Ich habe die Suche genutzt, aber keinen Thread zu dem Thema gefunden.
Erst letztens wurde im Religionsunterricht das Gewissen behandelt, aber nicht genau drauf eingegangen, obwohl ich das Thema eigentlich sehr interessant finde, da man ja auch nicht viel darüber weiß. Interessant, wenn man mal das ganze christliche Gedöns drum herum weglässt.
Vor allem finde ich es interessant, dass es keine eindeutige Definition zum Gewissen gibt und man sich somit selber ein Reim machen kann und es deshalb auch viele unterschiedliche Interpretationen gibt. Zwar kann man ungefähr beschreiben, was als Gewissen gesehen wird, aber ob es wirklich so ist, kann ja doch keiner sagen.
Ausnahmsweise kann ich dem Inhalt der Religionsstunde mal zustimmen, denn im Gewissen wägt der Mensch meiner Meinung nach sein Handeln ab und trifft dann eine Entscheidung. Doch ist es nicht auch so, dass es im Gewissen darum geht, dass sich ein Mensch selber die Frage stellt, ob er richtig oder falsch gehandelt hat und die Entscheidung bzw. die Tat bereits geschehen ist? Aber was genau das Gewissen ist, kann man so scheinbar nicht sagen. Man kann es ja weder beweisen, noch gibt es scheinbar eine allgemeine Einstellung zu dem Thema.
In meinen Unterlagen des Religionsunterrichts ist außerdem enthalten, dass das Gewissen etwas mit „Wissen“ und/oder „Bewusstsein“ zu tun hat. Da keine eindeutige Erklärung dazu im Heft steht, interpretiere ich diese Aussage so, dass man durch das Wissen über ein Tat und das verbundene Bewusstsein der Ausmaße und der Unterscheidung in gut und böse das Gewissen bildet. Man muss sich bewusst werden, was für eine Auswirkung und was für eine Schwere vorliegt und ob es richtig und falsch war. Jedenfalls würde ich es so auffassen, aber was damit wirklich gemeint ist, weiß ich auch nicht so richtig.
Des Weiteren findet sich noch ein Abschnitt, in welchem geschrieben steht, dass es in dem Gewissensvorgang darum geht, dass ein Mensch konkret von einer sittlichen Forderung getroffen wird. Dies würde ich so ebenfalls unterschreiben, wenn ich es richtig interpretiert habe. Verstanden habe ich es in dem Sinne, dass ein Mensch ein Gewissen bildet, wenn er konkret von etwas getroffen ist, denn wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn irgendwer irgendwen umbringt, den ich nicht einmal kenne. Jedoch hat jeder scheinbar eine andere Vorstellung von dem, was für ihn ein schlechtes Gewissen bedeuten sollte. Ereignisse formen Menschen und manchmal auch ins Negative. Es gibt bestimmt Menschen, die kein schlechtes Gewissen mehr dabei haben, wenn sie Kinder als Sklaven einsetzen und sie missbrauchen. Hier ist das Gewissen nach meiner Ansicht eingeschränkt und abgestuft. Dort ist bereits verblasst, dass man sich an die Normen und Werte einer friedlichen Gesellschaft halten sollte, auch wenn diese überall anders sind, so sollte das Gewissen dennoch nicht so herabgestuft werden, sodass man dies nicht mehr wahrnimmt. Zwar können Werte angepasst werden, da sie sich auf eine jeweilige Gesellschaft beziehen und die Zielvorstellungen dieser sich auch unterscheiden, jedoch sollten sie niemals gegen die Würde des Menschen verstoßen. Genauso sehe ich das auch mit den Normen, welche sich ja auch von Gesellschaft zu Gesellschaft ändern, denn überall sind die Anforderungen an eine Person verschieden. Deshalb ist das Gewissen meiner Meinung nach eigentlich immer an einem Grundprinzip ausgerichtet, nämlich die Würde des Menschen zu achten. Jedoch kann bestimmt nicht jeder Mensch etwas dafür, wenn er eine nicht moralisch gute Tat vollbringt, denn nicht jeder hat vielleicht gelernt, was richtig und was falsch ist. Es gibt meiner Meinung nach immer Gründe, die das Gewissen abstumpfen lassen, auch wenn es nicht in Ordnung ist, wenn so etwas passiert, aber das hat dann meist auch andere schwerwiegende Gründe.
In der Verbindung mit dem Gewissen ist mir aufgefallen, dass die Verantwortung des Öfteren mit diesem in Verbindung gebracht wird. Doch welche Verantwortung genau? Die, die man trägt, zu der man gezogen wird oder bei welcher man für Verfehlungen haften muss? Rein logisch gesehen müsste es doch die erste genannte sein, da man dort die Entscheidungen meist trifft, welche auch andere Personen betreffen. Die anderen beiden Unterteilungen stellen ja nur da, dass man für etwas Falsches haften und gerade stehen muss. Was genau das mit dem Gewissen zu tun hat? Frag mich nicht. Ich bin nur einige Mal drüber gestolpert. Im Gewissensvorgang geht es so gut wie immer um Entscheidungen und die Verantwortung hat zwingerndermaßen etwas mit Entscheidungen zu tun.
Dazu finde ich die Grafik ganz interessant.
Diese zeigt das Persönlichkeitsmodell von Freud.
Das Über-Ich verstehe ich in dem Sinn als der Ort, wo die Gewissensentscheidung stattfindet, da dort die Werte und Normen verinnerlicht sind, welche einem einen Weg vorgeben und zeigen, was richtig oder falsch ist. Dieses Über-Ich ist schon sehr früh mit Normen, Werten und Grundsätzen gefüllt, da das Gewissen eine meist angeborene Eigenschaft ist.
Das Ich ist dann sozusagen die Vermittlungsinstanz zwischen dem Über-Ich und dem Es, wobei das Ich hilft, gesund und möglichst weise durchs Leben zu gehen.
Das Es stellt in dem Sinne dann die Wünsche und Triebe da, auf welche man wenig Einfluss hat. Sie geschehen unterbewusst und machen sich keine Gedanken darüber, ob es schlecht oder gut ist. Und da das Über-Ich oftmal so gesehen wird, dass man von dort Signale bekommt, ob man etwas richtig oder gut gemacht hat, würde ich es als einen der Hauptorte nennen, wo die Gewissensbildung stattfindet. So würde ich das deuten.
Außerdem finde ich wichtig zu erwähnen, dass meiner Meinung nach das Gewissen auch nicht unfehlbar ist, denn man kann auch gegen das Gewissen entscheiden. Wenn ich z.B. einen Menschen töten müsste, um fünf andere zu retten, so würde mir mein Gewissen sicherlich sagen, dass es falsch sei, da jedes Leben heilig ist und ich nicht im Recht stehe zu entscheiden, welches Leben mehr oder weniger wert ist. Wenn ich jedoch für eine andere Person eine wichtige Entscheidung treffen muss, so darf ich mich im Gewissensvorgang nicht von meinen eigenen Vorteilen leiten lassen, sondern muss ganz auf die Bedürfnisse des Anderen eingehen, solange diese Entscheidungen nicht gegen die ethischen Grundwerte sprechen. Dies hat meiner Meinung auch etwas mit dem Gewissen zu tun, in welchem man nun abwägt, ob man sich von seinen eigenen Vorteilen leiten lassen sollte oder sich um den anderen sorgen sollte. Je nachdem wie man sich entscheidet, ändert sich bestimmt auch das Gewissen. Entweder ist es rein oder man hat ein schlechtes Gewissen und es plagen einen Zweifel.
Wenn ich etwas Gutes für einen Menschen tue, woraus ich keinen erzwungenen Vorteil erhalte, so kann ich mich glücklich schätzen und gewissenhaft sagen, dass ich das Richtige getan habe. Ist es jedoch andersrum und ich habe nur an mich selbst und meine eigenen Wünsche gedacht, so kann es leicht passieren, dass man sich Vorwürfe über sein Handeln macht und es gegebenenfalls auch in Frage stellt. Das Gewissen sehe ich also als eine Art Richter, welcher schon vor einer Entscheidung richtet und dir sagt, ob es richtig oder falsch sei und nach einer Entscheidung bzw. Tat bestraft es dich durch ein schlechtes oder reines Gewissen, welches sich natürlich auch im Empfinden äußert. Ich stelle das Gewissen somit auch in gewisser Weise mit einem Erzieher gleich.
Natürlich kann man sein Gewissen möglicherweise nach einer falschen Tat wieder bereinigen, in dem sich z.B. entschuldigt, etc. obwohl das auch nicht immer hilft, wie ich aus Erfahrung weiß. Wenn man beispielsweise mit jemanden in Streit gerät und sich dann darauf entschuldigt, habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen, dass ich mich entschuldigt habe, obwohl es gar nicht meine Schuld war.
Ich selbst stehe zwischen zwei Türen, denn einerseits erscheint mir die Existenz etwas Höherem etwas absurd, weil es nicht nachweisbar ist und meiner Meinung nach ist das Gewissen nichts Anderse als eine höhere Form. Andererseits erscheint es mir ebenso absurd, dass das Ganze auf die Funktion von ein paar Nervenenden zurückgeht. Beides kann ich somit nicht ausschließen und das möchte ich auch überhaupt nicht. Mir reicht, dass es vorhanden ist und man sich darüber den Kopf zerbrechen kann. Wie es nun in Wirklichkeit aufgebaut ist und welchen aus welchem Grund es existiert, interessiert mich eigentlich weniger.
Welche Frage sich mir noch stellt: Haben Tiere auch ein Gewissen? Wenn man sich bei den Menschen schon nicht sicher ist, wie kann man es dann bei Tieren sein? Möglicherweise werden bei den anderen Lebewesen einfach andere Dinge in den Vordergrund gestellt, als bei uns Menschen, aber dennoch könnte es doch theoretisch existieren.
Das ist lediglich meine Vorstellung vom Gewissen und die Bildung von diesem. Interessant wäre es durchaus zu wissen, wie andere das sehen. Mich interessieren weniger die Ansichten der Religionen, sondern vielmehr die ganz persönliche Einstellung zu dem Thema…wenn sie mit dem der Religion gleichzusetzen ist, so ist das natürlich auch erwünscht.
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