Dieser Thread ist ein Split aus diesem hier:
Eventuell gehört dieses Thema eher ins Scifi-Allgemein Subforum, aber da es sich ausdrücklich an Bynaus richtet, der dafür bekannt ist, nur hier im Technik & Wissenschaft Forum aktiv zu sein, bitte ich die Moderatoren darum, den Thread hier zu lassen.
Wenn wir mal von traversablen Wurmlöchern, wie sie Kip Thorne ersonnen hat, ausgehen, und das Problem mal außer acht lassen, dass sie, in die Feldgleichungen der ART eingesetzt, eine Materieverteilung mit negativer Energiedichte erfordern, dann ergeben sich bei künstlichen Wurmlöchern IMO zwei wesentliche Probleme:
1) Die Dynamik der Bildung des Wurmloches. Man kann nicht einfach in einer anfangs flachen Raumzeit die von Thorne errechnete Materieverteilung erzeugen und darauf hoffen, dass dann ganz von alleine ein Wurmloch entsteht. Bei der Thorneschen Wurmloch-Metrik gilt nämlich, wie bei allen anderen Lösungen der ART-Feldgleichungen auch, dass die Raumzeitmetrik bestimmt, welche Materieverteilungen überhaupt möglich sind. Anders gesagt: die Wurmloch-Metrik muss erst einmal vorliegen, das Wurmloch also erst einmal vorhanden sein, damit die von Thorne berechnete Materieverteilung möglich ist. Solange das Wurmloch noch nicht erzeugt wurde, kann auch die Materieverteilung nicht erzeugt werden. Thornes Lösung ist eine statische Lösung, sie beschreibt lediglich den Zustand, dass das Wurmloch bereits existiert und mit ihm die Materieverteilung, die den Feldgleichungen zufolge für die Wurmlochmetrik erforderlich ist. Über den Weg dorthin, sprich: von einer Raumzeitmetrik ohne Wurmloch zu einer Raumzeitmetrik mit Wurmloch, macht Thornes Lösung überhaupt keine Aussage. Das kann man sich auch so klar machen: bei der Bildung eines Wurmloches muss der Raum "aufreißen", d.h. seine Topologie ändern, und so etwas vermag die ART nicht zu beschreiben.
2) Selbst wenn wir mal annehman, dass man dennoch ein Wurmloch erzeugen kann, so stellt sich immer noch die Frage, wie man denn steuern können soll, wohin das Wurmloch führt? Nehmen wir an, ich will ein Wurmloch erzeugen, um z.B. nach Tau Ceti zu reisen. Ich erzeuge nun also ein künstliches Wurmloch in Erdnähe. Wie aber sorge ich dann dafür, dass sich der Ausgang des Wurmloches in der Nähe von Tau Ceti bildet, und nicht an irgendeinem anderen Ort im Universum? Offenkundig gibt es keinerlei Methode, darauf Einfluss zu nehmen, wo sich der Ausgang bildet, wo also das Wurmloch hinführt, es wäre also damit zu rechnen, dass es an einen völlig zufälligen Ort im Universum führt.
Bei Problem 1) könnte eventuell die Quantengravitation Abhilfe schaffen. Es wäre z.B. denkbar, dass die Raumzeitmetrik quantenmechanisch fluktuiert, und dies auch Fluktuationen der Raumtopologie einschließt, d.h. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sind bereits Wurmlöcher vorhanden. Oder die Quantengravitation liefert Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen Zuständen mit und ohne Wurmlöcher. Oder der Raum ist diskret, wie in der Loop-Quantengravitation, und der auf einem kontinuierlichen Raum und einer kontinuierlichen Raumzeit aufbauende Begriff der Raumtopologie wird auf hinreichend kleinen Skalen bedeutungslos. So dass die Bildung eines Wurmloches letztlich gar keine Änderung der Topologie darstellt.
Problem 2) jedoch schein mir schwerwiegender zu sein. Die einzige denkbare Lösung wäre, dass man sich unserem 3-dim. Raum als in einen höherdimensionalen Raum eingebettet vorstellt, und die Bildung eines Wurmloches dann mit einem Falten unseres 3D-Raumes in diesem höherdimensionalen Raum einhergeht, wie das ja auch in Veranschaulichungen von Wurmlöchern häufig angedeutet wird, z.B. hier:
Einstein-Rosen
Das aber würde Wurmlöcher für effektive interstellare Reisen unbrauchbar machen: man müsste ja, um eine Wurmlochverbindung zwischen der Erde und Tau Ceti aufzubauen, den gesamten Raum in der Umgebung von der Erde und Tau Ceti in einer solchen Weise falten, und dazu erst einmal entsprechend beeinflussen. Und das wäre zum einen kaum praktikabel, und zum anderen könnte sich eine solche Beeinflussung ja auch nur mit maximal Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Die Erzeugung eines Wurmloches nach Tau Ceti würde also mindestens 11,9 Jahre dauern.
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Zitat von Bynaus
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1) Die Dynamik der Bildung des Wurmloches. Man kann nicht einfach in einer anfangs flachen Raumzeit die von Thorne errechnete Materieverteilung erzeugen und darauf hoffen, dass dann ganz von alleine ein Wurmloch entsteht. Bei der Thorneschen Wurmloch-Metrik gilt nämlich, wie bei allen anderen Lösungen der ART-Feldgleichungen auch, dass die Raumzeitmetrik bestimmt, welche Materieverteilungen überhaupt möglich sind. Anders gesagt: die Wurmloch-Metrik muss erst einmal vorliegen, das Wurmloch also erst einmal vorhanden sein, damit die von Thorne berechnete Materieverteilung möglich ist. Solange das Wurmloch noch nicht erzeugt wurde, kann auch die Materieverteilung nicht erzeugt werden. Thornes Lösung ist eine statische Lösung, sie beschreibt lediglich den Zustand, dass das Wurmloch bereits existiert und mit ihm die Materieverteilung, die den Feldgleichungen zufolge für die Wurmlochmetrik erforderlich ist. Über den Weg dorthin, sprich: von einer Raumzeitmetrik ohne Wurmloch zu einer Raumzeitmetrik mit Wurmloch, macht Thornes Lösung überhaupt keine Aussage. Das kann man sich auch so klar machen: bei der Bildung eines Wurmloches muss der Raum "aufreißen", d.h. seine Topologie ändern, und so etwas vermag die ART nicht zu beschreiben.
2) Selbst wenn wir mal annehman, dass man dennoch ein Wurmloch erzeugen kann, so stellt sich immer noch die Frage, wie man denn steuern können soll, wohin das Wurmloch führt? Nehmen wir an, ich will ein Wurmloch erzeugen, um z.B. nach Tau Ceti zu reisen. Ich erzeuge nun also ein künstliches Wurmloch in Erdnähe. Wie aber sorge ich dann dafür, dass sich der Ausgang des Wurmloches in der Nähe von Tau Ceti bildet, und nicht an irgendeinem anderen Ort im Universum? Offenkundig gibt es keinerlei Methode, darauf Einfluss zu nehmen, wo sich der Ausgang bildet, wo also das Wurmloch hinführt, es wäre also damit zu rechnen, dass es an einen völlig zufälligen Ort im Universum führt.
Bei Problem 1) könnte eventuell die Quantengravitation Abhilfe schaffen. Es wäre z.B. denkbar, dass die Raumzeitmetrik quantenmechanisch fluktuiert, und dies auch Fluktuationen der Raumtopologie einschließt, d.h. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sind bereits Wurmlöcher vorhanden. Oder die Quantengravitation liefert Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen Zuständen mit und ohne Wurmlöcher. Oder der Raum ist diskret, wie in der Loop-Quantengravitation, und der auf einem kontinuierlichen Raum und einer kontinuierlichen Raumzeit aufbauende Begriff der Raumtopologie wird auf hinreichend kleinen Skalen bedeutungslos. So dass die Bildung eines Wurmloches letztlich gar keine Änderung der Topologie darstellt.
Problem 2) jedoch schein mir schwerwiegender zu sein. Die einzige denkbare Lösung wäre, dass man sich unserem 3-dim. Raum als in einen höherdimensionalen Raum eingebettet vorstellt, und die Bildung eines Wurmloches dann mit einem Falten unseres 3D-Raumes in diesem höherdimensionalen Raum einhergeht, wie das ja auch in Veranschaulichungen von Wurmlöchern häufig angedeutet wird, z.B. hier:
Einstein-Rosen
Das aber würde Wurmlöcher für effektive interstellare Reisen unbrauchbar machen: man müsste ja, um eine Wurmlochverbindung zwischen der Erde und Tau Ceti aufzubauen, den gesamten Raum in der Umgebung von der Erde und Tau Ceti in einer solchen Weise falten, und dazu erst einmal entsprechend beeinflussen. Und das wäre zum einen kaum praktikabel, und zum anderen könnte sich eine solche Beeinflussung ja auch nur mit maximal Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Die Erzeugung eines Wurmloches nach Tau Ceti würde also mindestens 11,9 Jahre dauern.
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