehen, aber sie ahnte, was dieses Telefonat bedeutete. >>Du musst arbeiten, oder? Und das in deinem Urlaub.<< Maggie klang enttäuscht. Aber weniger wegen ihm. Sie verstand, weshalb er sooft weg musste, sie kannte seine Arbeit und wusste wie wichtig sie war. Wenn er weg musste, dann war es zum Wohle der ganzen Menschheit. Sie fand es nur traurig, weil er sich schon so lange auf diesen Urlaub gefreut hatte. Und nun das.
    >>Das habe ich auch gesagt, aber glaub mir, es ist wichtig.<< Jack hatte zwar geantwortet, aber er war noch immer in seiner Angst gefangen. Er starrte stur geradeaus. >>Vielleicht war es niemals wichtiger.<< Erst jetzt gelang es ihm, sich zu lösen und seiner Frau in die Augen zu blicken.
    Maggie lächelte mitfühlend. Sie ging zu ihrem Mann und legte ihre Arme um seinen Hals. >>Ich mache dir ja auch keinen Vorwurf. Es ist nur... na ja, wir sind eben einfach nur an zweiter Stelle. Gleich nach dem Rest der Welt.<<
    Jack drückte seine Frau etwas von sich weg und blickte ihr wieder tief in die Augen. Er liebte sie sosehr, sie und ihre Tochter. Und sie waren auch der Grund, weshalb der den Job noch machte. >>Maggie, wenn ich losziehe und meine Missionen erledige, rette ich nicht die Welt. Ich versuche nur, sie für Sam ein bisschen sicherer zu machen.<<
    Maggie streichelte über seine Wange. Dann umarmte sie ihn wieder und sie flüsterte ihm ins Ohr. Ihr Atem verursachte eine leichte Gänsehaut. >>Ja, ich weiß. Versprich einfach, dass du wieder nach Hause zurückkommst. Lebendig und an einem Stück.<<
    Jack schloss die Augen, drückte sie ganz fest an sich und streichelte ihren Rücken. >>Ich verspreche es.<<

    Sloanes Organisation gab es offiziell gar nicht. Man munkelte, dass selbst die meisten Päpste nicht über diesen heiligen Orden informiert wurden. Dennoch konnten sie über alle Mittel verfügen, die der katholischen Kirche zur Verfügung standen. Fahrzeuge, Grundstücke und natürlich Geld. So kam es, dass Jack nur wenige Stunden später bereits tausende Kilometer von seinem Heim und seiner Familie entfernt durch die hell erleuchteten Gänge eines Klosters marschierte. Dieses Kloster diente als einer der Hauptstützpunkte, hier wusste jeder über das große Geheimnis bescheid und darum konnte er es sich hier auch erlauben, seinen langen schwarzen Mantel offen zu tragen. Denn wenn er ihn offen trug, dann konnte man erkennen, dass er darunter ein kleines Waffenarsenal mit sich trug. Messer, Pflöcke, einen Schlagstock und vier Pistolen. In der Öffentlichkeit hätte er damit viel Aufmerksamkeit erregt und wäre wohl früher oder später mit der Polizei aneinander geraten, doch hier war es egal, in diesem Kloster lagerten genug Waffen um einen kleinen Krieg zu führen, seine Ausrüstung fiel hier nicht auf. Was aber auffiel, war sein zügiger Gang. Sein Gang war sehr schnell, er rannte schon fast. Dafür gab es zwei Erklärungen. Erstens: die Tatsache, dass ein Guardian Down eingetreten ist. Und zweitens: er hatte erfahren, was Kardinal Lacombe, der Oberbefehlshaber des Ordens, unternommen hatte um diese Situation zu entschärfen: nichts. Und darum war Jack auf dem Weg zu Lacombe. Er schuldete ihm eine Erklärung.
    Sloane erreichte das Büro des Kardinals. Er hatte jetzt keine Zeit für irgendwelche Höflichkeiten. Dafür war er auch zu sauer. Er verzichtete also darauf anzuklopfen, stattdessen trat er gleich die Tür ein und betrat den Raum. Dort saß Lacombe an seinem Schreibtisch und erschrak, als die Tür plötzlich aufflog und Sloane hereinkam. Aber schon nach wenigen Sekunden beruhigte sich der Kardinal wieder und lächelte Jack an.
    >>Mr. Sloane, bitte, kommen Sie doch herein. Nehmen Sie Platz. Wollen Sie etwas trinken?<<
    Sloane blickte den Kardinal finster an. Nun bewegte er sich langsam, schlich schon fast wie eine Raubkatze durch das Büro, fast so, als würde er nur darauf warten, den Kardinal anzuspringen. Das würde er zwar nie tun, aber Sloane war schon verdammt sauer. >>Sie wissen doch genau, weshalb ich hier bin, oder?<< Seine Stimme klang eisig.
    Lacombe seufzte leicht. Er schenkte sich einen Schluck Whiskey ein. Dieser Kardinal nahm es mit den Vorschriften der Kirche nicht ganz so genau, er war der Ansicht, wer den Auftrag hatte, die Welt zu retten so wie er, dann konnte man schon mal gewisse Privilegien in Anspruch nehmen. Er schwenkte das Glas etwas, leerte es in einem Zug aus und blickte Sloane an. >>Ich denke schon.<<
    Sloanes finsterer Blick war auf den Kardinal gerichtet. Hätte Lacombe Jack nicht so gut gekannt, dann hätte er nun wirklich Angst gehabt, in den nächsten Sekunden sterbend zu Boden zu fallen. Und es war nicht so, als hätte Sloane keine entsprechenden Gefühle gehabt. Im Gegenteil, er verspürte wirklich ein Kribbeln in den Fingern. Und er ahnte, dass dieses Kribbeln sogar noch größer werden würde, sowie der Kardinal auf Jacks nächste Frage antworten würde. >>Wann haben Sie davon erfahren?<<
    Lacombe hatte mit dieser Frage gerechnet, doch jetzt, wo sie gestellt war, fürchtete er nun plötzlich doch, Sloane würde ihm etwas antun. Manche Menschen erkannten erst dann, dass sie etwas Falsches getan hatten, wenn die Polizei vor der Tür stand. Lacombe erkannte es jetzt wo er zum ersten Mal Angst hatte, Sloane könnte seine eigenen Regeln und Ideale vergessen. Trotzdem sah Lacombe keinen Fehler in seinem Vorgehen. >>Gestern.<<
    Sloane blieb stehen und starrte den Kardinal an. Er war nicht sauer oder erzürnt, was ihn selbst ein wenig überraschte, nein, er war etwas anderes. Etwas, was er in dieser Organisation und in dieser Form noch nie erlebt hatte. Er war enttäuscht. >>Und Sie haben nichts unternommen?<<
    Lacombe sah Sloane an. Er konnte nicht mal erahnen, was in Sloane vor sich ging. Vielleicht hatte Lacombe diesen Job schon zu lange. Sein Orden hatte die Aufgabe die Welt vor den Vampiren und Dämonen zu schützen. Vielleicht hatte er die Welt schon einmal zu oft gerettet, so dass er zu selbstgefällig wurde. Dies wäre ihm wahrscheinlich nicht passiert, wenn er, so wie Sloane, nicht versuchen würde die Welt sondern etwas viel wichtigeres zu retten: die eigene Familie, das eigene Kind. Als Kardinal hatte er keine Kinder. Hätte er welche gehabt, dann hätte er niemals die nächste Frage gestellt. Ihm wären sofort dutzende Antworten eingefallen. >>Zum Beispiel?<< Er wusste wirklich nicht, was er hätte unternehmen sollen. Und das versetzte Sloane nur noch einen weiteren Tiefschlag.
    >>Zum Beispiel?<<, entfuhr es Sloane. >>Nun, Sie hätten zum Beispiel sofort mehr unserer Leute zum Aufbewahrungsort der Schriftrolle schicken können. Wenn Sie es jetzt noch tun, ist es vielleicht noch nicht zu spät.<<
    Lacombe schenkte sich einen weiteren Whiskey ein und nippte daran. Jetzt, wo er erkannte, das Sloane nicht wütend sondern enttäuscht war, vermied er es, seinem besten Krieger in die Augen zu blicken. Der Kardinal fragte sich, warum dies so war, schließlich fühlte er sich nach wie vor im Recht. >>Warum sollte ich das tun?<<
    Sloane atmete tief durch. Er merkte schon, dass er mit Emotionen hier nicht weiterkam, also zählte er die Fakten auf. Und die logische Schlussfolgerung, die jedem Rekruten bereits in der ersten Woche eingetrichtert wurde. >>Wir haben einen Guardian Down. Das ist der schlimmstmögliche Fall. Was, wenn die Vampire von der Schriftrolle erfahren haben? Dann werden Sie hinter ihr her sein. Und sie werden bereit sein, jeden Preis zu zahlen, um an die Macht eines Erzdämons zu gelangen. Wenn wir die Schriftrolle nicht beschützen können, dann ist die Menschheit verloren und unsere Blutlinie hätte versagt.<<
    Nun blickte Lacombe den Mann vor ihm doch wieder an und diesmal war es der Kardinal der sauer war. Er machte seinen Job schon eine Weile länger als Sloane den seinen. Er wusste genau, was hier passieren konnte. Glaubt dieser Sloane etwa, nur weil ich schon lange nicht mehr an der Front war, hätte ich alles vergessen? Diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Dafür kannte er Sloane zu gut um zu vermuten, dieser Soldat könnte so etwas denken. Lacombe beruhigte sich wieder und erinnerte sich daran, dass Jack zwar der beste Soldat des Ordens war, ihm aber bei weitem nicht die Erfahrung des Kardinals zur Verfügung stand. Außerdem kannte er, im Gegensatz zu Sloane, jeden einzelnen Mönch, der in einem der Klöster ihres Ordens lebte. Er hatte sie selbst ausgesucht und war sich sicher, dass er auf sie zählen konnte. >>Unsere Leute wissen, was auf dem Spiel steht. Sie haben geschworen, ihr Wissen über die Schriftrolle Luzifers mit ins Grab zu nehmen. Und sie werden diesen Schwur erfüllen.<<
    Sloane sackte einige Millimeter zusammen. >>Beten wir, dass Sie Recht haben.<< Er gab es auf zu versuchen die Einstellung des Kardinals zu ändern. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass dieser Orden seit 2.000 Jahren die Schriftrolle bewachte. Eine lange Zeit um die Methode, mit der dieser Orden seine Leute rekrutierte, zu perfektionieren. Und tatsächlich war Sloane noch keinem einzigen begegnet, dem er zutraute, den heiligen Schwur zu brechen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Denn wenn die Vampire davon erfuhren und die Schriftrolle an sich brachten, dann war dies keine Katastrophe. Dann war es das Ende der Welt.
    Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
    Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
    Vaya con dios, Slayer.

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      #3
      So, ohne große Umschweife, das 3. Kapitel. Viel Spaß.


      Die Nacht war noch nicht lange angebrochen, die Steine und Felsen in dieser Sand- und Geröllwüste hatten noch nicht die Gelegenheit bekommen, sich abzukühlen. Die meisten Menschen hätten es nicht geschafft, eine ihrer Hände auf einen Stein zu legen und sie länger als 10 Sekunden dort zu lassen. Trotzdem schwitzten die acht Männer, welche einen der kleineren Berge leise hinaufkletterten, überhaupt nicht. Sie kletterten den steilen Hang schnell und ohne Probleme hinauf. Schließlich erreichten sie ihr Ziel und blieben vor dem Eingang einer Höhle stehen. Sie redeten kein Wort. Sie blickten sich nur kurz um und von da an blieb ihr Blick stur auf den Höhleneingang gerichtet. Auch als sie hörten und fühlten, wie von weiter unten ein neunter Mann auf die Höhle zukam, blieben sie wie erstarrt stehen. Schließlich erreichte auch Lukas die ihm unterstellte Einheit seines Clans. Ein kleines Lächeln war die einzige Gefühlsregung in ihm. Zu wenigstens äußerlich. Innerlich war er sehr aufgeregt, denn selbst wenn die Geschichte des alten Mönches nur zum Teil wahr war, dann erwartete ihn in dieser Höhle etwas, wovon jeder Vampir träumte. So etwas wie ein heiliger Gral für Vampire, der Schlüssel zu grenzenloser Macht. In Lukas Fingern kribbelte es. Er griff in seine Jackentasche und holte seine Zigarette heraus. Er zündete sie an und nahm genüsslich einen tiefen Zug. Dann trat er vor seine Gruppe und schaute ihnen in die Gesichter. Ihre Augen leuchteten rot. Während er sich auf die Schriftrolle freute, sehnten sich seine Leute danach, wieder in den Kampf zu ziehen. Hätte Lukas ihnen alles erzählt, was er von dem Mönch erfahren hatte, hätten ihre Prioritäten wahrscheinlich auch woanders gelegen, aber so passte es ihm ganz gut. So hatten die Soldaten die richtige Kampfeinstellung und so fühlte er sich auch sicherer. Er als stellvertretender Clan-Lord und zweitältester Vampir seines Clans war zwar kein einziger dieser Krieger ein ebenbürtiger Gegner für ihn, trotzdem ging er lieber auf nummersicher. Und nun war er gespannt, was ihn hier in dieser Höhle erwartete. Er schnippte etwas Asche weg und drehte sich dann zum Höhleneingang um. >>Also dann<<, sagte Lukas, immer noch grinsend, >>wir gehen rein.<< Kaum hatte er seinen Satz beendet, da stürmte die Gruppe auch schon los. Einer von ihnen war etwas zu voreilig, er kappte einen Stolperdraht, woraufhin aus den Wänden dutzende Pfeile auf ihn zurasten. Sein ganzer Oberkörper wurde durchlöchert und einige Pfeile trafen ihn ins Herz. Er fiel zu Boden, aber noch bevor sein Körper unten auftraf, hatte er sich schon in Asche und Staub verwandelt und wurde vom Wind davon getragen. Der Rest der Gruppe sah sich betroffen an. Einer der ihren, ein Kamerad, ein Waffenbruder war soeben gefallen. Doch Lukas kümmerte das recht wenig. Für ihn war dies nur ein einzelner unter tausenden. Einer mehr oder weniger, was machte das schon? Er schuppste zwei seiner Soldaten an und strafte die anderen mit einem finsteren Blick. Die Bedeutung war klar: Reißt euch zusammen und konzentriert euch auf den Job! Sie verstanden sofort was er wollte und sie erfüllten seinen Befehl. Nicht weil sie einsahen, dass er Recht hatte. Nein, es war simple Angst. Keiner von ihnen dachte auch nur im Traum daran, einen Befehl des Zerstörers des Azrael-Clans zu ignorieren. Einzig und alleine Thomas fragte sich, was aus dem so viel gerühmten Zusammenhaltsprinzip der Vampir-Clans geworden war. Oh ja, sie waren Soldaten auf einer Mission, dies war nicht der Moment zum Trauern. Aber Lukas machte nicht Eindruck, als würde er überhaupt irgendwann trauern wollen. Und das störte Thomas.
      Thomas war die Nummer 3 im Terael Clan, gleich hinter Lukas unter Terael selbst. Er war alt und erfahren genug um darüber nachzudenken, wie der Anführer dieser Gruppe mit seinen Leuten umsprang. Früher wurde um jedes vernichtete Clanmitglied getrauert. Und heute? Hatten sich die Zeiten so geändert? Dann rief sich Thomas ins Gedächtnis zurück, weswegen sie hier waren. Hier hatten sie die Chance, den Clan mächtiger werden zu lassen als er je war. Wenn dies beendet war, dann, so schwor sich Thomas, würde er mit Terael über das Verhalten Lukas reden. Doch jetzt galt es hier in der Tat eine Mission zu beenden. Darum gingen von jetzt an Thomas und Lukas vor. Sie waren die besten des Clans, sie erkannten eine Falle sehr viel schneller als die anderen und darum führten nun sie die Gruppe durch das Labyrinth. Ohne Zweifel stand fest, dass sich Menschen, die zum ersten Mal hier waren, hoffnungslos verlaufen hätten. Vielleicht auch junge Vampire, die den Kniff, sich auf ihre Sinne zu verlassen, noch nicht voll beherrschten. Aber nicht diese beiden Vampire. Sie folgten dem Geruch ins Zentrum des Höhlensystems. Dem Geruch des Blutes. Ihre roten Augen waren die einzige Lichtquelle in diesem Teil der Höhle. Bis sie den Beweis sahen, dass sie hier richtig waren. Nach etwa 20 Minuten des Umherschleichens sahen sie, wie die Felsen schwach erleuchtet wurden. Das Licht kam vermutlich von einem Feuer, welches sowohl als Licht- als auch als Wärmequelle diente, denn so tief im Berg war von der Hitze, die draußen immer noch von den Steinen abgestrahlt wurde, nichts mehr zu merken.
      Noch leiser als zuvor schlich die Gruppe weiter. Trotz einem ganzen Arsenal an Fallen war es Lukas und Thomas gelungen, die Vampire ohne weitere Verluste durch die Gänge zu führen. Nun warteten sie kurz am Eingang in die große Kammer dieser Höhle und klärten noch einmal ab, ob alle bereit waren. Einfache Blicke und Handzeichen genügten den Soldaten dafür. Als alle ihre Einsatzbereitschaft signalisiert hatten, startete Lukas mit seinen Händen einen Countdown von 5 Sekunden. Nach diesen Sekunden würden sie die Kammer stürmen, bereit jeden zu töteten, der es wagte sich ihnen entgegenzustellen.
      5 Sekunden. Die Soldaten prüften, ob ihre Waffen richtig saßen und ob auch keine von ihnen beim ziehen klemmen würde.
      4 Sekunden. Jeder nahm die richtige Position ein, damit sie beim eindringen in die Kammer eine bessere Ausgangsposition hatten um sich zu verteilen.
      3 Sekunden. Sie atmeten noch einmal tief durch. Die Erfahrung in dem Kloster hatte gezeigt, dass sie seit dem letzten Krieg der Vampire gegen keinen stärkeren Feind angetreten waren.
      2 Sekunden.
      1 Sekunde.
      Null Sekunden. Es begann.
      Blitzschnell stürmten die Vampire in die große zentrale Kammer der Höhle. Der eine Teil stürmte in den rechten, der andere in die linke Hälfte der Höhle. Thomas und Lukas verstellten den einzigen Ein- und Ausgang der Kammer. Sie brauchten nur eine Sekunde um sich einen Überblick zu verschaffen: in der Mitte der Kammer brannte ein großes Feuer. Um es herum saßen etwa ein Dutzend Menschen. Und am anderen Ende stand eine große Eisenkiste. Lukas vermutete in ihr den Grund seines Hier seins. Die Menschen schienen in eine Art Gebet vertieft. Doch das änderte sich sofort. Sie sprangen auf und bildeten eine Linie. Obwohl Lukas sie anhand ihrer Kleidung sofort als Mönche identifizierte, so wusste er durch ihr auftreten und auch durch seine Erfahrung in jenem Kloster, dass diese Menschen nicht wie andere Mönche die andere Wange hinhalten würden. Die Linie, die sie bildeten, vermittelte ganz klar nur eine Nachricht: bis hierher und nicht weiter. Dafür würden sie sterben. Nun, Lukas sah keinen Grund, ihnen das zu verwähren.
      Ein junger Mönch, er war kaum älter als 20 aber von beachtlicher Statur, bildete das Zentrum der Linie. Er trat einen Schritt nach vorne um sich als Anführer zu offenbaren. Sein Blick war düster, so als würde er einem Monster ins Gesicht blicken, was auch gar nicht so verkehrt war. Aber in seinem Blick war auch etwas anderes, etwas, das man nur bei Kämpfern fand: die Freude darauf zum ersten Mal gegen denjenigen anzutreten, von dem man schon so viel gehört hatte. Die Spannung darauf endlich herauszufinden, ob dieser Jemand wirklich so gut war, wie alle sagten. Der junge Mönch starrte dem Anführer der Vampire direkt in die Augen und seine Lippen formten wohl das einzige Wort, welches Lukas etwas verwirrte. >>Lukas!<<
      Ein unsicherer Blick zu Thomas war das einzige, woran man Lukes ansehen konnte, dass ihn dies irritierte. Doch nur einen Sekundenbruchteil später war er wieder der souveräne zweite Lord seines Clans. Der beste Krieger der verbliebenen sechs Clans, erfahrener Stratege und einziger Vertrauter Teraels. Jemand wie ihn konnte und durfte nichts irritieren. Also überspielte er diese Situation mit einem lächeln und tat so, als wäre das überraschende Wissen dieses Mönchs nur eine Kleinigkeit, die vollkommen unwichtig war. >>Du kennst mich?<<, erwiderte Lukas in einem Tonfall, von dem er hoffte, er würde beiläufig klingen, als wäre dies alles nur eine nette Unterhaltung im Vorbeigehen. Woher er auch immer sein Wissen hat, dachte Lukas, schon in wenigen Augenblicken, wenn das Herz dieses Kerls in meiner Hand das letzte Mal zuckt, würde es tatsächlich nur eine Kleinigkeit sein.
      >>Wir haben geschworen, dich und deinesgleichen zu bekämpfen<<, antwortete der Mönch stolz. Was er jetzt erklärte, war nicht nur einfach eine Beschreibung seiner Aufgabe. Es war seine Lebenseinstellung, der Sinn und Zweck seiner Existenz. So hatte man es ihn gelehrt als damals Kardinal Lacombe zu ihm kam und ihm offenbarte, dass besonderes Blut in ihm fließen würde. Das er Mitglied einer ganz besonderen Blutlinie war, dazu auserkoren, Vampire zu bekämpfen und die Schriftrolle vor ihnen zu verbergen. Das war es wofür er – sie alle - lebten. >>Wir kennen unseren Feind besser als er uns. Wie hast du von diesem Ort erfahren?<<
      Lukas Lächeln wurde breiter. Es diente nun nicht mehr dazu seinen Zustand der Irritation zu überspielen. Diesmal war es ein Lächeln der Freude als er wieder daran dachte, wie das Blut der Mönche in jenem Kloster in Strömen floss. >>Vielleicht kennen wir euch doch besser als ihr denkt<<, konterte Lukas in einem Tonfall der Überlegenheit. >>Sagen wir, ich hatte Glück damit, wen ich beiße. Interessant, wie schnell ein Mann der Kirche all seine heiligen Versprechen vergessen hat, wenn sein Leben in Gefahr ist. Aber keine Bange, ich habe dafür gesorgt, dass dieses Plappermaul niemand anderem mehr davon erzählt. Also, warum macht ihr nicht Platz? Ihr wollt doch nicht etwa nur für eine Schriftrolle sterben, oder?<<
      Diesmal war es der Mönch, der anfing zu lächeln. Er war ein wenig amüsiert über diesen plumpen Versuch von Lukas ohne einen Kampf an die Schriftrolle zu kommen. Aber noch während er sprach, erkannte er, dass Lukas gar nicht damit rechnete, dass die Mönche darauf eingehen würden. Und wahrscheinlich wäre es auch zum Kampf gekommen, wenn diese Krieger in Kutten wirklich einfach beiseite gegangen wären. Kurz: Lukas Frage, ob seine Gegenspieler nicht einfach beiseite gehen wollten, war einfach nur eine Art Floskel. Beide Seiten wussten ganz genau, wie das hier ausgehen würde: derjenige, der am Schluss noch auf den Beinen stand, war der Sieger. Und der Mönch machte ganz klar, wie weit er und seine Waffenbrüder gehen würden. >>Es ist nicht einfach eine Schriftrolle. Du weißt das, sonst wärst du nicht hier. Und wir haben keine Angst vor dem Tod. Wir leben und sterben um euch von dieser Schriftrolle fernzuhalten.<<
      Lukas verdrehte die Augen. Alle die der Meinung waren, sie würden für eine höhere Sache kämpfen, redeten immer so theatralisch kurz vor ihrem Ende. Der Vampir zeigte mit einem Nicken, dass er den Standpunkt der Mönche verstand. Dann blickte er seine Leute an und zog dabei langsam seinen Mantel aus. Darunter kam sein Schwert zum Vorschein. Die meisten Soldaten seines Clans waren schwer bewaffnet. Sie trugen Messer, Holzpflöcke, Wurfsterne und manchmal auch Schusswaffen. Lukas war in dieser Hinsicht etwas altmodisch. Er verließ auch nach Jahrtausenden immer noch auf sein Schwert. Dies zog er aus der Scheide und blickte noch einmal zu seinen Kriegern, die nur auf seinen Angriffsbefehl warteten. Die Verteidiger der Schriftrolle erkannten, dass die Vampire gleich angreifen würden. Sie zogen ihre Kutten aus. Darunter trugen sie Rüstungen und jede Menge Waffen. Beide Seiten waren bereit und es fehlte nur noch das Signal um diese Schlacht zu beginnen. >>Macht’s kurz<<, befahl Lukas. Und damit brach in dieser Höhle ein Krieg aus. Er war kurz, er war heftig und er war bereits entschieden noch bevor er begann. Die Mönche und ihr Orden waren zweifelsohne über die Jahrhunderte hinweg selbstgefällig geworden. Sie verließen sich zu sehr darauf, dass ihr Geheimnis gut gehütet war und dass keiner von ihnen es verraten würde. Anders war nicht zu erklären, dass ein paar lumpige Fallen und ein Dutzend Soldaten die einzigen Hindernisse zwischen Lukas und der Schriftrolle waren. Was aber nicht heißen soll, dass die Mönche sich nicht gut schlugen. Im Gegenteil. Sie kämpften tapfer und sie kämpften gut. Es gelang ihnen sogar, drei der Vampire zu töten. Die Blutsauger wurden enthauptet oder es wurde ihnen ein Pflock ins Herz getrieben. Lukas war überrascht. Er hatte bereits seit Jahrhunderten keinen seiner Soldaten verloren. Und dennoch war er von seiner ersten Niederlage weit entfernt. Ein Mönch nach dem anderen fiel zu Boden. Entweder war er bereits tot bevor sein Körper den Boden berührte oder er lag dann im Staub und sah zu, wie sein Blut aus einer klaffenden Wunde floss. Schließlich war nur noch der Anführer der Mönche übrig. Und der gehörte Lukas, das wussten alle. Ihre Klingen trafen immer wieder aufeinander. Unter der Kraft der Schwerthiebe sank Lukas immer weiter in die Knie und der Mönch sah sich schon als Sieger. Doch gerade als Lukas Knie den Boden berührte und er sein Schwert fallen ließ erkannte der Mönch, dass er bereits verloren hatte. Denn während er mit seinem Schwert ausholte, schoss Lukas rechte Hand nach vorne und durchbrach den Brustkorb seines Gegners. Lukas verwirklichte das, worauf er sich schon seit Minuten freute: er riss dem jungen Mönch das Herz heraus. Der brach sofort zusammen und fiel auf die Knie. Sein Verstand konnte gerade noch so wahrnehmen, dass sein Herz ein Lukas Hand das letzte Mal schlug. Dann kippte er um und blieb regungslos liegen. Dann stand der Vampir auf ließ das Organ auf den Boden fallen. Langsam schlenderte er nun in Richtung der Eisenkiste. Dabei leckte er etwas Blut des Mönches von seiner Hand. Er fand es gar nicht so schlecht. Kurz dache er daran noch ein kräftigen Schluck von ihm zu nehmen, doch der Mönch war ja schon tot und als Lord war es unter seiner Würde das Blut eines Toten zu trinken. Selbst wenn er erst ein paar Augenblicke leblos war.
      Schließlich erreichte Lukas die Kiste und warf einen gierigen Blick hinein. Die noch lebenden Vampire folgten ihm und versammelten sich um die Kiste. Sie sahen die Schriftrollen. Sie lag auf dem Boden der Kiste. Und die Kiste selbst war bis obenhin mit Wasser gefüllt. Aber selbst der Vampir mit der geringsten Erfahrung erkannte sofort, dass dies nicht nur einfach Wasser war. Es handelte sich um geweihtes Wasser, für Vampire so schlimm wie eine Säure. Während die anderen noch überlegten, wie sie die Schriftrolle da wohl rausbekommen würden, zuckte Lukas nur mit den Schultern und blickte zu dem Vampir links neben ihm. Es war Thomas. >>Hol die Kiste daraus, Thomas.<< Lukas Tonfall klang mehr wie die Bitte um einen Gefallen, doch wer ihn kannte, der wusste, das es nicht zu Lukas Charakter passte um einen Gefallen zu bitten.
      >>Aber Lukas, das ist Weihwasser<<, protestierte Thomas, obwohl er wusste, dass wohl kaum was bringen würde.
      >>Hol die Kiste daraus, Thomas.<< Es waren dieselben Worte, doch der Klang seiner Stimme war um ein vielfaches schärfer. Nun war es ganz gewiss keine Bitte mehr. Thomas wusste genau, dass er besser den Befehl ausführte. Oder er würde sterben. Lukas hatte klar gemacht, wie die Hierarchie aussah. Er war der Lord, Thomas nur ein Vampire. Zwar hochrangig, aber nicht unersetzbar. Es blieb ihm nichts anderes übrig als sich zu fügen.
      >>Jawohl, My Lord.<< Die Vampire traten alle einen Schritt zurück, nur Thomas stand noch direkt an der Kiste. Er atmete tief durch. Vor Jahrhunderten hatte er schon einmal Kontakt mit Weihwasser. Thomas konnte sich noch genau an den Schmerz erinnern. Und nun sollte er es wieder spüren. Er hob seine Hände und hielt sie über das Wasser. Noch einmal tief durchgeatmet und dann war es soweit, er tauchte seine Hände in das Wasser und griff nach der Rolle. Und seine Schmerzensschreie hallten durch die Gänge des Höhlensystems.

      Angst. Schmerz. Ungewissheit wo die Verfolger sind. Etwa eine Woche später nachdem Lukas und seine Vampire mit der unheiligen Schriftrolle die Höhle verlassen hatten, flüchtete nun dieser Vampir durch die dunklen Gassen eine Großstadt. Immer wieder drehte sich dieser Vampir, der als Spion für den Julia-Clan tätig war, um. Er hatte seine Verfolger schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, darum blieb er kurz stehen und lehnte sich an einen Müllcontainer. Der Dauerregen, der seit vier Tagen die Stadt heimsuchte, erfrischte ihn etwas. Als er sich mit seinem Informanten getroffen hatte, wartete bereits eine Todesschwadron des Terael-Clans auf ihn und sie eröffneten sofort das Feuer. Sie verschossen Pfeile mit Betäubungspistolen. Leider war kein Betäubungsmittel in den Pfeilen. Sondern Weihwasser. Die Flüssigkeit breitete sich nun in seinem Körper aus und bereitete ihm höllische Qualen. Seine einzige Chance war eine große Menge Blut, so dass sich sein Körper wieder regenerieren konnte. Leider war das Hauptquartier noch weit entfernt und er fing an sich zu fragen, wie er dies überleben sollte? Und, was ihn noch mehr interessierte, wie würde sein Clan von den Neuigkeiten erfahren, die er hatte? Die Informationen waren lebenswichtig für den Clan. Es ging um die Zukunft der Vampire. Und darum musste er weiter. Seine Nachricht musste das Ziel erreichen. Plötzlich ein Geräusch. Der Gejagte drehte sich um und erkannte am anderen Ende der Gasse zwei dunkle Gestalten, die aus dem Schatten traten und langsam auf ihn zukamen. Sie wussten, dass er schwer verletzt war. Er konnte ihnen nicht entkommen, darum beeilten sie sich auch nicht so sehr. Denn obwohl ihr Opfer sofort wieder losrannte, reichte ihr gemütliches Tempo aus um weiter aufzuholen. Darum konnte einer von ihnen den verwundeten Vampir auch wenig später mit einem Tritt in den Rücken von den Beinen holen. Der am Boden liegende Vampir versuchte noch krampfhaft auf seinen Knien zu entkommen, aber es war sinnlos. Die beiden Jäger stoppten ihn und einer von beiden zog bereits einen Pflock um es zu beenden. Aber gerade als er ausholen wollte, bohrte sich ein Holzpfeil in seine Brust und verfehlte das Herz nur knapp. Die zwei schauten sich um und sahen einen vierten Vampir, der zwei Etagen über ihnen auf einer Feuerleiter stand. Er warf die Armbrust weg und sprang nach unten. Unten angekommen, lief er einfach gerade aus weiter, als wäre er gerade mal von einer Teppichkante „gesprungen“. Seine beiden Hände griffen überkreuz in seinen Mantel und zogen jeweils einen Pflock heraus. Er ließ seine Augen rot leuchten und stellte sich den Mitgliedern von Teraels Todesschwadron zum Kampf. Hätten sie gewusst, dass dieser vierte Vampir David, der stellvertretende Lord des Julia-Clans, war, dann hätten sie nicht den Kampf sondern die Flucht gesucht. Sie waren keine Gegner für ihn. David rammte ihnen die Pflöcke in die Herzen noch bevor sie überhaupt einen Angriff starten konnten. Und eine Sekunde später kniete er neben seinem verletzten Kameraden. Obwohl seine Verletzung bereits anfing seine Sehkraft zu beeinflussen, erkannte er seinen Lord sofort und fing an zu lächeln. Er hatte es wirklich geschafft.
      >>Was ist hier geschehen, warum haben sie dich verfolgt?<<, fragte David besorgt, während er den Körper des Vampirs absuchte um herauszufinden wie er ihm helfen konnte.
      >>Sie haben mir Weihwasser verabreicht. Es breitet sich in mir aus.<< David hatte so etwas schon einmal gesehen. Darum hörte er auf zu suchen. Er wusste, es gab keine Rettung mehr. Nicht in der noch verbliebenen Zeit. >>Unsere Informanten teilten uns mit, dass Lukas und seine Leute einem Geheimnis auf der Spur wären<<, fuhr der Verletzte fort. >>Ein uraltes Geheimnis, dass schon fast in Vergessenheit geraten war, als die 7 auf die Erde kamen. Wir wollten wissen, woran Lukas da arbeitet. Du musst Julia informieren. Rette unseren Clan. Unsere Informanten opferten ihr Leben, um uns dies zu übermitteln.<< Das Weihwasser breitete sich immer weiter in seinem Körper aus. Es zerstörte die inneren Organe, der Großteil seines Inneren hatte sich bereits in Flüssigkeit verwandelt. Mit letzter Kraft drückte er David einen Zettel in die Hand. Ein kurzes, krampfhaftes Schütteln des Körpers und dann…. nichts mehr. Er war tot. Und schon in der nächsten Sekunde war von seinem Körper nur noch Staub übrig.
      David blieb noch kurz am Boden knien. Er trauerte dem Vampir nach. Er hatte ihn so gut wie nicht gekannt. Im Hauptquartier waren sie sich einige Male begegnet und hatten an zwei oder drei Einsetzbesprechungen teilgenommen. Das war’s. David kannte nicht mal seinen Namen. Aber das spielte keine Rolle. Er war ein Mitglied des Clans. Ein Bruder. So zu sterben hatte er nicht verdient. Doch warum musste er sterben? David hoffte, der Zettel würde ihm Antworten geben. Er stand auf und schlenderte die Gasse entlang während er den Zettel ließ. Als er fertig war, blickte er auf und war völlig entsetzt. Ein paar Wörter des Niedergeschriebenen hallten immer wieder durch seinen Geist. Blut eines der ersten 7. Erzdämon. Mächtiger als ein Erzengel. David steckte den Zettel in eine Tasche. Diese Neuigkeiten würden die Welt der Vampire erschüttern. Er malte sich aus, wozu dies alles führen konnte. Und das machte ihm Angst.
      Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er den jungen Menschen, der hinter einer Mülltonne lauerte, erst sah, als er mit einem Kruzifix in der einen und einem Pflock in der anderen Hand auf ihn zustürmte. >>Halt, Blutsauger! Wenn du dich ergibst, werde ich dich schnell und schmerzlos vernichten!<<
      David verdrehte die Augen. Er wusste nicht, dass dieser junge Mann zu einem geheimen Orden der Kirche gehörte und von einem Mann namens Jack Sloane angeworben wurde gegen Vampire zu kämpfen. Leider war dieser Mann noch nicht bereit für den Außendienst. Sloane wusste, dass aus diesem Mann eines Tages einer der besten werden konnte, doch er wusste auch, dass es bis dahin noch ein weiter Weg war. Doch der junge Mann war anderer Ansicht. Er wollte beweisen, dass er bereit war. Heute Nacht. Doch David erkannte ebenfalls, dass sein Gegner noch kein Gegner war. >>Geh nach Hause, Kleiner<<, sagte David in einem schon fast gelangweilten Tonfall. Er wollte ihn nicht töten. Erstens hielt er das für Kraftverschwendung und zweitens hatte er andere Dinge im Kopf. >>Ich bin nicht auf der Jagd. Heute Nacht bin ich für keinen Menschen eine Gefahr… Höchstens für dich wenn du mich nicht in Ruhe lässt.<<
      Aber der junge Soldat hörte nicht. Es sollte jetzt soweit sein. Sein erster Vampir. So würde er sich endlich Respekt in seinem Rekrutenjahrgang verschaffen. Hals über Kopf stürmte er los, bereit diesem Vampir den Pflock durchs Herz zu treiben, oder bei dem Versuch zu sterben. Doch anstatt den Vampir zu vernichten, vernichtete David den Enthusiasmus des Soldaten als er ihn mit einer einzigen Handbewegung außer Gefecht setzte und er unsanft zwischen Müllsäcken landete. Bis auf den einen oder anderen blauen Fleck würde Davids Aktion keine Spuren bei dem jungen Mann zurücklassen. Sein Selbstbewusstsein jedoch würde noch längere Zeit brauchen um zu heilen. Aber damit konnte sich David jetzt nicht auseinandersetzen. Nicht nur weil es ihm egal war, er musste auch so schnell wie möglich zu Julia. Er konnte nur beten, dass sie wusste was nun zu tun war. Denn er wusste es nicht. >>Ich sagte doch, geh nach Hause, Kleiner<<, flüsterte David dem niedergeschlagenen Soldaten zu. >>Und verbringe viel Zeit mit denen, die du liebst. Die Welt befindet sich an seinem Wendepunkt. Und ich weiß nicht, was uns bevor steht.<<
      Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
      Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
      Vaya con dios, Slayer.

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        #4
        Sooooo, bitte sehr, das 4. Kapitel.

        Das Feuer des Kamins brannte mit voller Stärke. Trotzdem lag ein Großteil der Bibliothek in der Dunkelheit. David stand noch gerade so im erleuchteten Teil des großen Zimmers. Seine Arme waren verschränkt und sein Blick nach unten gerichtet. Immer wieder dachte er daran, wie der Vampir vor etwas weniger als einer Stunde gestorben war. Und vor allem dachte er daran, was er durch ihn erfahren hatte. Es machte ihm Angst. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes stand ihnen bevor. Gleichzeitig jedoch konnte es so etwas wie das goldene Zeitalter des Vampirvolkes einläuten. Welche dieser beiden Möglichkeiten letzten Endes eintreten würde hing ganz von den nächsten Entscheidungen ab. Und eine davon hatte nun Julia, Clanoberhaupt und Angehörige der ersten 7, zu treffen. Sie stand direkt am Feuer des Kamins und hatte soeben den Bericht ihres Stellvertreters gehört. Nun las sie sich den Zettel durch, für den einer ihres Clans sein Leben gelassen hatte. Nach kurzer Zeit blickte Julia auf, zerknüllte das kleine Stück Papier und warf es ins Feuer. Sie brauchte es nicht mehr, sie hatte genug Informationen. Informationen, die sie nun verarbeiten musste. Julia ordnete die Neuigkeiten und zog ihre Schlussfolgerungen. Und dabei verfinsterte sich ihr Blick immer weiter. >>Terael! Und Lukas!<<, zischte sie. >>Wenn das wahr ist, dann arbeiten die beiden daran, dass Gleichgewicht der Kräfte empfindlich zu stören.<< Sie knirschte mit den Zähnen und ballte ihre Hände. Wut und Zorn kamen in ihr hoch.
        Mit den ersten Worten, die in diesem Raum seit Davids Bericht gesprochen wurden, riss Julia ihre rechte Hand David aus seinen Gedanken. Sein Blick war ebenso sorgenerfüllt wie der von Julia. >>Sollten die zwei ihr Ziel erreichen, wird der Clan Teraels erheblich an Macht gewinnen. Sie werden niemanden mehr fürchten müssen und niemand kann sie dann noch daran hindern, unsere Gesetze zu brechen.<<
        Julia schnaubte. David hatte zweifelsohne Recht. Ein Clan, der so stark war, dass er sich vor keinen Konsequenzen fürchten musste, konnte alles tun was er wollte. Trotzdem hatte David etwas vergessen, das Problem ging noch viel tiefer. Eine solche Situation hatte es in all den Jahrtausenden niemals gegeben. Nicht einmal die Ereignisse, die zur Vernichtung des Azrael-Clans vor 300 Jahren durch Teraels und Lukas Armeen führten, kamen auch nur ansatzweise an diese neue Krise heran. >>Mehr als das<<, meine Julia. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet. Und trotzdem sah sie so gut wie nichts in diesem Raum. Sie blickte in die Zukunft und stellte sich vor, was hier noch alles passieren konnte. Und was sie in ihrer Vorstellung sah, erschreckte sie dermaßen, dass sie zusammenzuckte. Sie schloss kurz die Augen. Als Julia sie wieder öffnete, sah sie nicht mehr die Zukunft sondern wieder die Bibliothek vor sich. Sie blickte nun David in die Augen. >>Dies könnte in einer Katastrophe enden. Vielleicht steht uns ein zweiter Krieg der Vampire bevor... Die Lords müssen davon erfahren. Benachrichtige die Clans. Ich berufe eine Zusammenkunft ein... Hoffen wir, dass sie ein besseres Ende nimmt als die letzte.<< Kaum hatte sie dies gesagt, da wurde ihr Blick wieder trübe. Doch diesmal blickte sie nicht in eine mögliche Zukunft, sondern in die Vergangenheit. Ihre Gedanken reisten zurück. 300 Jahre zurück zu der Steilklippe, an dem der erste Krieg der Vampire begonnen hatte.

        Es war Nacht, aber der Vollmond erhellte den höchsten Punkt der Steilklippe so sehr, dass selbst ein Mensch alles gesehen hätte. Die Brandung donnerte immer wieder gegen die Felsen etliche Meter unter den dort versammelten Vampiren. Es war eine Zusammenkunft der Clan-Lords. Diese Zusammenkünfte dienten dazu Entscheidungen zu treffen oder Informationen auszutauschen, die nicht nur einen sondern alle Clans betrafen. Früher gab es solche Zusammenkünfte einmal im Jahr. Doch im Laufe der Zeit entfernten sich die ersten 7 immer mehr von einander. Das einstige Band, das durch den gemeinsamen Kampf gegen die Heerscharen des Erzengels Michael zwischen ihnen bestand, war immer dünner geworden und war schließlich ganz verschwunden. So kam es, dass diese Zusammenkunft zu Beginn des 18. Jahrhunderts erst die dritte im gesamten Jahrtausend war. Lord Azrael hatte sie einberufen. Jeder der ersten 7 kam mit seinem Stellvertreter und zwei Leibwächtern. Diese 7 Vierergruppen bildeten auf der Steilklippe einen Kreis. Nachdem schließlich auch die letzte Gruppe eingetroffen war, ging Azrael, der zu solchen Gelegenheiten stets seine alte Rüstung einschließlich Helm trug, in das Zentrum des Kreises. Er blickte sich um und war leicht nervös. Er hatte einen Vorschlag zu machen. Und dieser Vorschlag war revolutionär – gelinde gesagt. >>Ich danke den Lords der Clans, dass sie meiner Einladung gefolgt sind. Als Initiator erkläre ich diese Zusammenkunft als eröffnet.<< Seit Anbeginn der Zusammenkünfte hatte jede einzelne von ihnen mit diesen Worten begonnen. Azrael ehrte die Tradition und deutete eine leichte Verbeugung an. Dann verließ er die Mitte des Kreises und stellte sich auf die Außenlinie neben seine Stellvertreterin Katherine und seine zwei Leibwächter. Dann fuhr er fort. >>Ich habe euch hierher gebeten, weil wichtige Entscheidungen zu treffen sind. Die Zukunft des Vampir-Volkes könnte sich heute Nacht in eine nie da gewesene Richtung entwickeln.<<
        Sofort mischte sich Terael ein. Er und Azrael waren schon während ihres gemeinsamen Kampfes im Krieg der Engel selten einer Meinung gewesen. Und seit sich die Clans immer weiter von einander entfernten und eigene Wege gingen war es keinesfalls besser geworden. Im Gegenteil, die beiden Clans und besonders die zwei Lords waren schon keine Konkurrenten mehr. Sie waren schon fast Feinde. >>Wovon redest du da?<<, fragte Terael. >>Was für Entscheidungen? Die Ordnung der Dinge ist gut so wie sie ist.<<
        Azrael lächelte schief unter seinem Helm. Er hatte schon damit gerechnet, dass Terael der erste sein würde, der sich gegen seinen Vorschlag stellen würde. Aber das war ihm egal, Hauptsache die anderen Lords hörten ihm zu. >>Das denke ich nicht. Seit Jahrtausenden sind wir auf der Erde. Wir sind vor Gottes Zorn geflüchtet. Wir ernähren uns von menschlichem Blut und nehmen deren Leben. Ich finde, es ist an der Zeit, dass sich etwas ändern muss.<<
        >>Und was?<<, fragte Ruth neugierig. Ruth war schon immer eine Opportunistin. Ihr war vollkommen egal auf wessen Seite sie stand solange es ihr weiterhalf. Also beschloss sie erst mal alles in Ruhe anzuhören.
        Azrael wartete einige Sekunden. Nun kam der Grund für diese Zusammenkunft, die Grundidee seiner Reform. Und er ahnte, die nächsten Worte würden für viel Unruhe sorgen. >>Nun, ich denke, es gibt auch andere Wege sich zu ernähren. Ohne Menschen töten zu müssen.<< Und Azrael behielt Recht. Kaum hatte dies ausgesprochen, da wurde es plötzlich unruhig. Die Lords redeten mit ihren Stellvertretern, es wurden, was vorher noch nie passiert war, sogar einige Worte zwischen Mitgliedern verschiedener Clans gewechselt. Einzig und alleine die Leibwächter blieben still und überließen diese Diskussion lieber den Lords. Nach einer Weile erhob schließlich wieder einmal Terael seine Stimme um das allgemeine Getuschel zu übertönen. Auch wenn kaum ein Clan eine besonders gute Beziehung zu Terael hatte, so respektierten sie ihn doch, sowohl wegen seiner Leistungen im Krieg der Engel als wegen der Größe seines Clans, denn er und Azrael hatten die beiden größten. Mit einem Mal war es ruhig und nur Terael war zu hören.
        >>Ohne Menschen töten zu müssen? Sollen wir, die wertvollste Spezies auf diesem Planeten, etwa von Tieren leben?<< Er hatte ausgesprochen, was die meisten hier dachten. Allgemeines Kopfnicken und Laute der Zustimmung folgten auf seine Äußerung.
        >>Ich wüsste nicht, was so schlimm daran wäre<<, konterte Azrael. Er trat einen Schritt nach vorne, leicht in den Kreis hinein und schlenderte leicht auf und ab, blieb dabei aber stets im Bereich seines Clans. Nicht nur weil es die Regeln der Zusammenkunft forderten, sondern auch, weil sonst die Leibwächter nervös geworden wären, sowohl die anderen als auch die eigenen. >>Ich weiß nicht, ob Gott uns jemals vergeben wird, aber eines ist klar: ich bete, dass er uns vergibt. Wenn ihr das auch wollt, solltet ihr vielleicht auch darüber nachdenken, mit den Menschen in Frieden zu leben.<<
        >>Du willst, dass Gott dir vergibt?<< In Teraels Stimme spiegelte sich seine ganze Abscheu wieder. Er und Azrael waren gewiss keine Freunde und in den letzten Augenblicken war er sogar noch tiefer in seinem Ansehen gefallen. Denn nun übertrug Terael seinen ganzen Hass, den er den Menschen und auch Gott gegenüber verspürte, auf den ehemaligen Erzengel. Und dieser Hass kannte kaum eine Grenze. >>Azrael, ich habe mich schon immer gefragt, warum Luzifer ausgerechnet dich zu seinem Stellvertreter gemacht hat. Du warst schon damals viel zu sanft für so ein dreckiges Geschäft wie den Krieg. Und dies ist der Beweis.<<
        Nun mischte sich Katherine ein. Sie war Azraels rechte Hand. Kein anderer Vampir war seinem Lord gegenüber so loyal wie Katherine. Sie vergötterte Azrael. Auch sie hatte Bedenken wegen den Plänen ihres Lords gehabt, doch er hatte sie überzeugt. Warum gelang es ihm nicht auch bei den Lords? >>Warum bist du so erregt? Azrael hat nur einen Vorschlag gemacht. Wenn du nicht willst, musst du dich nicht danach richten und die Angelegenheit ist erledigt.<<
        >>Oh nein.<< Terael schüttelte mit dem Kopf. Er ballte seine Hände. Immer wieder erschien Isabelles Gesicht vor seinen Augen. Fassungslos über Azraels Vorschlag verwandelte sich seine Stimme in ein hasserfülltes Knurren. >>Erledigt ist sie noch lange nicht.<<
        Lukas fühlte, dass sein Lord langsam die Kontrolle verlor. Zu viele Emotionen konnten die anderen Lords dazu bringen, nicht mehr auf ihre Einwände zu hören, also sah er sich gezwungen einzugreifen. Und er sprach das aus, was Terael ebenfalls gesagt hätte, wenn er in dieser Situation rationaler gewesen wäre. >>Eines unser heiligsten Gesetze ist, dass Gott und seine Engel unsere Todfeinde sind. Zu wollen, dass Gott uns vergibt, uns erlöst, kommt einem Verrat gleich.<<
        >>Er hat Recht.<< Lukas Worte erfreuten Terael. Er war immer wieder froh darüber, wie ähnlich sie dachten. Darum war er ihm stets ein guter Stellvertreter und Ratgeber. Lukas Argumente drangen seine eigenen Beweggründe in den Hintergrund. Denn es war egal, ob er wegen der Gesetze der Vampire oder wegen seiner eigenen Vergangenheit gegen Azraels Vorschlag war, das Resultat war das gleiche. Und das Resultat war ein Antrag, der vorher noch niemals in der Vampirgeschichte gestellt worden war. >>Und als Lord stelle ich darum den Antrag, Azrael des Hochverrats anzuklagen und gemäß unseren Gesetzen zu vernichten. Die Streitkräfte des Azrael Clans werden danach auf die übrigen Clans verteilt.<<
        >>Ich muss mit dir reden. Alleine!<< Azrael war enttäuscht. Als er sich auf diese Zusammenkunft vorbereitet hatte, zog er es bereits in Betracht, dass so etwas passieren konnte, doch das tatsächlich ein Lord dies forderte, damit hatte er nicht gerechnet. Bevor es also zur Abstimmung kam, wollte er noch einmal mit Terael reden. Denn er fühlte, dass es hier um mehr ging als die buchstabengetreue Einhaltung ihrer heiligen Gesetze. Aber dies musste er unter vier Augen besprechen. Azrael entfernte sich von der Gruppe, Terael schüttelte noch einmal mit dem Kopf, folgte ihm dann aber doch. Sie gingen außer hörweite der anderen. Dafür mussten sie auf Grund der scharfen Sinne eines Vampirs eine relativ große Strecke zurücklegen. Als sie schließlich eine angemessene Entfernung erreicht hatten, blieb Azrael stehen und sah Terael tief in die Augen. >>Das gefällt dir, nicht wahr Terael? Diese Anklage hat doch nichts mit unseren Gesetzen zu tun. Das ist nur ein Vorwand. Dein eigentliches Ziel ist doch, meinen Clan auszuschalten, der einzige Clan, der es mit deinem aufnehmen kann. Du willst doch nur einen Konkurrenten loswerden.<<
        Terael schnaubte abfällig. >>In erster Linie will ich Luzifer dienen. Ich fühle mich noch immer an den Treueschwur ihm gegenüber gebunden.<< Terael betrachtete seinen Gesprächspartner von oben bis unten. Und er fühlte immer mehr, wie sehr dieser Vampir in anwiderte. Einst war Azrael Luzifers Stellvertreter. Wie konnte ausgerechnet er den Treueschwur so schnell vergessen? >>Sowie sich mir eine Gelegenheit bietet, werde ich ihn aus dem Fegefeuer befreien. Deine Zukunftsvorstellungen von Versöhnung und Vergebung nutzen dabei nichts. Und was nicht nutzt, kann nur schaden. Darum bist du gefährlich und musst aufgehalten werden.<<
        Mit großen Augen starrte Azrael seinen Widersacher durch die Sichtschlitze seines Helmes an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade hörte. >>Du willst noch immer Luzifer auf den Thron setzen? Verdammt, dass ist schon so lange her, wir haben jetzt ganz andere Probleme! Wenn du noch immer dieses Ziel verfolgst, nach so vielen Jahrtausenden, bist du noch gefährlicher als ich dachte.<< Wie konnte er nur an einem Vorhaben festhalten, das bereits vor Jahrtausenden kläglich gescheitert war? Es musste noch einen anderen Grund geben als einen Treueschwur. >>Es geht um Isabella, nicht wahr?<<
        Von einer Sekunde war sie wieder da, die Wut, die er schon vor einigen Minuten gespürt hatte, nur diesmal noch heftiger. Terael machte einen Schritt auf Azrael zu, packte ihn mit der linken Hand am Kragen und mit der rechten machte er eine drohende Bewegung. Hätte Terael nicht befürchtet, dass Azrael als ehemaliger Erzengel stärker als er war, er hätte ihn hier uns jetzt gefordert. >>Wage es nicht, ihren Namen auszusprechen!<< Dann ließ er Azrael los und ging mit großen Schritten zurück zur Zusammenkunft. Azrael wollte noch etwas sagen, aber er spürte, dass es keinen Zweck mehr hatte. Terael würde seinen Antrag nicht zurückziehen, nun würde die Abstimmung der Lords alles Weitere entscheiden. Etwas niedergeschlagen folgte er Terael zurück zu den anderen. Die beiden nahmen ihre Positionen auf der Außenlinie des Kreises wieder ein. >>Also<<, sagte Terael nachdem er knapp aber erfolgreich eine Träne unterdrücken konnte, >>ich beantrage, Azrael anzuklagen und zu verurteilen. Wer unterstützt den Antrag?<< Nun ging es im Uhrzeigersinn reihum, beginnend mit dem Lord links neben Terael. Erst musste Ruth ihre Entscheidung mitteilen, dann folgten Daniel, Kamiel, Sara und Julia. Teraels Entscheidung als Antragssteller stand ja fest und Azrael als Antragsgegner war nicht berechtigt eine Wahl zu treffen.
        >>Ich bin dafür.<<
        >>Ich bin dagegen.<< Daniels Entscheidung sorgte erneut für kurze Unruhe, aber bereits nach sein oder zwei Sekunden ging die Abstimmung mit Kamiel weiter.
        >>Ich bin dafür.<<
        >>Ich bin dafür.<<
        Nun fehlte nur noch Julias Stimme. Und für Azrael war es klar, wie seine beste Freundin abstimmen würde. >>Ich enthalte mich.<<
        >>Julia!<< Hätte er nicht seinen Helm aufgehabt, so hätten sie alle Azraels entsetztes Gesicht gesehen. Er hatte für diese Nacht mit einer Menge gerechnet, doch nicht damit. Seine beste Freundin, mit ihr war er durch die Hölle des Krieges gegangen. So viel hatten sie durchgemacht. Und nun verriet sie ihn. Warum? Er bekam aber jetzt keine Antwort, denn Terael hatte als Antragssteller nun am Ende der Abstimmung wieder das Wort.
        >>Ruhe! Damit ist es entschieden. Vier Stimmen dafür, eine dagegen und eine Enthaltung. Katherine, ich fordere die Herausgabe deines Lords und die Kapitulation deines Clans.<<
        Azrael schüttelte mit dem Kopf. Wie konnte Julia dies nur tun? Aber es nutzte ja nichts darüber weiter nachzudenken. Er drehte sich kurz zu Katherine, nickte ihr anerkennend für all ihre Dienste zu und fing an in Richtung Terael zu gehen, geradewegs in Richtung Schafott. Doch plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn zurück. Es war Katherines Hand. Sie zog ihn zurück auf die Außenlinie des Kreises und stellte sich stattdessen vor ihn. >>Niemals!<< Katherines lautstarke Äußerung machte ganz deutlich, was sie von Teraels Forderung hielt. >>Wir werden Azrael nicht ausliefern.<<
        Azrael beugte sich leicht zu Katherine nach vorne und mit sanfter, väterlicher Stimme versuchte er seine Stellvertreterin von einer großen Dummheit abzuhalten. >>Katherine, tu das nicht.<<
        Der weibliche Vampir mit dem Gesicht einer Frau, die gerade mal 18 Jahre sein konnte, drehte sich leicht nach hinten. >>Nach den Gesetzen ist das nicht deine Entscheidung.<< Damit war das Thema für sie beendet. Sie würde jedem Befehl Azraels blind gehorchen. Es sei denn er wäre in Gefahr. Dann hätte sie alles getan um ihn zu retten, sie hätte ihn sogar bekämpft. Azrael wusste das. Und er wusste auch, dass sie Recht hatte. Es war nach den Gesetzen wirklich nicht seine Entscheidung. Also fügte er sich dem Willen Katherines.
        >>Du weißt, dass dies ein Grund für einen Krieg ist<<, erklärte Terael in einem ruhigen aber dennoch beängstigenden Tonfall. >>Das könnte in einem Desaster enden, nicht nur für euren Clan.<<
        Katherine wusste dies natürlich. Trotz aller Reibereien zwischen den Clans hatte es noch nie einen Krieg unter den Vampiren gegeben. Aber es gab für sie alle keinen anderen Weg. >>Du forderst die Einhaltung der Gesetze<<, stellte Katherine fest, obwohl auch sie wusste, dass Terael nicht nur deswegen so handelte. >>Das tue ich. Unser oberstes lautet: „Wir leben und wir sterben für unseren Clan.“ Und somit für unseren Lord. Wenn das Krieg bedeutet, dann ist es so.<<
        Terael lächelte diabolisch. Endlich eine Gelegenheit, den Clan Azraels, seinen größten Konkurrenten, auszuschalten. Und wenn er diesen Krieg gewann, würden sich die anderen niemals gegen ihn stellen. Das hieß, wenn er eines Tages Luzifer aus der Hölle befreite und erneut gegen Gott ins Feld zog, dann würden sie anderen Clans ihm helfen. Denn sie würden Angst haben sich gegen ihn zu stellen. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg. >>Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ihr damit in Gang gesetzt habt!<<

        Terael sollte Recht behalten. Der erste Krieg der Vampire endete in einem Massaker. Tausende Anhänger des Azrael-Clans wurden von Lukas Armee ausradiert und auch Azrael selbst fiel dem Krieg zum Opfer. Und obwohl sie den Krieg gewannen so brauchten Teraels Leute Jahrzehnte um sich von dem Krieg zu erholen und die Verluste auszugleichen. Es war für sie gar nicht so leicht so viele Menschen zu verwandeln ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Denn einen Krieg gegen die Menschen konnten sie sich damals keinesfalls leisten. Damals vor 300 Jahren nicht und heute auch nicht. Julia jedoch dachte jetzt viel mehr an einen weiteren Krieg der Vampire. Sie erinnerte sich, wie die letzte Zusammenkunft auf jener Steilklippe vor 3 Jahrhunderten endete. Und darum hatte sie jetzt nur einen Wunsch. Einen Wunsch der so groß war, dass sie ihn an jemanden richtete, mit dem sie seit einer Ewigkeit nicht mehr geredet hatte. >>Bitte, Gott, lass diese Zusammenkunft besser enden als die letzte.<<

        Zwei Tage später sollte Julia herausfinden, ob Gott ihr Gebet erhört hatte. Die erste Zusammenkunft seit 300 Jahren fand in einer verlassenen Lagerhalle statt. Das Mondlicht fiel durch die teilweise zerstörten Fenster und spiegelte sich im Regenwasser, das sich nach dem schlechten Wetter der letzten Tage auf dem Boden angesammelt hatte. Das Tor der Halle stand weit offen. Scheinbar rechneten die Vampire so spät in der Nacht nicht mit ungebetenem Besuch. Und sechs pechschwarze Limousinen der verschiedensten Automarken parkten unweit des Tores. Vor 300 Jahren waren die Lords noch mit Pferdekutschen gekommen. Und damals waren es noch sieben Clans, heute nur noch sechs. Doch das waren die einzigen Unterschiede. Ansonsten verlief diese Zusammenkunft genau wie alle anderen davor: der Clan-Lord, sein Stellvertreter und zwei Leibwächter nahmen ihre Position ein und bildeten so zusammen mit den Repräsentanten der anderen Clans einen Kreis. Julia hatte dieses Treffen einberufen, darum stand sie zu Beginn im Zentrum des Kreises. Und genau wie Azrael vor 300 Jahren eröffnete sie die Zusammenkunft nach dem alten Brauch. >>Ich danke den Lords der verbliebenen Clans, dass sie meiner Einladung gefolgt sind. Als Initiatorin erkläre ich diese Zusammenkunft als eröffnet.<< Nach dem traditionellen Eröffnungsspruch verließ Julia die Mitte den Kreises und stellte sich neben David. Nun folgte ihre Erklärung dafür, weshalb sie so überraschend und so dringend alle Lords hier sehen wollte. >>Tapfere Soldaten sind gestorben, um uns etwas mitzuteilen. Etwas über ein uraltes Geheimnis, an dessen Entschlüsselung Lukas, Teraels Stellvertreter, fieberhaft arbeitet. Also, Lukas, Terael, wollt ihr die Versammlung der Lords unterrichten oder soll ich das tun?<<
        Innerlich fluchten die beiden. Dass die anderen Clans auf diese Weise davon erfuhren, war nicht geplant. Allerdings waren sie mit der Schriftrolle an einem toten Punkt angelangt. Sie hatten alles erfahren, was sie wissen mussten. Doch den noch fehlenden Bestandteil, den sie zur Erfüllung ihres Traumes noch brauchten, konnten sie nur von einem anderen Clan bekommen. Also machten sie jetzt das Beste daraus und offenbarten, woran sie gerade fieberhaft arbeiteten. Mit einem simplen Kopfnicken bedeutete Terael, dass Lukas alles nötige erörtern sollte. >>Meine Leute und ich haben von diesem Geheimnis erfahren, als wir eine alte Schriftrolle entdeckten<<, begann Lukas mit einem selbstgefälligen Grinsen die Erklärungen. Er hatte von der Schriftrolle erfahren, er hatte sie organisiert, er hatte sie entschlüsselt. Lukas war mehr als mit sich zufrieden und zeigte das auch offen. >>Sie wurde anscheinend von Luzifer auf der Erde versteckt, für den Fall, dass seine Rebellion gegen Gott fehlschlägt. In dieser Schriftrolle ist eine Möglichkeit beschrieben, wie jeder Dämon stärker werden kann, als die höchsten Erzengel. Alles, was nötig ist, ist das Blut eines Dämons, der als Engel geboren wurde. Das Blut eines der ersten 7. Also, bald können die gefallenen Engel den Himmel erobern und Luzifer auf den Thron setzen, der ihm zusteht. Und, welcher der ersten 7 erklärt sich freiwillig bereit, etwas Blut zu spenden?<<
        Wieder einmal wurde es unruhig in diesem Zirkel. Doch diesmal war nicht annähernd soviel Empörung dabei wie damals als Azrael seinen berüchtigten Vorschlag gemacht hatte. Diesmal war es mehr so was wie Neugierde. Man fragte sich, was so ein mächtiger Dämon wohl alles tun könnte? Was für Fähigkeiten hatte er? Und was könnten sie mit diesen Kräften alles erreichen? Konnten sie die Welt beherrschen? Oder vielleicht sogar den Himmel? Sie alle spekulierten darüber, Julia jedoch dachte vielmehr über etwas anderes nach. >>Lukas, du beleidigst uns!<< Julias empörte Stimme brachte wieder Ruhe und Ordnung in die Versammlung, denn jeder wollte wissen, worauf sie hinauswollte. >>Du bist zwar durch dein hohes Alter zum Lord ernannt worden, doch du bist keiner der ersten 7. Wenn du glaubst, du könntest einen der 7 belügen, dann hast du dich aber sehr geirrt.<<
        Nun verschwand das Grinsen von Lukas Gesicht. Er fühlte sich persönlich angegriffen. Niemand durfte es wagen, seine erbrachten Leistungen zu kritisieren. Wofür hielt sich diese Julia eigentlich? Er hätte sie am liebsten mit dem Schwert zurechtgewiesen. Doch das hätte ihn und sein Vorhaben kein Stück weiter gebracht und nur die anderen Lords davon abgehalten, das noch fehlende Puzzle-Teil zu liefern. >>Erstens bin ich nicht irgendein Vampir, der nur wegen seines Alters zum Lord wurde<<, protestierte Lukas ein wenig eingeschnappt. >>Ich war es auch, der den Feldzug anführte, der vor 300 Jahren den Clan Azraels ausradierte. Azrael wollte in Frieden mit den Menschen leben. Er hoffte so auf Gottes Vergebung. Ich war es, der das Volk der Vampire von diesem Verräter befreit hat. Also überleg lieber, was du zu mir sagst! Und zweitens weiß ich gar nicht, wovon du redest. Warum lüge ich denn?<<
        >>Wenn ihr nur ein wenig Blut brauchen würdet<<, erklärte Julia mit ruhiger Stimme, >>dann hätte Terael doch schon etwas von seinem Blut an seine Soldaten verteilt und er hätte bereits eine Armee von Erzdämonen um sich. Ihr braucht mehr als ein wenig Blut, oder?<<
        Ihr schöner Plan zerfiel vor Lukas innerem Auge und auch Terael sah sich gezwungen, nun mit der Wahrheit rauszurücken, das passte ihm gar nicht, aber eine andere Möglichkeit hatten sie jetzt nicht. Eigentlich wollten sie einen freiwilligen Lord finden, so tun, als würde Terael nur ein bisschen Blut wollen aber in Wirklichkeit hätte er das gesamte Blut des Lords ausgesaugt. Dies ging dank Julias Scharfsinn nicht mehr. Aber vielleicht würde sich ja doch einer opfern. Vielleicht… >>Du hast leider recht<<, begann Terael. >>Um einen Vampir in einen Erzdämon zu verwandeln, muss er schon all das Blut eines der ersten 7 trinken. Und das würde keiner von uns überleben. Also frage ich euch, wer von euch opfert sich? Denkt daran, wir brauchen nur einen Erzdämonen, damit dieser eine ganz neue Art von Vampiren erschafft. Es muss sich nur einer opfern, damit wir unser Ziel von einst doch noch erreichen. Vergesst nicht, jeder von uns hat damals Luzifer ewige Treue geschworen.<< Für eine Sekunde hatte Terael wirklich geglaubt, einer der anderen würde sich eventuell opfern. Doch da hatte er sich sehr geirrt.
        >>Du hast da etwas übersehen<<, meinte der Clan-Lord Kamiel. >>Wenn sich einer von uns opfert, dann wird er sterben und wird in die Hölle verbannt. Wir führen dieses Leben nur aus dem Grund, weil keiner von uns damals in die Hölle wollte. Glaubst du, das hat sich geändert?<<
        >>Außerdem führen wir hier ein gutes Leben<<, fügte Ruth hinzu. >>Warum sollten wir dies aufgeben?<<
        Es war eindeutig, dass Terael hier niemanden finden würde, der sein Leben gab um einen Erzdämon zu schaffen. Die Lords fanden es zwar schade, dass sie wohl nie über die Macht eines solchen Dämons verfügen würden, aber dafür blieben sie am Leben. >>Die beiden haben Recht.<< Nun übernahm wieder Julia das Reden. Sie sah Terael förmlich an, dass sein Traum wie eine Seifenblase zerplatze. >>Luzifers Kampf ist schon lange nicht mehr der unsrige. Und noch etwas: wer soll denn der Auserwählte sein, der als erstes zum Erzdämon wird? Jeder Vampir gehört zu einem Clan, wer auch immer der Auserwählte sein wird, sein Clan würde unglaublich viel Macht erlangen. Niemand von euch kann mir erzählen, dass er diese Macht mit den anderen Clans teilen würde. Das würde den Frieden, der seit 300 Jahren zwischen den Clans herrscht, gefährden.<<
        Lukas und Terael blickten sich an. Sie kannten sich schon so lange. Sie wussten, wie der andere dachte. Und in diesem Moment wussten sie, ihr Plan war gescheitert. Und darum gab es nur noch eines zu tun: sie gingen weiter zu Plan B. >>Du irrst, der Frieden ist nicht gefährdet<<, sagte Lukas emotionslos. >>Er ist bereits vorbei.<< Kaum hatte er dies ausgesprochen, da zogen er und die beiden Leibwächter seines Clans ihre Waffen - Armbrüste und Schwerter. Einer von ihnen schoss einen Pfeil auf Julia ab. Er flog geradewegs auf ihr Herz zu. Aber ihr Stellvertreter David stellte sich in die Flugbahn. Der Pfeil bohrte sich in seine Schulter und die Spitze kam auf der anderen Seite des Körpers wieder heraus. Schmerzerfüllt griff er sich an seine Schulter. Aber das Herz wurde verfehlt, also würde diese Wunde bereits in wenigen Stunden wieder vollkommen genesen sein. Sein Leben war nicht verloren. Die Situation aber schon. Denn nun zogen plötzlich alle Anwesenden die Waffen. Leibwächter und Lords gleichermaßen bedrohten jeweils die anderen Clans, jeder zielte auf jeden und sie alle waren bereit, sofort loszustürmen und sich gegenseitig umzubringen. Doch bevor es soweit kam, war es wieder Julia, die David etwas abstützte, die mit ihrer Stimme wieder etwas Ruhe in die Situation brachte.
        >>Hört auf, dies kann keiner von uns gewinnen. Wir sollten uns zurückziehen.<<
        Einen Moment lang geschah nichts. Dann aber fingen die Vampire an, ihre Waffen zu senken und den Kampf auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Nichts desto trotz, Lukas machte ganz klar, dass der 300 Jahre alte Frieden nun vorbei war. >>Ich glaube, du hast Recht. Für den Moment ist die Sache unentschieden. Doch vergesst nicht: Ab sofort herrscht Krieg!<<
        Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
        Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
        Vaya con dios, Slayer.

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          #5
          Kapitel 5

          Kevin Fischer tanzte jetzt schon 2 Stunden ohne Pause. Die Stimmung heute in der Disco war einfach unglaublich und der DJ übertraf sich mit jedem Lied neu. Die Gäste waren alle gut gelaunt, klatschten zum Takt, pusteten in ihre Trillerpfeifen und verwandelten die Tanzfläche in eine anscheinend nicht mehr enden wollende Party. Dies war genau Kevins Welt. Er war so froh, dass man ihn vor 50 Jahren in einen Vampir verwandelt hatte. So war sein Körper und sein Geist heute noch so frisch, dass er dies alles miterleben konnte. Und es hatte noch einen riesigen Vorteil: Alkohol machte ihm nur einen Bruchteil so viel aus wie den Menschen um ihn herum. Er konnte jeden unter den Tisch trinken. Und als er jetzt in Richtung Theke startete, hatte er schon sein nächstes Opfer im Blick: eine junge 21jährige. Ihm war aufgefallen, dass sie in recht kurzer Zeit jetzt schon ihren dritten Tequila runterkippte. Sie war zweifelsohne daran interessiert, sich heute so richtig abzuschießen. Weshalb war Kevin relativ egal. Hauptsache, er würde sie am Schluss völlig betrunken mit nach Hause nehmen… Ob nun um ihr Blut zu trinken oder doch „nur“ für Sex war ihm ebenfalls egal. Jedenfalls freute er sich schon auf das Ende der Nacht. Doch bevor er für beide einen Kurzen bestellen konnte, vibrierte sein Handy. Er hatte eine SMS erhalten. Zuerst stöhnte er genervt, aber als er den Absender erkannte, wurde er etwas nervös. Jedes Mitglied seines Clans hatte diese Nummer, aber noch nie hatte einer von ihnen eine Mitteilung von dieser Nummer erhalten. Noch nie. Noch vor 300 Jahren begann der Krieg der Vampire nur schleppend. Es dauerte einige Zeit bis der Befehl, den Clan Azraels bis zum letzten Vampir auszulöschen, in alle Winkel der Welt getragen worden war. Heutzutage war dies natürlich anders. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel hatte noch in derselben Nacht jede Gruppe eines jeden Clans an jedem Ort der Welt die neuen Befehle erhalten. So auch Kevin. Er las sich die SMS durch: „Krieg. Soldaten anderer Clans töten, nach Möglichkeit einen der ersten 7 gefangen nehmen.“ Es passte alles in eine einzige SMS. Nur 89 Zeichen reichten aus um Kevins Welt zu erschüttern. Aber er war ein Vampir. Gut trainiert und treu dem Clan gegenüber. Für ihn gab es jetzt nur eines zu tun: raus hier und sich mit seiner Gruppe treffen. Kevin drehte sich auf den Fersen um und stürmte schon fast in Richtung Ausgang. Der direkteste Weg war quer über die Tanzfläche. Als er gerade die Hälfte hinter sich hatte, blieb er erneut stehen. Wieder hielt ihn etwas auf, nur diesmal war es nicht sein Handy, es war etwas anderes. Etwas lag in der Luft – wortwörtlich. Er hob leicht den Kopf und schnüffelte. Da war etwas, er roch… er roch einen anderen Vampir. Jeder Clan und sogar jeder Vampir hatte einen ganz eigenen Geruch. Und diesen speziellen Vampir kannte er nicht. Aber den „Clan-Geruch“ konnte er ohne Probleme zuordnen. Und es war der Geruch eines anderen Clans. Und damit ein Feind. Leicht nervös drehte sich Kevin im Kreis. Wo war der Gegner? Nun, zu wenigstens dies sollte Kevin schon bald herausfinden.
          Kevin Fischer erblickte einen anderen Vampir oben auf der Box, die man auch als Tanzfläche missbrauchen konnte. Rechts und links von ihm tanzten junge Leute bis zum umfallen, nur er stand völlig regungslos da, seine Sonnenbrille und sein langer schwarzer Mantel passten nicht zu der grellbunten Technowelt um ihn herum. Und weder er noch Kevin waren jetzt in Feierlaune. Die beiden sahen sich lange einfach nur an. Sie überlegten, was sie tun sollten. Den Befehl einhalten, sich gegenseitig töten oder doch lieber friedlich verschwinden damit die Menschen um sie herum nichts mitbekamen. Als dann plötzlich das Stroboskoplicht eingeschaltet wurde, hatten diese zwei Vampire so eine Art Erleuchtung, einen Moment der Erkenntnis. Es war, als würden sie sich ohne Worte darauf einigen, das gleiche zu tun. Und so kam in dieser Disco zum ersten Kampf dieses neuen Krieges. Sie stellten das große Geheimnis um die Existenz der Vampire in den Hintergrund und stürmten aufeinander los. Eine wilde Schlägerei entbrannte, in die auch andere verwickelt wurden. Als nur wenige Sekunden später die Security anrückte, hatten die Schwierigkeiten damit sich zu entscheiden, wen sie zuerst rauswerfen sollte. Sie entschlossen sich, einfach die erst besten zu packen und sich so bis zum letzten Raufbold durchzuschlagen. Die beiden Sicherheitsleute, die sich zufällig dazu entschlossen, Kevin und den anderen Vampir rauszuschmeißen, wurden von den beiden wie Puppen weggeschleudert. Daraufhin erkannten sie, dass sie dies nun beenden mussten, damit der Sieger verschwinden konnte. Gleichzeitig zogen sie einen Holzpflock und stachen aufeinander ein. Beide trafen genau in die Brust des Gegners. Doch nur einer von ihnen hatte das Herz getroffen. Während Kevin tödlich getroffen zu Boden sank und sich dann in Staub verwandelte, verdeckte sein Gegner so gut es ging seine Wunde und verließ heimlich die Disco. Die Schlägerei war immer noch im Gange und so war es den meisten entgangen, dass sich hier zwei Vampire bekämpft hatten. Und diejenigen die es gesehen hatten, würde man als bekiffte oder betrunkene Teenager abtun. Über die Ereignisse in dieser Disco würde man bestenfalls in der Klatschpresse reden und das war es dann auch schon.
          So begann dieser Krieg. Und noch viel mehr sollte folgen.

          Es war eine dunkle und karge Ebene. Das Wetter war sehr schlecht. Der Himmel war wolkenbehangen und Blitze durchzuckten die Atmosphäre – doch es regnete nicht. Es sah aus wie das Ende der Welt. Inmitten der Ebene ragte ein Hügel, schon fast ein kleiner Berg gen Himmel. Er verdeckte die Sicht auf die Welt dahinter, doch die Wolken leuchteten hier gelb-orange, so als würde es dahinter brennen. Auf dem Gipfel der Anhöhe standen Lukas und Terael. Sie lachten. Sie lachten ihrem Besucher ins Gesicht und verspotteten ihn. Er wusste nicht genau weshalb sie es taten, doch er ahnte etwas. Er fühlte sich wie nach einer herben Niederlage. Er hatte wohl gegen sie verloren. Und als weitere Blitze den Himmel durchzuckten, wusste der Besucher, dass er nicht der einzige Verlierer war. Der Berg war nämlich kein Berg. Es war der Schauplatz eines Massakers. Der Boden unter ihnen war über und über mit Leichen bedeckt. Dies sah wirklich aus wie der Tag des jüngsten Gerichts.
          Ein tiefes durchatmen der Besucher war plötzlich ganz woanders. William lag in seinem Bett und erwachte schweißgebadet neben seiner geliebten Christine. Seine plötzlichen Bewegungen weckten Christine auf. Besorgt sag sie William an und wischte ihm etwas Schweiß von der Stirn. Liebevoll strich sie über seine Wange.
          >>Was hast du<<, fragte sie ihn. >>Hast du schlimm geträumt?<<
          William war versucht sofort „Ja“ zu sagen, doch etwas hielt ihn davon ab, ein inneres Gefühl. >>Mehr oder weniger<<, erwiderte er schließlich. >>Nennen wir es eine böse Vorahnung.<< Und schon verfluchte er sich dafür, dass er dies gesagt hatte. Einen Traum hätte man ohne weiteres zu den Akten legen können. Eine Vorahnung jedoch hatte – gerade bei jemandem wie William – stets etwas Unheilvolles an sich. Vielleicht wurde die Vorahnung nicht wahr. Aber vielleicht….
          Von einer Sekunde zur nächsten nahm William seine Vampirgestalt an und ein verzerrtes Gesicht mit langen Reißzähnen blickten in Christines müde, aber leuchtende Augen. Aber sie blieb ganz gelassen. Wieder strich sie ihm über die Wange. >>Wenn ich dich nicht schon drei Jahre lang kennen und lieben würde, dann würde ich doch tatsächlich denken, du könntest mich eines Tages beißen.<< Christine lächelte ihn an.
          >>Seit 300 Jahren versuche ich, zu überleben ohne töten zu müssen.<< William verwandelte sich wieder zurück und streichelte über die Hand Christines, die seine Wange berührte. >>Doch ich wurde immer wieder rückfällig. Bis ich versuchte, dich zu beißen. Bevor ich dich kennen lernte, hatte ich kaum Hoffnung, dass ich es durchstehen würde. Doch seit jener Nacht, seit ich dich sah, habe ich endlich einen Grund, einen echten Ansporn, alles zu tun, damit Gott mir vergibt und diesen Fluch von mir nimmt. Ich will mit dir leben und alt werden. In den Jahrhunderten, die ich Vampir bin, habe ich endlich die Hoffnung, dass dies alles bald ein gutes Ende nehmen wird.<< William nahm Christine in den Arm. Er drückte sie ganz fest an sich. Es schien alles gut zu werden, dachte Christine. Aber weil sie sich umarmten, konnte sie nicht Williams Gesichtsausdruck sehen. Sein Blick verfinsterte sich stark. Die Bilder seines Traumes, seiner Vision, gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Man konnte förmlich sehen, wie seine Hoffnungen auf ein gutes Ende aus ihm verschwanden. Er ahnte, dass da etwas auf sie zukam. Und er hatte recht. Während er Trost in den Armen Christines suchte, hatte der Krieg der Vampire bereits begonnen.
          Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
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            #6
            Das 6. Kapitel

            Überall auf der ganzen Welt gingen die Vampir-Clans jetzt auf einander los. Ob nun vor dem Eifelturm, in irgendwelchen Bars oder gar vor dem Kolosseum, überall kämpften die Kinder der Nacht gegeneinander. Mit Pflöcken, Schwertern oder anderen zur Enthauptung geeigneten Waffen kämpften sie bis zum Tod – oder, da es ja Untote waren, besser gesagt bis zur Vernichtung. Es wurde kein Erbarmen gezeigt. Vampire verschiedener Clans, die seit Jahrhunderten friedlich nebeneinander existiert hatten, sich weit entfernt vom Einflussbereich ihrer Lords sogar angefreundet hatten, bekämpften sich bis zum Ende. Allein in den ersten zwei Wochen starben mehrere Tausend Vampire. Obwohl die Vampire es bis jetzt noch irgendwie geschafft hatten, den Krieg und sogar ihre Existenz vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, so bemerkte Jack Sloanes Organisation sehr wohl, dass etwas sehr seltsames in der Welt der Blutsauger vor sich ging.
            Sloane saß in seinem Büro im Hauptquartier. Er studierte die uralten Aufzeichnungen über die unheilige Schriftrolle in der Hoffnung herauszufinden, wie man einen Vampir, der zum Erzdämon geworden ist, aufhalten konnte. Aber es war hoffnungslos. Um einen Erzdämon aufzuhalten brauchte man schon sehr viel mehr als die Menschen zu bieten hatte – von einer ganzen Armee von Erzdämonen ganz zu schweigen. Resigniert legte Sloane die Aufzeichnungen beiseite und rieb sich die müden Augen. Er schenkte sich einen großen Schluck Wodka ein und leerte das Glas wieder in einem Zug. Jack merkte, dass er davon in letzter Zeit sehr viel mehr trank als gut für ihn war. Aber er schwor sich damit aufzuhören sowie diese Krise vorbei war. Dieser überhöhte Konsum war ja nur vorübergehend. Sagte er sich.
            Plötzlich kam ein junger Offizier hereingestürmt. In der Hand mehrere Aufklärungsberichte. >>Sir, wir haben eine Reihe von Botschaften erhalten<<, begann der Offizier. >>Unsere Einheiten haben auf der ganzen Welt beobachtet, wie Mitglieder der verschiedenen Clans aufeinander losgegangen sind. Man könnte meinen, die Vampir-Clans hätten sich gegenseitig den Krieg erklärt.<< Es hatte eine Weile gedauert, bis dies der Organisation aufgefallen war. Die Beobachter verschiedener Regionen und Städte hatten es ihren Vorgesetzten gemeldet, die hatten es wieder weitergeleitet an die Koordinatoren der einzelnen Länder. Und erst als es einer Bürokraft beim abheften der verschiedenen Berichte aufgefallen war, dass sie zu einem Thema in letzter Zeit ungewöhnlich viele Akten bearbeiten musste, fiel es der Organisation auf was vor sich ging. Aber dieser unglaubliche Zeitverlust, den die Organisation der Bürokratie zu verdanken hatte, interessierte Sloane jetzt überhaupt nicht.
            >>Krieg<<, wiederholte Sloane. Seine Gedanken rasten. Und ganz plötzlich hellte sich sein Gesicht etwas auf. Vielleicht gab es da doch noch einen Funken Hoffnung. >>Dass die Vampire von der unheiligen Schriftrolle erfahren haben, war die schlimmste Katastrophe in der Geschichte unserer Organisation. Vielleicht wandelt sich diese Katastrophe zum größten Segen.<<
            >>Sir?<< Der Offizier verstand nicht, worauf sein Oberkommandeur hinauswollte.
            >>Macht, Lieutenant, Macht.<< Sloane fing an zu erklären und ging leicht aufgeregt hinter seinem Schreibtisch auf und ab. >>Ich hatte befürchtet, einer der Lords würde sich opfern, damit der Rest seinen Volkes einen Erzdämon erschaffen kann. Doch anstatt an einem Strang zu ziehen will jeder Clan ganz alleine einen Erzdämon schaffen und die Clans bekriegen sich. Vampire werden jetzt zu Tausenden sterben. Und wir müssen uns nur noch um den Rest kümmern. So nahe an der endgültigen Vernichtung der Vampire waren wir noch nie… Informieren Sie unsere Streitkräfte auf der ganzen Welt: sie sollen sich auf einen längeren Feldzug vorbereiten… Jetzt sind wir am Zug.<< Zufrieden lächelte Sloane und trank genussvoll noch ein Glas Wodka.

            Das fahle Mondlicht erleuchtete die Grabsteine. Trotz der schon längst untergegangenen Sonne war es hell genug um die Namen auf den Grabsteinen lesen zu können. Inmitten der Gräber schritt Clan-Lord Daniel nervös auf dem Boden des Friedhofes auf und ab. Er und seine Leibwächter warteten nun schon eine halbe Stunde auf ihren Gast. Dann blickte er auf und seine Soldaten bewegten ihre Hände näher zu ihren Waffen. Denn sie alle witterten ihren Besuch schon bevor sie ihn hörten oder gar sahen. Mit einem einfachen Blick befahl er seinen Leuten cool zu bleiben und die Waffen stecken zu lassen. Schließlich waren sie auf einem Friedhof. Daniel wollte nichts provozieren. Und als schließlich Clan-Lord Kamiel, sein Stellvertreter Sebastian und drei Leibwächter zwischen den Grabsteinen auftauchten, legte Daniel ein freundliches Lächeln auf. Die beiden Lords begrüßten sich knapp.
            >>Danke, dass du gekommen bist.<< Daniels Freundlichkeit war nicht gespielt, er meinte es tatsächlich so. Er, Julia und seinerseits Azrael waren die einzigen Vampir-Lords, die so etwas wie Güte und Ehre in sich trugen. Auch wenn sie manchmal politische Entscheidungen treffen mussten um den Clan zu retten so waren sie doch die einzigen, die man in einer gewissen Weise als „gut“ bezeichnen konnte. Kamiel jedoch war da aus anderem Holz geschnitzt.
            >>Hör auf mit den Floskeln, sag mir lieber, was du willst.<< Kamiels Stimme klang etwas genervt. Und wie immer blickte er sich fast die ganze Zeit um und erwartete stets eine Falle. Er war der misstrauischste und egoistischste unter den Lords. Aber er hatte einer große Armee. Und das genügte Daniel im Moment. >>Und ich hoffe, es ist wichtig, falls du es nicht gemerkt hast, wir haben Krieg.<<
            >>Ich habe es gemerkt, und darum bin ich hier<<, erwiderte Daniel, immer noch in einem höflichen und freundlichen Tonfall. >>Terael ist gefährlich. Wir hätten uns damals auf Azraels Seite stellen und Terael aufhalten sollen. Den Fehler können wir nicht korrigieren, aber wir können versuchen, ihn wieder gut zu machen. Ich schlage vor, dass wir uns verbünden und Terael zur Hölle schicken. Mit Ruth, Sara und Julia habe ich schon gesprochen. Sie wollen eine Allianz, wenn du auch mitziehst. Also, was sagst du?<< Terael hatte die größte Streitmacht von allen. Aber wenn sich die anderen Clans verbündeten, dann konnten sie Terael leicht besiegen und es würde wieder Frieden herrschen.
            Kamiel schnaubte abfällig und legte ein seltsames Lächeln auf . >>Dass ihr alle total verrückt seid sage ich. Terael mag gefährlich sein, aber das trifft auf euch andere auch zu. Jeder von uns weiß nun, wie man zum Erzdämon wird. Und ich soll euch glauben, dass keiner von euch diese Macht haben will, dass ihr nur Terael vernichten wollt? Niemand ist so dumm, auf diese Macht zu verzichten. Und niemand kann mir garantieren, dass ihr nicht auf mich losgeht, wenn Terael beseitigt ist.<<
            Nun verschwand Daniels Freundlichkeit und er schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass es hier immer noch um die alte Geschichte ging. >>Verdammt noch mal, Kamiel, seit diesem Zwischenfall mit Rafael warst du schon immer etwas paranoid, aber statt das zu vergessen steigerst du dich immer mehr in diese alte Geschichte rein. Es war nur Unfall. Wenn du diesen Krieg überleben willst, musst du anfangen, anderen zu vertrauen.
            Kamiels Stellvertreter beobachtete die Diskussion der beiden Lords. Als Daniel auf Rafael zu sprechen kam fing er an sich zu fragen wovon er da redete. Er war immer davon ausgegangen, dass er alles über seinen Lord wusste, aber da irrte er sich wohl. Aber es musste einen guten Grund dafür geben, denn so wie jetzt hatte er Kamiel noch nie gesehen.
            >>Hättest du erlebt, was ich durchgemacht habe, würdest du mich verstehen.<< Kamiels Stimme zitterte leicht. Auch nach all diesen Jahrtausenden fiel es ihm nicht leicht darüber zu reden. >>Keiner von euch anderen kann sich auch nur im Entferntesten vorstellen, was ich da unten erlebt habe... Ein Unfall? Nicht von meinem Standpunkt aus. Ich traue niemandem. Und ich werde niemandem vertrauen. Jahrtausende bin ich ohne euch klargekommen. Lieber werde ich euch alle in eurem eigenen Blut ersaufen, bevor ich eine Allianz eingehe.<<
            Daniel sah ein, dass es hier zu keiner Einung kommen würde, trotzdem gab er seinen Gegenüber noch eine Sache zu bedenken. >>Wenn du nicht einwilligst, willigen die anderen Clan-Lords auch nicht ein. Dann weiß ich nicht, ob man Terael aufhalten kann.<<
            >>Dann ist es eben so.<< Das was alles, was Kamiel noch zu sagen hatte. Er drehte sich um und ging, seine Begleiter folgten ihm sofort nach. Sie ließen Daniel und seine Leute auf dem Friedhof stehen. Und Daniel fragte sich, wie dies jetzt alles ein Gutes Ende nehmen sollte? Denn nun lag auch seine allerletzte Hoffnung im Sterben.

            Wenig später kehrten Kamiel und seine Leute in ihr Hauptquartier zurück. Die Leibwächter trennten sich von ihren beiden Lords, welche gemeinsam in Kamiels privaten Bereich verschwanden. Auf seinem Schreibtisch warteten bereits mehrere Berichte auf ihn. Willkürlich griff er sich einen und überflog ihn. Dann schloss er niedergeschlagen die Augen.
            >>Was ist<<, wollte Sebastian wissen. Daraufhin hielt ihm Kamiel den Bericht entgegen. Sebastian griff nach ihm und las einige Passagen laut vor. >>Wir haben Moskau und Berlin an Julia verloren. Unsere Streitkräfte in Prag melden schwere Verluste. Und Saras Truppen haben Paris zurückerobert.<<
            >>Der Krieg läuft schlecht für uns, Sebastian.<< Kamiel hatte zweifelsohne recht. Obwohl er eine recht große Armee hatte, lief es alles andere als gut. Wenn nicht bald etwas geschah, wäre sein Clan der erste, der diesem Krieg zum Opfer fiel.
            >>Wir hätten vielleicht auf Daniels Angebot eingehen sollen<<, stellte Sebastian fest. Aber diese Feststellung bereute er schon schnell, den Kamiel wurde sofort wütend.
            >>Was?<<
            Sebastian versuchte seine Meinung in einem Tonfall zu rechtfertigen, der Kamiels Wut nicht noch vergrößerte. >>Hätten wir uns mit den anderen verbündet, dann müssten wir jetzt nur noch gegen Terael kämpfen anstatt einen Krieg an 5 Fronten schlagen zu müssen.<<
            Alle Bemühungen zum Trotz beruhigte sich Kamiel kein bisschen, seine Stimme klang noch was genauso wuterfüllt wie vor ein paar Sekunden. >>Und wenn Terael besiegt ist, was dann? Daniel will vielleicht wirklich kein Erzdämon werden, ihm könnte ich das glauben. Doch was ist mit Ruth, Sara und Julia? Die würden sich doch auf den Schwächsten stürzen, und das wäre im Moment ich. Die würden mich zur Hölle jagen. Und da will nicht hin... Nicht noch einmal.<<
            „Nicht noch einmal.“ Dieser Satz brauchte ein oder zwei Sekunden um etwas in Sebastian zu bewegen. Er verstand nicht wovon sein Lord da eigentlich redete. >>Was?<<
            Nun verschwand die Wut doch aus Kamiels Stimme und wich einer Mischung aus Angst und Verzweiflung. Die schmerzvolle Erinnerung saß noch immer sehr tief in ihm. Zum ersten Mal berichtete er seinem engsten Vertrauten davon. >>Ich war schon einmal in der Hölle. Im Krieg der Engel stand ich zuerst auf der Seite Gottes. Irgendwann stellte sich die Frage, was man mit Luzifers Rebellen machen sollte, wenn sie den Krieg verloren hätten. Man einigte sich auf die Verbannung ins Fegefeuer. Doch konnte man sich sicher sein, dass die Tore der Hölle auch halten würden? Um das zu testen, wurde ein Freiwilliger gesucht, um eine Woche lang zu versuchen, aus der Hölle zu fliehen. Rafael, mein bester Freund, fragte mich, ob ich das tun würde. Ich tat es. Aber die Tore der Hölle waren stabiler, als sie dachten. Eine Woche? Sie brauchten fast ein Jahr, um mich aus der Hölle wieder zu befreien. Wegen dieses „Unfalls“ wechselte ich zu Luzifer. Ich wollte sehen, wie Rafael und Michael selbst in der Hölle landen. Wenn jemand weiß, wie es dort unten ist, dann ich. Und ich werde NICHT dorthin zurückkehren.<<
            Betretendes Schweigen herrschte die nächsten Sekunden. Niedergeschlagen schaute Sebastian seinen Lord an. Er bemitleidete ihn aufrichtig. >>Tut mir leid, das wusste ich nicht. Doch du hast es selbst gesagt, wir sind zur Zeit der schwächste Clan. Wir werden den Krieg verlieren. Doch unsere Überlebenschancen sind größer mit einer Allianz.<<
            >>Unsere Überlebenschancen<<, entfuhr es Kamiel verzweifelt. Er starrte Sebastian traurig in die Augen. >>Was ist mit meinen Chancen? Zählen die nicht? Ich bin schließlich der Lord hier.<< Kamiel befürchtete ernsthaft, dass sich die anderen Lords an seinem Blut laben würden um zum Erzdämon zu werden. Kamiel hatte furchtbare Angst um sein Leben.
            >>Ja, das bist du<<, erwiderte Sebastian. >>Du bist der Lord. Und wir sterben um dich zu verteidigen. Aber ein Lord trägt auch seinem Clan gegenüber eine Verantwortung. Wie viele von unseren Leuten müssen noch einen sinnlosen Tod sterben bevor du aufhörst an dich selbst zu denken?<<
            >>Das ist Verrat!<< Abscheu und Hass erfüllten nun Kamiels Stimme. Er konnte nicht glauben, was da aus Sebastians Mund kam. Ausgerechnet er, sein erstes Opfer, sein Vertrauter, stellte sich gegen ihn. Kamiel wusste es ja immer, alle sind gegen ihn, er durfte niemandem trauen. Aber das dies auch für Sebastian hätte gelten sollen – unvorstellbar.
            >>Verrat an dir, nicht an dem Clan!<< Sebastian hätte alles getan um Clan und Lord zu beschützen. Er glaubte auch nicht, dass sich die anderen Lords nach dem Sieg über Terael auf Kamiel stürzen würden. Aber wenn es so sein sollte, dann konnte Sebastian damit leben – solange der Clan überlebte. Aber Kamiel sah dies natürlich anders. Er konnte seine Wut nicht mehr kontrollieren. Er umklammerte sein Schwert. Mit nur einer einzigen Bewegung zog er es und enthauptete Sebastian einen Sekundenbruchteil später.
            >>Ich bin der Clan<<, schrie Kamiel. Und wenn ich jeden einzelnen unserer Leute in den Tod schicken muss, ich werde es tun!<< Seine wütende Stimme schallte durch seine privaten Gemächer, seine Untergebenen bekamen von alldem jedoch nichts mit. Und erst jetzt, wo Sebastians Körper zu Staub zerfiel, realisierte Kamiel, was er da getan hatte. Geschockt von seiner eigenen Tat ließ er sich in den Bürosessel fallen. In einer wahnhaften Stimme stammelte er die ganze Zeit >>Ich bin der Clan. Ich bin der Clan.<< Und so blieb er noch eine ganze Weile dort sitzen.
            Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
            Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
            Vaya con dios, Slayer.

            Kommentar


              #7
              So, sorry wegen der etwas längeren Pause, aber ihr wisste ja wie das so über die Festtage ist. Frohes neues jedenfalls. Und gleich im anschluss das 7. Kapitel

              Hätte er ein Spiegelbild gehabt, dann hätte William in der Reflektion seines Gesichts auf der Fensterscheibe wahrscheinlich tiefe Sorgenfalten gesehen. Mit dem Zeigefinger der Hand, mit der er das schnurlose Telefon hielt, trommelte er nervös auf das Plastikgehäuse des Gerätes. Er ließ es nun schon zum zwanzigsten Mal klingeln, aber immer noch keine Verbindung. Schließlich gab er es auf und drückte auf „BEENDEN“. Dann schlenderte er zum Sofa und setzte sich langsam hin. Auf dem Glastisch vor ihm lag ein kleiner Zettel mit Namen darauf und daneben ein Stift. William beugte sich leicht nach vorne und starrte auf das Stück Papier. Sechs Namen standen auf dieser Liste. Fünf von ihnen waren bereits durchgestrichen. William nahm den Stift in die Hand und strich nun auch widerwillig den letzten von ihnen durch. Diese sechs Namen standen für die letzten Freunde, die er noch beim Volk der Vampire hatte. Von einer mal abgesehen, aber von ihr hatte er schon seit fast 300 Jahren nichts mehr gehört und dementsprechend hatte er ihre Telefonnummer nicht. Von ihr war er sich relativ sicher, dass sie noch lebte. Aber die anderen sechs… er fürchtete das Schlimmste.
              Niedergeschlagen ließ er sich zurück fallen und rieb sich die etwas ermüdeten Augen. Dann sah er sich um und sein Blick schweifte durch das Zimmer. Sein Blick verharrte, als er die schwere Holztruhe sah, die in einer Ecke des Raumes stand. Er dachte kurz nach. Dann stand er auf und ging zu der Truhe. William öffnete sie, der Deckel knarrte ein wenig. Im inneren der Truhe lagerte ein kleines Waffenarsenal. Holzpflöcke, Wurfmesser, Dolche und auch ein Schwert. William stand kurz still. Er hatte seit dem letzten Krieg gehofft, diese Dinger nie wieder zu brauchen. Aber etwas sagte ihm, dass sich dies bald ändern würde. Beherzt griff er in die Truhe und holte einige der Waffen heraus. Er ging damit zurück zum Wohnzimmertisch und breitete sie vor sich aus. Der Vampir-Krieger fing an die Schärfe der Klingen zu kontrollieren und die Pflöcke etwas mehr anzuspitzen. Zwischendurch vollführte er ein paar Kunststücke mit den Messern, einfach um zu testen, was er nach einer so langen Pause noch konnte. Er stellte fest, dass er nichts verlernt hatte. Einen Moment lang fragte sich William, ob ihn das freuen oder erschrecken sollte. Aber als die Wohnungstür sich öffnete und seine geliebte Christine eintrat, verflogen diese Gedanken. Vielmehr besorgte ihn nun Christines seltsamer Blick als sie sie Waffen sah. Es war eine Mischung aus Schock und Irritation. Nach ein oder zwei Sekunden verflog der Schock-Teil und sie kam weiter auf William zu, nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatte. Normalerweise hätte sie ihren Lebensgefährten wütend angeschnauzt weil er die Pflöcke in der Wohnung spitzte und so die Holzspäne überall verteilte. Aber angesichts dieses Waffenarsenals dachte sie gar nicht an die Sauerei. >>Was tust du da? Willst du in einen Krieg ziehen oder was?<< Christines Frage war etwas scherzhaft formuliert, aber irgendwie ahnte sie, dass sie näher an der Wahrheit war als ihr lieb sein konnte.
              William wandte seinen Blick von Christine ab und blickte wieder auf sein Schwert welches er nun weiter schärfte. Aber seine Gedanken waren nicht bei seiner Arbeit. Sie waren bei Christine, der letzten Ereignisse und der Zukunft. >>Seit mein Clan ausradiert wurde und ich jedes Zugehörigkeitsgefühl zu meinesgleichen verloren habe, bin ich auch nicht mehr auf dem Laufenden, was in der Welt der Vampire so passiert, aber ich fühle dennoch seit einigen Wochen, das etwas gewaltig schief läuft. Ich habe seltsame Träume und die wenigen Freunde, die ich bei meinen Leuten noch hatte, sind unerreichbar. Irgendetwas bahnt sich an.<< Seine Stimme wurde noch ruhiger und nachdenklicher. Im Geiste blickte er in die Zukunft. Und was er da sah, gefiel ihm gar nicht. >>Etwas Gewaltiges kommt auf uns zu. Ich weiß nicht was, doch es kommt näher. Und wenn es soweit ist, will ich bereit sein.<<
              Christine hatte ihm aufmerksam zugehört. Die Liebe, die sie zu ihm hatte, war das stärkste Gefühl, das sie jemals verspürt hatte. Sie waren schon fast so etwas wie Seelenverwandte. Oft fing der eine einen Satz an, den der andere beendete. Sie dachten so oft gleich. Doch diesmal verstand sie ihn nicht. >>Aber du hast es doch selbst gesagt, dich verbindet nichts mehr mit den anderen Vampiren. Warum willst du dich also in deren Angelegenheiten einmischen?<<
              >>Weil ich nun mal immer noch ein Vampir bin, was dies auch zu meinen Angelegenheiten macht<<, antwortete William mit einem leicht gereizten Unterton, der aber auch etwas Niedergeschlagenes in sich hatte. Schließlich gefiel es ihm auch nicht besonders, dass er da wohl mit rein gezogen werden würde. Aber er konnte es schlecht verhindern. >>Und du weißt ja wie es ist, die Vergangenheit holt einen leider immer wieder ein.<<
              Christines Blutdruck schnellte nach oben. Wut stieg in ihr empor. Sie setzte zu einem heftigen Ausbruch an. Die beiden waren nie glücklicher miteinander. Und ausgerechnet jetzt wollte William sich in etwas einmischen, was ihn seit 300 Jahren nichts mehr anging. Das machte sie rasend und wollte ihn wütend zur Rede stellen, aber mehr als ein lautstarkes „Aber“ kam nicht aus ihr heraus. Das Telefon, welches William auf einem kleinen Tisch beim Fenster abgelegt hatte, klingelte. William fing an sich hoch zu drücken um das Gespräch anzunehmen, aber Christine war schneller. Sie stiefelte immer noch wütend zum Fenster und nahm den Hörer an das Ohr und meldete sich. Nach ein oder zwei Sekunden hielt sie den Hörer William entgegen und sagte mit einem etwas verächtlichen Tonfall: >>Eine gewisse Julia.<< William stand auf und nahm den Hörer in die Hand. Seine Gedanken fingen an zu rasen. Julia. Lord beziehungsweise Lady ihres Clans, eine der ersten 7. Die Vampirin, zu der er seit 3 Jahrhunderten keinen Kontakt mehr hatte. Die vielleicht letzte Freundin, die noch lebte. Was konnte sie jetzt von ihm wollen? Er ahnte, dass er schneller in die aktuellen Ereignisse verwickelt werden würde als ihm lieb sein konnte.
              Christine beobachtete William beim telefonieren. Sie konnte nicht hören, was Julia am anderen Ende sagte. Aber sie hörte, was William nach einer knappen Begrüßung erwiderte. >>Und wo?.... In der Mainstreet…. Um vier Uhr... In Ordnung.<< William beendete das Gespräch. Nachdenklich blickte er wieder zum Fenster hinaus. Christine war immer noch wütend auf ihn, aber als sie sah, wie nachdenklich er plötzlich war, verflog ihre Wut ein wenig und machte Platz für Sorgen. Und für Neugierde.
              >>Julia<<, sagte Christine in einem neutralen Tonfall. >>Eine alte Flamme?<<
              >>Eine alte Bekannte. Sehr alt.<<
              >>Verstehe<<, erwiderte Christine. Für einen Moment wurde ihr wieder das klar, wovor sie in dieser Beziehung am meisten Angst hatte: das älter werden, während William ewiglich jung bleiben würde. Diese Julia war wohl ebenfalls ein Vampir. Auch wenn es stimmte, und keine alte Flamme war, so würde doch auch sie ewig jung bleiben. Das störte Christine. Meistens, doch nicht heute. Heute dachte sie an ganz etwas anderes. Denn nun fürchtete auch sie, dass die Ereignisse in der Welt der Vampire ihn und Christine sehr viel eher als gedacht betreffen würden. >>Was wollte sie von dir?<<
              >>Sie möchte sich mit mir treffen<<, antwortete William etwas nachdenklich. >>Heute Nacht um vier, auf dem Friedhof in der Mainstreet.<< Und genau dieser Ort war es, wieso William nun noch nachdenklicher wirkte als er es den ganzen Abend ohnehin schon tat. >>Ich frage mich, wieso sie ausgerechnet einen neutralen Ort ausgewählt hat.<<
              >>Neutral?<<
              >>Friedhöfe und andere Begräbnisstätten sind die einzigen Orte auf der Welt, an denen Vampire einander nicht bekämpfen dürfen<<, erklärte William etwas beiläufig. >>Selbst uns ist die Ruhe der Toten heilig. Und wenn sie sich dort mit mir treffen will, dann muss sie fürchten, dass es an jedem anderen Treffpunkt zum Kampf kommen würde.<< William starrte nun auf die Waffen vor ihm. Sollte er welche mitnehmen? Oder sollte er sich an die Gesetze halten. Oder noch besser, sollte er Julia vertrauen? Sie waren Freunde, sie hat ihm einst geholfen. Aber sie hatte auch dem Azrael-Clan im letzten Krieg nicht beigestanden. Und es waren mittlerweile 300 Jahre vergangen. Wer wusste schon, was zwischenzeitlich alles geschehen war?
              >>Kampf mit wem<<, fragte Christine ein wenig verwirrt? >>Mit dir?<<
              William traf eine Entscheidung. Er kehrte den Waffen den Rücken zu und griff sich im hinausgehen nur seinen Mantel. >>Das werde ich bald herausfinden.<<

              300 Jahre zuvor saß Julia in ihrem luxuriösen Wohnzimmer, das zugleich eine Bibliothek war. Im Kamin brannte ein Feuer und ein Glas mit Blut stand auf dem kleinen Tisch neben ihr. Die rote Flüssigkeit hatte Körpertemperatur – perfekt. Sie nippte ab und zu daran und blätterte eine Seite um. Endlich konnte sie mal entspannen: Die letzten Monate waren sehr angespannt gewesen. Ständig neue Berichte über den Krieg zwischen Terael und Azrael. Täglich fielen Soldaten auf beiden Seiten zu hunderten. Das Leid und Elend des Krieges gingen nicht spurlos an Julia vorbei, auch wenn sie an dem Krieg gar nicht beteiligt war. Sie wusste nicht wieso, aber heute dachte sie kaum daran. Heute konnte sie endlich mal wieder abschalten. Bis jetzt.
              Von einer Sekunde zur nächsten war es mit der Ruhe vorbei. Ihr Stellvertreter David kam herein. Er trottete ein wenig vor sich hin, so als müsste er eine schlechte Nachricht überbringen und wollte es so lange wie möglich hinauszögern. Julia ahnte schon, dass ihre Gedanken sich schon sehr bald wieder um den Krieg drehen würden.
              >>Was gibt es<<, fragte Julia schließlich ihre rechte Hand, als der schon beinahe an ihrem Sessel angekommen war.
              >>Gerade kam ein Bote des Terael Clans zu uns<<, begann David in ein einem ruhigen und sanften Tonfall. >>Er sagte, der Feldzug gegen den Verräter Clan ist vorbei. Azrael ist gefallen. Es herrscht wieder Friede zwischen den Clans.<<
              Innerlich zerbrach etwas in ihr. Azrael war tot. Ihr Freund, ihr Kampfgefährte, war gefallen. Eine schlimmere Nachricht hatte sie zuvor noch nie gehört. Aber dies konnte sie nicht so offen zeigen, sie war Julia, Oberhaupt des Clans, die eigenen Leute, die waren es, um die sie sich zuerst sorgen musste. Andere Clans und deren Anführer durften bestenfalls zweitrangig sein. Trotzdem konnte sie ihre Gefühle nicht völlig abschalten. >>Verräter Clan?<< Julia blickte David fragend an. >>Glaubst du, das ist die richtige Bezeichnung?<<
              David zuckte leicht mit den Schultern, er wusste nicht so recht was er darauf antworten sollte. Er hatte vorher noch nie darüber nachgedacht, dafür hatte er bis jetzt keinen Grund gesehen. >>Nun ja, Azrael wollte nicht mehr dem Weg der Vampire folgen. Er wollte Frieden mit den Menschen. Und Gott.<<
              Julia blickte ins Feuer. Sie kannte diese Begründung. Als Terael diese Verbrechen damals während der Zusammenkunft Azrael vorwarf klang diese Begründung ganz logisch und einleuchtend. Aber je mehr Zeit sie hatte um darüber nachzudenken, desto mehr zweifelte sie daran >>Ja, das wollte er. Und das widersprach all unseren Regeln. Aber ist... war er ein Verräter oder ein Visionär, der den einzigen Weg erkannte, der für uns eine Zukunft in Aussicht stellt?<<
              >>Ich weiß, Azrael war ein alter Freund<<, sagte David mitfühlend. >>Ich trauere mit dir um ihn. Dennoch hat er gegen unsere Regeln verstoßen und damit hat er den Tod verdient.<<
              Julia war ihm dankbar für sein Mitgefühl. Sie spürte, dass es aufrichtig war. Und dennoch konnte es sie nicht so recht trösten. >>Nur die Zeit wird zeigen, ob das die Wahrheit ist... Ich frage mich nur, wie Terael so schnell siegen konnte. Ich dachte, sein Clan und der Azraels wären gleich stark.<<
              >>Man erzählt sich, Kamiel und Ruth hätten Terael unterstützt. Doch es sind nur Gerüchte.<<
              Julia lächelte schief. >>Ich frage mich nur, ob das im Einklang mit unseren Gesetzen ist?<< Terael und kein anderer Clan hatte Azrael den Krieg erklärt. Hätten andere Clans sich eingemischt wäre es ein Verstoß gegen die Gesetze gewesen. Sofort fiel ihr ein Zitat von Cicero ein: „Im Krieg schweigen die Gesetze.“ Sie ahnte, wie recht er damit hatte. Dann setzte Julia zu einem weiteren Schluck an, doch sie hielt inne und stellte das Glas wortlos auf den Tisch. Sie klappte das Buch zu, stand auf und ging langsam in Richtung Tür. Im Vorbeigehen legte ihr David tröstend die Hand auf die Schulter. Sie nahm die Geste dankend an und verließ dann das Zimmer. Nachdenklich ging sie Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer. Sie blickte auf die ganzen Gemälde und Wandteppiche, doch sie sah sie gar nicht. Sie sah stattdessen Schlachten und Ereignisse längst vergangener Zeiten. Zeiten, in denen sie noch mit Azrael Seite an Seite gekämpft hatte. Wie konnten sich die Dinge nur so entwickeln?
              Schließlich erreichte sie ihr Zimmer. Julia machte sich für den Schlaf bereit und blickte noch einmal zum Fenster hinaus. Der Himmel färbte sich blutrot, der Sonnenaufgang stand kurz bevor. Sie seufzte noch einmal und zog dann die schweren Vorhänge vor die Scheibe. Zusammen mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ ging sie zu Bett um den Tag hinter sich zu bringen. Sie zog die Decke beiseite und wollte sich gerade hineinlegen, als sich plötzlich etwas veränderte. Sie fühlte, ahnte etwas. Da war jemand. Er kam näher. Und in ihrem Unterbewusstsein wusste sie schon, wer es war. Plötzlich zerbrach die Scheibe und eine Gestalt stürzte in den Raum. Diese Person war komplett in einen Umhang gehüllt. Qualm stieg von ihr auf. Es musste ein anderer Vampir sein, die aufgehende Sonne hatte ihn fast verbrannt. Und sie wusste genau wer es war. Sie wusste, dass keine Gefahr von diesem Vampir ausging. Eben weil sie ihn kannte und weil er so schwer verletzt war, dass er keine Bedrohung darstellte. Sie zog ihn weiter in das Zimmer hinein, so dass die weiter aufgehende Sonne ihn nicht erreichen konnte. Im selben Moment wurde die Tür aufgesteoßen und David kam mit drei Leibwächtern hineingestürmt. Sie hatten den Krach gehört und waren in Angst um ihre Clan-Oberhaupt bewaffnet in das Zimmer gestürmt, was sie sich normalerweise niemals getraut hätten. David hatte schon einen Pflock in jeder Hand, aber ein einziger Blick Julias genügte um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war.
              David schickte die anderen Leibwächter mit einem Nicken wieder hinaus, er selbst kam langsam auf Julia und den Vampir zu. Er kniete sich neben die beiden. >>Wer ist das?<<
              Julia fragte sich, was sie David sagen konnte. Wie weit konnte sie ihm vertrauen. Würde er sich eher an das halten, was sie sagte? Oder eher an das, was die Gesetze des gesamten Vampirvolkes sagten? Nach all diesen Jahrtausenden, und sie konnte David was das anging noch immer nicht einschätzen. >>William<<, antwortete Julia schließlich. >>Er gehört zu Azraels Clan. Scheinbar hat er den Krieg überlebt.<<
              Davids Adrenalinspiegel schoss sofort in die Höhe. Das hatte ihnen jetzt noch gefehlt. >>Wir müssen ihn Lukas ausliefern. Terael und Lukas haben den Clans deutlich gemacht, dass er Azraels Leute bis auf den Letzten vernichten will.<<
              Julia blickte David nun finster an. >>Azrael hat gegen die Gebote verstoßen. Seine Leute sind ihm gefolgt, weil sie ihm Treue bis in den Tod gelobt haben. Ich werde niemanden dem Henker ausliefern, nur weil er einen heiligen Schwur befolgt hat! Ist das klar?<< Ihre Augen funkelten. Dies war der Moment der Wahrheit. Wie würde ihr Stellvertreter reagieren? Gebannt wartete sie auf seine Reaktion.
              >>Jawohl, Mylady.<<
              Erleichtert atmete Julia auf. Dankend lächelte sie David an. Dann blickte sie hinunter zu William, dessen Kopf in ihrem Schoss ruhte. Er war wirklich sehr schwer verletzt. >>Wir werden William gesund pflegen<<, entschied Julia. >>Danach ist er auf sich gestellt.<<
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              Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
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                #8
                Einige Tage später lag William auf Julias Bett. Ob es Tag oder Nacht war wusste er nicht. Obwohl Vampire normalerweise es ganz genau spürten welche Tageszeit war, hätte er nicht sagen können ob draußen die Sonne schien oder nicht. Aber da die schweren Vorhänge zugezogen waren, vermutete er, dass es noch helllichter Tag war. Die Verbrennungen durch die Sonne und die Verletzungen, die er sich in der letzten Schlacht des Krieges gegen den Terael Clan zugezogen hatte, waren schon gut verheilt, aber er trotz allem noch sehr geschwächt, seine Reflexe, seine Stärke, seine Sinne, all diese Dinge waren noch immer alles andere in einer guten Form, ohne Julias Schutz hätte er dort draußen keine Nacht überlebt. Aber sein Verstand war so scharf wie immer. Darum brannte ihm eine Frage auf der Seele. Eine Frage, die er sich seit jener Nacht bei den Klippen, seit der letzten Zusammenkunft immer wieder gestellt hatte. Und jetzt endlich, wo Julia neben ihm am Bett saß, seine Wunden pflegte und ihm Blut zu trinken gab, konnte er sie stellen.
                >>Warum hast du nicht für uns gestimmt? Warum die Enthaltung? Unsere Clans sind befreundet, WIR sind Freunde!<< In Williams Stimme war ganz deutlich Verachtung zu hören. Julia hatte bei der letzten Zusammenkunft nicht für Azrael gestimmt. Das kam in Williams Augen fast einem Verrat ihrer Freundschaft gleich. Aber da war nicht nur Verachtung in seiner Stimme. Da waren noch andere Gefühle und Empfindungen. Enttäuschung, Unverständnis und schlichte Neugierde. Er kannte Julia schon so lange. Sie hatte einen guten Grund für ihre Entscheidung von einst – FALLS er sie richtig einschätzte.
                >>Was hätte es denn gebracht wenn ich für euch gestimmt hätte<<, fragte Julia während sie weiterhin ihren Gast verarztete. >>Die Mehrheit war für Terael. Eine Stimme mehr für euch hätte nichts geändert. Und ich hatte Angst, Terael könnte auch gegen meinen Clan vorgehen.<< Sie schwieg kurz und dachte nach. Dabei sortierte sie gedankenverloren die alten Bandagen, die auf dem kleinen Tisch neben dem Bett lagen. Dann fuhr sie fort>>Daniel hat für euch gestimmt und wird jetzt wie ein Außenseiter behandelt. Wenn ich wählen muss zwischen Freund und Clan, wähle ich den Clan.<< Sie ließ die letzten Ereignisse noch einmal im Inneren an sich vorüberziehen. Und entschied schließlich: ihre Wahl war die richtige gewesen. Nicht nur das, es war die einzige.

                300 Jahre später in der Gegenwart wanderte William durch die Gräberreihen des Hauptfriedhofs. Der Mond erhellte die vielen Tausend Grabsteine. Normalerweise beneidete William die Toten, wenn er über einen Friedhof ging. Die Toten hatten ein Grab, in dem ihr Leichnam lag und an dem die Hinterbliebenen ihrer gedenken und sie ehren konnten. Wenn er irgendwann einmal sterben sollte, dann würde er in wenigen Sekunden zu Staub zerfallen und in alle vier Himmelsrichtungen verteilt werden. Er würde kein Grab bekommen. Keinen Gedenkstein. Und niemand würde einen Ort haben, an dem er an ihn denken konnte – sofern es dann überhaupt jemanden gab, der das tun würde. Aber heute Nacht kümmerte ihn dies ausnahmsweise wenig. Heute konnte er nur über eines Nachdenken: was wollte Julia nach alle diesen Jahrhunderten nun von ihm? Bald würde er es erfahren. Schließlich traf er auf Julia. Trotz der Entscheidung von einst, über die er noch immer nicht hinwegsehen konnte, freute er sich seine alte Bekannte wieder zu sehen. Aber sein Blick verfinsterte sich etwas, als plötzlich David hinter einem Baum rechts von William hervortrat und mit einer Armbrust auf Williams Herz zielte. Ein weiterer sehr kräftiger Vampir tauchte links von ihm auf und fing an, ihn zu durchsuchen. Da dieser dritte Vampir nur einer von vielen Leibwächtern in Julias Clan war, beachtete William ihn kaum, verhielt sich ihm gegenüber aber kooperativ. Sein Blick jedoch wanderte nur einige Male von Julia zu David und wieder zurück.
                >>Was sollen diese Sicherheitsvorkehrungen an einem neutralen Ort<<, fragte William neugierig und auch ein wenig misstrauisch. >>Was ist mit den alten Gesetzen?<<
                Der Vampir beendete die Durchsuchung und stellte fest, dass William clean war und keine Waffen bei sich trug. David entspannte die Lage etwas indem er nicht mehr auf William zielte. Trotzdem stellten er und sein Partner sich ganz nahe rechts und links vor Julia, stets darauf vorbereitet, sich schützend vor Julia zu stellen und William zu töten. Julia war sich zwar relativ sicher, dass diese zwei Vampire bestenfalls eine 50 zu 50 Chance gegen den letzten Überlebenden des Azrael Clans hatten, aber sie wollte David nicht das Gefühl nehmen, sie bestens beschützt zu haben. Dann beantwortete sie Williams Frage. >>Eine Menge Dinge haben sich geändert seitdem du versuchst über die Runden zu kommen, ohne töten zu müssen.<< Ein Hauch von Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit. Sie sehnte sich nach alten Zeiten. Besseren Zeiten. >>Ein paar von uns verfolgen jetzt ganz andere Ziele, der alte Weg kümmert sie nicht mehr. Es sind Abtrünnige. Die Regeln haben sich geändert. Und ich muss sagen, bei dem, was auf dem Spiel steht, würde ich es genauso machen wie die.<<
                Williams Blick verfinsterte sich weiter. Er wusste ganz genau, wen sie mit „ein paar von uns meinte“. Nur den Grund kannte er noch nicht. >>Lass mich raten. Terael.<< Hass und Abscheu waren es, die er mit diesem Namen in Verbindung brachte. Und mittlerweile war er da nicht der einzige Vampir.
                >>Und Lukas<<, fügte Julia traurig hinzu. >>Die beiden sind schlimmer als je zuvor. Lukas ganz besonders.<<
                Seine alte Bekannte – ob er Freundin sagen konnte wusste er schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr – erzählte ihm nichts neues. Also, was war jetzt anders? >>So? Und, was steht denn auf dem Spiel?<<
                Julia fing an zu berichten, was in letzter Zeit geschehen war. All das, von dem William nichts mitbekommen hatte. Und von dem er bald wünschte, es wäre nie geschehen. Genauso wie sie selbst. >>Die Lords haben sich eine unheilige Schriftrolle angeeignet. Damit haben wir herausgefunden, dass ein Vampir, der das Blut eines der 7 trinkt, mächtiger als ein Erzengel wird. Terael will zu einem Erzdämon werden und seinem Schwur Luzifer gegenüber treu bleiben. Er will eine Armee von Erzdämonen erschaffen, den Himmel erobern und Luzifer dann auf den Thron setzen. Doch keiner der 7 will sein Leben opfern, nur um Luzifer doch noch zu seinem Ziel zu verhelfen. Und darum herrscht nun Krieg. Jeder kämpft gegen jeden, denn alle Clanlords wollen nun zum Erzdämon werden. Schließlich will niemand schwächer sein als ein anderer.<<
                Innerlich fluchte William. Noch immer trachtete Terael nach der Herrschaft über den Himmel und wünschte sich Luzifer als den nächsten Gott. Schon vor 300 Jahren hatte er gewusst, dass dieser Wunsch Teraels einmal viel Leid heraufbeschwören würde. Es hatte etwas gedauert, doch er hatte Recht behalten. Aber diesen Gedanken schob er schnell nach hinten. Denn was Terael wollte war wohl jedem klar. Was Julia jedoch wollte, das wusste er nicht. >>Und was willst du?<<
                Julia setzte zu seiner Antwort an, verstummte aber gleich wieder. Denn wenn sie ehrlich war, hatte sie bis jetzt noch gar nicht darüber nachgedacht. Und das Problem mit William war: er würde erkennen wenn sie ihn anlog. Und wenn sie das falsche sagte, würde er ihre Bitte sofort ablehnen. Also beschloss sie die Wahrheit zu sagen. Und hoffte, dass das, was ihr als erstes einfiel, auch die Wahrheit war. >>Ich will nur das alte Gleichgewicht der Kräfte wiederherstellen. Und ich bitte dich, mir zu helfen. Du gehörst zu den besten Kriegern, die ich kenne. Was sagst du?<<
                William brauchte nicht lange zu überlegen. Seine Entscheidung stand quasi sofort fest und er zweifelte keine einzige Sekunde daran. >>Vergiss es. Als Lukas seinen Feldzug gegen den Azrael Clan startete, habe ich DICH um Hilfe gebeten. Du hast dich geweigert. Du wolltest nicht in diesen Krieg rein gezogen werden.<<
                Julia hatte nicht damit gerechnet, dass William ablehnte. Natürlich hatte ihre Entscheidung dem Azrael Clan nicht zu helfen ihre Beziehung beeinträchtigt. Aber sie hatte geglaubt ihre Freundschaft wäre stark genug gewesen um darüber hinwegzusehen. Hatte sie sich so sehr geirrt? >>Aber ich habe dir trotzdem geholfen. Du schuldest mir was.<<
                >>Ja<<, gab William zu. >>Du hast mich gerettet, nachdem mein Clan vernichtet war. Also, wenn du persönlich in Lebensgefahr bist, dann melde dich bei mir. Aber deinem Clan helfe ich nicht. Das ist nicht mein Krieg.<< Langsam drehte sich William um und entfernte sich von den drei Vampiren. Nach seiner Absage an Julia riskierte er zwar, dass man ihn nun hinterrücks tötete, aber zweifelte sehr daran, dass Julia diesen Befehl gab. SO sehr war ihre Beziehung nun doch nicht geschädigt. Hoffte er. Und er behielt Recht. David legte zwar auf ihn an, aber Julia drückte seinen Arm wieder runter. Stattdessen versuchte sie noch einmal William mit Argumenten zu überzeugen.
                >>Aber wenn Terael zum Erzdämon wird und Luzifer befreit, dann wird das auch die Erde betreffen, nicht nur den Himmel. Dieser Krieg wird dich vielleicht viel eher betreffen, als du glaubst.<<
                William blieb stehen und drehte sich noch einmal halb zu Julia um. >>Ja, vielleicht. Bis es soweit ist, wünsche ich dir viel Glück. Leb wohl.<< Nun war dieses Treffen endgültig beendet. William ging zügig über den Friedhof. Julia, David und der Leibwächter sahen ihm nach, bis er plötzlich verschwunden war. Er war nicht im Dunkel der Nacht untergetaucht und es versperrte auch nichts die Sicht, er war einfach verschwunden. Ein weiterer Beweis dafür, wie geschickt er war. Und weshalb Julia in unbedingt an ihrer Seite haben wollte.

                Es war ein sehr großer Friedhof. Obwohl William schon längst außer Sicht- und Hörweite der drei Vampire war, brauchte er immer noch zwei oder drei Minuten bis zu seinem Auto. Zu wenigstens wenn er seine Schrittgeschwindigkeit an die normal Sterblicher anpasste. Hätte er sich beeilt wäre er wohl in spätestens einer Minute dort gewesen. Aber er hatte es nicht eilig. Insbesondere nicht, weil er ziemlich neugierig war. Schließlich konnte er sich nicht mehr gedulden. Er blieb stehen und drehte sich um. Sein Blick blieb auf eine kleine Baumgruppe gerichtet. >>Ich werde jetzt in mein Auto steigen und nach Hause fahren. Wollen Sie mitkommen oder ziehen Sie es vor, mich weiterhin zu verfolgen?<< Schon während des Treffens mit Julia hatte er bemerkt, dass dort noch jemand war. Kein Vampir, sondern ein Mensch, weswegen er auch nicht besonders in Panik war. In all der Zeit war er noch keinem Menschen begegnet, den er nicht mit Leichtigkeit hätte besiegen können. Wieso hätte es bei diesem anders sein sollen? Schließlich trat sein Verfolger aus seinem Versteck bei den Bäumen hervor. Es war Jack Sloane, der Anführer der Anti-Vampir-Spezialeinheit der Kirche. Sloane bewegte sich langsam und mit leicht erhobenen Händen auf William zu. Er hatte kein Interesse daran zu kämpfen. Jack wusste, dass er alleine keine Chance hatte. Er wäre zwar der stärkste menschliche Gegner gewesen, den William jemals gehabt hätte, aber eben nur ein Mensch. Darum wollte er einen Kampf vermeiden. Außerdem hatte er ganz etwas anderes mit William vor.
                >>Sie haben mich bemerkt<<, fragte Sloane in einem etwas enttäuschten Tonfall. >>Und ich dachte, ich wäre halbwegs gut in solchen Dingen.<<
                >>Das sind Sie<<, hab William zu. Er musterte Sloane von oben bis unten. Jack war athletisch gebaut, gepflegt und gut gekleidet. Seine ganze Art und Haltung wies auf eine militärische Ausbildung hin. William wusste zwar nicht, wo er diesen Menschen hinstecken sollte, aber er konnte schon mal ausschließen, was er nicht war. >>Da Sie ausgerechnet mich verfolgen und nicht wie ein gemeiner Straßendieb aussehen, gehe ich mal davon aus, dass Sie wissen, wer und was ich bin. Leute wie ich haben nun mal schärfere Sinne.<<
                Sloane war überrascht, dass William sofort erkannte, was er alles wusste und was nicht. Das erleichterte die Sache ein wenig, konnte Sloane so doch ganz offen reden. >>Deswegen haben es die Vampire wohl auch geschafft, zu überleben, obwohl mein Orden seit so langer Zeit versucht, euch zu vernichten.<<
                >>Ihr Orden<<, fragte William etwas überrascht. >>Sind Sie ein Priester?<<
                Jack lächelte leicht. >>Sagen wir, genau wie ein Priester arbeite ich für die Kirche und für Gott. Am ehesten bin ich so etwas wie ein Krieger Gottes.<<
                >>Ein Kreuzritter oder was?<<
                Jack zögerte. So genau hatte er schon lange nicht mehr seine Organisation beschreiben müssen. Seit seinem letzten Rekrutierungsgespräch nicht mehr. >>Etwas in der Art, aber nicht ganz. Die Kreuzritter BEHAUPTETEN, für Gott zu kämpfen. Mein Orden, meine Blutlinie wurde TATSÄCHLICH von Gott auserwählt, das Böse zu bekämpfen und die unheilige Schriftrolle zu bewachen. Und zum ersten Mal seit einer kleinen Ewigkeit sieht die Sache ganz gut für uns aus. Anstatt Menschen zu töten gehen die Vampire jetzt aufeinander los. Das müssen wir ausnutzen und Sie sollen uns helfen.<<
                Schon die zweite Partei innerhalb einer Nacht, die ihn für diesen Krieg gewinnen wollte. Doch mit dieser Partei hatte er nun bestimmt nicht gerechnet. >>Ich?<<
                >>Sie sagten es doch selbst. Mit den Vampiren haben Sie nicht mehr viel am Hut. Ihr Clan, der Clan Azraels, wurde ausgelöscht, weil ihr mit den Menschen in Frieden leben wolltet. Darum hat euch Lukas damals den Krieg erklärt. Und die anderen Clans haben euch nicht geholfen. Im Gegenteil. Ist Ihnen nicht auch mal der Gedanke gekommen, dass die anderen Clans Lukas unterstützt haben? Ihr wurdet denen allen zu gefährlich. Revanchieren Sie sich jetzt. Kämpfen Sie mit uns für Gott. Für die Menschheit.<< Sloane wusste eine Menge über die Geschichte des Vampirvolkes. Wahrscheinlich mehr als so mancher Vampir. Damit überraschte er William anscheinend ein wenig. Doch würde es reichen um ihn zu überzeugen?
                William überlegte diesmal sogar etwas länger als noch vor wenigen Minuten bei Julias Angebot. Doch auch hier stand seine Entscheidung schnell fest. >>Die Menschheit ist es wohl kaum wert. Sie töten sich selbst und jagen mich seit Jahrhunderten, obwohl ich Frieden will. Und Gott? Oh ja, hätte Luzifer damals den Krieg gewonnen, wäre dies wohl ein Desaster gewesen, Gott ist ganz sicher die bessere Wahl. Das ändert aber nichts daran, dass er ein Arschloch ist. Ich kämpfe nicht für Gott, ich kämpfe nicht für die Menschheit.<<
                Plötzlich wurde aus dem ruhigen und disziplinierten Sloane ein knallharter und leicht erboster Soldat. >>Wie kannst du so über Gott sprechen?<< Nach diesem Ausruf der Empörung beruhigte sich seine Stimme wieder ein wenig. Sloane war nicht immer mit dem, was die Kirche tat, einverstanden. Manchmal zweifelte er deren Verhalten sogar ernsthaft an. Doch Gott war etwas anderes. IHM war er treu ergeben. Bis in den Tod. >>Willst du nicht etwas tun, damit er dir vergibt? Damit er diesen Fluch von dir nimmt?<<
                William lächelte schief. Sloane hatte zwar viel Wissen über die Vampire, doch über ihn, über seinen Charakter, wusste er wohl nicht all zu viel, denn wenn doch hätte er diese Frage wohl kaum gestellt. >>Natürlich will ich, dass er mir vergibt. Aber es gibt Grenzen. Wenn ich in einen Krieg ziehen muss, damit Gott mir vergibt, dann ist Gott sogar ein noch größerer Mistkerl als ich dachte. Ein Krieg für meinen Seelenfrieden. Ein viel zu hoher Preis. Außerdem: ihre Blutlinie wurde dazu auserwählt, die unheilige Schriftrolle zu bewachen. Es ist ihnen nicht gelungen, sie konnten nicht einmal ein Stück Papier beschützen. Und mit Ihnen soll ich gemeinsam die Menschheit beschützen?<<
                >>Dies ist ihre letzte Chance<<, erwiderte Sloane. Er ahnte, dass er William nicht mehr überzeugen konnte, doch er gab nicht auf. >>Wenn Sie mein Angebot wirklich ablehnen, dann wird mein Orden erst die Clans auslöschen und zuletzt kommen wir zu Ihnen.<<
                Nun verwandelte sich Williams schiefes lächeln in ein amüsiertes. Sloane schien seine Chancen völlig falsch einzuschätzen. Er fragte sich, wie dieser so genannte Orden so lange existieren konnte wenn sie scheinbar nicht wussten, mit wem sie sich da eigentlich anlegten. >>Ihre Drohung hat einen Haken. Sie werden nicht lange genug leben, um sie wahr zu machen. Wenn Sie sich in diesen Krieg einmischen, werden Sie sterben.<< William drehte sich jetzt um und verschwand nun sehr schnell vom Friedhof. Er zweifelte sehr daran, dass er Sloane noch einmal wieder sehen würde.
                Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
                Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
                Vaya con dios, Slayer.

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                  #9
                  Und hier ist Kapitel 9… Falls ich hier Stammleser haben sollte nur mal so zur Info: das hier ist so ca. die Mitte der Story, also so bissel kommt da noch.

                  Die Sonnenstrahlen schafften es nicht, die dicken Vorhänge zu überwinden und den Raum zu erhellen. Im Halbdunkel hatte William seiner geliebten Christine soeben all das erzählt, was er in der Nacht auf jenem Friedhof erfahren hatte. Nach Beendigung seines Berichts stand sie für einige Sekunden einfach stumm da. Schließlich ließ sie sich in einen großen, bequemen Sessel fallen und atmete erst mal tief durch. Dann griff sie in ihre Handtasche und fing etwas nervös an etwas zu suchen.
                  >>Was suchst du<<, wollte William von ihr wissen.
                  >>Meine Zigaretten.<<
                  >>Wolltest du nicht aufhören?<<
                  >>Nach dieser wilden Geschichte brauche ich eine Zigarette.<< Schließlich hatte sie ihre alte, schon ziemlich zerknitterte Schachtel gefunden. Sie zog die vorletzte und recht verbogene Zigarette heraus und zündete sie sich an. Der vertraute Geschmack verursachte nach dem ersten Zug einen leichten Hustreiz. Der war aber schnell verschwunden und sie zog noch einmal tief an der Zigarette. Dann sah sie mit einem finsteren Blick zu William und wiederholte noch einmal, was William soeben berichtet hatte. >>Ein Krieg? Wir sind mitten in einen Krieg geschlittert?<<
                  William schüttelte mit dem Kopf, Christine hatte da wohl etwas falsch verstanden. >>Nicht wir<<, korrigierte er sie mit einem beruhigenden Tonfall. >>Die Vampir-Clans. Ich werde mich in diesen Krieg nicht einmischen. Das ist alleine deren Problem.<<
                  Christines Blick blieb unverändert. Sie schien ihm nicht zu glauben. Oder besser: sie ahnte, dass er diesmal falsch lag, und zwar gewaltig. >>Und wenn du dich irrst? Sagtest du nicht selbst, dass die Vergangenheit einen immer wieder einholt?<<
                  William schwieg einen Augenblick lang und überlegte. >>Du hast recht<<, sagte er schließlich. Kriege neigten leider oft dazu, unberechenbar zu sein. Darum entschied er, dass sie sich lieber angemessen vorbereiten sollten. >>Wir tauchen unter, bis die Sache erledigt ist.>>
                  >>Untertauchen?<< Wieder sah Christine ihn etwas ungläubig an, sie hatte keine Ahnung, wie William das durchziehen wollte. >>Und wie stellst du dir das vor?<<
                  >>Nachdem sie meinen Clan ausradiert hatten, bin ich schon einmal untergetaucht. Ich habe da ein altes Versteck. Dort können wir fürs erste wohnen. Es befindet sich an einem neutralen Ort.<<
                  Noch vor kurzem hätte sich Christine gefragt, was er wohl mit einem neutralen Ort meinte, aber nachdem sie letzte Nacht so einiges erfahren hatte über die Welt der Vampire, sah sie jetzt William nur mit großen Augen an und fragte sich, ob er sie gerade auf den Arm nahm. >>Ein Friedhof? Wir werden auf einem Friedhof wohnen? Und für wie lange? Was ist mit meinem Job?<<
                  William stand auf und ging durch die Wohnung. Vor einem Gemälde, das einen Sonnenaufgang an einer Küste zeigte, blieb er stehen. Für einen Moment wünschte er sich, es wäre kein Gemälde, sondern die Wirklichkeit, die vor ihm lag. Natürlich hätte er einen Sonnenaufgang nicht überlebt, aber trotzdem wünschte er sich, er wäre jetzt dort und könnte es sehen. Dann schob er diesen Gedanken beiseite und dachte über Christines Fragen nach. Er blickte in die Zukunft so gut es ging, doch konkrete Antworten fand er nicht. >>Ich weiß es nicht. Doch eines ist klar: nur so können wir uns aus diesem Krieg heraushalten.<<

                  Eine karge, öde Sand- und Geröllwüste in der Nacht. Wäre es nicht so stark bewölkt gewesen, hätte der Vollmond wahrscheinlich alles fast taghell erleuchtet. Aber so war es stockduster. In einem Tal, welches rechts und links von hohen Felsen eingeschlossen war und dementsprechend nur zwei Ein- beziehungsweise Ausgänge hatte, traten sich zwei Männer gegenüber. Zu wenigstens blickten sie sich so direkt in die Augen, als würden sie sich gegenübertreten. In Wirklichkeit standen sie gute 500 Meter auseinander. Jeder von ihnen rammte neben sich eine Fackel in den Boden. Dann starrten sie sich noch ein paar Augenblicke an und schienen sich auf etwas vorzubereiten. Dann nahmen sie ihre Vampirgestalt an und ihre Augen leuchteten in einem gespenstischen Rot. Jeden Augenblick würde einer von beiden losrennen und somit diese Schlacht beginnen. Doch sie waren nicht alleine. Plötzlich leuchteten irgendwo hinter ihnen in der Finsternis weitere Augenpaare rot auf. Zuerst nur ein paar. Dann wurden es mehr. Schließlich waren es Dutzende – nein, hunderte. Plötzlich riss die Wolkendecke auf und der Vollmond erleuchtete das Tal und gab den Blick auf zwei Heere frei, die sich hier getroffen hatten, einer der wichtigsten Schlachten des Krieges zuschlagen. Die Soldaten zogen ihre Waffen. Holzpflöcke, Schwerter, kleine Äxte, alles war dabei. Einige hatten auch Schusswaffen dabei, die aber bestenfalls dazu geeignet waren, einen Gegner zu schwächen. Eisige Stille herrschte. Und dann… ein Schlachtruf eines der beiden Anführer – und vorbei war es mit der Stille. Die beiden Heere stürmten aufeinander zu und ein wildes Gemetzel begann als die vorderen Reihen der Streitmächte aufeinander trafen. Die Vampire zeigten keine Gnade. Sowie sich die Chance auf einen tödlichen Hieb bot, wurde sie genutzt. Herzen wurden durchbohrt, Köpfe und Gliedmaßen abgetrennt. Alle paar Sekunden verschwand ein Vampir und wurde für wenige Sekunden von einer Staubwolke ersetzt, die sich aber schnell im leichten Wind auflöste. Hunderte Vampire sollten in jener Nacht vernichtet werden. Eine Tragödie aus der Sicht der Blutsauger. Doch ein richtiger Glückstag für jenen Mann, der oben auf einem Felsen stand und die Schlacht durch sein Nachtsichtgerät beobachtete.

                  Jack Sloane lächelte genüsslich als er sah, wie immer und immer wieder Vampire zu Grunde gingen. In dieser Nacht würden vermutlich mehr Blutsauger vernichtet werden als jemals zuvor in der Geschichte seines Ordens. Und eines stand fest: von den beiden Armeen dort unten würde keine diese Schlacht überstehen.
                  Jack setzte das Nachtsichtgerät ab und verließ seinen Beobachtungsposten. Ein Stück weiter unten traf er sich mit zwei seiner Offiziere, die jeweils eine Einheit seines Ordens befehligten. Er erklärte ihnen noch einmal die Lage. >>So wie es aussieht, werden wir die Vampire heute ganz empfindlich treffen. Der Terael-Clan und der Daniel-Clan liefern sich gerade eine entscheidende Schlacht. Sie werden sich gegenseitig dezimieren. Wenn der Kampf vorbei ist, werden wir die übrigen Vampire auslöschen. Zuerst werden wir sie mit künstlichem Sonnenlicht schwächen. Unsere Wasserwerfer mit Weihwasser und unsere Nahkampfwaffen werden den Rest erledigen. Noch Fragen?<< Er musterte die beiden Offiziere, einen Mann und eine Frau, von oben bis unten. Er kannte die beiden, hatte aber noch nie mit ihnen zusammengekämpft. Trotzdem war er sich sicher, die richtigen Leute für diese Mission ausgesucht zu haben. Auf seine Frage schüttelten die beiden schließlich den Kopf, es war alles geklärt und es hab nichts mehr zu bereden. >>Gut<<, fuhr Sloane dann fort. >>Dann heißt es jetzt abwarten.<< Während die beiden Offiziere wieder zu ihren Soldaten zurückgingen, noch einmal letzte Instruktionen verteilten und ihre Leute anwiesen noch ein letztes Mal ihre Ausrüstung zu kontrollieren, bezog Sloane wieder auf seinem Posten Stellung, Er beobachtete, wie nach und nach die Vampire weniger wurden. Zuerst fiel es kaum auf, aber die Reihen lichteten sich. Schwerthiebe und Holzpflöcke ließen einen Vampir nach dem nächsten zu Staub zerfallen. Sloane genoss diesen Anblick. Es kam ihm so vor, als würde sich in dieser Nacht sein Lebenstraum erfüllen: eine sicherere Welt für seine kleine Sam.
                  Das Waffenklirren wurde leiser, da es ja auch immer weniger Vampire gab, die aufeinander einschlugen. Diese Stille war es, die Sloane dazu brachten, nicht mehr an seine kleine Tochter zu denken, sondern seine Gedanken wieder auf diese Mission lenkte. Er sah hinab ins Tal und sah voller Zufriedenheit, dass von den Hunderten von Vampiren nur noch ein paar Dutzend übrig waren. Welcher der beiden Clans diese Schlacht gleich für sich entscheiden würde konnte Sloane nicht erkennen, das war ihm auch egal. Denn jetzt war seine Zeit gekommen. Er gab seinen Soldaten ein Zeichen, sich in seiner Nähe zu sammeln. Sie kamen seinem Befehl zügig nach und schon wenige Momente später waren die beiden Einheiten bei ihm angetreten. Er blickte ihnen ins Gesicht, was bei dem Vollmond kein Problem war. Die Befehle waren gegeben, die Strategie stand fest, es galt nur noch den Angriffsbefehl zu geben. >>Also dann<<, begann Sloane. Er war kein Mann großer Worte, also fasste er sich kurz. >>Für Gott und die heilige Mutter Kirche!<< Mehr brauchte er nicht zu sagen. Seine Leute stürmten unter seinem Kommando los und hielten sich an die Taktik. Die Soldaten der vordersten Linie schalteten ihre Scheinwerfer mit künstlichem Sonnenlicht ein. Es war natürlich nicht so effektiv wie die Sonne selbst, aber es reichte aus die Vampire zu blenden, ihnen Schmerzen zuzufügen, sie zu schwächen und kampfunfähig zu machen. Dann wurden die Wasserwerfer eingeschaltet. Das Weihwasser vernichtete ein Großteil der Vampire, verätzte sie, bereitete ihnen einen qualvollen Tod. Die Wenigen, die dies überlebten, wurden mit Holzpflöcken hingerichtet. Es war ein Sieg auf der ganzen Linie für die Menschen. Sloane war mehr als zufrieden. Bis ihm ein Gedanke kam, eine Gedanke, der ihm zuvor noch nie gekommen war: was wäre, wenn die Vampire es irgendwann nicht mehr hinnahmen, dass die Menschen immer wieder in diesen Krieg eingriffen und die Siegerseite einer Schlacht auch noch vernichteten? Was, wenn es die Vampire bald nach Rache dürstete?
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                  Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
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                    #10
                    Bitte schön, das 10. Kapitel


                    Sein Hieb hinterließ eine leichte Vertiefung in dem massiven Tisch aus Eiche und man hörte ein leichtes Knacksen des Holzes dabei. In dem Raum, der eine seltsame Mischung aus mittelalterlichem Verließ, pompösen Thronsaal und High-Tech-Kommando-Zentrale war, hatte der Clan Lord soeben erfahren, was in jenem Tal in der Geröllwüste geschehen war. Er bebte vor Zorn und ging wütend hinter seinem Schreibtisch auf und ab. Er trug nur eine Hose und darüber eine Art Bademantel, auch wenn die edle Machart diesem Begriff kaum gerecht werden konnte. Durch seine schnellen Bewegungen öffnete sich der Mantel ein wenig und Lukas erkannte die große Narbe, sie sich quer über Teraels Brust erstreckte. Und weil sich sein Lord wie so oft wenn er wütend war unbewusst die Hände rieb, fiel Lukas wieder einmal die uralten Brandnarben an seiner Hand auf. Aber er wandte seinen Blick sofort davon ab als Teraels wütende Stimme erklang. >>Diese verfluchten Menschen! Das ist schon die vierte Schlacht, die wir gewonnen hatten, bis die Menschen auftauchten und unsere siegreichen Soldaten auslöschten!<<
                    Lukas lächelte nur. Er fand, dass diese Geschehnisse das ganze etwas interessanter machten. Sorgen machte er sich nicht. Er wusste sogar schon, wie sie dieses Problem lösen konnten. >>Nun, wenn du nichts dagegen hast, werde ich dagegen vorgehen.<<
                    Terael blieb stehen und starrte Lukas etwas irritiert und neugierig an. >>Ach ja, und wie?<<
                    Lukas Lächeln ging in die Breite. Er ging etwas in dem Saal umher, betrachtete sich ein paar der Bilder und Büsten, die den Raum verzierten, tat beinahe so, als wäre er zum ersten Mal hier. Er genoss es ein wenig, Terael gegenüber im Vorteil zu sein. An dieses Gefühl hätte er sich gewöhnen können. >>Vergiss nicht, dass mir einer dieser Krieger Gottes so einiges verraten hatte, als er versuchte sein Leben zu retten.<< Lukas erinnerte sich kurz an den alten Mönch, wie er auf dem Boden lag und alles verriet woran er eigentlich so unbeirrt glauben sollte, nur um sein eigenes erbärmliches Leben zu retten. Aber auch das hatte ihm am Ende nur den Tod gebracht. >>Mit deinem Einverständnis werden wir drei Tage lang unsere Offensiven etwas zurückschrauben und nur versuchen, die Linien zu halten. Mit den dadurch neu verfügbaren Streitkräften werde ich die Menschen ausschalten.<<
                    Terael blickte Lukas in die Augen. >>In nur drei Tagen<<, fragte er seinen Stellvertreter. Und im Inneren fragte er weiter: ist Lukas tatsächlich so gut, weiß er wirklich so viel, kann er einen solchen Kreuzzug wirklich in nur drei Tagen beenden? Wenn ja, war Lukas dann nicht vielleicht sogar eine Gefahr für ihn? Aber diese Fragen, besonders die letzte, schob er dann doch wieder ganz schnell beiseite. Lukas war sein Stellvertreter, der erste Mensch den er zum Vampir gemacht hatte. Und er hatte ihm ewige Treue geschworen. Das hatte ihm die letzten Jahrtausende gereicht um sich Lukas Ergebenheit gewiss zu sein. Und das würde ihm auch die nächsten Jahrtausende reichen.
                    Lukas nickte um Teraels Frage zu beantworten. Drei Tage würden mehr als reichen. >>Zuerst werde ich Sloane einen Besuch abstatten<<, fing Lukas an seinen Plan zu erklären. >>Ohne Sloane sind sie führerlos und sie haben niemanden, der ihn ersetzen könnte. Dann sind sie ein leichtes Ziel, sofern sie dann überhaupt noch wagen sollten, uns anzugreifen.
                    Terael stimmte diesem Plan nur nickend zu und ging dann etwas gedankenversunken zu einem zweiten Tisch, der mehr im Zentrum des Saals stand. Es war ein großer Glastisch, auf dem Berichte, Karten, Schlachtpläne und auch die unheilige Schriftrolle lagen. Terael sah auf sie herab und seine Finger streiften über ihren Rand, als wäre sie das schönste und wertvollste, das er besaß. Nun, vermutlich war es auch so. >>Weißt du, Lukas, es ist schon seltsam. Ich habe vor so vielen Jahrtausenden an Luzifers Seite gekämpft. So lange schien es so, als wäre unser Ziel von einst in unerreichbare Ferne gerückt. Jetzt ist es wie durch ein Wunder wieder zum Greifen nahe und trotz meiner Erfahrung kommt mir jede Stunde, die uns noch vom Sieg trennt, wie eine Ewigkeit vor.<< Teraels Stimme klang so, als würde er in Erinnerungen schwelgen und an bessere Zeiten denken. Er konnte nur beten, dass seine Odyssee bald endete und er sein Ziel endlich erreichte.
                    >>Doch diese Stunden werden weniger<<, versicherte Lukas seinem Lord. >>Drei der fünf gegnerischen Clans sind bereits vernichtet, die übrigen zwei haben große Verluste erlitten. Und ich denke, wenn wir die Menschen aus dem Weg geräumt haben, werden wir auch über Gerätschaften verfügen, mit denen wir die Zielpersonen viel besser lebend fassen können. Wenn man bei uns Vampiren von „lebend“ sprechen kann.<<
                    Nun verfinsterte sich Teraels Blick wieder. Er starrte Lukas an. >>Das will ich hoffen. Wir hatten fünf Möglichkeiten, an die Macht eines Erzdämons zu gelangen. Drei dieser Möglichkeiten haben wir verspielt, weil unsere Leute zu dumm waren, Kamiel, Ruth und Sara gefangen zunehmen. Sollten wir die anderen zwei Möglichkeiten ebenfalls verspielen, werde ich mir einen neuen Stellvertreter suchen müssen. Verstanden, Lukas?<< Lukas, so war sich Terael sicher, war sein treu ergebener Vertreter, sein bester Krieger und engster Vertrauter. Nichtsdestotrotz war er ersetzbar. Und wenn Terael sein erstrebtes Ziel nicht erreichte weil seine Truppen, die Lukas kommandierte, versagten, dann würde das Clan-Oberhaupt daraus die nötigen Konsequenzen ziehen und Lukas entsprechend „behandeln“. Und das wusste Lukas auch.
                    >>Verstanden, Mylord.<<
                    Terael schien für den Moment zufriedengestellt. Er setzte sich auf einen Stuhl und lehnte sich gedankenversunken zurück, wobei er über seine Brust strich und die alte Narbe fühlte. Er verzog kurz schmerzerfüllt das Gesicht, so als würde er noch einmal den Hieb spüren, der ihm diese Narbe beschert hatte. >>Habe ich dir schon einmal erzählt, woher ich diese Narbe habe?<<
                    >>Nein.<<
                    Teraels Gedanken reisten zurück und alles spielte sich noch einmal vor seinem inneren Auge ab. Er fing an Lukas zu berichten was damals geschehen war. Lukas lauschte der Stimme seines Herren, wobei der sich gar nicht sicher war, ob er wirklich erzählte oder ob er schwieg und sich nur erinnerte. >>Es war damals, als ich noch ein Engel war. In der letzten Schlacht des Krieges zwischen Michaels Armee und Luzifers Rebellen. Ich war vermessen genug, Michael herauszufordern. ICH, ein einfacher Engel, forderte einen Erzengel, den Anführer der himmlischen Heerscharen. Wie dumm ich doch war. Michael hatte mich schnell besiegt. Er hat mir diese Verletzung zugefügt. Michael holte zum letzten Schlag aus, doch Luzifer hielt ihn ab. Er rettete mich vor meinem Gegner. Aber während er mich deckte, wurde er selbst verletzt. Luzifer rettete mich, aber ohne mich hätte er wahrscheinlich Michael besiegt und den Krieg gewonnen. Ich habe wohl Schuld daran, dass er in der Hölle schmort und dieser scheinheilige Gott noch auf seinem Thron sitzt. Ich werde meinen Fehler von damals korrigieren, das schwöre ich.<< Lukas kannte Terael nun schon lange genug um an dessen Gesichtsausdruck zu erkennen, dass er jetzt lieber alleine sein wollte. Lukas respektierte diesen Wunsch und verließ den Saal. Terael blieb noch für einige Sekunden in seinem geistesabwesenden Zustand, aber als er hörte, wie Lukas den Raum verließ und die schwere Tür wieder ins Schloss fiel, war Terael wieder hellwach und aufmerksam. Und er erinnerte sich, was er schon spürte als Lukas im zugesichert hatte, sich um die Menschen zu kümmern. Aber solange Lukas noch anwesend war konnte sich Terael nicht um dieses Gefühl kümmern, denn das was jetzt kam, ging nur ihn und seinen heimlichen Besucher an, der sich in der Dunkelheit versteckte. >>Du kannst jetzt rauskommen, Lukas ist weg, wir können reden.<< Aus einer Ecke des Raumes trat ein junger Mann, er konnte gerade mal Anfang 20 gewesen sein. Er war elegant gekleidet, doch sein auftreten passte eher zu einem knallharten Soldaten. Und trotz seiner Jugend hatte bereits schneeweißes Haar. Terael hatte zwar geahnt, dass er Besuch hatte, doch wer dieser Besuch war erkannte er erst jetzt. Mit gespielter Freundlichkeit begrüßte er seinen Gast. >>Michael, schön dich zu sehen. Ist schon lange her.<<
                    >>Nicht lange genug soweit es mich betrifft.<< Der Erzengel Michael sparte es sich ebenfalls Freundlichkeit vorzuspielen, er sagte es so wie er es auch meinte.
                    Terael jedoch fand Gefallen daran den höflichen Gastgeber zu spielen und sprach weiter in einem Tonfall als würde er mit seinem besten Freund sprechen. >>Nana, du bist der Fürsprecher der Menschen vor Gott, solltest du nicht netter sein?<<
                    >>Du bist kein Mensch<<, erwiderte Michael grimmig.
                    >>Und du auch nicht<<, stellte Terael fest. Seine Stimme klang mit einem mal sehr viel härter und verbitterter. Es schien als wäre ihm die Lust daran vergangen den lieben Gastgeber zu spielen. Seine wahren Gefühle gegenüber Michael und nicht zu letzt Gott schimmerten immer mehr durch. >>Wie auch immer, was treibt der alte Mann denn so? Hält er sich immer noch für den Größten und bewundert Tag für Tag seine geliebte Schöpfung ohne zu merken, dass sein „Meisterwerk“, der Mensch, der größte Feind seiner Arbeit ist?<<
                    >>Sie sind seine Kinder, er weiß genau, welches Potential in ihnen steckt. Eines Tages werden sie über sich selbst hinauswachsen. Sie werden noch beweisen, dass sie etwas ganz besonderes sind. Seine Geduld ist noch nicht erschöpft.<< Es gab viele Engel die sich manchmal fragten ob es nicht besser gewesen wäre die Menschen als gescheitertes Experiment einzustufen, zu vernichten und ein weiteres Mal von vorne zu beginnen. Sogar Michael, der ja, wie Terael schon richtig gesagt hatte, der Fürsprecher der Menschen war, zweifelte gelegentlich. Doch dann sah er die vielen kleinen Wunder die tagtäglich geschahen. Eine Frau gab ihr angenehmes geregeltes Leben auf um irgendwo in die 3. Welt zu reisen und Weisenkindern zu helfen. Ein Kind handelte sich ein blaues Auge ein weil es eine ausländische Klassenkameradin vor irgendwelchen Rüpeln beschützte. Ein Soldat gab sein Leben damit ein Konvoi mit Lebensmitteln doch noch sein richtiges Ziel erreichte. Und noch mehr. Es waren Momente wie diese die sowohl Michael als auch Gott als auch allen anderen Engeln zeigte: es war noch nicht alles verloren, die Menschen waren noch nicht am Ende. Noch gab es Hoffnung.
                    >>Ich bitte dich, jetzt stell ihn nicht als den lieben alten Vater hin!<< Teraels Stimme wurde laut, seine Emotionen standen kurz davor verrückt zu spielen, denn er wusste: es gab da noch eine andere Seite an Gott. Es gab in der Bibel durchaus Stellen, in denen man erahnen konnte, was für eine dunkle Seite Gott auch haben konnte. Aber das volle Ausmaß seines anderen Ichs würde man an keiner Stelle der Bibel erkennen können. Denn eines musste selbst Michael, der wohl treueste unter Gottes Engeln zugeben: in der Bibel stand wohl nur die halbe Wahrheit. >> Es spielt keine Rolle, zu was die Menschen fähig sind, wichtig ist, was sie schon alles getan haben. Und, dass Er es zugelassen hat. Damit ist er genauso schuldig an all den Gräueltaten!<<
                    Michael schüttelte den Kopf. In der kleinen Ewigkeit die er jetzt schon existierte hatte er solche Worte schon oft gehört. Diese Diskussion war fast so alt wie das Universum. Und ganz gleich ob man diese Diskussion mit Worten oder mit dem flammenden Schwert führte, man würde wohl nie zu einem Ende kommen. >>Ich bin bestimmt nicht hergekommen, um mit dir die Wege des Herren zu ergründen.<<
                    >>Was, wie wir alle wissen, sowieso unmöglich ist<<, fügte Terael in einem sarkastischen Ton hinzu. >>Also, was willst du wirklich? Bist du gekommen, um den Himmel vor mir zu retten? Willst du mich töten, bevor ich euch gefährlich werden kann?<<
                    Der Anführer der himmlischen Heerscharen sah Terael finster an. >>Engel sind keine Attentäter.<< Es schien fast so als hätte ihn Teraels Frage zutiefst beleidigt… Fast. Denn plötzlich schoss aus der Dunkelheit eine dritte Person auf Terael zu und die beiden fingen an zu kämpfen. Obwohl Terael vermutlich das mächtigste Wesen außerhalb von Himmel und Hölle war hatte ihn dieser plötzliche Angriff sehr überrascht und sein Gegner konnte zu Beginn tatsächlich einige Wirkungstreffer erzielen. Michael seinerseits stand nur regungslos daneben und beobachtete den Kampf. >>Aber wenn es sein muss, finden die Engel schon jemanden, der als Attentäter einspringt.<< Michael war alles andere als zufrieden mit dieser Situation. Es gefiel ihm gar nicht solche Methoden einzusetzen. Aber das Schicksal des Himmels stand hier auf dem Spiel. Alles war erlaubt in der Liebe und im Krieg. Extreme Situationen erforderten extreme Maßnahmen. Im Krieg schwiegen die Gesetze. Und es gab sicherlich noch etliche andere Sprichwörter, die alle auf seine Lage zutrafen. Besser fühlte er sich jedoch nicht dadurch. Trotzdem wartete er sehnsüchtig darauf, dass der Attentäter endlich zum tödlichen Stoß ansetzte und Terael den Pflock ins Herz rammte. Zuerst sah es auch ganz gut aus. Doch als der Überraschungsmoment vorüber war bekam der Vampir die Oberhand in dem Kampf. Was als wildes Gerangel begonnen hatte endete nun mit einer Demütigung des Attentäters. Schon fast gelangweilt wehrte Terael mittlerweile die Hiebe und Schläge ab. Schließlich wurde er dieser Sache überdrüssig und mit einem kräftigen Schlag schleuderte er seinen Gegner an die Wand, der daraufhin leicht benommen zu Boden ging. Erst jetzt gelang es ihm einen genaueren Blick auf ihn zu werfen. Und tatsächlich erkannte er ihn.
                    >>Judas<<, entfuhr es Terael mit einem Hauch von Ekel in der Stimme. >>Gibt es etwas, das du nicht tun würdest um den Fluch von dir zu nehmen?<<
                    Niedergeschlagen lag Judas am Boden. Er blickte Terael nicht in die Augen. Das konnte er nicht. Er fühlte, dass er nichts wert war – wieder einmal. >>Seit ich Gottes Sohn verriet wandle ich als Unsterblicher auf Erden. Du kommst mit der Unsterblichkeit vielleicht klar, aber für mich ist und bleibt es ein Fluch von dem ich endlich erlöst werden will.<< Laut der Bibel hatte Judas den Freitod für seinen Verrat gewählt. Doch auch hier stimmte es: die Bibel erzählte nur einen Teil der Geschichte.
                    Schließlich stand Judas doch wieder auf. Er sah an Terael vorbei und blickte zu Michael, der ihm den Auftrag für dieses Attentat gegeben hatte. Natürlich war der Erzengel enttäuscht, aber er musste fair sein. Terael war sehr viel mächtiger als Judas. Und der hatte immerhin sein Bestes gegeben um den Vampir zur Strecke zu bringen. Also nickte Michael anerkennend zu Judas, der daraufhin kleinlaut, aber zu wenigstens ein bisschen erleichtert wieder in der Dunkelheit verschwand. Dann blickte Terael zu Michael und lächelte ihn angesichts dieses kleinen Sieges überheblich an. >>Netter Versuch. Aber das wird mich nicht davon abhalten Luzifer zu befreien.<<
                    Michael erkannte, dass diese Runde eindeutig an Terael ging. Aber das war nur ein kleiner Teil dessen, was Michael in diesem Moment beschäftigte. >>Warum tust du das?<< Wenn Luzifer Gottes Thron besteigen sollte, dann würde es sehr schnell nicht mehr nur eine sondern drei Höllen geben. Himmel und Erde würden dann ebenfalls zu Orten der Qualen und der Hoffnungslosigkeit werden. Michael konnte nicht verstehen, wie Terael, einst ein Engel Gottes, dies ernsthaft wollen konnte.
                    >>Ich habe es Luzifer versprochen<<, erwiderte Terael knapp.
                    >>Na und?<< Michaels Blick spiegelte sowohl sein Unverständnis als auch seine Verzweiflung wieder. Denn so wie die Dinge jetzt lagen würde Terael in diesem Konflikt am Ende triumphieren. >>Gott hast du auch Treue gelobt und dennoch hast du ihn verraten. Es muss einen anderen Grund geben als irgendwelche Versprechen an einen Verräter. Das er sein Leben riskierte um das deine zu retten war wahrscheinlich die einzige ehrenvolle Tat Luzifers.<<
                    Terael blickte seinen Gegenspieler nicht an. In ihm kamen Erinnerungen hoch. Erinnerungen an den Grund seines Vorhabens. Und diese Erinnerungen voller Bitterkeit verfinsterten seinen Blick. >>Sagen wir, ohne die Verbrechen der Kirche müsstest du dir heute keine Sorgen um mich machen.<<
                    Michael dachte kurz nach und langsam verstand er, was hier geschah, wo der Grund für die sich anbahnende Katastrophe lag. >>Geht es immer noch um Isabella?<<
                    Nun blickte Terael den Erzengel an. Sein trauriger Blick wich einer immer größer werdenden Wut. Wut darüber, dass Michael es wagte ihren Namen in den Mund zu nehmen. >>Was weißt du von Isabella?<<
                    Einen Moment fragte er sich ob Terael vergessen hatte mit wem er hier redete. Als Erzengel wusste er natürlich so gut wie alles über die damaligen Geschehnisse. Trotzdem hielt er sich bei der Antwort auf diese Frage so bedeckt wie möglich. >>Sie stand dir sehr nahe. Bis sie der Inquisition zum Opfer fiel. Sie starb auf dem Scheiterhaufen.<<
                    Die Wut verschwand wieder aus Teraels Stimme und Augen. Und stattdessen kehrte die Traurigkeit zurück, nur noch schlimmer als zuvor. >>Sie war der einzige Mensch, den ich niemals gebissen hätte und wenn ich dafür durch die Hölle hätte gehen müssen.<<
                    >>Ich weiß. Auch im Himmel haben wir um sie getrauert. Sie war ein guter Mensch.<<
                    >>Und dennoch habt ihr es zugelassen. Ich habe gebetet, ich habe Gott um Hilfe angefleht, doch er hat nicht einmal zugehört! Und als sie dann tot war, wurde ihr der Eintritt in den Himmel verwehrt! Sie war das reinste Geschöpf, dass mir je begegnet ist, doch ihr habt sie in die Hölle geschickt, weil die Kirche gesagt hat, sie wäre eine Sünderin. Und Gott hat nicht zugehört!<< Teraels Augen füllten sich ein wenig mit Tränen. Nicht viel, aber genug um sie erkennen zu können. In all den Jahrtausenden hatte es Michael so gut wie nie gesehen, dass ein Vampir weinte, erst recht nicht Terael. Das traf den Erzengel mehr als er geglaubt hätte. Und was noch schlimmer war. Terael war nicht ganz im Unrecht. Teraels Geliebte von einst war ein Mensch mit vollkommen reiner Seele. Und trotzdem war sie zur Hölle gefahren. Michael konnte Terael nicht ansehen. >>Du kennst das alte Sprichwort<<, fuhr Terael fort. >>„Kann ich die Götter nicht erreichen, so setze ich die Hölle in Bewegung.“ Gott, hat sie nicht gerettet. Luzifer WIRD sie mir zurückbringen.<<
                    Michael fühlte sich schuldig. Trotzdem konnte er es nicht hinnehmen, dass Terael die gesamte Schöpfung in den Abgrund stürzte nur um seine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen. >>Erstens: Glaubst du wirklich, dass Luzifer das tun wird? Dafür ist er viel zu egoistisch. Und zweitens: Gott hat sehr wohl zugehört. Doch er muss sich an seine eigenen Regeln halten. Er darf den eigenen Willen der Menschen nicht beeinflussen. Die Menschen müssen ihren eigenen Weg gehen, wie alle Kinder irgendwann ohne Vater auskommen müssen.<<
                    >>Ich weiß nicht, ob Luzifer meinen Wunsch erfüllen wird oder ob ich wirklich den richtigen Weg gehe. Doch ich habe gar keine andere Wahl. Und jetzt lass mich in Ruhe.<< Niedergeschlagen kehrte er Michael den Rücke zu, er wollte jetzt nur noch alleine sein. Alleine mit seiner Trauer. Michael jedoch konnte nicht aufhören. Nie zuvor hatte er so viele menschliche Gefühle bei Terael gesehen, nie zuvor hatte er bei dem Vampir-Lord so etwas wie eine Seele gefühlt. Michael spürte, dass er jetzt eine einmalige Chance hatte zu dem guten Kern, der noch immer irgendwo in Terael ruhte durchzustoßen. Michael konnte jetzt nicht aufgeben.
                    >>Aber…<< Weiter kam Michael nicht, den einmal mehr trat eine weitere Person aus der Dunkelheit. Es war ein junger Mann Anfang 20. Er trug einen eleganten schwarzen Anzug, die schwarze Krawatte war leicht geöffnet, er hatte das Auftreten einen jungen erfolgreichen Geschäftsmannes und ein etwas überhebliches Grinsen im Gesicht. Über der Schulter trug er eine schmale, lange Tasche.
                    >>Hast du ihn nicht gehört<<, fragte der neue Gast in Teraels Thronsaal. >>Lass ihn in Ruhe.<<
                    >>Azmodan<<, entfuhr es Michael und verzog leicht angewidert das Gesicht. >>Was führt Luzifers Speichellecker Nummer 1 hierher?<<
                    >>Du wirst schon anders reden wenn Luzifer erstmal aus der Hölle befreit ist. Dann werden wir beide uns noch einmal unterhalten.<< Das Lächeln war Azmodan noch immer wie ins Gesicht gemeißelt. Er fühlte sich so, als hätte er den seit Jahrtausenden andauernden Kampf zwischen Himmel und Hölle bereits gewonnen.
                    >>Spuck nicht so große Töne<<, erwiderte Michael und versuchte so gut wie möglich den Dämon keines Blickes zu würdigen. >>Wenn du so gefährlich wärst, hätten wir dich tiefer in die Hölle gesperrt und du und deinesgleichen wärt nie entkommen.<<
                    Jetzt fühlte sich Azmodan ein wenig gekränkt, aber nach wie vor schien er gut gelaunt, denn er konnte Michael diesmal eindeutig beweisen, dass der Erzengel ihn besser ernst nehmen sollte. Azmodan streifte die Tasche von der Schulter, legte sie auf den Tisch vor ihm, zog den Reißverschluss auf und holte einen Gegenstand heraus. Es war ein reich verziertes Schwert. Als Michael es sah, erschrak er, versuchte aber es nicht zu zeigen. >>Erkennst du es<<, fragte der Dämon – wohl wissend, dass Michael es auf jeden Fall erkannte. Denn dieses Schwert war einmalig. >>Es gehörte einst deinem besten Freund, Gabriel. Nun ist Gabriel tot.<<
                    Nun war es nicht mehr zu übersehen, dass Michael geschockt war. Gabriel, der Erzengel Gabriel, sein bester Freund… tot? >>Hast du…?<<
                    >>Ja<<, beantwortete Azmodan die Frage noch bevor sie komplett gestellt war. Denn während der Krieg der Vampire erst sein kurzem tobte, bekämpften Dämonen und Engel sich bereits seit Jahrhunderten auf der Erde. Seit die ersten gefallenen Engel aus der Hölle geflohen waren. Und diesem Krieg war Gabriel nun zum Opfer gefallen. >>Wir werden immer stärker. Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern WANN Luzifer zurückkehrt.<<
                    Niedergeschlagen senkte Michael den Kopf. Seine Hoffnungen auf einen Endsieg des Himmels schwanden immer mehr. Aber noch gab es Hoffnung. Und der Verlust Gabriels und Michaels Wunsch nach Vergeltung verliehen ihm Entschlossenheit. >>Sei dir nicht so sicher. Noch ist nichts entschieden.<< Michael sah die beiden noch einmal zornig an, dann trat er in den Schatten zurück und verschwand. Er hatte Terael und vor allem Azmodan erklärt, dass der Kampf noch nicht vorbei war. Allerdings war sich Michael im inneren nicht so sicher wie er es nach außen hin zeigte. Denn im Moment hatte er keine Ahnung, wie er diesen Krieg noch gewinnen konnte.
                    Nachdem Michael verschwunden war, widmete sich Azmodan nun ganz Terael. >>Luzifer verlässt sich auf dich. Enttäusche ihn nicht, dann kümmert er sich um Isabella.<< Nun verschwand Azmodan ebenfalls. Terael blieb alleine zurück. Für einen Moment fragte er sich, ob Azmodan ihm gerade etwas versprochen oder ihm gedroht hatte. Aber das verdrängte er ganz schnell wieder, denn als er sich wieder einmal seine von Brandnarben entstellte linke Hand betrachtete, gab es nur ein Wort, welches seinen Verstand beschäftigte: Isabella.
                    Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
                    Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
                    Vaya con dios, Slayer.

                    Kommentar


                      #11
                      Hallo alle zusammen. Tut mir leid, dass es diesmal etwas länger gedauert hat, hoffe, das dies nicht wieder vorkommen wird. Hier kommt das 11. Kapitel.

                      Vor etwa 500 Jahren hatte Terael sein Hauptquartier irgendwo in Europa. Jahrhunderte lang konnten die Vampire ihre Existenz geheim halten, konnte man die vielen Tote, welche auf ihr Konto gingen, doch leicht als Opfer irgendwelcher Epidemien oder Kriegen tarnen. Oder sie ganz einfach verschwinden lassen. Aber es wurde immer schwieriger diskret vorzugehen. Und durch die spanische Inquisition wurden auch immer öfter Nachforschungen angestellt sowie etwas seltsames vor sich ging. Die Vertreter der Inquisition in dieser Stadt hatten schon seit langem ein Auge auf Teraels Haus geworfen, aber selbst den Inquisitoren fehlten die nötigen Beweise um gegen Terael vorzugehen – zumal aus diesem Hause schon viele großzügige Spenden in die Kasse der Stadt geflossen waren. Darum konnte Terael auch relativ sorgenfrei seine Zeit mit ihr verbringen. Mit seiner geliebten Isabella.
                      Teraels Schlafzimmer lag in nördlicher Richtung, die Sonnenstrahlen konnten also niemals direkt durch das Fenster fallen, weshalb die Vorhänge auch nicht zugezogen waren als Isabella am späten Vormittag neben Terael erwachte. Sie lächelte ihn an, gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Schulter und stand auf. Es war schon sehr spät und Zeit für sie zu gehen. Mit einem etwas traurigen Blick sah der Vampir zu ihr. >>Musst du wirklich schon gehen<<, fragte er ein wenig enttäuscht.
                      >>Ich bin schon viel zu lange hier<<, antworte sie mit einem Lächeln im Gesicht während sie sich anzog. >>Sollte irgendjemand auf die Idee kommen, dass ich einen Vampir liebe, dann wird die Inquisition mich hinrichten.<<
                      Nun blickte Terael sie ernst an. >>Das wird nie geschehen. Und wenn doch, dann werde ich dir beistehen. Ein gefallener Engel wird kommen und dich vor dem Scheiterhaufen retten.<< Terael meinte dies genau so wie er es sagte. Er hätte alles für sie getan. Für sie gekämpft, für sie gelebt, für sie gestorben, selbst mit Gott hätte er sich für sie wieder versöhnt. Und obwohl er es todernst meinte, fingen beide an zu schmunzeln. Sie hielten es absolut für unmöglich, dass die Welt dort draußen jemals von ihrer Liebe erfuhr. Dann wurden die beiden wieder ernst. Isabella brannte etwas auf der Seele, eine Frage, deren Antwort sieb eigentlich bereits kannte, aber sie brauchte Gewissheit. Sie musste die Antwort aus Teraels Mund hören.
                      >>Hast du jemals daran gedacht, mich zu beißen, mich zu verwandeln?<< Isabella blickte ihn nicht an, sie hatte Angst, dass er auf diese Frage wütend reagieren würde. Doch Terael blieb ganz ruhig, denn er wusste: diese Frage war berechtigt, denn schließlich war er immer noch Terael, Lord des Terael Clans und vermutlich der Vampir, auf dessen Konto die meisten Opfer gingen.
                      >>Niemals<<, erwiderte mit einem ernsten aber ruhigen und ehrlichen Blick. >>Eher würde ich sterben.<< In all den Jahrtausenden das erste Mal, dass er so etwas sagte. Und auch noch ernst meinte. Isabella hatte diese Antwort erhofft. Und auch erahnt. Jetzt hatte sie Gewissheit. Sie lächelte ihn an, gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und stand dann auf. Sie ging in Richtung Tür. Dann drehte sich die wunderschöne Frau noch einmal um.
                      >>Ich liebe dich.<< Es war mehr ein Flüstern, aber Terael verstand es trotzdem, und zwar nicht nur weil er als Vampir bessere Ohren hatte.
                      >>Ich liebe dich auch<<, erwiderte er zufrieden lächelnd. Bevor sie die Tür öffnen konnte, fragte er noch, ob sich die beiden am Abend sehen würden.
                      >>Das will ich doch hoffen<<, erwiderte sie lachend und zwinkerte ihm zu. Dann öffnete sie die Tür und ging hinaus. Vor der schweren Schlafzimmertür lief sie beinahe Lukas in die Arme. Die beiden begrüßten sich knapp. Es war mehr eine Höflichkeitsfloskel als ein ernst gemeinter Gruß. Die Worte waren zwar höflich gewählt, aber es war leicht zu spüren, dass die zwei nur wenig für einander übrig hatten. Nach der Begrüßung eilte Isabella dann die lange Treppe nach unten in die Halle und verließ das Haus zügig. Natürlich achtete sie darauf, dass sie niemand sah. Sie hatte schon einige Übung darin. Niemand bemerkte, dass sie aus diesem Haus gekommen war.
                      Lukas sah ihr noch ein oder zwei Sekunden hinterher, dann drehte er sich um und betrat Teraels Schlafzimmer – natürlich nicht ohne vorher anzuklopfen.
                      Terael war aufgestanden und kleidete sich an. Lukas kam herein und stellte sich in die Mitte des Raumes. Er hielt einen gewissen Abstand zu seinem Herrn und sah ihn nicht direkt an. Er hielt das nicht für angemessen, schließlich würde er gleich ein Thema ansprechen, welches Terael nicht sehr gefallen würde. Er zögerte zuerst, doch dann sprach er aus, was ihn schon seit langer Zeit beschäftigte. >>My Lord, hältst du es für klug, so eine innige Beziehung zu einer Frau einzugehen? Zu einer Frau, die keine von uns ist, meine ich?<<
                      Terael reagierte nicht wütend, er blieb ganz ruhig, weil er nicht verstand wie Lukas auf eine solche Idee kommen konnte. >>Also Lukas, wie kann denn so eine Beziehung falsch sein?<<
                      Jetzt blickte er Terael doch direkt in die Augen. Was er zu sagen hatte war viel zu wichtig um auf die Gefühle seines Lords zu achten. Er musste es direkt aussprechen. >>Sie macht dich schwach und trübt deinen Blick. Was wenn unsere Feinde dies herausfinden? Du bringst unseren Clan in Gefahr.<<
                      Terael blieb regungslos stehen und dachte kurz nach, fragte sich, was er davon halten sollte. Er überlegte nicht etwa ob Lukas recht haben mochte, sondern nur wie überzeugt Lukas von seinen eigenen Worten war. >>Das meinst du wirklich ernst, oder<<, fragte Terael. Es klang wie eine normale Frage, aber Lukas, der nicht nur das Gehör eines Vampirs hatte sondern auch Terael schon Jahrtausende kannte, hörte bereits jetzt eine leichte Schärfe heraus.
                      >>Du weißt genau, dass ich über solche Dinge keine Witze mache<<, erwiderte Lukas. Auch seine Stimme gewann an Härte, denn er fühlte, dass er nicht zu Teraels Verstand durchdringen konnte >>Ich sage dir, du musst dies beenden. Oder Isabella verwandeln.<<
                      Nun kam Terael auf Lukas zu und kam ihm so nahe wie es ging ohne ihn zu berühren. >>Jetzt werde ich dir mal was sagen: so glücklich wie jetzt war ich das letzte mal als ich noch ein Engel war. Isabella ist das beste was mir je passiert ist... Unseren Clan würde ich niemals in Gefahr bringen. Aber solange ich noch keine Gefahr sehe, werde ich Isabella nicht verlassen und auch ganz bestimmt nicht verwandeln. Habe ich mich klar ausgedrückt? Ich hoffe es, denn ich werde es dir ganz bestimmt nicht noch einmal erklären!<< Er sprach sehr leise, doch gerade das machte seine Worte so bedrohlich. Lukas war sich vollkommen sicher, dass sein Lord diese Worte ernst meinte. Dieses Thema würde er ganz gewiss nicht noch einmal ansprachen.
                      >>Vollkommen klar, My Lord.<<
                      >>Das will ich hoffen.<< Terael kehrte Lukas den Rücken zu und verschwand in seinem Arbeitszimmer.
                      Zwei Tage später – Isabella war trotz der Abmachung seit dem letzten Treffen nicht mehr bei Terael erschienen – übte der Vampir-Lord verbissen mit dem Schwert in seinem Trainingsraum. Seit zwei Tagen kein Wort mehr von seiner Geliebten, das bereitete ihm Sorgen. Seine Vampire hielten in der ganzen Stadt Ausschau nach ihr. Aber da sie ja nur nachts suchen konnten, überraschte es ihn nicht besonders, dass sie ihm bis jetzt nichts Positives berichten konnten. Aber obwohl er damit rechnete, blieb trotz allem noch die Frage: wo war Isabella? Diese quälende Ungewissheit veranlasste ihn dazu so hart zu trainieren. Er brauchte Ablenkung, musste seine Aggressionen abbauen – sonst hätte er noch grundlos einfach einen seiner eigenen Leute getötet. Und in Lukas eigenem Interesse hoffte Terael, dass sein Stellvertreter wichtige Neuigkeiten hatte, als er einfach so in das Trainingszimmer stürmte. Lukas schien ein wenig außer Atem. Er stockte ein wenig, als er berichtete, was ihn jetzt hier her führte.
                      >>My Lord<<, hechelte Lukas, als ob er sehr schnell gerannt wäre, >>etwas Schreckliches ist passiert.<< Lukas erzählte, was ihm ein menschlicher Informant vor wenigen Minuten berichtet hatte. Kaum hatte Terael dies gehört, ließ er sein Schwert fallen. Er griff sich nur schnell eine schwere Decke um sie notfalls über sich zu werfen – schließlich war es taghell draußen. Gemeinsam mit Lukas hastete er so schnell es ging durch Geheimgänge und Abwasserkanäle der Stadt. Er musste so schnell wie möglich am Marktplatz sein. Davon hing alles ab. Er wusste noch nicht was er tun würde wenn er da war, aber das war egal im Moment, er musste nur schnellstens dorthin kommen. Schließlich erreichten die beiden ihr Ziel. Sie verließen den schützenden Untergrund und kamen an die Oberfläche. Glücklicherweise spendeten die hohen Häuser viel Schatten in dieser kleinen Gasse, so dass die Sonne keine Gefahr darstellte. So konnten sie bis zum Rand des Marktplatzes vordringen um Zeuge des grauenvollen Schauspiels zu werden, welches sich hier zutrug.
                      Hunderte von Menschen sahen zu, wie Teraels geliebte Isabella an einen Scheiterhaufen gebunden wurde. Ein Priester der Inquisition verlas die Anklageschrift. Terael war so geschockt von diesem Bild, dass er gar nichts hörte. Aber in der Schrift standen Dinge wie Hexerei und Verbündung mit Dämonen und den Mächten des Bösen. Als der Priester fertig war griff er nach der Fackel, die sein junger Gehilfe die ganze Zeit über gehalten hatte. Die Menge fing an vor Freude zu toben. Dann warf der Priester die Fackel auf den Scheiterhaufen, die Flammen wurden schnell größer und breiteten sich aus. Isabella hatte ein verweintes Gesicht, schien aber ganz ruhig zu sein. Ihr Blick war auf die Menge gerichtet. Es schien, als würde sie jemanden suchen, jemanden, der sie in letzter Sekunde retten würde. Terael war bereit dies zu tun. Er trat näher an den Marktplatz heran, aber wenige Zentimeter vor ihm endete der schützende Schatten und die pralle Sonne schien auf den Boden. Trotz der schweren Decke erlitt er höllische Schmerzen als er einen weiteren Schritt machte. Schnell trat er zurück und wartete, dass der Schmerz nachließ. Aber dann sah er Isabella, die von den Flammen eingehüllt wurde. Wieder wollte Terael nach vorne treten, bereit, diesmal nicht wieder ohne sie in den Schatten zurückzukehren. Aber Lukas erkannte, das Terael in den sicheren Tod ging. Darum hielt er seinen Lord fest. Terael wehrte sich wie wild, aber seine Verletzungen durch die Sonne und der Schock über diesen Anblick schwächten Terael sehr. Er konnte sich nicht losreißen und musste mit ansehen wie seine Geliebte auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Einzig Teraels linke Hand konnte sich von Lukas Griff lösen. Er streckte sie zu Isabella aus – direkt in die Sonne. Während Terael einzig den Verlust Isabellas spürte und ihren Namen rief, erlitt seine Hand schwere Verbrennungen durch die Sonne. Als Isabella sich nicht mehr rührte und auch Terael einsah, dass es keinen Sinn mehr hatte, sank er vollkommen fassungslos zu Boden. Lukas kümmerte sich sofort um die verletzte Hand. Terael konnte die Hand nur traurig ansehen. Er fand es seltsam, dass der erste Gedanke in seinem Kopf war, dass diese Verletzung wohl Narben hinterlassen würde. Aber nicht nur auf seiner Hand. Auch in seinem Herzen. Auch heute, 500 Jahre später, wenn er die alten Brandnarben betrachtete, war das erste Wort, das ihm einfiel, ein Name: Isabella.
                      Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
                      Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
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                        #12
                        So, da wären wir wieder. Das 12. Kapitel.

                        Eine alte längst verlassene Kirche diente in dieser Stadt als Zentrale für Jack Sloanes heiligen Ritterorden. Es war finstere Nacht, die Tageszeit der Vampire. Die Zeit, in der sie neuerdings aus ihren Verstecken kamen und erbarmungslos aufeinander losgingen. Und somit die Zeit, in der Sloanes Soldaten eigentlich auch dort draußen sein sollten. Um den Vampiren „zu helfen“ sich gegenseitig zu vernichten und um Unschuldige aus den Kämpfen herauszuhalten… Doch nicht heute Nacht.
                        Die Kämpfe der letzten Wochen hatte große Verluste bei Sloanes Leuten verursacht. Viele waren gefallen, viele verletzt. Und diejenigen, welche noch unversehrt waren, brauchten Ruhe, ihre Kräfte mussten sich regenerieren. Darum rückten die Ritter heute Nacht nicht aus. Das war bitter nötig. Als Sloane durch sein Hauptquartier ging und Berichte studierte, fiel ihm immer mehr auf, wie niedergeschlagen seine Leute doch waren. Obwohl sie fast nur Siege errungen hatten, so nagte dieser Krieg doch sehr an ihren Nerven. Die Verluste der Kameraden, diese vorher nie da gewesenen Dauereinsätze, all das raubte den Rittern die Kraft ihre Schwerter weiterhin zu erheben. Besonders schlimm war es im Lazarett. Hier traf er auf mehr als nur Frustration und Abgespanntheit. Hier blickte er in Gesichter, die keine Spur von Hoffnung mehr in sich trugen. Sloane wusste woran das lag. Die Vampire konnten in unglaublicher Geschwindigkeit neue Krieger „rekrutieren“ indem sie Menschen in ihresgleichen verwandelten. Sloanes Leute fürchteten nicht sie könnten den Krieg nicht gewinnen. Sie fürchteten der Krieg würde niemals enden. Als Jack das Ende des Raumes erreichte wusste er, dass er etwas unternehmen musste, er musste seinen Leuten die Kraft wiedergeben, diesen Krieg zum Ende zu führen. Er drehte sich zu ihnen um und sprach zu ihnen. Er sprach nicht sehr laut, aber trotzdem erfüllte seine Stimme den Raum. Die Soldaten blickten auf und hörten ihm aufmerksam zu. >>Meine Freunde<<, begann Sloane, >>ich weiß, ihr habt große Opfer erbringen müssen. Ihr habt für unsere Sache gelitten und geblutet. Doch das war nicht umsonst. Die Vampire sind bereits größtenteils vernichtet und ihre Fixierung auf den Tod hat verhindert, dass einer der Clan-Lords das Blut eines der ersten 7 trinken konnte. Wir sind ganz nahe am Ziel... Es wird noch einiges kosten, das Erreichen unseres Ziels wird noch einen hohen Preis fordern. Aber die Sache ist es wert! Was wir im Leben tun, wird unser Herrgott nicht vergessen. Wir kämpfen in seinem Namen. Vergesst das nie... Viel Glück und Gottes Segen euch allen.<< Seine Leute fingen plötzlich an zu lächeln. Mit seiner einfühlsamen aber starken Stimme hatte er sie im Herzen berührt. Allein durch seine Worte schöpften sie neue Kraft, neuen Mut diesen Feldzug bis zum Ende durchzustehen. Sloane erkannte dies und deutete ein dankbares Lächeln an. Doch nun war er es, dem etwas auf der Seele lag. Scheinbar war er der einzige gewesen, dem ein neues Gesicht im Raum auffiel. Der große schlanke Mann war während des letzten Teils von Sloanes Ansprache aus dem Schatten getreten. Jack hatte ihn vorher noch nie gesehen – und wusste, fühlte trotzdem wer, oder besser, was dieser Besucher war. Und Sloane wusste nicht, was er von diesem Besuch halten sollte. Während seine Leute anfingen miteinander zu reden und sich sicher waren diesen Krieg jetzt doch noch bald zu gewinnen, ging Sloane erneut quer durch den Raum um mit seinem Gast zu sprechen.
                        Als Jack ihn erreichte gingen sie, als wäre es abgesprochen, um eine Ecke, damit die Soldaten im Lazarett nichts von diesem Gespräch mitbekamen. Zuerst blickte Sloane den Mann nicht einmal an. Dafür war er viel zu geehrt. Aber auch ein wenig verängstigt. Schließlich blickte er ihn aber doch zögerlich ins Gesicht. Jack deutete eine Verbeugung an. >>Ich<<, begann Sloane nervös. Seine Kehle war knochentrocken. Er stockte, atmete tief durch und begann noch mal von vorne. >>Ich bin geehrt.<<
                        Der Besucher, der Erzengel Rafael, blickte Sloane direkt in die Augen. >>Du weißt, wer ich bin<<, fragte Rafael ihn.
                        Sloane wusste nicht, ob er die Frage mit ja oder nein beantworten sollte. Denn wer sein Besucher war wusste er nicht, aber wusste ganz genau was er war. >>Ein Botschafter des Herren<<, erwiderte Jack mit einem ehrfürchtigen Unterton in der Stimme.
                        >>Ganz recht<<, erwiderte Rafael ruhig aber auch ein wenig traurig. Der Grund dafür war der Anlass seines Erscheinens hier. >>Ich wurde geschickt, um euch in Seinem Namen zu danken. Ihr habt viele Generationen lang die Menschheit verteidigt. Das werden wir euch nie vergessen. Und es tut uns Leid, dass wir euch nicht helfen konnten.<<
                        Jack nickte leicht. Der Erzangel hatte da etwas angesprochen, was er sich seit seinem ersten Tag als Vampirjäger immer wieder fragte. >>Ja, das war immer so etwas, was...<<
                        >>... du nicht verstanden hast<<, beendete Rafael den Satz für ihn. >>Nun, was die Menschen nicht wissen und auch nie erfahren dürfen ist, dass die Tore, die Luzifer in der Hölle gefangen halten und das Fegefeuer vom Himmel trennen, langsam bröckeln. Wir brauchen dort oben jeden Engel um das Böse in Schach halten zu können. Das erfordert auch unsere ganze Konzentration, was hier unten in der Welt der Sterblichen geschieht, entgeht uns größtenteils. Außerdem gibt es da gewisse Regeln an die auch wir uns halten müssen. Darum wart ihr stets auf euch alleine gestellt.<<
                        Jack sah verwirrt aus. Er hatte Rafael aufmerksam zugehört, weswegen ihm ein Widerspruch in Rafaels Ausführungen aufgefallen war >>Wenn die Menschen nie davon erfahren dürfen, warum erzählst du mir dann davon?<<
                        Rafael seufzte. Nun kam er zum eigentlichen Grund seines Erscheinens, zu der Ursache seiner tiefen Traurigkeit. Er zögerte zuerst, doch dann antwortete er. >>Weil du nicht lange genug leben wirst, um es weiter zu erzählen. Terael und Lukas sind erbost über eure Siege. Sie planen euch auszulöschen. Und wir können sie nicht aufhalten. Ich dachte, wir sind es euch schuldig, euch zu wenigstens zu warnen.<<
                        Sloane schloss die Augen. Er hatte verstanden, was dies bedeutete. Bisher hatten er und seine Ritter davon profitiert, dass sie immer überraschend aus dem Hinterhalt angegriffen haben. Die Vampire waren in diesem Krieg nie auf diesen zusätzlichen Gegner vorbereitet gewesen. Doch wenn sich jetzt ein Clan wie der Teraels mit all seiner Stärke auf Sloane und seinen Orden konzentrierte, dann würde dies die totale Vernichtung dieser Ritter Gottes bedeuten. Sloane schluckte kurz. >>Ich... ich verstehe<<, sagte er nur.
                        Rafael wagte es nicht, diesem treuen Diener Gottes in die Augen zu blicken >>Es tut mir Leid, Jack. Es tut mir Leid.<<
                        Jack war erschüttert. Nicht so sehr deswegen, weil er vermutlich bald sterben würde. Ihn belastete etwas anderes, nämlich die Zeit nach der Vernichtung seines Ordens. >>Dann ist die Menschheit also verloren.<<
                        Nun sah Rafael doch zu Sloane. Man konnte leichte Verwunderung in seinem Blick erkennen. >>Wie kommst du darauf?<<
                        Hilflosigkeit ging von Jack aus. All seine Hoffnungen, all das, was er all die Jahre getan hatte um seine Familie zu schützen, schien in diesem einen Augenblick in einem großen Nichts zu verschwinden. >>Wenn ihr das Böse nicht aufhalten könnt, und wir die Dämonen nicht besiegen können, wer bleibt da noch übrig um die Menschen zu schützen?<<
                        >>Einen gibt es da noch.<<
                        Einen Moment lang musste der Anführer des Ritter-Ordens überlegen, wen der Engel meinen könnte. Dann fiel es ihm ein. >>Du meinst diesen William?<<
                        >>Ich meine den letzten Überlebenden des Azrael Clans.<<
                        Jack schnaubte abfällig. Er erinnerte sich an das Gespräch mit William. Und daran, wie William abgelehnt hatte. Aber das war nicht der Grund für Sloanes Abneigung ihm gegenüber. Er wusste ja, was für ein fähiger Kämpfer William war, aber das, was Rafael da von dem Vampir erwartete, schien Jack noch etwas viel. >>Ich wollte, dass er uns hilft. Aber dass er die ganze Welt retten soll,....<<
                        >>Manchmal braucht man einen Dämonen um Dämonen zu besiegen<<, unterbrach Rafael seinen Gesprächspartner.
                        >>Aber er ist doch nur ein einzelner.<< Sloane hatte noch immer viele Zweifel.
                        >>In dem mehr steckt, als du auch nur ahnst. Doch ich fürchte, du wirst es nie erfahren. Tut mir leid.<<
                        Das Gespräch über William hatte Jack fast dazu gebracht, die letzten Neuigkeiten zu vergessen. Doch mit einem Male waren sie wieder präsent in seinen Gedanken. Er hatte sich mittlerweile damit abgefunden. Und auch damit, dass wohl kein Entrinnen geben würde. Darum interessierte ihn jetzt nur noch eines. >>Und wann ist es soweit?<<
                        Rafael blickte hoch zu den bunten Fenstern der Kirche. Jack fragte sich, was das sollte, dort oben war schließlich nichts. Doch dann, von einer Sekunde zur nächsten erschienen Silhouetten hinter den Fenstern. Dutzende von ihnen. >>Sie sind bereits hier.<< Zwei Sekunden später durchbrachen die Vampire die Fenster und das große Portal wurde aufgestoßen. Lukas kam herein, gefolgt von etlichen Vampiren. Und mit ihnen kam das Ende.
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                          #13
                          Kapitel 13

                          Sloane und seine Leute kämpften bis zum letzten Blutstropfen. Die Schlacht in der alten Kirche dauerte fast zwei Stunden. Dutzende Vampire wurden vernichtet, von Sloanes Ritterorden in die Hölle geschickt. Trotz des Überraschungsangriffes machten die Menschen Lukas sehr viel mehr Probleme als er erwartet hatte. Und doch reichte es nicht, nicht einmal annährend. Es waren einfach zu viele Vampire. Und sie waren viel zu mächtig. In Stärke und Schnelligkeit waren sie den Menschen einfach zu sehr überlegen. Es war nicht wirklich eine Schlacht, es war mehr ein Massaker. Trotzdem brauchte es drei von Lukas besten Kriegern um Jack Sloane zu Fall zu bringen. Ein langer Schnitt über seinem gesamten Rücken, zwei gebrochene Rippen und eine klaffende Stichwunde im Bauch, in der bis vor ein paar Minuten noch ein Schwert steckte, waren nötig um den größten Kämpfer des Ordens zu besiegen. Und dennoch hatte er noch nicht aufgegeben. Er kroch über den Boden und versuchte sein Schwert, dass gute drei Meter entfernt neben ihm lag, zu erreichen. Er war der letzte Mensch, der in diesem alten Gemäuer noch atmete. Aber aufgegeben hatte er deswegen noch nicht. Erst als sich Lukas triumphierend neben ihn stellte und so den Weg zu der blutverschmierten Klinge versperrte sah Jack ein, dass er verloren hatte.
                          >>Und nun, du großer Ritter Gottes<<, fing Lukas in einem spöttischen Tonfall an, >>hast du noch irgendetwas zu sagen?<<
                          Jack atmete schwer und blickte zu Lukas auf. In seinem Blick sah man nur Verachtung für Teraels Stellvertreter. >>Ich habe es vielleicht nicht geschafft, aber eines Tages wird es einer schaffen und den Krieg beenden. Es wird jemand wie ich sein, der dich vernichten wird.<< Nur Menschen, die ihn gut kannten, hätten gesehen, dass da noch etwas anderes in seinem Blick war: Angst. Angst um seine Familie. Jack konnte nur beten, dass der Erzengel recht hatte und mehr in diesem William steckte als sie alle ahnten. Für Sloane war es unfassbar: all seine Hoffnungen ruhten jetzt ausgerechnet auf einem Vampir.
                          >>Ja, möglicherweise<<, erwiderte Lukas, obwohl er selbst nicht daran glaubte. >>Aber bis es soweit ist, wirst du die Hölle kennen lernen.<<
                          Jack Sloane blickte tief in Lukas Augen. >>Ich warte auf dich.<< Vier kleine Worte, nicht mehr als ein letztes Aufbäumen eines geschlagenen Mannes, und trotzdem bewegten sie etwas in Lukas. Er konnte nicht sagen was war. Eine Ahnung, eine Angst, eine Vision… Irgendetwas davon war es, denn für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er tief in seinem Inneren, dass Jack recht hatte, dass er schon sehr bald ebenfalls in der Hölle schmoren würde. Dieses Gefühl war schnell wieder so gut wie verschwunden, aber ein kleiner Teil blieb zurück, eine Art Angst. Von einer Sekunde zur nächsten war sein triumphierendes Lächeln verschwunden und er blickte in Sloanes funkelnde Augen. Es kam Lukas so vor, als wüsste dieser Mensch, dass er trotz seiner Niederlage einen Sieg davon getragen hätte. Das konnte der Vampir-Lord nicht ertragen. Er drehte sich um, hob das Schwert auf und rammte es in Sloanes Kehle. Jack starb augenblicklich, durchbohrt von der Klinge, die er selbst jahrelang geführt hatte. Lukas fühlte sich jetzt besser, aber nur wenig.
                          Ein paar Augenblicke später stellte sich Thomas zu Lukas. Seine rechte Hand war verbunden, die linke stark verbrannt. Die Wunden erinnerten Thomas immer wieder daran, wie Lukas ihm befohlen hatte die Kiste mit der unheiligen Schriftrolle aus dem Gefäß mit Weihwasser zu holen. Das war jetzt schon eine ganze Weile her, aber diese Verletzungen behinderten ihn immer noch. Jedes mal wenn er in die Nähe von Lukas kam verspürte er diese Lust, seinem stellvertretenden Clan-Lord einen hölzernen Pflock durchs Herz zu stoßen. Aber er tat es nicht, denn trotz allem war Lukas nun mal ein Lord und Thomas hatte ihm zu gehorchen. Das war der Lauf der Dinge.
                          >>So<<, begann Lukas während er das Schwert aus Jack herauszog und dann – obwohl er genau wusste, dass er tot war – noch einmal in Jacks Körper stieß. >>Damit ist von unseren Feinden nur noch Julia übrig. Es wird Zeit, auch mit denen aufzuräumen.<<
                          >>Aber selbst durch die Überläufer der besiegten Clans haben wir bei weitem nicht so viele Soldaten wie Julia<<, gab Thomas seinem Lord zu bedenken. >>Die werden uns aufreiben.<<
                          >>Dann sollten wir neue Soldaten rekrutieren.<<
                          Das war die logische Antwort auf ihr Problem und Lukas hatte keinerlei Bedenken die nötigen Schritte einzuleiten. >>Und wie viele Menschen sollen wir umwandeln?<<
                          Eine gute Frage. Lukas Gedanken rasten. Sie hatten so viel zu verlieren. Die Macht eines Erzdämons, die Herrschaft über den Himmel. Das konnten, das durften sie nicht verlieren nur weil er zu wenige Soldaten rekrutieren ließ. Also beschloss er, dass sein Clan eine ganz neue Richtung einschlug. >>So nahe am Ziel gehe ich kein Risiko mehr ein... Eine Großstadt sollte reichen.<<
                          Thomas sah Lukas mit großen Augen an. Hatte er richtig gehört? Das konnte unmöglich sein, die Konsequenzen daraus wären für das Volk der Vampire verheerend. >>Eine Großstadt? Das können wir unmöglich vertuschen, die Menschheit wird von den Vampiren erfahren. Das wird Terael nicht gefallen. Das verstößt gegen unsere Gesetze!<<
                          >>Terael ist nicht hier. Ich habe das Kommando über die Streitkräfte und ich entscheide über die Taktik.<< Lukas starrte Thomas finster an. Natürlich verstieß das gegen ihre Gesetze, natürlich war es unmöglich für sie etwas so gewaltiges wie den Angriff auf eine menschliche Großstadt zu vertuschen. Aber Thomas dachte nicht weit genug. >>Und wenn wir erst am Ziel sind, ist es egal, ob die Menschheit von uns erfährt. Dann sind wir unaufhaltsam und alle Armeen der Welt können uns nichts anhaben. Und jetzt trommele unsere Soldaten zusammen und bereitet euch auf die erste Offensive gegen die Menschheit vor.
                          Lukas hatte recht, wenn sie erst über die Macht eines Erzdämons verfügen konnten, dann war es vollkommen egal ob die Menschen über die Vampire bescheid wussten, dann waren sie unaufhaltsam. Thomas fragte sich nur, ob sie wirklich das richtige taten >>Wir haben schon einen Krieg zwischen uns Vampiren angezettelt. Wenn wir das jetzt tun, wird es zu etwas kommen, was es vorher noch nie in der Vampirgeschichte gegeben hat: einen Krieg gegen die Menschheit. Wie weit willst du noch gehen?<<
                          >>Noch viel weiter. Das ist erst der Anfang.<<
                          Thomas sah ein, dass Lukas seine Entscheidung getroffen hatte. Und Lukas war der Lord, dein Befehl war Gesetz. Thomas musste sich beugen, ob es ihm nun gefiel oder nicht. >>Und welche Stadt sollen wir angreifen? Diese?<<
                          >>Nein<<, entschied er sofort. >>Julia hält sich hier auf, ich will nicht, dass sie in dem entstehenden Chaos vielleicht doch noch getötet wird. Vergiss nicht, sie brauchen wir lebend. Such dir eine andere Stadt aus und versammle dort eine Streitmacht. Und wenn wir erst über die größte Streitmacht verfügen, die unsere Art jemals gesehen hat, dann werden wir uns die Macht eines Erzdämons holen. Und danach… Danach werden wir die Welt verändern.<<

                          William und Christine hatten es sich mittlerweile so gut es ging in ihrem Versteck eingerichtet. Es gab hier so ziemlich das selbe wie in ihrer Wohnung. Ein Sofa, Stühle, Sessel, Tische, einen Fernseher und ein bequemes Bett. Trotz allem konnte man eindeutig sehen, dass es eine Gruft war und nicht mehr. Die beiden Liebenden lagen auf dem Sofa und obwohl die Gruft eine elektrische Versorgung hatte war ein reich verzierter Kerzenständer, auf dem fünf kleine Flammen loderten, die einzige Lichtquelle. William hielt Christine tröstend im Arm. Seine Hände streichelten ihren Nacken. Seit sie überstürzt mit nur dem Allernötigsten von zu Hause geflohen waren, war Christine ein nervliches Wrack gewesen. Übernervös, ängstlich und gereizt. Erst jetzt, wo sie beide hier lagen und sie an seiner Brust wieder so etwas wie Geborgenheit fühlte, erschien wieder das Lächeln auf ihrem Gesicht, das er so sehr an ihr liebte. Sie genoss es richtig. Nach einer Weile änderte William leicht seine Position um ihr etwas ins Ohr flüstern zu können. >>Und, ist doch gar nicht so schlimm hier, oder?<< Die Luft, die seinen Mund zusammen mit den gesprochenen Worten verließ, streifte über ihre Ohren und durch ihr Haar. Sie bekam eine leichte Gänsehaut. William hatte dies mit Absicht getan. Als Vampir musste er nicht atmen, wenn er es wollte würde beim sprechen keine Luft aus seinem Mund kommen. Aber er wusste, dass sie das Gefühl, welches sie dabei spürte, irgendwie mochte. Sie fing auch gleich an etwas breiter zu lächeln. Es schauderte sie zwar etwas, doch es war angenehm und sie drückte sich fester an Williams Brust.
                          >>Solange du bei mir bist, halte ich es an jedem Ort aus<<, erwiderte sie. Ein oder zwei Sekunden später setze sie einen etwas ernsteren Blick auf. Sie richtete sich auf um William in die Augen blicken zu können. Da war etwas, was sie unbedingt wissen musste. >>Du weißt, dass ich für dich durch die Hölle gehen würde, oder?<< Fragend blickte sie ihn an. Nie zuvor hatte sie etwas derartiges für einen Mann gefühlt. Sie musste sicher gehen, dass er das wusste.
                          William sah ihr tief in die Augen. Er erkannte, dass sie nicht übertrieb. Es war die Wahrheit, für ihn wäre sie durch die Hölle gegangen. Und darüber hinaus. Und er fühlte genauso. >>Ja<<, antwortete er, >>das weiß ich... Und ich für dich.<< Die beiden küssten sich leidenschaftlich. Schon lange waren sie sich nicht mehr so nah gewesen, die Sorgen über die derzeitigen Ereignisse hatten immer dazwischen gestanden. Doch jetzt waren plötzlich all diese Sorgen verflogen. Die beiden rissen sich schon förmlich die Kleider vom Laib und fingen an sich gegenseitig zu liebkosen und zu verwöhnen. Es wurde einer der wildesten Liebesnächte ihrer Beziehung. Und während die beiden sich völlig ihrer Liebe hingaben, zogen dunkle Wolken am Horizont auf. Der Krieg der Vampire stand kurz davor in die nächste Runde zu gehen.

                          Angel Falls war eine kleine Vorstadt. Sie war noch am wachsen, bis jetzt gab es hier nur ein paar Hundert Einwohner, alles junge Familien, von den viele auch ihre Freizeit miteinander verbrachten, so wie auch an diesem warmen Sommerabend. Einige Familien grillten zusammen, genossen das warme Wetter und das Essen, welches sie in ihren Gärten zu sich nahmen. Die Kinder spielten vergnügt auf der Straße, auf der zu dieser Tageszeit so gut wie nie ein Auto fuhr. Am Horizont waren die Wolkenkratzer der Großstadt zu sehen, am anderen Ende der Stadt konnte man beobachten, wie die Sonne langsam hinter der Bergkette verschwand. Es wurde kühler ohne die direkten Sonnenstrahlen, aber da war noch etwas anderes, was diese natürliche Kälte beängstigend machte. Die Eltern konnten es sich nicht erklären, sie blickten sich fragend um, wollten wissen, was dieses ungute Gefühl verursachen konnte. Dann sahen sie es.
                          Die Bewohner von Angel Falls blickten die lang gezogene Hauptstraße in Richtung Bergkette entlang. Dort an der Stadtgrenze versammelte sich eine Gruppe von Menschen. Und sie wurde immer größer, wie aus dem Nichts erschienen diese Leute plötzlich und keiner der Bewohner der Kleinstadt konnte erkennen, woher sie eigentlich kamen. Scheinbar waren sie plötzlich einfach da. Binnen weniger Augenblicke waren es über Hundert Personen, die eine breite Front bildeten. Ihre langen schwarzen Mäntel wehten im aufkommenden frischen Wind. Im Zentrum dieser Vampir-Armee stand Thomas und gab seinen Leuten die letzten Anweisungen. >>Denkt daran<<, sagte er zu seinen Kriegern, >>wir sind hier, um unsere Reihen wieder mit Soldaten zu füllen. Tötet so wenig Erwachsene wie möglich. Wir können jeden Soldaten brauchen, den wir kriegen können.<<
                          >>Und was machen wir mit den Kindern<<, wollte einer von Thomas Offizieren, der rechts hinter ihm stand, wissen.
                          Thomas überlegte nur kurz. Er hatte von Lukas klare Anweisungen bekommen. >>Wir können keine Soldaten in Form von Kindern brauchen. Die könnt ihr töten, aussaugen oder was euch auch immer beliebt.<< Thomas knirschte mit den Zähnen. Er war ein Vampir. Er hatte schon Menschen zu Tausenden getötet um selbst am Leben zu bleiben, doch auch er hatte stets nach so etwas wie einem Ehrenkodex gelebt. Nun Kinder zu töten und auszusaugen gefiel ihm nicht besonders. Am liebsten hätte er Lukas für diese Anweisungen zur Hölle geschickt, doch diese Option hatte er als loyaler Krieger seines Clans nicht. Er musste sich beugen, so hatte man es ihn gelehrt. >>Also gut, beginnen wir.<< Thomas und seine Armee setzte sich langsam in Gang. Sie marschierten langsam auf die Bevölkerung zu. Nach ein paar Metern nahmen sie an Geschwindigkeit zu. Und dann wieder. Und wieder. Schließlich stürmten sie auf die Menschen zu, die vor lauter Panik entweder wie angewurzelt da standen oder schreiend versuchten zu fliehen. Doch es war zu spät. Die Vampire fielen über die Stadt her. Jeder einzelne Bewohner wurde in einen Vampir verwandelt oder getötet. Es war der erste Angriff des Krieges. Des Krieges zwischen Vampiren und Menschen.
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                            #14
                            Kapitel 14


                            Einige Stunden später brach in dem Polizeirevier am Rande der Großstadt die Hölle los. Fast 100 Polizisten waren in reger Aufbruchsstimmung. Sie zogen schusssichere Westen an, bewaffneten sich mit Schlagstöcken und Pistolen, die Mitglieder der Spezialeinheit erhielten Schrotflinten, leichte Maschinenpistolen und einige sogar schwere Maschinengewehre. Die Polizisten waren bereits mehrmals in dieser Größe ausgerückt, aber noch mit so einem riesigen Waffenarsenal. Officer Jack Striker und sein langjähriger Partner Jim Pierce blickten sich etwas nervös an während sie sich fertig machten. Eine solche Mobilmachung hatten sie bis jetzt noch nie erlebt. Sie hatten ein wenig Angst. Besonders weil niemand den Grund hierfür kannte. Erst als ihr Sergeant, erfahrener Polizist und ein Bär von einem Mann den Raum betrat und mit einem lauten Pfiff etwas Ruhe ins Chaos brachte ahnten die zwei, dass sie jetzt gleich mehr erfahren würden. Alle Augen ruhten nun auf dem Mann mit der rauen Stimme.
                            >>Also Leute, wir wurden benachrichtigt, dass eine blutrünstige Horde Satanisten oder so was einen unserer Vororte überfallen haben.<< Alle Polizisten schauten sich jetzt ein wenig verwundert an. Hatte er da gerade wirklich Satanisten gesagt? Das konnte er unmöglich ernst meinen. >>Normalerweise würde ich so was als schlechten Scherz bezeichnen<<, fuhr der Sergeant fort und sprach damit aus, was alle anderen dachten, >>aber wir haben aus anderen Vororten vergleichbares gehört. Und kurz nach den Hilferufen sind alle Verbindungen zu den Orten abgerissen. Wie ihr draußen hören könnt, wurden sämtliche Polizeiwachen der Stadt in Alarmbereitschaft versetzt. Sowie ihr eure Klamotten zusammen habt, geht’s los... Hoffen wir, dass dies doch nicht so schlimm ist, wie es sich anhört. Und falls doch,... dann helfe uns Gott. Viel Glück.<< Damit hatte er seine Ansprache beendet und die Polizisten fuhren damit fort ihre Ausrüstung zusammenzupacken. Während Pierce nur den Kopf schüttelte und felsenfest davon überzeugt war, dass es sich nur um einen Scherz handelte, dachte Striker nach. Er erinnerte sich an die Meldungen der letzten Wochen. Dass immer wieder einzelne Menschen oder ganze Gruppen dabei beobachtet wurden, wie sie sich gegenseitig bekämpften und das ganze mit Schwertern und Äxten als wären sie wieder im Mittelalter. Und obwohl immer beobachtet wurde wie solche Krieger tödlich getroffen zu Boden gingen, hatte man nie Leichen gefunden. Striker fragte sich, ob das wohl miteinander in Verbindung stand. Als die versammelte Mannschaft schließlich komplett ausgerüstet war, gingen sie hinaus in Richtung Parkplatz wo alle Einsatzfahrzeuge des Reviers standen. Auf dem Weg nach draußen sprachen Jack und Jim das erste mal über die Situation.
                            >>Das ist doch garantiert falscher Alarm<<, meinte Pierce sauer. Man hatte ihm wegen dieser Sache seinen freien Abend abgesagt. Wegen so etwas. Das machte ihn ziemlich sauer. >>Irgendwelche Kids dachten sich, sie könnten uns verarschen. Und wir stürzen auch noch sofort los. Unfassbar.<<
                            Striker jedoch sah das ganze etwas anders. Je mehr er drüber nachdachte, desto mehr befürchtete er, dass die Worte des Sergeants absolut ins Schwarze trafen. >>Ich weiß nicht, Jim,<< begann Striker seine Antwort, <<ich habe da ein ganz...<< Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment verließen sie das Gebäude und traten hinaus ins freie. Und hier bot sich ihnen ein Bild des Chaos und des Schreckens. Überall waren Polizei- und Feuerwehrsirenen zuhören. Und obwohl es Nacht war, war der Himmel seltsam erleuchtet. Sie wussten es nicht genau, aber Striker vermutete, was hierfür die Ursache war: der Himmel wurde erleuchtet und zwar von den Feuern der brennenden Vorstädte. Dann hörten die Polizisten auch panische Hilfeschreie aus ihrer Nähe und auch hier in der Großstadt fingen Gebäude an zu brennen. Alle paar Sekunden hörten sie laute Geräusche, so als würde es dort draußen Dutzende von Autounfällen geben und auch vereinzelte Schüsse waren zu hören. Die Sirenen wurden immer lauter und erst jetzt schaffte es Jack, seinen Satz zu beenden: >>…. mieses Gefühl.<< Die gesamte Einsatztruppe des Polizeireviers stand wie erstarrt da und beobachtete das Bild der Zerstörung, welches sich ihnen hier bot. Die meisten der Polizisten waren abergläubisch, mit dem eigentlichen Glauben jedoch hatten nur wenige von ihnen etwas am Hut. Und trotzdem, irgendwann einmal, und wenn es nur in dem kleinen Moment zwischen Alptraum und Erwachen war, hatte sich jeder von ihnen das Ende der Welt, die Apokalypse, vorgestellt. Das, was sie hier und jetzt sahen, kam jener Vorstellung verdammt nahe. Vielleicht war es dies sogar, das Ende allen Seins.
                            Die Polizisten fingern erst an sich aus ihrer Erstarrung zu lösen, als etwas Neues auftauchte. Vereinzelte rote Punkte erschienen im Dunkel der Nacht. Paarweise wurden es immer mehr und sie kamen sehr schnell auf die schwer bewaffneten Polizisten zu. Einige wenige gerieten in Panik und stürmten davon, doch die meisten blieben stehen und zogen blitzschnell ihre Waffen. Dutzende Gewehr- und Pistolenläufe zielten auf das sich nähernde Etwas und die Polizisten waren bereit, ihre Stellung zu halten - bis sie sahen, was sich da näherte. Hunderte von Vampiren stürmten in der Dunkelheit auf die Männer und Frauen zu.
                            Aus reiner Gewohnheit forderte Striker die Angreifer auf, sofort stehen zu bleiben, da die Polizisten sonst sofort das Feuer eröffnen würden. Natürlich hörten die Vampire nicht auf den Mann. Sie kamen unaufhaltsam weiter auf die bewaffneten Gesetzeshüter zu. Daraufhin eröffnete Striker das Feuer, und die anderen taten das gleiche. Hunderte, Tausende Kugeln schossen durch die Nacht und das Mündungsfeuer zerschnitt für kurze Zeit das Dunkle der Nacht. Die Polizisten verfügten über genug Feuerkraft um eine kleine Stadt auszulöschen, doch diesmal waren Vampire ihre Gegner. Die Wucht des Aufpralls eines Geschosses warf einen Vampir nur kurz aus der Bahn, aber ernsthaft verletzt oder gar getötet wurde keiner von ihnen. Die Polizisten kämpften eine Schlacht, die schon von Anfang an entschieden war, es war hoffnungslos. Sie wurden binnen weniger Augenblicke überrannt, es gab kein entrinnen.

                            So wie vor jenem Polizeirevier sah es in der ganzen Stadt aus. Ganze Heerscharen von Vampiren fielen über die Einwohner her. Und mit jeder Stunde wurden es mehr. Es dauerte ein paar Stunden bis sich ein Mensch in einen Vampir verwandelte, doch wenn es erst einmal geschehen war, dann war der frisch geschaffene Blutsauger sofort kampfbereit und bei voller Stärke. Und in dieser Stadt gab es viele Menschen, die bereits auf dem Weg zum Vampir waren. Die Polizeireviere waren die ersten Ziele der Vampire, der nächste Armeestützpunkt war etliche Kilometer entfernt. Damit war die Stadt den Angreifern schutzlos ausgeliefert. Und noch während die einen Vampire die Stadt bis auf den letzten Menschen auslöschten oder verwandelten, gehorchte Thomas den Befehlen Lukas. Er zog noch während des Angriffes den Großteil der neuen Soldaten schon wieder ab und beorderte sie in die Stadt, in der Julias Clan sein Hauptquartier hatte. Julia und ihre treuen Anhänger wussten noch nichts von der riesigen Mobilmachung ihres Gegners. Und auch nicht davon, dass die entscheidende Schlacht des Krieges schon bald beginnen sollte.

                            David, Julias Stellvertreter, sah sich einer Übermacht gegenüber. Dutzende von jungen Vampiren umzingelten ihn, doch nur einer griff ihn an. Die anderen beobachteten die beiden. David, der einst mächtige und vor Kraft strotzende zweite Lord des Clans, war leicht abgemagert. Er wirkte ausgepowert und erschöpft – Nebenwirkungen des anstrengenden Krieges und der geschlagenen Schlachten. Der junge Heißsporn allerdings war noch bei voller Stärke. Er war noch nicht lange ein Vampir, er konnte noch von der Kraft zehren, die er als Mensch besessen hatte. Mit seinen flinken Angriffen war er David haushoch überlegen. Als David völlig in die Ecke gedrängt war und der junge Heißsporn erneut attackierte, konterte David plötzlich. Mit geschickten Bewegungen und einem Kampfeswillen, der dem jungen Vampir vollkommen fremd war, erring David in wenigen Augenblicken die Oberhand. Und dann wich David einem viel zu hektischen Angriff aus, warf ihn zu Boden und verdrehte ihm den Arm, so dass er in einer sehr schmerzhaften Position gefangen war. Damit hatte David den Trainingskampf gewonnen. Er erlöste seinen jungen Schüler aus diesem Griff und wandte sich am Ende dieser Trainingseinheit an die gesamte Klasse. >>Vergesst niemals: wer seinen Gegner unterschätzt, ist ganz schnell tot. Noch Fragen?<< Die gesamte Klasse schwieg. Erst nach einigen Augenblicken meldete sich der Schüler, der eben noch sein Gegner war. >>Ja, was gibt’s<<, fragte der Clan-Lord seinen Schützling.
                            >>Warum müssen wir kämpfen<<, fragte der junge Vampir. >>Ich meine wir sind Vampire und keine Menschen. Ich dachte, wir kämpfen nicht gegen unser eigenes Volk.<<
                            David sah zu Boden. Er wusste, dass der Junge recht hatte. Früher war es wirklich einmal so und das war es, was David so sehr an seiner Existenz mochte. Doch es war mittlerweile nicht mehr als eine ferne Erinnerung. >>Ja, so war es früher einmal. Doch die Zeiten ändern sich. Ihr dürft jetzt nicht zögern, einen Feind zu töten. Es geht um unsere Existenz... Trainiert ohne mich weiter, ihr braucht noch Übung.<< Daraufhin verließ David den Raum. Erst als seine Schüler ihn nicht mehr sehen konnten, blieb er kurz stehen und massierte sich seinen schmerzenden Oberkörper. Der Kampf gegen den jungen Heißsporn hatte ihn mehr mitgenommen als er den Rekruten zeigen wollte. Früher hätte er einen solchen Kampf ohne einen Kratzer überstanden. Seine Kraftreserven waren wirklich mehr als erschöpft. Und er wusste, dass es Julia zweifelsohne noch schlimmer ging. David riss sich zusammen und beschloss, die Schmerzen zu ignorieren. Er atmete tief durch und ging in den Raum des Hauptquartiers, in dem er zu dieser Tageszeit Julia vermutete.
                            Die Sonne fing gerade an unterzugehen, die letzten direkten Sonnenstrahlen waren verschwunden, nur der rot leuchtende Horizont ließ vermuten, wo eben noch die Sonne gestanden hatte. Zu dieser Zeit war Julia fast immer in diesem Raum, von hier konnte man den Sonnenuntergang am besten beobachten. Nachdenklich stand sie am Fenster. Als sie bemerkte, dass David den Raum betreten hatte, wischte sie sich eine Träne weg und täuschte halbwegs gute Laune vor. Fast gelang es ihr sogar.
                            >>Und, wie geht’s<<, fragte David obwohl er die Antwort eigentlich schon kannte.
                            >>Gar nicht so schlecht, warum?<< Selbst wenn Julia nicht total erschöpft gewesen und bei voller Kraft gewesen wäre, hatte David diese Lüge trotzdem durchschaut, dafür kannte er sie einfach zu lange.
                            >>Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Es läuft schlecht für uns.<<
                            >>Ich weiß<<, erwiderte Julia niedergeschlagen. Ihre Fassade der Fröhlichkeit fiel zusammen. >>Diesen Krieg werden wir nicht gewinnen. Das ist der Preis, den wir für unsere Sünden zahlen müssen.<<
                            David war sich nicht sicher, ob er Julia richtig verstanden hatte. >>Du meinst für die vielen Leben, die wir beendet haben?<<
                            >>Vielleicht.<< Julia dachte kurz nach. Ja, sie hatten viele Menschen getötet. Um zu überleben. Menschen töteten auch um zu überleben. Ob die Menschen nun für die Vampire nur Tiere waren… Sie wusste es nicht. Und für solche Fragen, über die man viel philosophieren konnte, hatte sie jetzt wirklich keine Zeit. >>Ich will mir nicht anmaßen etwas als richtig oder falsch zu bezeichnen, was in der Natur eines Wesens liegt. Wir müssen Blut trinken um zu überleben. Ich will bestimmt nicht sagen, dass wir richtig gehandelt haben, aber ich glaube auch nicht, dass es falsch war. Was aber auf jeden Fall falsch war, war unser Verhalten bei der Auslöschung des Azrael Clans.<<
                            >>Aber wir haben damals doch gar nichts gemacht.<<
                            >>Genau das war unsere Schuld<<, erklärte Julia. Wieder kehrten die Tränen in ihre Augen zurück. Damals hatten sie die Gelegenheit dies alles zu verhindern. Damals, vor 300 Jahren, da hätte eine andere Entscheidung alles retten können. Doch es war bereits Vergangenheit. >>Wir hätten Azrael helfen sollen. Nicht nur weil Terael und Lukas uns jetzt bedrohen, es wäre einfach richtig gewesen, sie schon damals aufzuhalten. Nun ist es zu spät, zu wenigstens für uns.<< David hätte darauf gerne etwas gesagt, doch er bekam keine Gelegenheit dazu. Einer von Julias Leuten kam plötzlich in den Raum gestürzt, er wirkte so, als wäre gerade eben durch das gesamte Hauptquartier gerannt. Und dem war auch so. Er hatte etwas wichtiges zu melden.
                            >>Terael und Lukas müssen herausgefunden haben, wo unser Hauptquartier ist... Sie kommen. In Scharen.<< Terael und Lukas hatten mit der letzten Schlacht des Krieges begonnen.
                            Walk with the Prophets (ST DS9). Wo es Hoffnung gibt, gibt es einen Weg (ST Discovery)
                            Wenn aus einem Raum mit 3 Personen 5 raus gehen müssen erst 2 reingehen, damit er leer wird... Oder?
                            Vaya con dios, Slayer.

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