Also, wie schon mal in einem anderen Thread angekündigt, werde ich hier jetzt ein anderes Projekt posten, in dem es schlicht gesagt um Vampire geht... Will nicht so viel vorwegnehmen, also kommt hier das erste Kapitel. Viel Spaß beim lesen. Und wie auch bei meinem Star Trek Thread gilt hier: Kritik ist erwünscht. Vielleicht n bisschen mehr als bei schon erwähnten Star Trek Thread? Wäre schön
Krieg der Vampire:
Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden.
In jenem Moment ging hinter dieser Kirche die Sonne unter. Sie verschwand hinter dem hohen Turm der Kirche und eine breite Fläche vor dem alten Gemäuer versank in einem riesigen Schatten. Nur wenige Sekunden später schlenderte ein junger Mann Anfang 30 auf das Portal der Kirche zu. Sein langer schwarzer Mantel wehte leicht im Wind und seine Stimmung war an seine dunkle Kleidung angepasst. Er öffnete die Tür und blickte sich um. Die Kirche war leer, die Sitzreihen völlig frei. Weiter vorne, am Altar, brannte ein wahres Kerzenmeer. Langsam ging er durch den Mittelgang und ließ eine Sitzreihe nach der anderen hinter sich. Schließlich erreichte er den Altar. Rechts daneben konnten sich Besucher eine Kerze nehmen falls sie keine eigene mitgebracht hatten. Der schlanke Mann griff sich eine Kerze, ging damit zurück zum Altar und zündete sie an einer bereits brennenden Kerze an. Dann stellt er sie zu den anderen. Anschließend schloss er kurz die Augen. >>Für dich, Isabelle, ganz so wie du es dir von mir gewünscht hattest. Eine Kerze an deinem Geburtstag.<< Es war mehr ein Atmen als ein Flüstern, so sanft verließen die Laute seine Lippen.
Er öffnete die Augen und konnte gerade so erkennen, wie ein Priester den Beichtstuhl betrat um eventuellen Besuchern Absolution zu erteilen. Dann blickte der Besucher hoch zum Kruzifix. Sein Blick verfinsterte sich noch mehr als er den gekreuzigten Messias sah. Dann stand er auf und hauchte der von ihm angezündeten Kerze noch einen Kuss und ein >Ich werde dich immer lieben< zu und machte sich auf in Richtung Beichtstuhl. Bevor er eintrat, schloss er noch einmal die Augen und dachte über sein Vorhaben nach. Ein oder zwei Sekunden später trat er schließlich doch ein.
Der Mann kniete sich hin und wartete darauf, dass der Priester das kleine Schiebefenster öffnete. Der Besucher faltete seine Hände wie zu einem Gebet, dabei wurden ihm wieder einmal seine Brandwunden bewusst. Diese Brandwunden hatte er jetzt schon eine Ewigkeit und er versuchte immer noch sie zu verdrängen. Er konnte sie nicht akzeptieren, er hasste sie. Nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil er sie seit dem Tag hatte, an dem sie starb. Die Wunden erinnerten ihn immer wieder an ihren Tod. Aber aus diesen Gedanken wurde er schnell wieder herausgerissen als der Priester, Alfred Grissom, das kleine Fenster öffnete. Grissom war ein Mann mittleren Alters, das Haar fing schon an grau zu werden und die Bündchenweite seiner Hosen war auch schon mal kleiner gewesen, aber das kümmerte ihn alles nicht. In seiner Gemeinde war er beliebt und selbst einige Jugendliche besuchten die Kirche seit er sie leitete. Einige bezeichneten ihn sogar als cool. Er war zufrieden mit seinem Leben und wartete schon begierig darauf, wie der diesem ihm unbekannten Schäfchen helfen konnte.
>>Vergeben Sie mir, Pater, denn ich habe gesündigt.<< Der für Grissom fremde Mann begann die Beichte mit der üblichen Floskel. Nun folgte einen Augenblick lang gar nichts, aber dann kam der Rest der Beichte. Er flüsterte nur, aber trotzdem verstand Grissom ihn klar und deutlich. >>Ich habe gegen zwei Gebote des Herrn verstoßen. Ich bin Soldat und habe oft getötet. Ich glaube zwar, dass ich für eine gerechte Sache getötet habe, dennoch plagt mich mein Gewissen.<< Dann wieder Stille. Grissom hatte Ähnliches schon des Öfteren gehört, zu seiner Gemeinde gehörten viele Kriegsveteranen. Manche kamen den Umständen entsprechend gut damit klar, dass sie getötet hatten, schließlich waren sie nicht die Befehlshaber, sie konnten nichts für den Krieg. Sie mussten ihre Feinde töten, oder sie wären selbst getötet worden. Darum hatten manche keine Probleme mit ihrem Gewissen. Aber die meisten von ihnen plagten ähnliche Gewissensbisse wie diesen Mann. Obwohl Grissom schon oft eine solche Beichte gehört hatte, fand er es immer schwierig, eine passende Antwort zu finden, darum zog er es erst einmal vor, den Schluss der Beichte zu hören.
>>Ich verstehe. Und das zweite Gebot, das du gebrochen hast?<<
Der Mann blickte auf und ein Lächeln, das wohl mehr etwas mit Galgenhumor zu tun hatte, umspielte sein Gesicht. Jetzt kam er zu seiner größeren Sünde, zu der Sünde, die ihm seine jetzige Existenz beschert hatte. >>Das 4. Gebot<<, fuhr Grissoms Gesprächspartner fort. >>Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Mein Vater und ich haben uns vor langer Zeit zerstritten und er ist noch immer wütend auf mich. Ich habe meinen Vater schon lange nicht mehr geehrt.<<
Grissom nickte. Eine weitere Beichte mit der er schon mehr als einmal zu tun hatte. Manchmal fing er schon an zu glauben, so etwas wie eine glückliche Familie würde es auf der Welt nicht geben. Aber er war stolz darauf, dass schon einige seiner Ratschläge dazu geführt hatten, dass sich Familien wieder näher kamen und das Kriegsbeil zumindest größtenteils begruben. Er hoffte etwas Ähnliches auch in diesem Fall zu schaffen. >>Ich bin mir sicher, wenn du mit ihm redest, wird dein Vater dir vergeben.<<
Grissoms Gegenüber gab ein Geräusch von sich, das wie ein abfälliges Schnauben klang. Er schüttelte kurz den Kopf und malte sich in Gedanken aus, wie er tatsächlich mit seinem Vater reden würde. Aber das verwarf er sofort wieder, selbst wenn er es wollte, er würde gar nicht an ihn rankommen. Und selbst wenn, er kannte seinen Vater gut genug um zu wissen, dass es nicht klappen würde. >>Mein Vater<<, wiederholte der schlanke Mann. >>Ich weiß nicht. Denn im Gegensatz zu dem, was Sie predigen, vergibt Gott in Wirklichkeit nicht so schnell.<<
Grissom spulte die letzte Aussage gedanklich zurück und spielte sie erneut ab. Und noch mal. Und dann noch einmal. Je öfter er das tat, desto verstörter war sein Gesichtsausdruck und ein >>Was?<< war das einzige, das er hervor brachte. Sein Vater, Gott, vergibt nicht so schnell? Glaubt der ernsthaft, Gott wäre sein Vater?
Obwohl in dem Fenster zur Unterstützung des Beichtgeheimnisses eine gitterähnliche Sichtbehinderung eingebaut war, konnte der Fremde recht gut erahnen, was für eine Grimasse der Priester jetzt wohl zog. Darum beschloss er, die gesamte Geschichte zu berichten. >>Vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen.<< Eine kurze Pause. Er kramte in seinen Erinnerungen. Und obwohl es schon so viele Jahre her war, er erinnerte sich an alles. An jede Kleinigkeit. An die Geräusche aufeinander schlagender Schwerter, an die Schreie der Soldaten und an den Geruch des Blutes an seiner Klinge. >>Es begann vor einer Ewigkeit. Als Luzifer sich gegen Gott erhob war es der Beginn eines Krieges. Jeder Engel musste sich damals entscheiden, auf welcher Seite er kämpfen wollte. Ich kämpfte auf der Seite Luzifers. Ich bekämpfte unseren Vater. Nun, Sie, als ein Experte auf dem Gebiet der Bibel, wissen genauso gut wie ich, dass Luzifer den Krieg verlor.<< Dann verlor er sich völlig in der Erinnerung. Er war sich nicht sicher, ob er dabei weiter erzählte oder ob alles nur in seinem Kopf geschah, aber das war auch unwichtig, denn jetzt war er wieder in seiner Heimat, er war wieder im Himmel.
Einst war es eine paradiesische Graslandschaft. Und weit weg, irgendwo hinter dem Horizont, verwandelte die untergehende Sonne den Himmel in ein Kunstwerk. Es wäre ein wunderschöner Anblick gewesen, doch es hörte auf eine paradiesische Graslandschaft zu sein in dem Augenblick, in dem die Kriegstrommeln erklungen. Sie wurden immer lauter und bewegten sich zusammen mit den Geräuschen zweier riesiger Herden aufeinander zu. Aber es waren keine Herden. Leider. Es waren zwei Armeen. Zwei riesige Armeen, die aufeinander zu stürmten, bewaffnet mit Schwert und Speer. Als die Soldaten an vorderster Front aufeinander trafen begann die Schlacht. Eine grausame Schlacht, in der tapfere Soldaten zu Tausenden ihr Leben ließen. Und als die Schlacht vorbei war, da war es kein Paradies mehr, es war ein Friedhof. Teilweise brannte die Landschaft. Das Paradies war verloren.
Doch das kümmerte die drei Soldaten nicht, die abseits des Schlachtfeldes durch eine felsige Umgebung schlichen und scheinbar besorgt waren, man könnte sie entdecken. Azrael, Daniel und Ruth trugen ihre Rüstungen und deutliche Spuren der Schlacht. Blut, sowie fremdes als auch das eigene klebte an der Kleidung und an der Haut. Aber das war im Moment eines der kleinsten Probleme. In den vergangenen Stunden hatten sie eine Menge verloren. Freunde, Gefährten, eine Schlacht und den Krieg. Keiner hatte es bis jetzt ausgesprochen, aber jeder wusste es: es war aus. Und nun waren sie keine Soldaten mehr, jetzt waren sie Flüchtlinge, die sich verstecken mussten und bei jedem Geräusch fürchteten, die Verfolger hätten sie eingeholt. Und sie waren nicht allein, der zweiten Gruppe, bestehend aus Julia, Sara, Kamiel und Terael, ging es nicht besser. Sie sahen genauso niedergeschlagen aus, wie die Dreiergruppe. Terael sah gar nicht gut aus, seine Rüstung war beschädigt und darunter erkannte man leicht einen Verband und etwas Blut. Er würde es überleben, aber er brauchte jetzt viel Ruhe, weshalb er sich an einem der Felsen abstütze. Die sieben Flüchtlinge begrüßten sich knapp und Azrael begann das Gespräch.
>>Wie geht es euch? Habt ihr was von den anderen gehört?<<
Julia hatte sich bis jetzt auch etwas zwischen den Felsen ausgeruht. Jetzt stützte sie sich ab und stand auf, dann atmete sie tief durch. >>Unsere Hauptstreitmacht unter Luzifers Kommando wurde von Michaels Armee besiegt<<, begann der Engel. Seit Stunden hatten sie nicht nur über die letzten Ereignisse geschwiegen, sie hatten generell geschwiegen. Vielleicht kam ihr deswegen ihre Stimme zu Laut vor und schon nach dem ersten Wort sprach sie leiser, nur aus Angst, die Feinde könnten sie entdecken. Dann berichtete sie den anderen sechs Engeln weiter. >>Ich habe gehört, sie alle werden die Höchststrafe erhalten. Verbannung.<<
Alle wurden nach dem letzten Wort ein wenig bleich im Gesicht, denn jeder von ihnen wusste, was dies bedeutete, doch erst als Daniel noch einmal nachfragte und es laut ausgesprochen wurde, wurde es real. So real wie ein Hieb in den Magen. >>Ins Fegefeuer?<<
Julia blickte ihren alten Freund Daniel mit einer Träne im Auge an. >>Ganz recht.<< Sie, Daniel und der Erzengel Azrael waren unzertrennliche Freunde, im nunmehr beendeten Krieg hatte jeder von ihnen mehr als einmal seinen Arsch und seine Flügel riskiert um einen von ihnen zu retten. Alles hatten sie überstanden. Doch wie sie diese neue Krise überstehen sollten, wusste sie nicht. Julia wandte ihren Blick von Daniel ab und betrachtete nun die Gesichter der anderen fünf Engel. Nur das von Azrael konnte sie nicht sehen, er trug noch immer seinen Helm. Sie fragte sich, was er jetzt wohl dachte. Als ihr Blick schließlich bei Kamiel angelangt war, erschrak sie ein wenig, denn der war mindestens doppelt so bleich wie die anderen. Sie schüttelte ihre kurze Sorge um diesen von kaum einem gemochten Engel ab und offenbarte auch die letzten Informationen die sie hatte. >>Auch die, die sich ergaben und versprachen, sich nie wieder gegen Gott zu stellen, wurden verbannt.<<
Kurzes Schweigen, dann öffnete Azrael wieder seinen Mund. Seine Stimme hallte ein wenig unter dem Helm. >>Das heißt, wir können uns nicht ergeben.<< Azraels Schlussfolgerung engte ihre Optionen erheblich ein, denn Kamiel sprach das aus, was jeder von ihnen dachte. Seine Stimme klang fast panisch.
>>Und verstecken können wir uns auch nicht. Spürtrupps durchkämmen den ganzen Himmel. Früher oder später entdecken sie uns und dann werden auch wir in der Hölle landen. Und dort will wohl niemand von uns hin.<< Die anderen sechs nickten. Keiner konnte Kamiel leiden, er traute niemandem und war meistens nur an seinem eigenen Ziel interessiert. Doch er hatte Recht.
>>Und wenn wir auf die Erde gehen<<, schlug Julia vor.
>>Ihr kennt die Regeln<<, erwiderte Azrael. Er war der Älteste von ihnen, der Weiseste und Stärkste. Er neigte dazu meistens Recht zu behalten. >>Wer ohne Gottes Erlaubnis auf die Erde geht, wird zu einem gefallenen Engel, zu einem Dämon, genau wie unsere Kameraden in der Hölle.<<
>>Dämonen ja, aber zu wenigstens landen wir nicht in der Hölle.<< Nun schaltete sich Terael in die Runde mit ein. >>Und das ist das Wichtigste... Azrael, du warst Luzifers Stellvertreter. Entscheide du, was wir tun sollen.<< Terael sah es nicht ähnlich, anderen gegenüber zuzugeben, dass Azrael ranghöher war. Die beiden waren keine Feinde, aber Freunde waren sie bestimmt auch nicht. Vielleicht wollte Terael, der mehrere Tausend Jahre später in einer Kirche diese Ereignisse einem Priester erzählen sollte, einfach nur schnell eine Entscheidung erzwingen. Und da mit Daniel und Julia mindestens zwei dieser Runde stets auf einen Ratschlag Azraels hören würden, hielt er es wohl für angebracht, Azrael weiter den Rücken zu stärken.
Azrael überlegte. Er wusste, er hatte hier so etwas wie eine Anführer-Rolle. Von dem was er sagte, würde das Schicksal dieser sechs Engel abhängen, darum musste er gründlich nachdenken. Andererseits, so viele Möglichkeiten hatten sie ja gar nicht. >>Eine große Auswahl haben wir ja nicht. Ich denke, jeder sollte selbst entscheiden. Kamiel? Sara? Ruth? Daniel? Terael? Julia?<< Jeder der sechs nickte nur stumm nachdem sein Name genannt wurde. Bleiben konnten sie nicht, ergeben konnten sie sich nicht. Es blieb nur die Flucht auf die Erde, die Welt der Sterblichen. Es war ihre einzige Chance. >>Dann ist es beschlossen<<, sagte Azrael knapp. >>Wir gehen auf die Erde.<<
Terael beendete seine Geschichte. Wieder erahnte er nur, was für einen Gesichtsausdruck Grissom jetzt auf der anderen Seite der Trennwand aufgelegt hatte, aber er war zweifelsohne irritiert, so eine Geschichte hatte er im Beichtstuhl ganz bestimmt noch nicht gehört. >>Und so hat es begonnen<<, fügte Terael seiner Geschichte hinzu. >>Damals vor so vielen Jahrtausenden. Wir gingen auf die Erde und wurden so zu Dämonen, zu Vampiren. Wir, die ersten 7, sind für mehr Leichen verantwortlich als jedes andere Lebewesen. Vergeben Sie mir?<<
Grissom brauchte ein wenig Zeit um darüber nachzudenken, was er gerade gehört hatte. Es war Blödsinn, gar keinen Zweifel, aber wie sollte er das seinem Gegenüber sagen? Wie würde er reagieren? Oder, welche Frage noch wichtiger war: handelte es sich bei dem Mann um einen potentiell gewalttätigen Irren oder machte er sich nur einen Spaß? Grissom wusste es nicht und versuchte darum, vorsichtig vorzugehen. >>Ich weiß nicht, ob ich das kann. Denn wie soll ich etwas vergeben, was du gar nicht getan hast?<<
>>Glauben Sie mir etwa nicht?<< Teraels Stimme klang fast geschockt, doch das war nur gespielt, hatte er doch von Anfang an mit einer solchen Reaktion gerechnet.
>>Um ehrlich zu sein, nein<<, erwiderte der Priester mit ruhiger Stimme. Und jetzt war er gespannt darauf, die der Fremde reagieren würde. Er hielt kurz den Atem an.
>>Nun, dann vergeben Sie mir zu wenigstens, dass ich gelogen habe.<< Gerade eben noch geschockt klang Teraels Stimme nun ganz gelassen, sogar etwas euphorisch, fast so wie ein Mensch, der seinen Gegenspieler endlich da hatte, wo er ihn hinhaben wollte. Doch das hörte Grissom nicht raus.
>>Du hast dir dies alles nur ausgedacht?<<
>>Nein, ich habe gelogen als ich sagte, dass die Toten mein Gewissen belasten.<< Terael fing an zu grinsen und Grissom ließ die Worte erneut in seinem Geist Revue passieren. Er dachte kurz nach und senkte den Kopf. Dann schoss er plötzlich hoch. Doch jetzt, wo er die volle Tragweite dieser letzten Aussage erkannte, war es bereits zu spät und durch das Gitter des kleinen Fensters starrten ihn zwei blutrote Augen an. Einen Herzschlag später durchbrach der Vampir-Lord Terael die Trennwand des Beichtstuhls und versenkte seine Reißzähne in den Hals des Priesters. Er saugte an ihm, doch nur ein wenig. Gerade genug um zu wissen, wie Grissoms Blut schmeckte, nicht mehr als eine Weinprobe bei Vampiren. Aber Terael war auch nicht gekommen, um seinen Durst zu stillen. Nein, dieser Besuch war eher persönlicher Natur. >>Das ist für Isabella, Priester.<< Eine kurze, schnelle Bewegung und das Genick des Priesters war gebrochen, kein besonderer Kraftaufwand für einen Vampir, besonders nicht für einen Lord wie Terael. Er warf noch einen Blick auf sein Opfer und verließ dann den Beichtstuhl. Er ging zurück zum Kruzifix und blickte verächtlich zum gekreuzigten Jesus hinauf. >>Du hast sie nicht gerettet. Es wird nichts geben, was dich vor mir retten wird.<< Dann spuckte er auf das Kruzifix und etwas von Grissoms Blut lief das Holz herunter. >>Ich liebe mein Leben.<< Nun hatte er alles getan weswegen er in diese Kirche gekommen war. Er drehte dem Kruzifix den Rücken zu und verließ die Kirche mit einem Lächeln auf den Lippen.
Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden. Doch an jenem Tag in jener Kirche war Gott nicht zu Hause. An jenem Tag war das Böse in der Kirche.
Krieg der Vampire:
Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden.
In jenem Moment ging hinter dieser Kirche die Sonne unter. Sie verschwand hinter dem hohen Turm der Kirche und eine breite Fläche vor dem alten Gemäuer versank in einem riesigen Schatten. Nur wenige Sekunden später schlenderte ein junger Mann Anfang 30 auf das Portal der Kirche zu. Sein langer schwarzer Mantel wehte leicht im Wind und seine Stimmung war an seine dunkle Kleidung angepasst. Er öffnete die Tür und blickte sich um. Die Kirche war leer, die Sitzreihen völlig frei. Weiter vorne, am Altar, brannte ein wahres Kerzenmeer. Langsam ging er durch den Mittelgang und ließ eine Sitzreihe nach der anderen hinter sich. Schließlich erreichte er den Altar. Rechts daneben konnten sich Besucher eine Kerze nehmen falls sie keine eigene mitgebracht hatten. Der schlanke Mann griff sich eine Kerze, ging damit zurück zum Altar und zündete sie an einer bereits brennenden Kerze an. Dann stellt er sie zu den anderen. Anschließend schloss er kurz die Augen. >>Für dich, Isabelle, ganz so wie du es dir von mir gewünscht hattest. Eine Kerze an deinem Geburtstag.<< Es war mehr ein Atmen als ein Flüstern, so sanft verließen die Laute seine Lippen.
Er öffnete die Augen und konnte gerade so erkennen, wie ein Priester den Beichtstuhl betrat um eventuellen Besuchern Absolution zu erteilen. Dann blickte der Besucher hoch zum Kruzifix. Sein Blick verfinsterte sich noch mehr als er den gekreuzigten Messias sah. Dann stand er auf und hauchte der von ihm angezündeten Kerze noch einen Kuss und ein >Ich werde dich immer lieben< zu und machte sich auf in Richtung Beichtstuhl. Bevor er eintrat, schloss er noch einmal die Augen und dachte über sein Vorhaben nach. Ein oder zwei Sekunden später trat er schließlich doch ein.
Der Mann kniete sich hin und wartete darauf, dass der Priester das kleine Schiebefenster öffnete. Der Besucher faltete seine Hände wie zu einem Gebet, dabei wurden ihm wieder einmal seine Brandwunden bewusst. Diese Brandwunden hatte er jetzt schon eine Ewigkeit und er versuchte immer noch sie zu verdrängen. Er konnte sie nicht akzeptieren, er hasste sie. Nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil er sie seit dem Tag hatte, an dem sie starb. Die Wunden erinnerten ihn immer wieder an ihren Tod. Aber aus diesen Gedanken wurde er schnell wieder herausgerissen als der Priester, Alfred Grissom, das kleine Fenster öffnete. Grissom war ein Mann mittleren Alters, das Haar fing schon an grau zu werden und die Bündchenweite seiner Hosen war auch schon mal kleiner gewesen, aber das kümmerte ihn alles nicht. In seiner Gemeinde war er beliebt und selbst einige Jugendliche besuchten die Kirche seit er sie leitete. Einige bezeichneten ihn sogar als cool. Er war zufrieden mit seinem Leben und wartete schon begierig darauf, wie der diesem ihm unbekannten Schäfchen helfen konnte.
>>Vergeben Sie mir, Pater, denn ich habe gesündigt.<< Der für Grissom fremde Mann begann die Beichte mit der üblichen Floskel. Nun folgte einen Augenblick lang gar nichts, aber dann kam der Rest der Beichte. Er flüsterte nur, aber trotzdem verstand Grissom ihn klar und deutlich. >>Ich habe gegen zwei Gebote des Herrn verstoßen. Ich bin Soldat und habe oft getötet. Ich glaube zwar, dass ich für eine gerechte Sache getötet habe, dennoch plagt mich mein Gewissen.<< Dann wieder Stille. Grissom hatte Ähnliches schon des Öfteren gehört, zu seiner Gemeinde gehörten viele Kriegsveteranen. Manche kamen den Umständen entsprechend gut damit klar, dass sie getötet hatten, schließlich waren sie nicht die Befehlshaber, sie konnten nichts für den Krieg. Sie mussten ihre Feinde töten, oder sie wären selbst getötet worden. Darum hatten manche keine Probleme mit ihrem Gewissen. Aber die meisten von ihnen plagten ähnliche Gewissensbisse wie diesen Mann. Obwohl Grissom schon oft eine solche Beichte gehört hatte, fand er es immer schwierig, eine passende Antwort zu finden, darum zog er es erst einmal vor, den Schluss der Beichte zu hören.
>>Ich verstehe. Und das zweite Gebot, das du gebrochen hast?<<
Der Mann blickte auf und ein Lächeln, das wohl mehr etwas mit Galgenhumor zu tun hatte, umspielte sein Gesicht. Jetzt kam er zu seiner größeren Sünde, zu der Sünde, die ihm seine jetzige Existenz beschert hatte. >>Das 4. Gebot<<, fuhr Grissoms Gesprächspartner fort. >>Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Mein Vater und ich haben uns vor langer Zeit zerstritten und er ist noch immer wütend auf mich. Ich habe meinen Vater schon lange nicht mehr geehrt.<<
Grissom nickte. Eine weitere Beichte mit der er schon mehr als einmal zu tun hatte. Manchmal fing er schon an zu glauben, so etwas wie eine glückliche Familie würde es auf der Welt nicht geben. Aber er war stolz darauf, dass schon einige seiner Ratschläge dazu geführt hatten, dass sich Familien wieder näher kamen und das Kriegsbeil zumindest größtenteils begruben. Er hoffte etwas Ähnliches auch in diesem Fall zu schaffen. >>Ich bin mir sicher, wenn du mit ihm redest, wird dein Vater dir vergeben.<<
Grissoms Gegenüber gab ein Geräusch von sich, das wie ein abfälliges Schnauben klang. Er schüttelte kurz den Kopf und malte sich in Gedanken aus, wie er tatsächlich mit seinem Vater reden würde. Aber das verwarf er sofort wieder, selbst wenn er es wollte, er würde gar nicht an ihn rankommen. Und selbst wenn, er kannte seinen Vater gut genug um zu wissen, dass es nicht klappen würde. >>Mein Vater<<, wiederholte der schlanke Mann. >>Ich weiß nicht. Denn im Gegensatz zu dem, was Sie predigen, vergibt Gott in Wirklichkeit nicht so schnell.<<
Grissom spulte die letzte Aussage gedanklich zurück und spielte sie erneut ab. Und noch mal. Und dann noch einmal. Je öfter er das tat, desto verstörter war sein Gesichtsausdruck und ein >>Was?<< war das einzige, das er hervor brachte. Sein Vater, Gott, vergibt nicht so schnell? Glaubt der ernsthaft, Gott wäre sein Vater?
Obwohl in dem Fenster zur Unterstützung des Beichtgeheimnisses eine gitterähnliche Sichtbehinderung eingebaut war, konnte der Fremde recht gut erahnen, was für eine Grimasse der Priester jetzt wohl zog. Darum beschloss er, die gesamte Geschichte zu berichten. >>Vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen.<< Eine kurze Pause. Er kramte in seinen Erinnerungen. Und obwohl es schon so viele Jahre her war, er erinnerte sich an alles. An jede Kleinigkeit. An die Geräusche aufeinander schlagender Schwerter, an die Schreie der Soldaten und an den Geruch des Blutes an seiner Klinge. >>Es begann vor einer Ewigkeit. Als Luzifer sich gegen Gott erhob war es der Beginn eines Krieges. Jeder Engel musste sich damals entscheiden, auf welcher Seite er kämpfen wollte. Ich kämpfte auf der Seite Luzifers. Ich bekämpfte unseren Vater. Nun, Sie, als ein Experte auf dem Gebiet der Bibel, wissen genauso gut wie ich, dass Luzifer den Krieg verlor.<< Dann verlor er sich völlig in der Erinnerung. Er war sich nicht sicher, ob er dabei weiter erzählte oder ob alles nur in seinem Kopf geschah, aber das war auch unwichtig, denn jetzt war er wieder in seiner Heimat, er war wieder im Himmel.
Einst war es eine paradiesische Graslandschaft. Und weit weg, irgendwo hinter dem Horizont, verwandelte die untergehende Sonne den Himmel in ein Kunstwerk. Es wäre ein wunderschöner Anblick gewesen, doch es hörte auf eine paradiesische Graslandschaft zu sein in dem Augenblick, in dem die Kriegstrommeln erklungen. Sie wurden immer lauter und bewegten sich zusammen mit den Geräuschen zweier riesiger Herden aufeinander zu. Aber es waren keine Herden. Leider. Es waren zwei Armeen. Zwei riesige Armeen, die aufeinander zu stürmten, bewaffnet mit Schwert und Speer. Als die Soldaten an vorderster Front aufeinander trafen begann die Schlacht. Eine grausame Schlacht, in der tapfere Soldaten zu Tausenden ihr Leben ließen. Und als die Schlacht vorbei war, da war es kein Paradies mehr, es war ein Friedhof. Teilweise brannte die Landschaft. Das Paradies war verloren.
Doch das kümmerte die drei Soldaten nicht, die abseits des Schlachtfeldes durch eine felsige Umgebung schlichen und scheinbar besorgt waren, man könnte sie entdecken. Azrael, Daniel und Ruth trugen ihre Rüstungen und deutliche Spuren der Schlacht. Blut, sowie fremdes als auch das eigene klebte an der Kleidung und an der Haut. Aber das war im Moment eines der kleinsten Probleme. In den vergangenen Stunden hatten sie eine Menge verloren. Freunde, Gefährten, eine Schlacht und den Krieg. Keiner hatte es bis jetzt ausgesprochen, aber jeder wusste es: es war aus. Und nun waren sie keine Soldaten mehr, jetzt waren sie Flüchtlinge, die sich verstecken mussten und bei jedem Geräusch fürchteten, die Verfolger hätten sie eingeholt. Und sie waren nicht allein, der zweiten Gruppe, bestehend aus Julia, Sara, Kamiel und Terael, ging es nicht besser. Sie sahen genauso niedergeschlagen aus, wie die Dreiergruppe. Terael sah gar nicht gut aus, seine Rüstung war beschädigt und darunter erkannte man leicht einen Verband und etwas Blut. Er würde es überleben, aber er brauchte jetzt viel Ruhe, weshalb er sich an einem der Felsen abstütze. Die sieben Flüchtlinge begrüßten sich knapp und Azrael begann das Gespräch.
>>Wie geht es euch? Habt ihr was von den anderen gehört?<<
Julia hatte sich bis jetzt auch etwas zwischen den Felsen ausgeruht. Jetzt stützte sie sich ab und stand auf, dann atmete sie tief durch. >>Unsere Hauptstreitmacht unter Luzifers Kommando wurde von Michaels Armee besiegt<<, begann der Engel. Seit Stunden hatten sie nicht nur über die letzten Ereignisse geschwiegen, sie hatten generell geschwiegen. Vielleicht kam ihr deswegen ihre Stimme zu Laut vor und schon nach dem ersten Wort sprach sie leiser, nur aus Angst, die Feinde könnten sie entdecken. Dann berichtete sie den anderen sechs Engeln weiter. >>Ich habe gehört, sie alle werden die Höchststrafe erhalten. Verbannung.<<
Alle wurden nach dem letzten Wort ein wenig bleich im Gesicht, denn jeder von ihnen wusste, was dies bedeutete, doch erst als Daniel noch einmal nachfragte und es laut ausgesprochen wurde, wurde es real. So real wie ein Hieb in den Magen. >>Ins Fegefeuer?<<
Julia blickte ihren alten Freund Daniel mit einer Träne im Auge an. >>Ganz recht.<< Sie, Daniel und der Erzengel Azrael waren unzertrennliche Freunde, im nunmehr beendeten Krieg hatte jeder von ihnen mehr als einmal seinen Arsch und seine Flügel riskiert um einen von ihnen zu retten. Alles hatten sie überstanden. Doch wie sie diese neue Krise überstehen sollten, wusste sie nicht. Julia wandte ihren Blick von Daniel ab und betrachtete nun die Gesichter der anderen fünf Engel. Nur das von Azrael konnte sie nicht sehen, er trug noch immer seinen Helm. Sie fragte sich, was er jetzt wohl dachte. Als ihr Blick schließlich bei Kamiel angelangt war, erschrak sie ein wenig, denn der war mindestens doppelt so bleich wie die anderen. Sie schüttelte ihre kurze Sorge um diesen von kaum einem gemochten Engel ab und offenbarte auch die letzten Informationen die sie hatte. >>Auch die, die sich ergaben und versprachen, sich nie wieder gegen Gott zu stellen, wurden verbannt.<<
Kurzes Schweigen, dann öffnete Azrael wieder seinen Mund. Seine Stimme hallte ein wenig unter dem Helm. >>Das heißt, wir können uns nicht ergeben.<< Azraels Schlussfolgerung engte ihre Optionen erheblich ein, denn Kamiel sprach das aus, was jeder von ihnen dachte. Seine Stimme klang fast panisch.
>>Und verstecken können wir uns auch nicht. Spürtrupps durchkämmen den ganzen Himmel. Früher oder später entdecken sie uns und dann werden auch wir in der Hölle landen. Und dort will wohl niemand von uns hin.<< Die anderen sechs nickten. Keiner konnte Kamiel leiden, er traute niemandem und war meistens nur an seinem eigenen Ziel interessiert. Doch er hatte Recht.
>>Und wenn wir auf die Erde gehen<<, schlug Julia vor.
>>Ihr kennt die Regeln<<, erwiderte Azrael. Er war der Älteste von ihnen, der Weiseste und Stärkste. Er neigte dazu meistens Recht zu behalten. >>Wer ohne Gottes Erlaubnis auf die Erde geht, wird zu einem gefallenen Engel, zu einem Dämon, genau wie unsere Kameraden in der Hölle.<<
>>Dämonen ja, aber zu wenigstens landen wir nicht in der Hölle.<< Nun schaltete sich Terael in die Runde mit ein. >>Und das ist das Wichtigste... Azrael, du warst Luzifers Stellvertreter. Entscheide du, was wir tun sollen.<< Terael sah es nicht ähnlich, anderen gegenüber zuzugeben, dass Azrael ranghöher war. Die beiden waren keine Feinde, aber Freunde waren sie bestimmt auch nicht. Vielleicht wollte Terael, der mehrere Tausend Jahre später in einer Kirche diese Ereignisse einem Priester erzählen sollte, einfach nur schnell eine Entscheidung erzwingen. Und da mit Daniel und Julia mindestens zwei dieser Runde stets auf einen Ratschlag Azraels hören würden, hielt er es wohl für angebracht, Azrael weiter den Rücken zu stärken.
Azrael überlegte. Er wusste, er hatte hier so etwas wie eine Anführer-Rolle. Von dem was er sagte, würde das Schicksal dieser sechs Engel abhängen, darum musste er gründlich nachdenken. Andererseits, so viele Möglichkeiten hatten sie ja gar nicht. >>Eine große Auswahl haben wir ja nicht. Ich denke, jeder sollte selbst entscheiden. Kamiel? Sara? Ruth? Daniel? Terael? Julia?<< Jeder der sechs nickte nur stumm nachdem sein Name genannt wurde. Bleiben konnten sie nicht, ergeben konnten sie sich nicht. Es blieb nur die Flucht auf die Erde, die Welt der Sterblichen. Es war ihre einzige Chance. >>Dann ist es beschlossen<<, sagte Azrael knapp. >>Wir gehen auf die Erde.<<
Terael beendete seine Geschichte. Wieder erahnte er nur, was für einen Gesichtsausdruck Grissom jetzt auf der anderen Seite der Trennwand aufgelegt hatte, aber er war zweifelsohne irritiert, so eine Geschichte hatte er im Beichtstuhl ganz bestimmt noch nicht gehört. >>Und so hat es begonnen<<, fügte Terael seiner Geschichte hinzu. >>Damals vor so vielen Jahrtausenden. Wir gingen auf die Erde und wurden so zu Dämonen, zu Vampiren. Wir, die ersten 7, sind für mehr Leichen verantwortlich als jedes andere Lebewesen. Vergeben Sie mir?<<
Grissom brauchte ein wenig Zeit um darüber nachzudenken, was er gerade gehört hatte. Es war Blödsinn, gar keinen Zweifel, aber wie sollte er das seinem Gegenüber sagen? Wie würde er reagieren? Oder, welche Frage noch wichtiger war: handelte es sich bei dem Mann um einen potentiell gewalttätigen Irren oder machte er sich nur einen Spaß? Grissom wusste es nicht und versuchte darum, vorsichtig vorzugehen. >>Ich weiß nicht, ob ich das kann. Denn wie soll ich etwas vergeben, was du gar nicht getan hast?<<
>>Glauben Sie mir etwa nicht?<< Teraels Stimme klang fast geschockt, doch das war nur gespielt, hatte er doch von Anfang an mit einer solchen Reaktion gerechnet.
>>Um ehrlich zu sein, nein<<, erwiderte der Priester mit ruhiger Stimme. Und jetzt war er gespannt darauf, die der Fremde reagieren würde. Er hielt kurz den Atem an.
>>Nun, dann vergeben Sie mir zu wenigstens, dass ich gelogen habe.<< Gerade eben noch geschockt klang Teraels Stimme nun ganz gelassen, sogar etwas euphorisch, fast so wie ein Mensch, der seinen Gegenspieler endlich da hatte, wo er ihn hinhaben wollte. Doch das hörte Grissom nicht raus.
>>Du hast dir dies alles nur ausgedacht?<<
>>Nein, ich habe gelogen als ich sagte, dass die Toten mein Gewissen belasten.<< Terael fing an zu grinsen und Grissom ließ die Worte erneut in seinem Geist Revue passieren. Er dachte kurz nach und senkte den Kopf. Dann schoss er plötzlich hoch. Doch jetzt, wo er die volle Tragweite dieser letzten Aussage erkannte, war es bereits zu spät und durch das Gitter des kleinen Fensters starrten ihn zwei blutrote Augen an. Einen Herzschlag später durchbrach der Vampir-Lord Terael die Trennwand des Beichtstuhls und versenkte seine Reißzähne in den Hals des Priesters. Er saugte an ihm, doch nur ein wenig. Gerade genug um zu wissen, wie Grissoms Blut schmeckte, nicht mehr als eine Weinprobe bei Vampiren. Aber Terael war auch nicht gekommen, um seinen Durst zu stillen. Nein, dieser Besuch war eher persönlicher Natur. >>Das ist für Isabella, Priester.<< Eine kurze, schnelle Bewegung und das Genick des Priesters war gebrochen, kein besonderer Kraftaufwand für einen Vampir, besonders nicht für einen Lord wie Terael. Er warf noch einen Blick auf sein Opfer und verließ dann den Beichtstuhl. Er ging zurück zum Kruzifix und blickte verächtlich zum gekreuzigten Jesus hinauf. >>Du hast sie nicht gerettet. Es wird nichts geben, was dich vor mir retten wird.<< Dann spuckte er auf das Kruzifix und etwas von Grissoms Blut lief das Holz herunter. >>Ich liebe mein Leben.<< Nun hatte er alles getan weswegen er in diese Kirche gekommen war. Er drehte dem Kruzifix den Rücken zu und verließ die Kirche mit einem Lächeln auf den Lippen.
Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden. Doch an jenem Tag in jener Kirche war Gott nicht zu Hause. An jenem Tag war das Böse in der Kirche.
Kommentar