Hallo zusammen
Inspiriert von endars Bablyon 5 Erstseherfazit hab ich mir gedacht ich mach das für Battlestar Galactica auch mal.
Schließlich ließt Episodenbewertungen eh kaum jemand und hier lässt sich die Diskussion wenigstens bündeln.
Ich hab mir für dieses Fazit schon einige Mühe gegeben um meine Sichtweise verständlich darzulegen, ich hoffe daher auf konstruktive Beiträge und kein „wenn dir die Serie nicht gefällt, schau sie dir nicht an“.
Ich muss gleich zu Beginn sagen, ich bin kein BSG-Fan und habe auch nicht vor einer zu werden. Was aber nicht heißt, das ich ein BSG-Basher bin oder so.
Ich habe keine tiefergehende emotionale Bindung zu der Serie, meine Meinung entspringt daher einer wohl recht neutralen Sichtweise auf das BSG-Universum.
Der Grund warum ich mir BSG angesehen habe lässt sich letztlich auf lediglich einen Namen herunter brechen: Ronald D. Moore
Ich war von seiner Arbeit bei TNG und vor allem DS9 fast immer sehr angetan und war daher interessiert was passiert wenn man ihn als Executive Producer von der Leine lässt.
Über das BSG-Universum wusste ich ansonsten so gut wie überhaupt nichts.
Ich ging da in etwa mit folgender Prämisse an die ersten Episoden: Die Menschheit hat hochentwickelte Maschinenwesen gebaut die dann gegen sie rebellierten und letztendlich fast auslöschten; die ganze Serie ist wesentlich düster und schmutziger als Star Trek.
Alles im allen kann ich sagen das mir die Serie doch ganz gut gefallen hat.
Ich habe hier und da meine Probleme (siehe unten) aber unterm Strich kann sich BSG sehen lassen. Auf meiner persönlichen Wertungsskala würde ich sie über Stargate SG-1 aber unter Babylon 5 und DS9 einreihen.
Die Serie hätte durchaus Potential auf einen Spitzenplatz aber sie hat nach meiner Auffassung neben eindeutigen Stärken doch deutliche Macken.
Ich habe mal die für mich Wichtigsten herausgegriffen und werde sie im folgenden näher erläutern.
Die Kritikpunkte sind:
- Konflikt zwischen Setting und Storyelementen
- unglaubwürdige Story
- unglaubwürdige Charakterdarstellungen
- antiklimaktische Verfilmung
Setting vs Story
Das - sehr grundsätzliche - Problem was ich hier habe lässt sich auf den Holocaust herunterbrechen.
BSG startet mit dem Setting das die Menschheit von ihrem Feind nahezu komplett vernichtet wurde. Es gibt noch 50.000 Überlebende und das wars. Milliarden wurden dahingeschlachtet und der Feind setzt den letzten Überlebenden nach.
Kann es ein noch düsteres Setting geben? Ich glaube kaum. Das ist definitiv der extremste Start einer jeden Serie die ich bislang gesehen habe. Und das sind doch einige.
Bitte nicht in die falsche Richtung denken, es geht mir momentan nicht darum zu argumentieren, das das von Grund auf schlecht ist.
Das ist es nicht. Düstere Settings sind nach meiner Auffassung ok.
Aber das muss dann story- und charaktertechnische Konsequenzen haben.
Diese Serie muss sich stets mit dem Absoluten auseinandersetzen. Es geht letztlich stets um as Überleben der Spezies Mensch.
Nach meiner Auffassung bedingt das extreme Handlungen aller Beteiligten. Weil das Setting absolut ist. Extremer geht es eigentlich kaum mehr.
Vor diesem Hintergrund ist mir BSG oft zu weich.
Die Serie und mE auch die Fans tendieren schnell dazu das absolut unfassbare Verbrechen zu vergessen das ganz am Anfang der Serie steht.
Ich kann vor diesem Hintergrund gewisse Storys und Charaktere nicht ganz nachvollziehen.
Wenn BSG kein Setting hat das fast schon zwangsläufig alle normalen Regeln des menschlichen Zusammenlebens ausklammert, was dann?
Ein Beispiel aus der ersten Season: Roslin verbietet die Abtreibung.
Ja, schön. Und wo ist dabei bitte das große Problem? Wie kann sich irgendjemand ernsthaft gegen diese Maßnahme stellen? Wie kann man in diesem absolut extremen Setting überhaupt nur eine Sekunde Zweifel an der Richtigkeit dieser Maßnahme haben?
Die Menschen wurden auf weniger als 50.000 Individuen reduziert, die Zahl an gebährfähigen Frauen liegt wahrscheinlich weit unter 20.000.
Ich mein, hallo? In so einer Situation geht es allerhöchstens noch um die Frage ob man nicht anfängt Schwangerschaften zu erzwingen (wurde in der Miniseries ja sogar noch angedeutet!). Es geht definitiv nicht um mehr um die Abtreibung. Solcher Luxus darf angesichts der fast totalen Ausrottung der Menschheit nicht mal zur Debatte stehen.
Ein anderes Beispiel:
Roslin (keine Absicht, ich mag sie eigentlich) hat ein Problem mit Selbstmordattentaten.
Versteh ich nicht. Wieder genau das selbe. Die Situation ist absolut extrem. Die letzten Überlebenden der Menschheit befinden sich unter cylonischer Besatzung. Die letzte Hoffnung ist eigentlich dahin. Das ist sogar noch eine Steigerung der Extreme. Wann, wenn nicht in dieser Situation?! Wohlgemerkt: Das Ziel ist ganz nebenbei nicht ein paar Polizisten sondern Präsident Baltar. zur Verdeutlichung, der RL Vergleich dürfte in etwa so aussehen: Nazideutschland hat den zweiten Weltkrieg gewonnen und Ben Gurion würde zusammen mit Adolf Eichmann einen jüdischen SS-Verband vereidigen während der Großteil des jüdischen Volkes bereits ausgerottet wurde.
Ist es klar wie absolut upgefucked diese Situation ist?
Ich sehe absolut nicht wie man hier noch irgendwelche moralischen Bedenken haben kann. Extremer geht es nicht mehr. Es müsste alles getan werden das die Menschheit in Freiheit überlebt.
Andere Situationen wären etwa: Das Zurückschrecken von der Wahlfälschung, die Generalamnestie für die Kollaborateure, die Nichtbestrafung von Helo nach der Virusaffäre, Apollos Ausscheiden aus der Flotte...
Natürlich verstehe ich aus produktionstechnischer Sicht die Hintergründe des Ganzen. Die Darstellung darf nicht zu extrem ausfallen und gleichzeitig will man diese Issues auch ansprechen.
Aber es passt Serienintern einfach nicht. Die Charaktere handeln absolut ohne Sicherheitsnetz mit dem maximal denkbaren Einsatz. Die Handlungen müssten an vielen Punkten viel extremer sein.
Ich habe vor diesem Hintergrund auch sehr sehr wenig Probleme mit den Handlungen von Admiral Cain. Genauso so extrem und noch extremer müsste man die ganze Zeit handeln wenn es glaubwürdig sein soll. Unabhängig davon ob man jetzt fliehen und woanders siedeln oder die Cylons von den 12 Kolonien schmeißen will.
Um das vielleicht auch mal im Kontrast darzustellen:
Wir haben es hier mit einer Gesellschaft zu tun die unter keinen Umständen mit Terroristen verhandelt und keine Probleme damit hat streikende Lehrer durch den Einsatz von Truppen zur Arbeit zu bewegen.
Das ist keine Gesellschaft nach unseren Maßstäben. Umso befremdlicher sehe ich diese ständig aufflackernden Moralspitzen.
Das passt IMO nicht.
Unglaubwürdige Story
Naja, welche Serie hat das nicht werden jetzt viele sagen.
Und ich antworte darauf: Das ist richtig, nur ist es bei BSG nur besonders ärgerlich weil die Serie nun mal einen fortlaufenden Handlungsbogen hat, die Episoden ständig aufeinander aufbauen. Wenn hier ein Element unlogisch ist stürzt schnell der ganze Arc wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Vor diesem Hintergrund ist es dann auch weniger relevant, das sich BSG in dieser Kategorie sicherlich weniger Schnitzer als diverse andere Scifi-Serien geleistet hat.
Das ist ja schön und gut, nur hat es in BSG halt ein wenig fatalere Auswirkungen als etwa in Voyager.
Mir fielen hier einige Problempunkte ein, will aber mal nur einen mE massiven Schnitzer aus dem Hauptplot herausgreifen.
Und zwar die ganze Geschichte mit dem Eye of Jupiter.
Es beginnt damit, das man mehr oder weniger zufällig den Algenplaneten findet weil dummerweise die Lebensmittelvorräte kontaminiert wurden und man deshalb auf der Suche nach Nahrung war.
Wäre dies nicht der Fall hätte man den Planeten wohl nie entdeckt, geschweige denn wäre man hingeflogen und hätte auf die Nova gewartet.
Das sind schon einmal sehr viele Zufälle um die Story voranzutreiben.
Kurios wird es aber als der Stern dann noch ganz zufällig in genau dem Moment zur Nova werden soll als Galatica & Co vorbeischauen.
Nichts für ungut, aber die Chancen das das passiert sind wohl minimal.
Aber das ist ja noch nicht das Ende dieser vollkommen konstruierten Storyline.
Der 13. Stamm - was immer er auch sein soll - war nicht nur in der Lage die Explosion sehr genau vorherzusagen, nein, sie wussten obendrein auch noch wie die Explosion aussehen würde.
Das ist alles andere als irgendwie realistisch oder wahrscheinlich. Wie da Kara noch mit reinpassen soll will ich gar nicht wissen. Ich bezweifle doch sehr das Moore hier eine einigermaßen anständige Auflösung liefern will.
Auch abseits des unmittelbaren Hauptarcs gibt es zig unrealistische Elemente.
Karas Rider. Sie kann ihn steuern nachdem sie ich mit ihrem Raumanzug abdichtet. Enterprise hat man für Harmloseres gekreuzigt.
Wie wärs denn bitte der neue Blackbird? Das Teil war doch absolut effizient gegen die Cylons. Nachdem sie mittlerweile auch schon Viper gebaut haben sollte das doch kein Problem sein.
Oder Tod von Admiral Cain. Der Cylon marschiert mal eben durchs ganze Schiff und knallt sie in ihrem Bereitschaftsraum ab? Give me a break. Der Kahn ist kein Luxuskreuzer wie in Star Trek sondern ein militärisches Schiff das doch sehr straff geführt wird. Da spaziert ein Gefangener mal nicht eben in hoch sensitive Bereiche und entkommt dann.
Lees ausscheiden aus der Flotte ist eine ähnlich gezwungene Entwicklung. Es herrscht Krieg, die Menschheit besteht nur noch aus 40.000 Überlebenden. Er ist CAG. Das hat er gefälligst zu bleiben. Es sollte in diesem Szenario vollkommen unmöglich sein den Dienst zu quittieren.
unglaubwürdige Charatkere
Ich habe an vielen Charakteren diverse für mich unlogische oder schwer nachvollziehbare Entwicklungen zu bemängeln, ich will mich aber wieder auf zwei Beispiele beschränken.
Diese sind für mich dann auch die größten Böcke die man in Sachen Charakterentwicklung geschossen hat.
Gaius Baltar:
Ich halte das Grundgerüst das diesen Charakter umgibt für vollkommen unglaubwürdig.
Dieser Mensch trägt eine Schuld mit sich herum die größer nicht sein kann. Für den Tod der Menschlichen Rasse mitverantwortlich zu sein. Für den Tod von zig Milliarden Menschen.
Er hat es vermasselt, er hat sich vom Feind überlisten lassen und ihm Zugang zum Defense Mainframe verschafft.
Soweit so gut.
Nach meiner persönlichen Auffassung muss an dieser Tat schlicht und einfach jeder Mensch zerbrechen.
Ich halte es für unglaubwürdig das man mit einer solchen Schuld irgendwie fertig werden kann.
Für vollkommen unglaubwürdig halte ich es dann wenn dieser Charakter dann ohne größere Schuldgefühle durch die Gegend turnt und ein paar Episoden später dann mit dem Feind gemeinsame Sache macht.
Wäre ich mit einer solchen persönlichen Katastrophe konfrontiert würde ich mir eher eine Kugel durch den Kopf jagen bzw. die Luftschleuse aufsuchen.
Mit Sicherheit verschaffe ich den Feind nicht irgendwelche Atomsprengköpfe, decke Cylons oder ähnlich Absurdes.
Sharon Vallerii (Boomer):
Ich versteh die Frau nicht. Ok, das ist ja eigentlich normal aber trotzdem.
Diese Sharon lebte als Sleeper wohl mehr oder weniger ihr ganzes Leben unter den Menschen (wie man Sleeper Clyons eingeschleust hat möchte ich eh mal wissen). Der Horror für sie schlechthin ist das sie ein Cylon ist. Sie hat mit Tyrol einen Geliebten den sie heiraten will. Sie ist auf der Galactica eine Pilotin wie jede andere auch.
Kurzum, sie ist ein Mensch. Sie weiß nicht das sie eine Cylon ist, will es nicht wahrhaben und hat Angst davor. Sie ist von dem Holocaust genauso entsetzt wie jeder andere auch.
Und dann bricht ihre Programmierung doch durch. Sie schießt Adama an, wird dann selbst erschossen und erwacht auf Caprica wieder. So weit, so gut.
Aber was passiert dann bitte mit ihr? Diese Frau die ihr ganzes Leben nichts weiter gekannt hat als Mensch zu sein wechselt plötzlich Einstellungsmäßig die Seiten und wird zum Cylon. Schön, sie ist ein Cylon. Aber sie hat ein Leben als Mensch gelebt. Müsste das nicht mehr wiegen? Warum ist hasst sie die anderen Cylons nicht abgrundtief? Wie bringt sie es fertig mit diesen Massenmördern zusammenzuarbeiten?
Schön, sie ist ein wenig moderater als manch anderes Modell wenn sie nicht gerade dabei ist Kinder zu meucheln aber bitte Das ist doch unterm Strich ein Witz.
Sie ist eigentlich ein Mensch. Sie ist als Mensch aufgewachsen und hat als Mensch gelebt. Und nun wechselt sie plötzlich die Seiten nur weil sie zufällig der selben Spezies angehört und obwohl sie für einen gigantischen Massenmord missbraucht wurde?
Das ist für mich absolut unglaubwürdig. Diese Sharon müsste sich unterm Strich genauso wie das Athena Modell verhalten. Mindestens. Sie müsste die Cylons abgrundtief hassen und sie nach Kräften bekämpfen. Das tut sie nicht.
Für mich unverständlich.
Das selbe gilt unter etwas anderen Vorzeichen auch für Tory.
Antiklimaktische Verfilmung
Ich glaube das heißt so
Was ich damit meine ist ein wenig diffus und schwer rüberzubringen, gut möglich das es der Einzelne komplett anders sieht. Meine Empfindung möchte ich an zwei Beispielen erläutern.
Es geht im Kern um die filmische Darstellung des emotionalen Höhepunktes einer Story. Um die Wir ziehen in die Schlacht Szene. Oder den Oh Gott es ist ein Clyon-Moment.
Ich will nicht sagen das ich hier regelmäßig ein Problem mit der Darstellung bei BSG habe, aber mitunter ist mir das Arrangement dieser Szenen doch ziemlich schleierhaft.
Ich muss dazu sagen das ich durch mein Hobby der Videobearbeitung (siehe Signatur) einen etwas anderen Blick auf Filmen und Episoden habe wie der Durchschnittszuschauer. Vielleicht kommts ja daher.
Aber werden wir konkret und nehmen beispielsweise die Miniserie.
Wir haben storytechnisch eine riesige Offenbarung - die der Six gegenüber Baltar.
I`m a machine, im a Cylon - was hätte man daraus machen können! Das ist eigentlich einer der erzählerischen Höhepunkte neben der We`re at war Rede Adams.
Eigentlich. Was hat man draus gemacht? Nichts! Die Offenbarung findet allen ernstes Off Screen statt. Szene - Schnitt - Balter „So, you`re a machine?“.
Hier wird der große erzählerische Moment nicht nur vergeben sondern schlicht und einfach nicht dargestellt. Totale Untertreibung einer eigentlich großartigen Szene.
Das ist so untypisch das ich mich ernsthaft Frage ob man hier nicht auch die Schere angesetzt hat.
Mir gefällt diese antikliamktische Ansatz nicht.
Ich möchte einen Spannungsaufbau mit einem ordentlich in Szene gesetzten storytechnischen Höhepunkt mit Close Ups und geeigneter musischer Untermalung. Nur so bringe ich das Drama ordentlich rüber.
Hier wirkt es geradezu lächerlich. The woman of my dreams is a machine? Yeah , so what. Happens to me all the time.
Hier treibt man die Story eigentlich auf eine Spitze und umschifft sie dann mehr oder weniger gekonnt.
Ein anderes Beispiel, ein etwas anderes Problem das aber die gleiche Ursache hat.
Tighs Bekenntnis vor Adma das er ein Clyon sei.
Das kommt so vollkommen unspekakulär daher das es fast schon weh tut. Der Witz an der ganzen Sache ist noch, das es in der Folge zig Möglichkeiten geben hätte wo die Offenbarung wesentlich dramatischer rübergekommen wäre.
Aber nein, das Ganze läuft so ab nach dem Motto „Ja und wir erreichten den Planeten und das hat mich aktiviert.“ „Es hat dich aktiviert?“
Ernsthaft, das ist doch schon sehr plump.
Statt so was hätte ich auf ein „Cause i`m a frakking Clyon, gods damn it!“ from Tigh im CIC erwartet. Das hätte Wirkung. Das wäre eine großartige Szene geworden.
Da kommt der Dialog in Adamas Quartier nicht ran.
Wobei es in eben diesem Dialog einige Sätze zuvor noch eine bessere Stelle geben hätte.
Die zwei Beispiele zusammengefasst ergeben sich hier für mich also zwei technische Probleme. Einmal werden Szenen ganz ausgelassen, ein andermal werden sie nicht „richtig“ dargestellt.
Freilich kann man das so machen. Aber mir persönlich fällt da der Pathos, die Spannung, das Drama.
Ich will jetzt weiß Gott nicht behaupten BSG würde das immer so machen. Das ist auf keinen Fall der Fall. Es gibt eine Menge sehr guter Szenen was diese Problematik angeht.
Aber ich muss eben sagen das es in vielen Fällen auch deutlich besser ginge.
Man hätte sich da mE eine Scheibe von Babylon 5 abschneiden können. Die konnten das meisterlich.
Ist aber mit Sicherheit auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Bevor mich irgendein BSG Fan in der Luft zerreißen möchte, natürlich hat die Serie auch jede Menge positive Aspekte.
Ich erkenne dabei doch sehr deutlich Handschrift Ronald D Moores.
Die Schauspieler sind fast durch die Bank erstklassig.
Es ist in mE herausragender Weise gelungen die Rollen zu besetzen. Dagegen sind die Besetzungen diverser anderer Scifi-Serien doft ein ziemlicher Totalausfall.
Mit Edward James Olmos hat man für BSG ein absolutes Schwergewicht an Land gezogen, es wundert nicht das er schon für TNG als Captain in Betracht kam.
Olmos als Adama steht Patrick Stewart oder Avery Brooks nach meiner Auffassung in nichts nach.
Am schlechtesten vom ganzen Cast ist mE noch ist noch Jamie Bamber als Lee Adama. So ziemlich vollkommener Durchschnitt und vor allem anfangs steif und ohne wirkliches Leben.
Dagegen ist für mich zB James Callis als Balter schauspielerisch ein absoluter Hit. Ich mag den Charakter zwar nicht, aber der Schauspieler schafft es auf einem sehr schmalen Grad zu wandeln um die Figur trotzdem glaubwürdig zu halten.
Man kann die positive Bewertung auch leicht über die Hauptcharaktere hinaus auf die Nebencharaktere ausdehnen. Es gibt hier durchgehend praktisch keine Ausfälle.
Wie Moore in einem seiner Podcast gesagt hat, er kann wirklich froh sein eine solch tolle Truppen zusammengestellt zu haben.
Wobei BSG gerade was die Nebencharaktere angeht ja sowieso absolut vorbildhaft ist. Da kommt mE kaum eine Scifi-Serie ran. Für mich ist das der Pluspunkt der Serie.
Was Moore schon in DS9 zelebriert hat treibt er hier auf die Spitze.
Er schafft es Nebencharaktere nicht nur einzuführen und durchzuschleppen sondern sie auf ganzer Breite mit wichtigen Szenen in die Handlung zu integrieren.
Saul Tigh, Tyrol, Helo, Gaeta, Cally, Dualla, Anders, Zarek, Ellen Tigh, Dr. Cottle, Kat, HotDog – man glaubt zum Teil garnicht das das keine Hauptcharaktere sind.
Der durchgehende und ständig im Vordergrund stehende Handlungsbogen ist ein weiterer Aspekt der mir sehr gut gefällt. Man mag vielleicht über das düstere Setting und die Ausgangslage geteilter Meinung sein, die Story über Reise dann an sich ist aus handwerklicher Sicht hervorragend dargestellt.
Wenn man da das Machwerk eines Rick Bermans dagegenhält - sei es jetzt VOY oder ENT - kann man nur lachend den Kopf schütteln.
Das ist Qualitätsscifi erster Klasse. Freilich ist die eine oder andere Episode etwas schwächer. Aber alles im allen steht BSG was das angeht auf einer Stufe mit DS9 und Babylon 5.
Leider muss man wohl auch sagen das BSG bewiesen hat das durchgehende Handlungsbögen auf diesem Niveau sich was Quoten anbelangt eher negativ niederschlagen.
Ein absoluter Pluspunkt der Serie ist dann für mich auch das breit gefächerte Storyspektrum. Obgleich das sicherlich auch noch ausbaufähig ist schafft es BSG anders als so ziemlich jede andere Scifi-Serie endlich mal das Leben und den Dienst auf dem Raumschiff und in der Flotte darzustellen. Die Handlung reduziert sich nicht auf ein paar Brückenoffiziere, stattdessen haben wir Kampfpiloten, Deckmannschaften, junge Offiziere, eine Regierung und das Flottenleben. Die Serie steht damit auf viel breiterer Basis als die klassische Scfi-Serie.
Folgen in denen dann diese Aspekte zusammen mit irgendwelchen B und C-Charakteren beleuchtet werden - zB Scar - gehören daher für mich zu den absoluten Höhepunkten der Serie.
Das ist dann auch umso wichtiger da die Hauptprotagonisten so ziemlich durchgehend Antihelden verkörpern.
Das mir die emotionale Bindung zu Serie etwas abgeht liegt alles in allem weniger an irgendwelchen Handwerklichen Schnitzern. Die Serie ist sogesehen eigentlich sehr gut zusammengebastelt.
Mir persönlich war und ist das Setting über die Dauer etwas zu Extrem. Das letzte Aufbäumen der Menschheit im Weltraum zu zeigen ist zwar recht nett aber auf die Dauer für eine Serie für meinen Geschmack ein Stück weit zu hoffnungslos. Ich hab weis Gott nichts gegen düstere Settings. Überhaupt nicht. Aber ich möchte wenigstens in einer Serie die Hoffnung auf bessere Zeiten. Das sehe ich bei BSG nicht wirklich. Wenn wir da mal ehrlich sein wollen, letztlich deutet doch alles darauf hin, das die Serie tragisch enden wird. Entsprechende Hinweise von etwa Olomos kursieren dann ja auch schon durch die Fangemeinde.
Wenn ich mir dann noch die Serie als Ganzes betrachte ist es für mich eigentlich klar das es nur weiter bergab geht und nicht irgendwie positiv enden wird.
Und mir dieser Gegebenheit kann ich mich ehrlich gesagt nur schwer anfreunden. Wieso sollte ich eine emotionale Bindung zu einer Serie aufbauen bei der ich erahne das am Ende nur noch die Auslöschung der menschlichen Rasse oder bestenfalls die Existenz einiger Cylonhybriden raus springt?
Das ist nicht so mein Fall.
Trotzdem ist die Serie keinesfalls schlecht, handwerklich ist sie wie gesagt sehr gut gelungen.
Falls es jemand überhaupt bis hierher geschafft hat, Kommentare sind erwünscht
Inspiriert von endars Bablyon 5 Erstseherfazit hab ich mir gedacht ich mach das für Battlestar Galactica auch mal.
Schließlich ließt Episodenbewertungen eh kaum jemand und hier lässt sich die Diskussion wenigstens bündeln.
Ich hab mir für dieses Fazit schon einige Mühe gegeben um meine Sichtweise verständlich darzulegen, ich hoffe daher auf konstruktive Beiträge und kein „wenn dir die Serie nicht gefällt, schau sie dir nicht an“.
Ich muss gleich zu Beginn sagen, ich bin kein BSG-Fan und habe auch nicht vor einer zu werden. Was aber nicht heißt, das ich ein BSG-Basher bin oder so.
Ich habe keine tiefergehende emotionale Bindung zu der Serie, meine Meinung entspringt daher einer wohl recht neutralen Sichtweise auf das BSG-Universum.
Der Grund warum ich mir BSG angesehen habe lässt sich letztlich auf lediglich einen Namen herunter brechen: Ronald D. Moore
Ich war von seiner Arbeit bei TNG und vor allem DS9 fast immer sehr angetan und war daher interessiert was passiert wenn man ihn als Executive Producer von der Leine lässt.
Über das BSG-Universum wusste ich ansonsten so gut wie überhaupt nichts.
Ich ging da in etwa mit folgender Prämisse an die ersten Episoden: Die Menschheit hat hochentwickelte Maschinenwesen gebaut die dann gegen sie rebellierten und letztendlich fast auslöschten; die ganze Serie ist wesentlich düster und schmutziger als Star Trek.
Alles im allen kann ich sagen das mir die Serie doch ganz gut gefallen hat.
Ich habe hier und da meine Probleme (siehe unten) aber unterm Strich kann sich BSG sehen lassen. Auf meiner persönlichen Wertungsskala würde ich sie über Stargate SG-1 aber unter Babylon 5 und DS9 einreihen.
Die Serie hätte durchaus Potential auf einen Spitzenplatz aber sie hat nach meiner Auffassung neben eindeutigen Stärken doch deutliche Macken.
Ich habe mal die für mich Wichtigsten herausgegriffen und werde sie im folgenden näher erläutern.
Die Kritikpunkte sind:
- Konflikt zwischen Setting und Storyelementen
- unglaubwürdige Story
- unglaubwürdige Charakterdarstellungen
- antiklimaktische Verfilmung
Setting vs Story
Das - sehr grundsätzliche - Problem was ich hier habe lässt sich auf den Holocaust herunterbrechen.
BSG startet mit dem Setting das die Menschheit von ihrem Feind nahezu komplett vernichtet wurde. Es gibt noch 50.000 Überlebende und das wars. Milliarden wurden dahingeschlachtet und der Feind setzt den letzten Überlebenden nach.
Kann es ein noch düsteres Setting geben? Ich glaube kaum. Das ist definitiv der extremste Start einer jeden Serie die ich bislang gesehen habe. Und das sind doch einige.
Bitte nicht in die falsche Richtung denken, es geht mir momentan nicht darum zu argumentieren, das das von Grund auf schlecht ist.
Das ist es nicht. Düstere Settings sind nach meiner Auffassung ok.
Aber das muss dann story- und charaktertechnische Konsequenzen haben.
Diese Serie muss sich stets mit dem Absoluten auseinandersetzen. Es geht letztlich stets um as Überleben der Spezies Mensch.
Nach meiner Auffassung bedingt das extreme Handlungen aller Beteiligten. Weil das Setting absolut ist. Extremer geht es eigentlich kaum mehr.
Vor diesem Hintergrund ist mir BSG oft zu weich.
Die Serie und mE auch die Fans tendieren schnell dazu das absolut unfassbare Verbrechen zu vergessen das ganz am Anfang der Serie steht.
Ich kann vor diesem Hintergrund gewisse Storys und Charaktere nicht ganz nachvollziehen.
Wenn BSG kein Setting hat das fast schon zwangsläufig alle normalen Regeln des menschlichen Zusammenlebens ausklammert, was dann?
Ein Beispiel aus der ersten Season: Roslin verbietet die Abtreibung.
Ja, schön. Und wo ist dabei bitte das große Problem? Wie kann sich irgendjemand ernsthaft gegen diese Maßnahme stellen? Wie kann man in diesem absolut extremen Setting überhaupt nur eine Sekunde Zweifel an der Richtigkeit dieser Maßnahme haben?
Die Menschen wurden auf weniger als 50.000 Individuen reduziert, die Zahl an gebährfähigen Frauen liegt wahrscheinlich weit unter 20.000.
Ich mein, hallo? In so einer Situation geht es allerhöchstens noch um die Frage ob man nicht anfängt Schwangerschaften zu erzwingen (wurde in der Miniseries ja sogar noch angedeutet!). Es geht definitiv nicht um mehr um die Abtreibung. Solcher Luxus darf angesichts der fast totalen Ausrottung der Menschheit nicht mal zur Debatte stehen.
Ein anderes Beispiel:
Roslin (keine Absicht, ich mag sie eigentlich) hat ein Problem mit Selbstmordattentaten.
Versteh ich nicht. Wieder genau das selbe. Die Situation ist absolut extrem. Die letzten Überlebenden der Menschheit befinden sich unter cylonischer Besatzung. Die letzte Hoffnung ist eigentlich dahin. Das ist sogar noch eine Steigerung der Extreme. Wann, wenn nicht in dieser Situation?! Wohlgemerkt: Das Ziel ist ganz nebenbei nicht ein paar Polizisten sondern Präsident Baltar. zur Verdeutlichung, der RL Vergleich dürfte in etwa so aussehen: Nazideutschland hat den zweiten Weltkrieg gewonnen und Ben Gurion würde zusammen mit Adolf Eichmann einen jüdischen SS-Verband vereidigen während der Großteil des jüdischen Volkes bereits ausgerottet wurde.
Ist es klar wie absolut upgefucked diese Situation ist?
Ich sehe absolut nicht wie man hier noch irgendwelche moralischen Bedenken haben kann. Extremer geht es nicht mehr. Es müsste alles getan werden das die Menschheit in Freiheit überlebt.
Andere Situationen wären etwa: Das Zurückschrecken von der Wahlfälschung, die Generalamnestie für die Kollaborateure, die Nichtbestrafung von Helo nach der Virusaffäre, Apollos Ausscheiden aus der Flotte...
Natürlich verstehe ich aus produktionstechnischer Sicht die Hintergründe des Ganzen. Die Darstellung darf nicht zu extrem ausfallen und gleichzeitig will man diese Issues auch ansprechen.
Aber es passt Serienintern einfach nicht. Die Charaktere handeln absolut ohne Sicherheitsnetz mit dem maximal denkbaren Einsatz. Die Handlungen müssten an vielen Punkten viel extremer sein.
Ich habe vor diesem Hintergrund auch sehr sehr wenig Probleme mit den Handlungen von Admiral Cain. Genauso so extrem und noch extremer müsste man die ganze Zeit handeln wenn es glaubwürdig sein soll. Unabhängig davon ob man jetzt fliehen und woanders siedeln oder die Cylons von den 12 Kolonien schmeißen will.
Um das vielleicht auch mal im Kontrast darzustellen:
Wir haben es hier mit einer Gesellschaft zu tun die unter keinen Umständen mit Terroristen verhandelt und keine Probleme damit hat streikende Lehrer durch den Einsatz von Truppen zur Arbeit zu bewegen.
Das ist keine Gesellschaft nach unseren Maßstäben. Umso befremdlicher sehe ich diese ständig aufflackernden Moralspitzen.
Das passt IMO nicht.
Unglaubwürdige Story
Naja, welche Serie hat das nicht werden jetzt viele sagen.
Und ich antworte darauf: Das ist richtig, nur ist es bei BSG nur besonders ärgerlich weil die Serie nun mal einen fortlaufenden Handlungsbogen hat, die Episoden ständig aufeinander aufbauen. Wenn hier ein Element unlogisch ist stürzt schnell der ganze Arc wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Vor diesem Hintergrund ist es dann auch weniger relevant, das sich BSG in dieser Kategorie sicherlich weniger Schnitzer als diverse andere Scifi-Serien geleistet hat.
Das ist ja schön und gut, nur hat es in BSG halt ein wenig fatalere Auswirkungen als etwa in Voyager.
Mir fielen hier einige Problempunkte ein, will aber mal nur einen mE massiven Schnitzer aus dem Hauptplot herausgreifen.
Und zwar die ganze Geschichte mit dem Eye of Jupiter.
Es beginnt damit, das man mehr oder weniger zufällig den Algenplaneten findet weil dummerweise die Lebensmittelvorräte kontaminiert wurden und man deshalb auf der Suche nach Nahrung war.
Wäre dies nicht der Fall hätte man den Planeten wohl nie entdeckt, geschweige denn wäre man hingeflogen und hätte auf die Nova gewartet.
Das sind schon einmal sehr viele Zufälle um die Story voranzutreiben.
Kurios wird es aber als der Stern dann noch ganz zufällig in genau dem Moment zur Nova werden soll als Galatica & Co vorbeischauen.
Nichts für ungut, aber die Chancen das das passiert sind wohl minimal.
Aber das ist ja noch nicht das Ende dieser vollkommen konstruierten Storyline.
Der 13. Stamm - was immer er auch sein soll - war nicht nur in der Lage die Explosion sehr genau vorherzusagen, nein, sie wussten obendrein auch noch wie die Explosion aussehen würde.
Das ist alles andere als irgendwie realistisch oder wahrscheinlich. Wie da Kara noch mit reinpassen soll will ich gar nicht wissen. Ich bezweifle doch sehr das Moore hier eine einigermaßen anständige Auflösung liefern will.
Auch abseits des unmittelbaren Hauptarcs gibt es zig unrealistische Elemente.
Karas Rider. Sie kann ihn steuern nachdem sie ich mit ihrem Raumanzug abdichtet. Enterprise hat man für Harmloseres gekreuzigt.
Wie wärs denn bitte der neue Blackbird? Das Teil war doch absolut effizient gegen die Cylons. Nachdem sie mittlerweile auch schon Viper gebaut haben sollte das doch kein Problem sein.
Oder Tod von Admiral Cain. Der Cylon marschiert mal eben durchs ganze Schiff und knallt sie in ihrem Bereitschaftsraum ab? Give me a break. Der Kahn ist kein Luxuskreuzer wie in Star Trek sondern ein militärisches Schiff das doch sehr straff geführt wird. Da spaziert ein Gefangener mal nicht eben in hoch sensitive Bereiche und entkommt dann.
Lees ausscheiden aus der Flotte ist eine ähnlich gezwungene Entwicklung. Es herrscht Krieg, die Menschheit besteht nur noch aus 40.000 Überlebenden. Er ist CAG. Das hat er gefälligst zu bleiben. Es sollte in diesem Szenario vollkommen unmöglich sein den Dienst zu quittieren.
unglaubwürdige Charatkere
Ich habe an vielen Charakteren diverse für mich unlogische oder schwer nachvollziehbare Entwicklungen zu bemängeln, ich will mich aber wieder auf zwei Beispiele beschränken.
Diese sind für mich dann auch die größten Böcke die man in Sachen Charakterentwicklung geschossen hat.
Gaius Baltar:
Ich halte das Grundgerüst das diesen Charakter umgibt für vollkommen unglaubwürdig.
Dieser Mensch trägt eine Schuld mit sich herum die größer nicht sein kann. Für den Tod der Menschlichen Rasse mitverantwortlich zu sein. Für den Tod von zig Milliarden Menschen.
Er hat es vermasselt, er hat sich vom Feind überlisten lassen und ihm Zugang zum Defense Mainframe verschafft.
Soweit so gut.
Nach meiner persönlichen Auffassung muss an dieser Tat schlicht und einfach jeder Mensch zerbrechen.
Ich halte es für unglaubwürdig das man mit einer solchen Schuld irgendwie fertig werden kann.
Für vollkommen unglaubwürdig halte ich es dann wenn dieser Charakter dann ohne größere Schuldgefühle durch die Gegend turnt und ein paar Episoden später dann mit dem Feind gemeinsame Sache macht.
Wäre ich mit einer solchen persönlichen Katastrophe konfrontiert würde ich mir eher eine Kugel durch den Kopf jagen bzw. die Luftschleuse aufsuchen.
Mit Sicherheit verschaffe ich den Feind nicht irgendwelche Atomsprengköpfe, decke Cylons oder ähnlich Absurdes.
Sharon Vallerii (Boomer):
Ich versteh die Frau nicht. Ok, das ist ja eigentlich normal aber trotzdem.
Diese Sharon lebte als Sleeper wohl mehr oder weniger ihr ganzes Leben unter den Menschen (wie man Sleeper Clyons eingeschleust hat möchte ich eh mal wissen). Der Horror für sie schlechthin ist das sie ein Cylon ist. Sie hat mit Tyrol einen Geliebten den sie heiraten will. Sie ist auf der Galactica eine Pilotin wie jede andere auch.
Kurzum, sie ist ein Mensch. Sie weiß nicht das sie eine Cylon ist, will es nicht wahrhaben und hat Angst davor. Sie ist von dem Holocaust genauso entsetzt wie jeder andere auch.
Und dann bricht ihre Programmierung doch durch. Sie schießt Adama an, wird dann selbst erschossen und erwacht auf Caprica wieder. So weit, so gut.
Aber was passiert dann bitte mit ihr? Diese Frau die ihr ganzes Leben nichts weiter gekannt hat als Mensch zu sein wechselt plötzlich Einstellungsmäßig die Seiten und wird zum Cylon. Schön, sie ist ein Cylon. Aber sie hat ein Leben als Mensch gelebt. Müsste das nicht mehr wiegen? Warum ist hasst sie die anderen Cylons nicht abgrundtief? Wie bringt sie es fertig mit diesen Massenmördern zusammenzuarbeiten?
Schön, sie ist ein wenig moderater als manch anderes Modell wenn sie nicht gerade dabei ist Kinder zu meucheln aber bitte Das ist doch unterm Strich ein Witz.
Sie ist eigentlich ein Mensch. Sie ist als Mensch aufgewachsen und hat als Mensch gelebt. Und nun wechselt sie plötzlich die Seiten nur weil sie zufällig der selben Spezies angehört und obwohl sie für einen gigantischen Massenmord missbraucht wurde?
Das ist für mich absolut unglaubwürdig. Diese Sharon müsste sich unterm Strich genauso wie das Athena Modell verhalten. Mindestens. Sie müsste die Cylons abgrundtief hassen und sie nach Kräften bekämpfen. Das tut sie nicht.
Für mich unverständlich.
Das selbe gilt unter etwas anderen Vorzeichen auch für Tory.
Antiklimaktische Verfilmung
Ich glaube das heißt so
Was ich damit meine ist ein wenig diffus und schwer rüberzubringen, gut möglich das es der Einzelne komplett anders sieht. Meine Empfindung möchte ich an zwei Beispielen erläutern.
Es geht im Kern um die filmische Darstellung des emotionalen Höhepunktes einer Story. Um die Wir ziehen in die Schlacht Szene. Oder den Oh Gott es ist ein Clyon-Moment.
Ich will nicht sagen das ich hier regelmäßig ein Problem mit der Darstellung bei BSG habe, aber mitunter ist mir das Arrangement dieser Szenen doch ziemlich schleierhaft.
Ich muss dazu sagen das ich durch mein Hobby der Videobearbeitung (siehe Signatur) einen etwas anderen Blick auf Filmen und Episoden habe wie der Durchschnittszuschauer. Vielleicht kommts ja daher.
Aber werden wir konkret und nehmen beispielsweise die Miniserie.
Wir haben storytechnisch eine riesige Offenbarung - die der Six gegenüber Baltar.
I`m a machine, im a Cylon - was hätte man daraus machen können! Das ist eigentlich einer der erzählerischen Höhepunkte neben der We`re at war Rede Adams.
Eigentlich. Was hat man draus gemacht? Nichts! Die Offenbarung findet allen ernstes Off Screen statt. Szene - Schnitt - Balter „So, you`re a machine?“.
Hier wird der große erzählerische Moment nicht nur vergeben sondern schlicht und einfach nicht dargestellt. Totale Untertreibung einer eigentlich großartigen Szene.
Das ist so untypisch das ich mich ernsthaft Frage ob man hier nicht auch die Schere angesetzt hat.
Mir gefällt diese antikliamktische Ansatz nicht.
Ich möchte einen Spannungsaufbau mit einem ordentlich in Szene gesetzten storytechnischen Höhepunkt mit Close Ups und geeigneter musischer Untermalung. Nur so bringe ich das Drama ordentlich rüber.
Hier wirkt es geradezu lächerlich. The woman of my dreams is a machine? Yeah , so what. Happens to me all the time.
Hier treibt man die Story eigentlich auf eine Spitze und umschifft sie dann mehr oder weniger gekonnt.
Ein anderes Beispiel, ein etwas anderes Problem das aber die gleiche Ursache hat.
Tighs Bekenntnis vor Adma das er ein Clyon sei.
Das kommt so vollkommen unspekakulär daher das es fast schon weh tut. Der Witz an der ganzen Sache ist noch, das es in der Folge zig Möglichkeiten geben hätte wo die Offenbarung wesentlich dramatischer rübergekommen wäre.
Aber nein, das Ganze läuft so ab nach dem Motto „Ja und wir erreichten den Planeten und das hat mich aktiviert.“ „Es hat dich aktiviert?“
Ernsthaft, das ist doch schon sehr plump.
Statt so was hätte ich auf ein „Cause i`m a frakking Clyon, gods damn it!“ from Tigh im CIC erwartet. Das hätte Wirkung. Das wäre eine großartige Szene geworden.
Da kommt der Dialog in Adamas Quartier nicht ran.
Wobei es in eben diesem Dialog einige Sätze zuvor noch eine bessere Stelle geben hätte.
Die zwei Beispiele zusammengefasst ergeben sich hier für mich also zwei technische Probleme. Einmal werden Szenen ganz ausgelassen, ein andermal werden sie nicht „richtig“ dargestellt.
Freilich kann man das so machen. Aber mir persönlich fällt da der Pathos, die Spannung, das Drama.
Ich will jetzt weiß Gott nicht behaupten BSG würde das immer so machen. Das ist auf keinen Fall der Fall. Es gibt eine Menge sehr guter Szenen was diese Problematik angeht.
Aber ich muss eben sagen das es in vielen Fällen auch deutlich besser ginge.
Man hätte sich da mE eine Scheibe von Babylon 5 abschneiden können. Die konnten das meisterlich.
Ist aber mit Sicherheit auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Bevor mich irgendein BSG Fan in der Luft zerreißen möchte, natürlich hat die Serie auch jede Menge positive Aspekte.
Ich erkenne dabei doch sehr deutlich Handschrift Ronald D Moores.
Die Schauspieler sind fast durch die Bank erstklassig.
Es ist in mE herausragender Weise gelungen die Rollen zu besetzen. Dagegen sind die Besetzungen diverser anderer Scifi-Serien doft ein ziemlicher Totalausfall.
Mit Edward James Olmos hat man für BSG ein absolutes Schwergewicht an Land gezogen, es wundert nicht das er schon für TNG als Captain in Betracht kam.
Olmos als Adama steht Patrick Stewart oder Avery Brooks nach meiner Auffassung in nichts nach.
Am schlechtesten vom ganzen Cast ist mE noch ist noch Jamie Bamber als Lee Adama. So ziemlich vollkommener Durchschnitt und vor allem anfangs steif und ohne wirkliches Leben.
Dagegen ist für mich zB James Callis als Balter schauspielerisch ein absoluter Hit. Ich mag den Charakter zwar nicht, aber der Schauspieler schafft es auf einem sehr schmalen Grad zu wandeln um die Figur trotzdem glaubwürdig zu halten.
Man kann die positive Bewertung auch leicht über die Hauptcharaktere hinaus auf die Nebencharaktere ausdehnen. Es gibt hier durchgehend praktisch keine Ausfälle.
Wie Moore in einem seiner Podcast gesagt hat, er kann wirklich froh sein eine solch tolle Truppen zusammengestellt zu haben.
Wobei BSG gerade was die Nebencharaktere angeht ja sowieso absolut vorbildhaft ist. Da kommt mE kaum eine Scifi-Serie ran. Für mich ist das der Pluspunkt der Serie.
Was Moore schon in DS9 zelebriert hat treibt er hier auf die Spitze.
Er schafft es Nebencharaktere nicht nur einzuführen und durchzuschleppen sondern sie auf ganzer Breite mit wichtigen Szenen in die Handlung zu integrieren.
Saul Tigh, Tyrol, Helo, Gaeta, Cally, Dualla, Anders, Zarek, Ellen Tigh, Dr. Cottle, Kat, HotDog – man glaubt zum Teil garnicht das das keine Hauptcharaktere sind.
Der durchgehende und ständig im Vordergrund stehende Handlungsbogen ist ein weiterer Aspekt der mir sehr gut gefällt. Man mag vielleicht über das düstere Setting und die Ausgangslage geteilter Meinung sein, die Story über Reise dann an sich ist aus handwerklicher Sicht hervorragend dargestellt.
Wenn man da das Machwerk eines Rick Bermans dagegenhält - sei es jetzt VOY oder ENT - kann man nur lachend den Kopf schütteln.
Das ist Qualitätsscifi erster Klasse. Freilich ist die eine oder andere Episode etwas schwächer. Aber alles im allen steht BSG was das angeht auf einer Stufe mit DS9 und Babylon 5.
Leider muss man wohl auch sagen das BSG bewiesen hat das durchgehende Handlungsbögen auf diesem Niveau sich was Quoten anbelangt eher negativ niederschlagen.
Ein absoluter Pluspunkt der Serie ist dann für mich auch das breit gefächerte Storyspektrum. Obgleich das sicherlich auch noch ausbaufähig ist schafft es BSG anders als so ziemlich jede andere Scifi-Serie endlich mal das Leben und den Dienst auf dem Raumschiff und in der Flotte darzustellen. Die Handlung reduziert sich nicht auf ein paar Brückenoffiziere, stattdessen haben wir Kampfpiloten, Deckmannschaften, junge Offiziere, eine Regierung und das Flottenleben. Die Serie steht damit auf viel breiterer Basis als die klassische Scfi-Serie.
Folgen in denen dann diese Aspekte zusammen mit irgendwelchen B und C-Charakteren beleuchtet werden - zB Scar - gehören daher für mich zu den absoluten Höhepunkten der Serie.
Das ist dann auch umso wichtiger da die Hauptprotagonisten so ziemlich durchgehend Antihelden verkörpern.
Das mir die emotionale Bindung zu Serie etwas abgeht liegt alles in allem weniger an irgendwelchen Handwerklichen Schnitzern. Die Serie ist sogesehen eigentlich sehr gut zusammengebastelt.
Mir persönlich war und ist das Setting über die Dauer etwas zu Extrem. Das letzte Aufbäumen der Menschheit im Weltraum zu zeigen ist zwar recht nett aber auf die Dauer für eine Serie für meinen Geschmack ein Stück weit zu hoffnungslos. Ich hab weis Gott nichts gegen düstere Settings. Überhaupt nicht. Aber ich möchte wenigstens in einer Serie die Hoffnung auf bessere Zeiten. Das sehe ich bei BSG nicht wirklich. Wenn wir da mal ehrlich sein wollen, letztlich deutet doch alles darauf hin, das die Serie tragisch enden wird. Entsprechende Hinweise von etwa Olomos kursieren dann ja auch schon durch die Fangemeinde.
Wenn ich mir dann noch die Serie als Ganzes betrachte ist es für mich eigentlich klar das es nur weiter bergab geht und nicht irgendwie positiv enden wird.
Und mir dieser Gegebenheit kann ich mich ehrlich gesagt nur schwer anfreunden. Wieso sollte ich eine emotionale Bindung zu einer Serie aufbauen bei der ich erahne das am Ende nur noch die Auslöschung der menschlichen Rasse oder bestenfalls die Existenz einiger Cylonhybriden raus springt?
Das ist nicht so mein Fall.
Trotzdem ist die Serie keinesfalls schlecht, handwerklich ist sie wie gesagt sehr gut gelungen.
Falls es jemand überhaupt bis hierher geschafft hat, Kommentare sind erwünscht
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