Zitat von Mr.Viola
Ich hatte früher bereits an anderer Stelle gesagt, dass ich nicht glaube, dass Musikgeschmack das Resultat eines individuellen Evaluationsprozesses ist.
Eine aktuelle Studie (von 2006) scheint dies nun zu bestätigen.
Musik-Geschmack wird durch Masse bestimmt
Was macht einen Song zum Hit? Objektiv messbare Qualität ist es nicht, sondern es liegt am sozialen Einfluss, haben US-Soziologen in einer Internetstudie ermittelt. Menschen tendieren nämlich dazu, das zu mögen, was auch anderen gefällt.
Wäre es nur die Qualität, so würden sich wahrscheinlich auch die Experten nicht regelmäßig so schwer tun, die Nummer-Eins-Hits und Bestseller von morgen vorherzusagen.
Dass die Popularität bei der subjektiven individuellen Bewertung eines Werkes eine große Rolle spielt, belegten Matthew J. Salganik vom Department of Sociology der Columbia University und zwei Kollegen mit dem "Konsumverhalten" auf einem künstlich geschaffenen Musikmarkt.
Das "Musiclab"
Die Soziologen schufen einen künstlichen Musikmarkt auf einer Website und testeten das User-Verhalten: Im so genannten "Musiclab" konnten sich Teilnehmer auf der Website registrieren und Musikstücke bewerten. Unter den 14.341 Testpersonen waren insbesondere amerikanische Teenager und junge Erwachsene.
Die Website bot 48 Musikstücke zum Anhören und Downloaden. Sowohl die Musik, als auch die Bands waren gänzlich unbekannt - also Popularität gleich Null.
Die Auswahl der Songs erfolgte dabei über die Website "Pure Volume", auf der Bands ihre eigene Homepage und Musik zum Download anbieten können.
Die 48 Songs auf der endgültigen Liste waren selbst Experten aus der Musikbranche unbekannt, schreiben die Forscher.
Musikgeschmack im Test
Die am Experiment teilnehmenden Besucher der Website wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt:
Den Teilnehmern der ersten Gruppe (den "Unabhängigen") lagen nur Informationen über die Song-Titel und die Namen der Bands vor - sie waren somit gezwungen, ihre eigene Entscheidung bei der Bewertung der Songs zu treffen.
Den Teilnehmern der zweiten Gruppe (die "sozial Beeinflussten") wurden darüber hinaus Angaben gemacht, wie oft die Musikstücke von ihren Vorgängern bereits herunter geladen worden waren. Diese Informationen konnten sie zu ihrer eigenen Meinungsbildung heranziehen.
Die Bewertung erfolgte über eine "Sternchenvergabe" von eins ("I hate it") bis fünf ("I love it"). Nach dem Experiment wurde die Qualität der Songs über den Marktanteil und Marktrang abgeleitet.
"Jukebox"-Style und Hitliste
Das Experiment wurde zwei Mal durchgeführt: Beim ersten Experiment wurden die 48 Songs im dreispaltigen "Jukebox-Style" - zufällig sortiert - präsentiert, im zweiten die Songs in einer Spalte ("Hitliste") untereinander angeordnet. In letzterem Fall waren die Songs allerdings nur für die zweite Gruppe, die "sozial Beeinflussten", entsprechend den Download-Raten gereiht, für die erste Gruppe zufällig.
Um die Vorhersage-Möglichkeiten des Erfolgs besser einschätzen zu können, bildeten die Forscher bei der sozial beeinflussten Gruppe acht Untergruppen. Somit konnten zu einem Song unterschiedliche Erfolgsraten abgetestet werden.
Je höher der soziale Einfluss ...
Das Ergebnis: Die erste Gruppe beurteilte die Songs auf Grund ihrer eigenen Einschätzung und schuf damit eine "unabhängige" Rangliste. Sie hatten die Möglichkeit, sich die Musikstücke herunter zu laden.
Je häufiger ein Song von der ersten Gruppe herunter geladen war, desto beliebter war er bei der zweiten Gruppe.
In dieser Gruppe waren die populären Songs noch viel populärer - die wenig beliebten noch viel weniger beliebt.
Unter dem Einfluss des sozialen Umfelds auf den Markt weitete sich damit die Spannbreite des Popularitätsgrades bzw. Erfolgs - und zwar noch extremer, als die Songs in der "Hitliste" präsentiert wurden.
... desto schwieriger die Erfolgsprognose
Außerdem generiert der soziale Einfluss laut den Forschern auch eine größere Unvorhersagbarkeit von Ergebnissen: Je größer der Einfluss der Meinung von anderen, desto schwieriger war es zu prognostizieren, welcher beliebte Song nun wirklich der Erfolgsschlager würde.
Der Erfolg sei nur teilweise auf die Qualität eines Songs zurückzuführen, sagen die Soziologen: "Die besten Songs schneiden zwar nie wirklich am schlechtesten ab und die schlechtesten nie am besten, doch alle anderen Resultate sind möglich."
In der Realität komplizierter
Die Forscher merken aber an, dass sich ihre Ergebnisse nur auf den künstlich geschaffenen Markt beziehen - also auf das Modell, das in der Realität so nicht vorkommt.
Trotzdem: Die sehr subjektive Erfolgsformel macht es Hollywood, den Verlagen und der Musikindustrie schwer, räumen die Forscher ein.
In einem Begleitkommentar zum Artikel heißt es dazu: "Der soziale Prozess, der einen Blockbuster kreiert, lässt den Durchbruch (für das eine oder andere Produkt) nur schwer vorher sagen." Je größer der gesellschaftliche Einfluss, desto unausgeglichener und unvorhersehbarer sei das kollektive Ergebnis.
Was macht einen Song zum Hit? Objektiv messbare Qualität ist es nicht, sondern es liegt am sozialen Einfluss, haben US-Soziologen in einer Internetstudie ermittelt. Menschen tendieren nämlich dazu, das zu mögen, was auch anderen gefällt.
Wäre es nur die Qualität, so würden sich wahrscheinlich auch die Experten nicht regelmäßig so schwer tun, die Nummer-Eins-Hits und Bestseller von morgen vorherzusagen.
Dass die Popularität bei der subjektiven individuellen Bewertung eines Werkes eine große Rolle spielt, belegten Matthew J. Salganik vom Department of Sociology der Columbia University und zwei Kollegen mit dem "Konsumverhalten" auf einem künstlich geschaffenen Musikmarkt.
Das "Musiclab"
Die Soziologen schufen einen künstlichen Musikmarkt auf einer Website und testeten das User-Verhalten: Im so genannten "Musiclab" konnten sich Teilnehmer auf der Website registrieren und Musikstücke bewerten. Unter den 14.341 Testpersonen waren insbesondere amerikanische Teenager und junge Erwachsene.
Die Website bot 48 Musikstücke zum Anhören und Downloaden. Sowohl die Musik, als auch die Bands waren gänzlich unbekannt - also Popularität gleich Null.
Die Auswahl der Songs erfolgte dabei über die Website "Pure Volume", auf der Bands ihre eigene Homepage und Musik zum Download anbieten können.
Die 48 Songs auf der endgültigen Liste waren selbst Experten aus der Musikbranche unbekannt, schreiben die Forscher.
Musikgeschmack im Test
Die am Experiment teilnehmenden Besucher der Website wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt:
Den Teilnehmern der ersten Gruppe (den "Unabhängigen") lagen nur Informationen über die Song-Titel und die Namen der Bands vor - sie waren somit gezwungen, ihre eigene Entscheidung bei der Bewertung der Songs zu treffen.
Den Teilnehmern der zweiten Gruppe (die "sozial Beeinflussten") wurden darüber hinaus Angaben gemacht, wie oft die Musikstücke von ihren Vorgängern bereits herunter geladen worden waren. Diese Informationen konnten sie zu ihrer eigenen Meinungsbildung heranziehen.
Die Bewertung erfolgte über eine "Sternchenvergabe" von eins ("I hate it") bis fünf ("I love it"). Nach dem Experiment wurde die Qualität der Songs über den Marktanteil und Marktrang abgeleitet.
"Jukebox"-Style und Hitliste
Das Experiment wurde zwei Mal durchgeführt: Beim ersten Experiment wurden die 48 Songs im dreispaltigen "Jukebox-Style" - zufällig sortiert - präsentiert, im zweiten die Songs in einer Spalte ("Hitliste") untereinander angeordnet. In letzterem Fall waren die Songs allerdings nur für die zweite Gruppe, die "sozial Beeinflussten", entsprechend den Download-Raten gereiht, für die erste Gruppe zufällig.
Um die Vorhersage-Möglichkeiten des Erfolgs besser einschätzen zu können, bildeten die Forscher bei der sozial beeinflussten Gruppe acht Untergruppen. Somit konnten zu einem Song unterschiedliche Erfolgsraten abgetestet werden.
Je höher der soziale Einfluss ...
Das Ergebnis: Die erste Gruppe beurteilte die Songs auf Grund ihrer eigenen Einschätzung und schuf damit eine "unabhängige" Rangliste. Sie hatten die Möglichkeit, sich die Musikstücke herunter zu laden.
Je häufiger ein Song von der ersten Gruppe herunter geladen war, desto beliebter war er bei der zweiten Gruppe.
In dieser Gruppe waren die populären Songs noch viel populärer - die wenig beliebten noch viel weniger beliebt.
Unter dem Einfluss des sozialen Umfelds auf den Markt weitete sich damit die Spannbreite des Popularitätsgrades bzw. Erfolgs - und zwar noch extremer, als die Songs in der "Hitliste" präsentiert wurden.
... desto schwieriger die Erfolgsprognose
Außerdem generiert der soziale Einfluss laut den Forschern auch eine größere Unvorhersagbarkeit von Ergebnissen: Je größer der Einfluss der Meinung von anderen, desto schwieriger war es zu prognostizieren, welcher beliebte Song nun wirklich der Erfolgsschlager würde.
Der Erfolg sei nur teilweise auf die Qualität eines Songs zurückzuführen, sagen die Soziologen: "Die besten Songs schneiden zwar nie wirklich am schlechtesten ab und die schlechtesten nie am besten, doch alle anderen Resultate sind möglich."
In der Realität komplizierter
Die Forscher merken aber an, dass sich ihre Ergebnisse nur auf den künstlich geschaffenen Markt beziehen - also auf das Modell, das in der Realität so nicht vorkommt.
Trotzdem: Die sehr subjektive Erfolgsformel macht es Hollywood, den Verlagen und der Musikindustrie schwer, räumen die Forscher ein.
In einem Begleitkommentar zum Artikel heißt es dazu: "Der soziale Prozess, der einen Blockbuster kreiert, lässt den Durchbruch (für das eine oder andere Produkt) nur schwer vorher sagen." Je größer der gesellschaftliche Einfluss, desto unausgeglichener und unvorhersehbarer sei das kollektive Ergebnis.
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