"Der große Niedergang" ist eine selbst verfasste Miniserie (selbstverständlich nur geschrieben) in der Welt von "Gene Roddenberrys Andromeda". Die Rechte an den Figuren der Serie gehören mir selbstverständlich nicht. Mit der Handlung von "Andromeda" hat das hier reichlich wenig zu tun, allerdings spielt es in der selben Welt, nur 300 Jahre früher.
Nachdem ich „Staffel 6 in Eigenregie von DoktorAxt und Darth.Hunter“ fertig gelesen hatte, kam ich auf die Idee, eine eigene Geschichte zu „Andromeda" zu entwerfen. „Der Große Niedergang“ wird aus einigen (wenigen) zusammenhängenden Episoden bestehen. Die Handlung spielt von 9784 n.C bis 9786 n.C und zeigt den Krieg und Untergang des Commonwealth. Obwohl es sicherlich kein Meisterwerk (sondern eher das genaue Gegenteil) ist, könnte es vielleicht doch dem Einen oder Anderen gefallen. Mit der ersten Episode werde ich bald fertig sein.
Für Tipps, Anregungen, Kritik o.Ä. bin ich selbstverständlich offen und würde mich über die eine oder andere Bemerkung freuen.
I. Der Krieg hat begonnnen!
"Der Feind meines Feindes
ist trotzdem noch mein Feind."
Drago Museveni, n.C. 8427
Gerade hatte er einen wunderschönen Sonnenuntergang am Strand von Sinti gesehen. Sie gehörten zu den schönsten in der bekannten Welt. Es war einfach eine herrliche Kulisse, wenn die Sonne sich im Meer widerspiegelte und schließlich versank. Nur zu schade, dass es nicht real gewesen war.
Laco nax Agros zog den Übertragungsstecker aus seinem Dataport. Er zog den Kragen seines Hawaii-Hemdes hoch, um das unschöne Stück Technik zu verbergen. Es war leider Pflicht für alle Mitglieder von Argosy Special Operations. Gerade war er aus der VR-Matrix der Slipstream-Bar zurückgekehrt. Die kleine Filiale der großen Kette lag nahe des Raumhafens von Esthashi Tarn, der größten Anlaufstelle für Raumfahrer in den bekannten Welten. Laco setzte sich auf einen Hocker und klopfte dem castallianischen Barceeper auf die Schulter. Dieser drehte sich um und bedachte den Vedraner mit einem unfreundlichen: "Hm?". Laco bestellte sich einen vedranischen Feuerwhisky, das wohl stärkste Zeug, das im Commonwealth erlaubt war. Während er den Drink zubereitete sagte er zu seinem Stammkunden: "Hey, Laco. Heute Mittag war ein Pilot hier, der von der Erde hier her flog. Er sagte, dass er noch kurz bevor er in den Slipstream sprang einen Hilferuf von der Raumflugszentrale auf der Erde erhalten hat. Anscheinend wurden sie irgendwie überfallen. Weißt du was davon?" "Unmöglich", sagte der Vedraner. "Es gibt keine Flotte in den bekannten Welten, die ein so gut geschütztes System wie das irdische überfallen könnte". "Und die Magog?", fragte der Castallianer. "Nein, ihre Quarantänezone ist von unseren Drohnen überwacht. Nicht ein Schwarmschiff kommt da raus, ohne dass die Ehrengarde davon was mitbekommt. Das ist sicher alles nur erfunden. Schluss aus!" Er schüttete den Whisky auf einen Schluck hinunter und schüttelte sich heftig. "So, mein Freund, ich muss gehen. Wir sehen uns, ich hab' noch ne' Woche Urlaub". Laco gab dem Barceeper ein paar Trohn Trinkgeld und verließ das Lokal. Jetzt stand er auf einer der höheren Ebenen von Esthashi Tarn, der Hauptstadt von Tarn Vedra, der Hauptstadt des Commonwealth, der "Mitte des Universums".
Laco nax Agros war Vedraner, mit 34 Jahren für die Maßstäbe seines Volkes noch sehr jung. Er war vor Jahren in die Ehrengarde eingetreten und vor zwei Wochen zum Captain befördert worden. Danach hatte er erst einmal drei Wochen Urlaub bekommen, die er in vollen Zügen auf Tarn Vedra genoss. Er würde das Komando auf einem neuen Schiff der Eternal Vigilance Klasse, der Ikarus, übernehmen. Einen Teil seiner neuen Crew kannte er bereits, unter anderem seinen ersten Offizier. Er war Nietzscheaner und hieß Tarik al Ashraf. Auch der perseidische Chefingenieur Caton war ihm durchaus bekannt. Er hatte mit beiden auf der selben Raumstation gedient. Sein Steuermann und sein taktischer Offizer waren ihm noch nicht bekannt, aber das hatte ja auch noch Zeit. Es würde ja so schnell keine Zwischenfälle geben, schon jahrhundertelang hatte das Commonwealth keinen Krieg mehr gehabt, dann würde es doch wohl auch keinen geben, wenn er das Kommando über die Ikaros übernahm. Doch schon Minuten später würde sich herausstellen, das er sich geirrt hatte.
Gemächlich trottete er die Straße entlang, es wurde langsam Abend in Esthashi Tarn. Ein Großteil der Bevölkerung Tarn Vedras bestand aus Vedranern, hier nahe des Raumhafens sah man jedoch auch viele andere Spezies. Genau genommen gab es bis auf die Magog und die Pyrianer keine, die man hier nie zu Gesicht bekam. Plötzlich leuchteten auf den Fassaden der Weltraumkratzer blaue Lichter auf, Alarmlichter. Dann erschien auf holographischen Bildschirmen, den Holoscreens, das graue Gesicht eines Perseiden. Es war der Kriegsminister des Commonwealth. Eine öffentliche Bekanntmachung also. Alle Passanten sahen zu den Bildschirmen auf, der Politiker räusperte sich und begann zu sprechen:
"Sehr geehrte Bürger des Commonwealth
Ich habe euch eine Nachricht zu überbringen, und einige Bitten.
Seit heute Morgen geht etwas seltsames im Gebiet des Commonwealth vor. Wir haben den Kontakt zu vielen unserer Welten verloren. Orbitale Lebensräume, Asteroidenkolonien, Schiffe, Kernwelten, aber auch weit entfernte Kolonien im äußeren Rand. Es handelt sich dabei wohl um Überfälle unserer Feinde. Da ist nur ein Problem. Welche Feinde haben wir? Die Magog können es nicht sein, ihre Territorien werden zu stark kontrolliert, und unsere diplomatischen Beziehungen mit den Pyrianern sind ausgezeichnet. Ehrlich gesagt: Wir wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist, aber wir wissen, dass etwas im Gange ist. Deshalb bitte ich Euch um Vorsicht. Reist nicht ohne Eskorte, am besten aber im Geleitzug im Schutze der Ehrengarde. Ich bin besorgt um Euer aller Sicherheit, deshalb bitte ich Euch, uns die Gewährleistung Eurer Sicherheit nicht zu erschweren. Des weiteren bitte ich alle Ehrengarde-Offiziere des Ranges Captain oder höher, sich im Hauptquartier der Garde zu einzufinden, zu einer dringenden Lagebesprechung. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde Ich es dem ganzen Volk zukommen lassen.
Lang lebe die Kaiserin!"
Die Holoscreens verschwanden. Gemurmel erhob sich in der Bevölkerung, die sich hier am Platz versammelt hatte, ja, Unsicherheit breitete sich unter ihnen aus. Laco hatte die Nachricht gehört, er wurde ins Gardehauptquartier gebeten, und dort würde er sich hinbegeben. Er tippte auf den Communicator, um sich ein Transportmittel zu holen. Kurz darauf landete ein unbemannter Floater. Laco stieg ein. Eine Computerstimme fragte ihn nach seinem Zielort. Er stellte die manuelle Steuerung ein, zog seine ID durch und hob ab. Floater-Motoren gaben keine Geräusche ab, deshalb gab es in der Stadt auch keinen Verkehrslärm. Bald hatte er die Weltraumkratzer hinter sich gelassen und überflog den Raumhafen. Man meinte, dass er sich bis zum Horizont erstreckte, und in Wirklichkeit hatte er auch gigantische Dimensionen. Selbst die 4.300 Meter langen Schiffe der Glorious-Heritage-Klasse konnten hier problemlos landen. Als er den Raumhafen überquert hatte, sah er vor sich ein gigantisches Bauwerk. Es war das Hauptquartier der Ehrengarde. Es hatte die Form einer Pyramide ohne Spitze, mit vier mittigen Auskerbungen. Es war in Wirklichkeit aus den selben widerstandsfähigen Materialien gebaut wie die Schiffe der Ehrengarde, jedoch mit weißem Marmor überzogen. An drei Seiten wurde das Gebäude vom Meer umschlossen, von der vierten Seite nählerte sich Laco. Auf einer der vielen Plattformen landete er und rannte ins Innere. Riesige Hallen erwarteten ihn, schlicht, aber doch voller Pracht und Ausstrahlung. Viele Captains und Admiräle der Ehrengarde rannten die Gänge entlang, sie waren sichtlich in Aufruhr. Die meisten waren uniformiert, und nicht wie Laco in Zivil hier. Endlich fand er, was er gesucht hatte, eine Röhre mit AG- Feld. Er tippte erneut auf seinen Communicator und schon wurde er vom Feld hochgehoben, bis zur Ebene mit dem Konferenzsaal. Viele Offiziere hatten sich vor den großen Ebenholztüren schon eingefunden und warteten auf ihre Öffnung.
Laco blickte in die Runde und versuchte, bekannte Gesichter zu finden. Bald sah er Captain Yeshgar. Sie war Inari und ein paar Jahre älter als er, kommandierte aber ein Schiff der selben Klasse, die Renewed Valor. Er sprach sie an:
"Hi, wir haben uns ja schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen."
"Seit dem Seminar auf Arazia vor drei Monaten über die Eternal Vigilance- Klasse", war ihre Antwort.
"Sag mal, weißt du mehr als ich?", fragte Laco.
"Nein, niemand weiß wirklich mehr, als der Kriegsminister gesagt hat. Dieser Umbrit da drüben wurde angeblich Zeuge, wie irgendwelche Schiffe die GS25355 angegriffen haben."
"Na toll, hoffentlich wird das nichts schlimmes, ich hab' nämlich noch ne' Woche Urlaub".
"Ja, das sieht man", sagte sie und betrachtete skeptisch sein Hawaii-Hemd, das nicht wirklich zu seiner blauen Haut passte.
"Aber was soll schon sein, niemand legt sich mit dem Commonwealth an!".
"Ja, du hast wohl recht".
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, als das Triumvirat, der Kriegsminister und sein Stellvertreter, sowie der Kommandant der Ehrengarde ankamen. Die Torflügel schwangen auf und die Offiziere setzten sich an den großen Konferenztisch. Es war kalt in diesem Raum und es fiel kaum Licht herein, was eine düstere Athmosphäre auslöste. Nach dem sie alle Platz gefunden hatten, erhob sich der erste Triumvir, Tri-Koupa, ein Mensch. Normalerweise gebührte der vedranischen Kaiserin das erste Wort, allerdings war sie nicht anwesend.
"Guten Tag
Wie Ihr vielleicht, eher wahrscheinlich schon gehört habt, gibt es einige merkwürdige Zwischenfälle im Raumgebiet des Commonwealth. So hat es anscheinend Überfälle auf wichtige Systeme der Kernwelten gegeben, z.B Alaxaai, Erde, Cratapos, einige Schiffe sollen sogar im Raumgebiet nahe San Ska Re gesichtet worden sein.
"Wer ist so dumm und greift Kernwelten des Commonwealth an?", warf Admiral Constanza Stark ein. "Sie sind mit Millionen von Lancern gesichert, planetaren und orbitalen Verteidigungsnetzwerken, ganz zu schweigen von der ständigen Anwesenheit von Ehrengarde-Schiffen... Nebenbei hat jedes dieser Systeme eine Heimatgarde, die es mit einer ganzen Flotte unserer Schiffe aufnehmen könnte. Wenn jemand diese Welten-"
"Ich weiß, was Ihr damit sagen wollt", unterbrach sie der Triumvir. "Aber wir haben nun mal Berichte, dass diese Welten angegriffen wurden, ob diese glaubwürdig sind, wissen wir nicht. Aber eines wissen wir. Wir haben einen Feind, und wenn er Kernwelten angreift, ist es kein Geringer."
Der zweite Triumvir, Ezaca Prince, ein Nietzscheaner warf ein: " Und wenn schon, es könnte das Gleiche sein, wie 9778. Da haben die Arbeiter der Relaisstationen gestreikt, und schon war die Ehrengarde mobilisiert, weil man auf einen Angriff wartete. Und was hatten wir davon? Astronomische Kosten. Wenn ihr mich fragt, ist das alles halb so wild. Wir sollten nichts überstürzen und einen klaren Kopf behalten. Wir wissen ja noch nicht einmal, wer uns überhaupt angreift!"
"Ach ja?", kam sofort der Einwurf eines Than-Generals. "Ich habe davon gehört, dass die Schiffe der Angreifer von nietzscheanischer Bauweise sind. Wer sagt mir, dass das keine Verschwörung ist? Wer sagt mir, dass das keine nietzscheanische Verschwörung ist? Wer sagt mir, dass Ihr nicht mitten drin steckt, Herr Triumvir?"
"Lasst diese sinnlosen Anschuldigungen, General!", antwortete Tri-Prince. "Es sind nietzscheanische Schiffe, das mag ja sein, aber Ihr wisst genau so gut wie ich, dass es viele kleine nietzscheanische Stämme gibt, die nach dem Vertrag von Antares aus dem Commonwealth austraten und zu Raumpiraten wurden. Diese könnten es ebenfalls sein! Schiebt also niemandem die Schuld zu, bei dem es Euch später Leid tun könnte, Herr General!"
"Aus jetzt!", schlichtete der erste Triumvir die Situation. "Wir wissen nicht, wer uns angreift. Das müssen wir herausfinden. Wir schicken ein Aufklärungsschiff, das uns die Antwort bringt. Admiral?"
Admiral Stark sagte: "Ich schicke die Ikarus, ein Schiff der Eternal Vigilance Klasse. Captain Agros!"
"Ja Sir" Laco wollte schon aufstehen, als doch noch ein sehr interessantes Thema angesprochen wurde.
"Wenn es wirklich Nietzscheaner sind, sollten wir die Bürger davor warnen!", sagte der Kriegsminister.
"Seid Ihr wahnsinnig? Sobald wir auch nur einen Ton sagen, wird es zu Verfolgungen kommen. Niemand kann dem Pöbel klarmachen, dass wir einfach noch nicht wissen, wer unsere Feinde sind. Und wenn auch nur einmal das Wort "Nietzscheaner" fällt, könnte das für Angehörige meiner Rasse zu einer ernst zu nehmenden Gefahr werden", meinte Tri-Prince.
"Das verstehe ich", erwiederte der Kriegsminister. "Nur die Kaiserin könnte dem Volk klarmachen, was wir erwarten."
"Wo ist Kaiserin Sucharitkul überhaupt?", kam ein Einwurf.
"Sie ist auf dem Weg zu einer diplomatischen Mission nach Lucretia.", sagte der Vedraner, der hinter ihrem Ehrenplatz stand.
"Ist Lucretia nicht die Heimatwelt des Sabra-Stammes?"
"Ja, das ist sie."
"Wenn das so ist, könnte die Kaiserin in Gefahr sein."
Admiral Stark sagte: "Captain Yeshgar, machet Euch sich auf den Weg, sorgt für die Sicherheit der Kaiserin und bringet sie wenn möglich zurück nach Tarn Vedra. Hier ist sie während einer Krise am Sichersten."
"Ja, Sir"
"Wegtreten!"
Auch Laco nutzte die Gelegenheit und stand auf.
Mit "Lang lebe die Kaiserin!" verabschiedeten sie sich vom Krisenstab.
Für Laco war es eine Erleichterung, aus dem düsteren Zimmer zu kommen. Der Stab würde sicherlich noch mehrere Stunden tagen. Zum Anderen bedeutete es natürlich, dass er wichtige Informationen vielleicht nicht hören würde.
"Könnten wir nicht Missionen tauschen?", fragte Captain Yeshgar auf dem Weg nach draußen.
"Befehl ist Befehl", erwiderte Laco. "Daran kann man mal nichts ändern"
"Aufspüren wer unser Feind ist, ist aber sicherlich noch einfacher, als Kindermädchen für die Kaiserin zu spielen, weil sie wieder mal nicht auf sich selbst aufpassen kann!"
Laco blieb stehen. "Es ist unklug, etwas schlechtes über die Kaiserin zu sagen, während ich dabei bin."
"Es ist nur so, dass ich nicht weiß, was auf mich zukommt."
"Sei froh, ich habe mein Schiff noch nie betreten, ich kenne noch nicht mal meine Stabscrew! Nach dir". Sie hatten einen AG-Schacht erreicht. Borotep Yeshgar stürzte sich als erste den Schacht hinunter, Laco kurz danach. Es dauerte relativ lange, bis sie ganz unten ankamen. Auf der untersten Ebene fuhren unterirdische Transportzüge durch Tarn Vedra. Man versuchte, so etwas unter der Oberfläche zu halten, um die wunderschöne Natur dieses Planeten zu erhalten. Die beiden stiegen in einen Zug, der kurz vor ihnen hielt. Wenige Sekunden später stiegen sie wieder aus - auf einem viel größeren Halteplatz, wohl dem größten auf Tarn Vedra. Sie befanden sich unter dem Raumhafen. Diese Züge konnten nur mit Hilfe von AG-Spulen sehr schnell beschleunigen und trotzdem die Passagiere nicht an der Hinterwand zerdrücken.
Laco und Borotep verabschiedeten sich schnell, dann ließ sich Laco auf einem weiteren AG-Feld auf die Oberfläche tragen. Nach kurzer Zeit fand er einen Raumgleiter, der das Dock ansteuerte, an dem die Ikarus lag. Ein Flug von einem Planeten in den Weltraum war nichts besonderes, eigentlich nicht anders, als eine Fahrt mit einem Floater. Der etwa 100 Meter lange Transporter hob von der Oberfläche ab und machte sich auf in Richtung Star City. Dieser Name hatte sich dank menschlichen Einflusses durchgesetzt. Und es war wahrhaftig eine Stadt im Weltraum. Viele hundert Raumstationen, Docks, Werften, Handelsplätze, Lagerstätten, Verladestationen, Treibstofforbiter, Hangars, Forschungsstationen, Reperaturbuchten, Relaisposten, Kontrollstationen und vieles mehr waren miteinander zu einer gigantischen Stadt im Weltraum verbunden. Umsäumt wurde es von orbitalen Raketenbatterien der Ehrengarde, die sich wie eine Stadtmauer um Star City schlangen. Bald trat der Shuttle in die Stadt im Weltraum ein, dort gab es ein reges Treiben von Transportern, Landungsbooten, Yachten, Patrouillenbooten, Slipfightern, Kurierschiffen und privaten Raumgleitern. Der Shuttle dockte kurz darauf an einer Werft an. In der Werft befanden sich mehrere Schiffe, die alle der Ehrengarde angehörten. Der leichte Kreuzer der Eternal-Vigilance-Klasse war bei weitem nicht der größte, aber mit Abstand der grazilste und schönste. Die geschwungenen Balken und Ausleger ließen das Schiff jedoch auch sehr zerbrechlich aussehen, was allerdings nicht so war.
Diese Form hatte durchaus seinen Sinn. Die Kampflingen konnten von diesen Auslegern her ausgefahren werden. Außerdem ließ sich das Schiff besser im Slipstream fliegen, und weitere Strecken waren möglich. Der letzte Vorteil war, dass es so für einen potentiellen Feind unheimlich schwierig wurde, das Schiff zu orten. Und das war auch sehr praktisch für die Benutzung als Aufklärungsschiff.
Laco stieg aus dem Raumgleiter und versuchte, die Station schnell hinter sich zu lassen und auf sein Schiff zu kommen. Immerhin hatte er es eilig. Der Weg nach Luftschleuse 3 war leicht zu finden und schon nach wenigen Minuten betrat Laco nax Agros zum ersten Mal sein Schiff. Ein Crewman hielt ihn auf.
"Entschuldigung, Zivilisten ist der Zutritt nicht gestattet!" Laco zeigte ihm seine ID.
"Verzeihung, Sir. Captain an Deck", rief er, aber niemand war in Hörweite.
Auf dem Weg zur Brücke lief ihm sein erster Offizier Tarik al Ashraf über den Weg. Der Nietzscheaner fragte:
"Ist das die neue Uniform des Captains?" Laco trug noch immer sein Hawaii-Hemd und verfluchte sich innerlich, es ausgerechnet heute angezogen zu haben.
"Lass das Schiff sofort startklar machen! Ich möchte ablegen, sobald es geht."
"Sir?"
"Wir haben einen Auftrag von der Ehrengarde, eine Aufklärungsmission"
"Welcher Art?"
"Ich werde dich informieren, sobald ich weitere Informationen habe."
"Sie hatten das Kommandodeck erreicht."
Tarik sagte: "Das hier ist Laco nax Agros, unser neuer Kommandant."
Einer der Ulanen salutierte. "Captain auf der Brücke." Die Crew blieb stehen und sah ihn an. Laco wusste, dass jetzt eine kurze Ansprache fällig war.
"Guten Tag.
Wir werden noch heute das Dock verlassen und untersuchen, was es mit Gerüchten über einen Überfall auf das Commonwealth auf sich hat. Ich werde Euch informieren, sobald ich mehr weiß. Ich bitte Euch, um 6.00 auf dem Observationsdeck zu erscheinen. Danke.
Lang lebe die Kaiserin!"
Die ganze Zeit hatten seine Augen auf dem Kalderaner geruht, der in der Mitte der Brücke auf dem einzigen Stuhl saß, auf dem Stuhl des Piloten. Wer sich sonst noch auf dem Kommandodeck aufhielt, hatte Laco kaum bemerkt. Der Ulan sprach ihn an.
"Sir, ich bin First Signifer Fletcher. Darf ich Euch zu Eurem Quartier bringen, Sir?"
"Ja gerne."
"Sir, wenn Ihr mir bitte folgen würdet, Sir?"
"Ja. Und ein paar weniger Sirs im Satz würden mir auch nicht weh tun."
"Ja, Sir"
"Mr. Fletcher, wer ist eigentlich dieser Kalderaner?"
"Das ist Lieutenant Chiquon, Sir. Er ist schon knapp zehn Jahre bei der Ehrengarde und immer noch Lieutenant. Er hat es schwer, nur weil er Kalderaner ist."
"Vielleicht ist er auch noch Lieutenant weil er unfähig ist, aufzusteigen."
"Sir, er gehört zu den wenigen Kalderanern bei der Ehrengarde und ihr Vedraner diskriminiert sie immer noch, wegen Sachen, die vor 9.000 Jahren passiert sind. Dabei ist er ein guter Pilot und ein fähiger Offizier."
"Wir werden sehen."
Sie kamen bei Lacos Quartier an. Es war nur ca. 30 Meter von der Brücke entfernt und lag auf dem selben Deck, was bei einem Notfall sehr praktisch war.
"Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?"
"Ja, lasst mir bitte meine beiden Koffer mit dem Gardesymbol auf die Ikarus nachschicken."
"Jawohl, Sir".
Laco sah sich in seinem Quartier um. Es war klein, aber geräumig. Ein Bett, ein Schreibtisch und ein Bad. Außerdem gab es an der Wand noch einen Holoscreen, der den Blick auf die Sterne simulierte. Echte Fenster gab es nur auf dem Observationsdeck, und diese mussten so verstärkt werden, dass sie einem Angriff standhalten konnten. Nach kurzer Zeit ertönte ein Signal. "Sir, wir haben eine Nachricht für Euch."
"Stellt sie durch!"
Ein Hologramm von Admiral Stark erschien.
"Und? Gefällt sie Euch?"
"Bitte?"
"Die Ikarus. Gefällt sie Euch?"
"Ja, Sir. Klein aber fein."
"Gut. Captain Agros, ich habe Instruktionen für Euch."
Es war sechs Uhr. Der gesamte Offiziersstab hatte sich auf dem Observationsdeck versammelt. Laco sprach gerade mit der Than-Offizierin Lieutenant Commander Elacta Blutroter Feuerball in tiefschwarzer Nacht. Sie war taktischer Offizier auf der Ikarus und hatte von allen Seiten gute Bewertungen bekommen, obwohl sie erst vier Jahre bei der Ehrengarde war. Auch Laco hatte sich mittlerweile uniformiert und war sehr dankbar gewesen, dass ihm eine Garderobe bereitstand. Als schließlich auch noch der letzte der Offiziere eingetroffen war - der Anführer der Lancer, Colonel Mathew McDill - begann Laco seine Rede.
"Guten Abend
Wie Ihr alle wisst, gibt es Meldungen über Zwischenfälle im Gebiet des Commonwealth. Angeblich sind es nietzscheanische Raumpiraten, die sich wegen des Vertrages von Antares vom Commonwealth gelöst haben. Angeblich soll es auch Angriffe im Raum der Dynastie von Alaxaai gegeben haben."
Murmeln breitete sich unter den Offizieren aus.
"Unser Auftrag lautet:
-Nachsehen, ob die Gerüchte wahr sind
-Kontakt mit dem Planetenparlamentspräsidenten aufnehmen
-Der Ehrengarde Bericht erstatten
Nur aus diesem Grund sind wir vorzeitig von Tarn Vedra aufgebrochen. Aber ich hoffe, dass sich die Gerüchte nicht bewahrheiten und es sich nur ein Missverständnis oder so etwas handelt. Allerdings erwarte ich von Euch allen trotzdem höchste Alarmbereitschaft, wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Aus diesem Grund gebe ich auch Code Black.
Lang lebe die Kaiserin!"
Als er seine Rede beendet hatte, nahm Laco sich ein Glas Wasser und stellte sich ans Fenster. Man sah kaum, dass sich das Schiff bewegte, allerdings flog es doch 40 PSL. Für ein Kriegsschiff dieser Größe war das recht schnell, allerdings hatten sie ja auch keine Zeit zu verlieren. Er sagte zu Elacta:
"Ich hoffe nur, dass irgend etwas los ist und die uns nicht einfach so rausgeschickt haben. Noch nicht einmal die volle Besatzung ist an Bord! Und als wäre das nicht genug, kostet diese Mission mich auch noch meine Letzte Woche Urlaub."
Die Than überlegte kurz und antwortete: "Mag ja sein, aber ich hoffe trotzdem, dass es sich um nichts Ernstes handelt. Angeblich wurden auch Welten nahe San Ska Re angegriffen. Und auf einem der umliegenden Asteroiden lebt meine Familie. Ich hoffe nur, dass ihnen nichts zugestoßen ist."
"Ist eine Than-Familie nicht eine Paarungsgruppe mit Hunderten von Mitgliedern?"
"Ja. Aber wir sind trotz allem eine Familie, bei der man sich um den anderen sorgt. Und wenn sie wirklich..." Sie stockte
"Ach was, niemand, der ein bisschen bei Trost ist, greift das Commonwealth an. Es muss sich praktisch um ein Missverständnis handeln."
"Das hoffe ich"
"Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet. Ich habe einen langen Tag hinter mir und muss noch einen Plan für den Missionsverlauf anfertigen."
"Bis morgen"
Es war 7:45 am nächsten Morgen, als Laco sein Büro verließ und sich auf den Weg zum Kommandodeck machte. Er zog noch den Kragen seiner Uniform hoch und betrat die Brücke. Die sichtlich erschöpfte Besatzung der Gamma- Schicht wartete schon sehnsüchtig auf ihre Ablösung. Als Laco auf die Brücke kam, folgte das übliche "Captain an Deck", gefolgt von "Rühren". Der Vedraner trat zur Wissenschaftsstation, wo die diensthabende Offizierin auf einmal eifrig begann, die Sensoren neu zu kalibrieren. Laco fragte sie:
"Was tut der Käfer so früh hier? Sein Dienst beginnt erst in 15 Minuten."
"Sir?"
"Der Kalderaner. Was tut er schon hier?"
"Lieutenant Chiquon ist in den drei Wochen, die er an Bord ist, immer 30 Minuten vor Dienstbeginn erschienen. Er ist pünktlich wie ein Nightsider bei einer Zwangsversteigerung. Laco gefiel es gar nicht, dass seine Crew so gut von diesem Käfer dachte.
Vedraner und Kalderaner waren Blutsfeinde, und das schon seit ungefähr 9.000 Jahren. 859 n.C hatten die Vedraner die Kalderaner als erste außerirdische Rasse entdeckt. Sie hatten ihnen den Vorschlag gemacht, sie in ihr Reich als Gleichgestellte aufzunehmen. Die Käfer töteten jedoch die gesamte Besatzung des Schiffes und bauten eigene Raumschiffe mit Slipstream- Antrieb. Sie griffen vedranische Kolonien an und trieben sie immer weiter aus der kleinen Magellanischen Wolke. Die Vedraner kamen allerdings wieder. Und als sie schließlich Kalderesh eroberten, warfen diese 895 n.C Atomsprengköpfe auf die vedranischen Truppen, die danach furchtbar entstellt waren und großteils Opfer der Strahlung wurden. Allerdings konnten die Kalderaner die Gefahr nicht einschätzen und wurden so Opfer ihrer eigenen Dummheit. Und obwohl man 4.000 Jahre später den Planeten wieder bewohnbar machte, sahen die Kalderaner die Vedraner immer noch als ihre schlimmsten Feinde. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Bei der erstbesten Gelegenheit würde Laco versuchen, diesen Käfer loszuwerden.
Endlich kam auch Lieutenant Commander Elacta aufs Kommandodeck. Nach einer Begrüßung stellte sie sich an ihren Platz an der taktischen Konsole. Es war fast 8.00, schön langsam dürften auch die anderen Offiziere schön langsam kommen. Der Kalderaner sagte:
"Slipstream in 3, 2, 1, Übergang!"
Die Ikarus flog in das Portal, das sich vor ihr geöffnet hatte. Als die kurze Phasenverschiebung überwunden war, wunderte sich Laco nur noch um so mehr. Hatte der Käfer gesprochen? Normalerweise brachten Kalderaner nur ein Kreischen heraus. Er musste also einen einoperierten Translator haben. Die Sache wurde immer seltsamer. Laco wunderte sich mittlerweile, wie gut dieser Lieutenant Chiquon den Slipstream beherrschte. Laco wäre nicht überrascht gewesen, wenn dieser Kalderaner die Strecke Tarn Vedra - Alaxaai in zwei dritteln der normal benötigten Zeit geflogen hätte. Nun waren alle Offiziere der Alpha-Schicht angekommen und übernahmen das Kommandodeck.
"Commander al Ashraf! Erstattet mir Bericht über Bestückung, Mannschaft, und Status!"
"Sir, wir sind ausgestattet mit 4 ELS- Raketenwerfern, 3 PDLs, 4 AP-Kanonen, 24 Janus-Drohnen und 12 Oracle-Drohnen. Wir sind voll bestückt, haben also 10.000 Raketen an Bord, unter anderem OM5, DM5 und PM6. Die AP-Tanks sind zu 99,7% gefüllt, die Deuterumtanks zu 99,2%. Die Mannschaft besteht aus 139 Crewmen und 19 Offizieren, dazu noch einen 32 Mann starken Zug Lancer. Aber wir haben neun Crewmen zu wenig. Um die Einteilung habe ich mich allerdings schon gekümmert. Code Black läuft einwandfrei, alle Sensorensysteme laufen durch und eine größere Anzahl an Drohnen überwacht die Systeme. Das heißt, im Normalraum, Sir"
"Gut, sonst noch etwas?"
"Nein, Sir"
"Übergang in den Normalraum bei 3, 2, 1, Übergang", berichtete Chiquon.
"Alle Kampfdrohnen ausschwärmen lassen!", befahl Tarik.
Elacta bemerkte: "Dieses System gehört schon zum Regierungsbereich der Alaxaai-Dynastie."
Laco fragte: "Was gibt es in diesem System?"
"Eine Relaisbasis, mittlere Größe, 15 Mann Besatzung"
"Gut, man soll das Schiff dorthin steuern!"
Sobald sie in Echtzeit übertragen konnten, befahl Laco einen Comm-Kanal aufzubauen.
Ein älteres menschliches Gesicht erschien auf dem linken Bildschirm.
"Guten Tag
Ich bin Übertragunsüberwacher Taciao, von HyperspaceNetworks. Kann ich etwas für Euch tun?"
Laco fragte: "Gibt es einen Streik oder andere Übertragungspannen in diesem Netzwerk? Wir haben nämlich beunruhigende Neuigkeiten und wollten deren Glaubwürdigkeit testen."
"Nein, nichts dergleichen, hier läuft alles Bestens, Taciao, over"
Tarik bemerkte: "Das war eine Warnung. Er beherrscht zwar den Blinzelcode der Ehrengarde nicht, aber seine Pulsfrequenz war erhöht und seine Augen flackern unruhig. Ich denke, er wird dort drüben als Gefangener gehalten. Laco meinte:
"Was schlagt Ihr vor?"
"Wir sollten sie noch mal kontaktieren und sie auffordern, sich zu ergeben. Es ist kein anders Schiff in der Nähe, wir könnten sie also auslöschen."
"Nein, sie haben Geiseln, so geht das nicht."
"Ruft ihn ein weiteres Mal!"
Als der Kanal offen war, sagte Laco: "Das müssen wir überprüfen. Wir würden gerne auf Eure Station kommen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist."
"Wenn... wenn Ihr meint... dann... ich weiß nicht, ob die Firma das erlaubt."
"Die Firma ist Teil des Commonwealth. Erwartet die Ankunft von zwei Technikern. Laco nax Agors, over"
Mathew McDill fragte: "Ihr wollt nicht wirklich zwei Techniker da rüberschicken, oder?"
"Nein, das habe ich nicht vor. Wir schicken alle 32 Lancer da rüber. Es ist kein Schiff angedockt, also kann es sich nur um ein paar Leute handeln. In einen normanlen nietzscheanischen Truppenshuttle passen sechs, höchstens sieben Mann, und mit denen werden wir fertig. Colonel McDill, macht Eure Männer bereit!"
"Ja, Sir"
"Mr. al Ashraf, Ihr übernehmt das Kommando."
Dieser erwiderte: "Sir, wäre es nicht sinnvoller, wenn ich gehen würde? Nur zu Eurer Sicherheit, versteht sich."
"Nein... nein, das muss wirklich nicht sein. Ich denke...ich gehe selbst rüber." Mit einer Kopfbewegung deutete Laco Elacta an, ihm zu folgen. Nachdem sie das Kommandodeck verlassen hatten, sagte er:
"Haben sie ein Auge auf Commander al Ashraf. Wenn er was dummes macht... Ihr wisst schon."
"Ja Sir, Ihr könnt euch voll und ganz auf mich verlassen. Passt auf euch auf."
"Wir sehen uns"
Wenig später standen Laco und Mathew McDill mit 31 Lancern im zugegeben sehr engen Hangardeck der Ikarus. Sie hatten ihre Ehrengarde- Kampfanzüge an, jedoch ohne den Helm. Man hatte herausgefunden, dass er die Ulanen mehr behinderte, als ihnen nützte. Sie stiegen in das Landungsboot, welches speziell für diese Klasse etwas kleiner entworfen worden war. Es hob ab. Laco überprüfte ein letztes Mal seine Ausrüstung. Eine ausgefahrene Kampflanze und zwei zusätzliche als Seitenwaffen. Ein ECM-Generator an seinem rechten Handgelenk und der Communicator am linken. An seinem Gürtel hingen zwei Dutzend Plasmagranaten. Der Kampfanzug selbst war noch in der Entwicklungsphase. Er konnte einen direkten Treffer aushalten, der Ulan konnte danach sogar noch kämpfen. Gegen Plasmawaffen bot er weniger Schutz, man konnte einen Treffer allerdings trotzdem überleben. Anstatt des klobigen Helmes trugen die Lancer Brillen mit eingebautem Head-Up-Display. Auch verhinderten sie, dass die Kämpfer vom Mündungsfeuer ihrer eigenen Waffen geblendet wurden. Die Strategie stand fest. Als das Boot landete und sich die Hangartore schlossen, verließen die Truppen nicht wie erwartet über die Luftschleuse das Fahrzeug, sondern über eine Rettungsluke, die zum Dach des Shuttles führte. Aus der eigentlichen Luftschleuse stiegen zwei Techniker, besser gesagt zwei Hologramme von Technikern.
"Hoffentlich schießen die bald, die Reichweite des Emitters geht langsam zu Ende", flüsterte Mathew.
Da hörten sie eine Stimme:
"Hände hinter den Rücken und umdrehen! Sofort!" Daraufhin zogen die Hologramme ihre Waffen. Weißes Mündungsfeuer aus den Waffen derer, die einen Hinterhalt gelegt hatten, erfüllte den Raum. Und das war es, auf was die Ulanen gewartet hatten. Sie warfen Plasmagranaten, feuerten Plasmasalven und schossen Effektoren auf ihre Feinde. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann war alles um. Am Boden lagen die Leichen von vier nietzscheanischen Marines.
"Verdammt, da laufen wahrscheinlich noch mehr rum, die uns gesehen haben!"
Sie erreichten das Kontrollzentrum wenig später. Es war verriegelt. "Los!", befahl McDill und vier Lancer machten sich sogleich an die Tür, um sie mit ihren Kampflanzen zu öffnen. Bald war der Türrahmen zerschnitten und die Männer traten zurück. Eine Plasmasalve zerschmetterte schließlich die Tür selbst und die Ulanen traten durch den Staub hindurch mit erhobenen Waffen ins Kontrollzentrum. Etwa zehn Gefangene lagen gefesselt am Boden. Ein Nietzscheaner stand nahe ihnen und richtete ein dreiläufiges Gewehr auf sie. Mit der richtigen Einstellung konnte er sie alle mit einem Schuss töten.
"Waffen runter, oder diese Kludges werden sterben. Ich sagte: Waffen runter!" Durch ein Kopfnicken signalisierte Laco den Ulanen, ihre Waffen zu senken. Er verwickelte den Mann in ein Gespräch:
"Was geht hier eigentlich vor? Und wer seid Ihr?
"Hier geht eine Geiselnahme vor und ich bin Soldat der Revolutionsarmee"
"Das ist eine Doppelhelix an Eurem Oberarm. Das bedeutet doch, Ihr seid Ehemann und Vater."
"Nur Ehemann"
"Aber als solcher habt Ihr doch die Pflicht, so lange zu überleben, wie möglich, nicht wahr?"
"Ja"
"Und Ihr wisst, dass Ihr, sobald Ihr die Geiseln erschießt, tot seid, nicht wahr?"
"Ja"
"Und wenn Ihr es nicht tut, werdet Ihr überleben, in Gefangenschaft, aber lebend. Eine Gerichtsverhandlung und ein paar Jahre Knast sind nicht so schlimm wie der Tod!"
"Ansichtssache"
"Also legt jetzt diese Waffe weg und lasst uns Euch helfen!"
Langsam, mit sich selbst ringend und mit zitternden Händen nahm der Nietzscheaner ganz langsam den Finger vom Abzug und - Colonel McDill schlug ihm seine ausgefahrene Kampflanze so hart ins Gesicht, dass Blut spritze und einige Knochen brachen. "Mitten in die Fresse!", rief er. Ein weiterer Lancer schlug ihm seine Kampflanze in den Bauch und drückte den Abzug durch. Blitze des Elektroschocks zuckten um die Spitze, dann brach der Mann zusammen und Kampflanzen wurden dem Bewusstlosen unter die Nase gehalten.
Andere Männer kümmerten sich um die Geiseln - nahmen ihnen die Fesseln ab und befreiten sie von ihren Knebeln. Laco sah sich währenddessen die Kommunikationsaufzeichnungen an. Sie waren so weit zugeschnitten worden, dass man nicht mehr erkennen konnte, was wirklich geschehen war, deshalb ließ er es bleiben und wandte sich den Geiseln zu. Er erkannte Mr. Taciao wieder und sprach ihn an.
"Was ist hier passiert?"
"Es war ziemlich unspektakulär. Ein Schiff ist aus dem Slipstream gesprungen, hat zwei Garuda-Fighter und einen Truppenshuttle zu uns geschickt, Nietzscheaner sind ausgestiegen und haben uns teilweise gefangen genommen und die, die sich gewehrt haben erschossen. Dann sind die Schiffe wieder abgezogen und die Übers haben die Hyperraumleitung von Alaxaai nach Tarn Vedra kontrolliert. Weiß die Ehrengarde davon?"
"Sie weiß, dass etwas passiert ist, aber nicht was. Wir bringen Euch jetzt besser auf mein Schiff, die Ikarus." Er wandte sich von dem Mann ab.
"Colonel McDill! Lasst Kurs auf Alaxaai setzen, volle Kraft."
"Nein", schrie Taciao, der Laco am Ärmel packte. "Tausende Schiffe haben dieses System überfallen! Ich habe selbst die Notrufe gehört, obwohl wir hier gefangen gehalten wurden. Mit einer gigantischen Flotte haben sie das System überfallen! Fregatten, Kreuzer, Träger, Raffinerieschiffe, aber auch ein gigantischer Dreadnought. Wenn Ihr nach Alaxaai springt, ist das Euer Tod!"
"Aber ich habe nun mal den Auftrag, genau das zu tun. Die Ikarus ist ein Aufklärungsschiff, das bemerkt man so leicht nicht."
"Ihr habt mich nicht richtig verstanden! Die pulverisieren Euch, noch bevor Ihr die Waffen geladen habt!"
"Was sollte ich denn an Eurer Stelle tun?"
"Die Besatzer auf der Station sagten zueinander, dass Händler auf Alaxaai noch gern gesehen wären. Wenn Ihr mein Frachtboot im Hangar benutzt, zieht Ihr keine Aufmerksamkeit auf Euch. Das ist Eure einzige Chance, da lebend wieder rauszukommen."
"Gut. Mr. McDill, Befehl zurück. Im Hangar findet Ihr ein Frachtboot. Lasst es auf die Ikarus bringen und für eine Mission nach Alaxaai ausrüsten."
"Ja, Sir"
Dann rief Laco: "Alle sammeln und zum Abzug bereitmachen. Nehmt den Gefangenen mit!" Wenig später verließen sie die Relaisstation.
Sie standen im Hangar der Ikarus. Tarik meinte: "Das ist also das Transportmittel, das uns nach Alaxaai bringen soll?"
"Genau so ist es", antwortete Chefingenieur Caton. "Außerdem habe ich diese Beförderungsmittel mit den nötigen Modifikationen ausgestattet, die für eine solche Expedition eventuell von Nutzen sein könnten."
"Er hat sie aufgemotzt, würde man auf Common sagen", bemerkte ein weiterer Ingenieur. Der perseidische Chefingenieur sagte:
"Wir haben zwar keine Waffensysteme eingebaut, bis auf einen PDL, denn die würden nur Aufmersamkeit erregen. Allerdings haben wir sie mit neuen ECM-Generatoren und Schilden ausgestattet, und ihr eine metallische Panzerschicht verpasst."
"Irgendwie sieht das Teil aus, wie ne' Kartoffel. Kann diese Mühle überhaupt in den Slipstream?"
"Ja, denn wir haben auch eine neue GFG-Linse eingebaut."
"Gut", sagte Laco. "Alle Ausrüstugungsteile sind an Bord. Wenn wir auf Alaxaai ankommen, bin ich der Schiffseigner, der Deuterium transportiert. Du, Tarik, wirst der mir zugeteilte nietzscheanische Aufseher sein, der dafür sorgen soll, dass ich die Ware nicht an jemand anderen liefere. Das dürfte Vertrauen erweckend sein. Wenn wir auf Alaxaai sind, machen wir uns auf die Suche nach dem Planetenparlamentspräsidenten und bringen ihn in dieser Mühle zurück zur Ikarus. Während unserer Abwesenheit übernimmt Lieutenant Commander Elacta das Kommando. Noch Fragen?"
"Ja, nur eine", sagte Tarik. "Was ist, wenn sie es nicht schlucken?"
"Dann müssen wir entweder ganz schnell verschwinden, oder wir sind tot. Keine weiteren Fragen? Dann los!"
Caton hatte ganze Arbeit geleistet. Für so ein klobiges Ding ließ dich das Schiff ganz gut fliegen. In Tanks hatten sie Deuterium geladen, das sie auf Alaxaai als Täuschungsmanöver verkaufen würden. Das Schiff trat aus dem Slipstream aus. Obwohl ihre Sensorensysteme alles andere als gut waren, konnten sie mehrere tausend Schiffe orten. Eines der Schiffe war riesig. Die Bauweise war dem Commonwealth vollkommen unbekannt, und sie wussten nicht, wo diese ganze Flotte herkam. Die Schiffe waren wirklich nietzscheanischer Bauweise, es musste sich um eine Invasionsflotte handeln, die genau von diesem Dreadnought aus befehligt werden würde.
"Wow", bemerkte Tarik. Dieses Riesenvieh wäre eine ernst zu nehmende Gefahr, sogar für eine XMC."
"Oh ja. Hoffen wir, dass wir nicht gegen ihn kämpfen müssen."
Sie waren noch 20 Lichtminuten vom Planeten entfernt, und weil diese Kiste nur 10 PSL lief, dauerte es noch über drei Stunden, bis sie Alaxaai erreichten. Das orbitale Verteidigungsnetz war außer Betrieb und die Schiffswerften wurden jetzt anscheinend nietzscheanisch geführt. Sie wurden vom Planeten kontaktet.
"Hier Alaxaai Raumflugskontrollzentrale - bitte identifiziert Euch!"
"Deuteriumfrachter EC-235K4 - bitten um Landeerlaubnis"
"Erlaubnis gewährt. Ihr werdet von unseren Schiffen eskortiert."
Zwei planetare Fighter nahmen Aufstellung an beiden Seiten
Tarik bemerkte: "Wenn wir jetzt irgendwas dämliches machen, knallen die uns ab!"
Der Flug zum Raumhafen war problemlos verlaufen. Als sie aus ihrem Transporter stiegen, wurden sie von einem Trupp nietzscheanischer Soldaten begrüßt. Sie schienen Tariks Geschichte zu glauben und schleppten das Frachtschiff zu einem der Deuteriumtanks um es auszupumpen. Laco meinte:
"Wir müssen noch in die Stadt, ein paar Ersatzteile besorgen."
Der wachhabende Offizier entgegnete: "Ich denke nicht, dass sich das einrichten lässt. Wenn Ihr uns sagt, was Ihr braucht, könnten wir es für Euch besorgen."
Laco erwiderte: "Gut. Wir brauchen eine XMA-Linse Typ 2, aber nicht von Typhoon Technology, sondern von der Orginalfirma. Des weiteren eine Antiprotonen-Abdichtungsklappe Durchmesser 12 cm. Außerdem noch AP-Regulator, der mit einen Typ 2 Fusionsreaktor kompartibel ist."
Tarik fügte hinzu: "Des weitern noch Proviant, eine AG-Spule und-"
"Das reicht", sagte der Nietzscheaner. "Besorgt euch euer Zeug selber!"
Die Stadt war reichlich verwüstet. Überall sah man Kampfspuren von Waffen, Einschlagspuren von Raketen und die Ruinen, die Plasmagranaten hinterlassen hatten. Die Straßen waren wie leer gefegt. Hin und wieder sah man einen Floater über die Stadt düsen, sonst sah man allerdings nicht besonders viel. Als sie im Regierungsviertel angekommen waren, klopfte Laco einfach gegen die nächstbeste Haustür. Ein Hologramm erschien
"Kann ich was für Euch tun?"
"Ja", antwortete der Vedraner. "Wir suchen den Präsidenten."
"Der ist nicht hier! Verschwindet" Das Hologramm verschwand.
Diese Antwort bekamen sie an den meisten Türen. Sie trennten sich, um effektiver zu sein. Tarik hatte überhaupt keinen Erfolg. Da der Präsident politisch verfolgt wurde, hielt man ihn für einen Besatzer, der versuchte ihn zu finden. Nach einigen Stunden aber hatte Laco Erfolg.
Mit "Entschuldigung. Ich suche den Präsidenten" meldete er sich
"Der ist nicht hier", sagte die Frau an der Tür. "Aber kommt doch rein"
Laco nahm die Einladung an.
"Wer seid Ihr?", fragte die Frau.
"Ich bin Captain Laco nax Agros, Argosy Special Operations. Ich habe den Auftrag, den Präsidenten zu retten."
"Ich kann Euch helfen", sagte sie. "Wieso sollte ich Euch vertrauen?"
Er zeigte ihr seine schwarze ID. Eine solche bekamen nur Mitglieder von Argocy Special Operations.
"Gut. Ich habe ein Mitglied des Planetenparlaments in meinem Keller versteckt. Der kann Euch helfen."
Sie führe Laco zu dem Politiker. Der im sterben liegende Mann sagte Laco, wo er den Präsidenten fand.
Wenig später standen Tarik und er vor dem Versteck. Es war ein eingestürztes Haus, unter dem sich ein Bunker befand. Ein Mann öffnete das Schott. Insgesamt hatten sich sieben Flüchtlinge dort versteckt. Laco sprach den Präsidenten an:
"Was ist passiert?"
Der groß gewachsene Mann antwortete mit arrogantem Tonfall:
"Diese Verräter haben uns angegriffen, zu tausenden kamen ihre Schiffe aus dem Slipsteam. Die Heimatgarde kämpfte heldenhaft, war aber unterlegen. Sie versuchten, den Planeten zu bombardieren, unsere PDLs konnten aber alles abfangen. Darum landeten sie ihre Marines auf dem Planeten und schossen alles kurz und klein. Sie stürmten das Regierungsgebäude, schossen alle nieder. Ich und einige andere konnten gerade noch fliehen. Das war gestern morgen. Und seit da hört man immer Schüsse auf den Straßen. Sie versklaven die Menschen, versteht Ihr? Sie setzen sie als Arbeiter ein und wer sich weigert, wird erschossen!"
"Herr Präsident. Wir haben den Auftrag, Euch nach Tarn Vedra zu bringen. Das hier ist ein ECM-Generator, den solltet Ihr bei euch tragen. Und das hier sind Folien mit falschen Fingerabdrücken und falscher DNS. Stülpt sie über die Finger und man kann Euch bei einer Kontrolle nicht erkennen".
Jetzt standen sie am Tor des Raumhafen. Der Präsident und Laco, als Raumfahrer verkleidet. Tarik hatte sich unter die Wachmannschaft gemischt und sollte ihnen im Bedarfsfall Feuerschutz geben. Die beiden gingen durch das Gate, als sie aufgehalten wurden. "Euer Schiff steht bereit. Hier ist die Bezahlung", sagte er und drückte Laco einen Stapel Trohn in die Hand. "Wenn ihr mir noch Eure Fingerabdrücke geben würdet." Sie taten es und versuchten, nicht nervös zu blicken. "Alles in Ordnung", sagte der Offizier freundlich. "Guten Flug"
Sie gingen so unauffällig wie möglich. Laco konnte Tarik nirgends sehen. Die Sache gefiel ihm gar nicht. Sie hatten bereits drei viertel des Weges hinter sich gebracht, als sie laute Stimmen und Alarmrufe hörten. Laco ließ die Münzen fallen und begann zu rennen. Mit seinen vier kräftigen Beinen war er viel schneller als der Präsident, der hoffnungslos versuchte, ihn einzuholen. Dann fielen die ersten Schüsse. Dank der ECM wurden sie nicht getroffen. Aber es gab kein Abwehrfeuer. Wo war Tarik? Als ihr Schiff nur noch zehn Meter weit weg war, hörte Laco den Präsidenten aufschreien. Er drehte sich um und sah, dass der Mann ein faustgroßes Loch im Hinterkopf hatte. Es war aus. Laco stieg in das Schiff, gefolgt von Tarik, der sich aus einer Menge Wachleute löste. Sie hatten die Türen noch nicht geschlossen, als sie abhoben. Schüsse wurden ihnen nachgeschickt, aber nicht einmal die Plasmawaffen konnten ihnen etwas anhaben.
"Warum habt Ihr nicht gefeuert?", schrie Laco seinen Freund an.
"Ich konnte mir aussuchen, ob er oder ich draufgehen würden. Mal sehen, ob die GFGs etwas taugen!", sagte Tarik und das Schiff beschleunigte nach dem Verlassen der Athmosphäre auf über 40 PSL. Es war jedoch nicht schnell genug, um die Garuda-Fighter hinter sich zu lassen. Sie wurden beschossen und Funken regneten von der Decke. Allerdings konnte keiner der Treffer ernsthaften Schaden ausrichten, und die größeren Schiffe schossen nicht ein mal auf sie. Sobald sie die stärkste Gravitation überwunden hatten, öffnete Tarik ein Slipstream-Portal und steuerte das Schiff hinein. Nachdem sie den Slipstream verlassen hatten sah Laco plötzlich auf der Anzeige ein Licht aufleuchten. AP-Overload, las er.
"Verdammt, Nein"
"Wir müssen das Cockpit abstoßen!"
Tarik drückte auf den Knopf und das Cockpit schoss, jäh von der Halterung befreit, in die Höhe. Keinen Augenblick zu früh. Als sie sich wenig von der Mühle entfernt hatten, schmolz der Kern und brach mit der Hitze die Wände des AP-Speichers. Der Tod für jedes Raumschiff. Eine grelle Explosion erfüllte den Weltraum - dann wurde es still. Es konnte sich nur um einige Minuten handeln, aber Laco kamen sie wie Stunden vor. Er schwebte in dem engen Cockpit umher, Tarik hatte noch den Pilotengurt an, als sie Sensordrohnen bemerkten. Diese aktivierten ein AG-Feld und zogen das Cockpit so - langsam aber sicher - in den Hangar der Ikarus. Laco bemerkte gleich die Gravitation, als sie das Hangartor seines Schiffes passierten. Er fiel unsanft zu Boden. Besser gesagt an die Decke. Tarik hing, noch immer angegurtet, kopfüber am Pilotenstuhl. Es dauerte relativ lange, bis die Crewmen das Cockpit aufbrechen konnten. Und Laco war heilfoh, dieses Gefängnis endlich hinter sich zu lassen. Er sagte noch zu Tarik:
"Das war vielleicht ein Höllentrip! Komm doch heute Abend bitte in meine Kabine"
Soeben war er mit seinem Bericht fertig geworden. Er überlegte sich noch immer, wieso es schief gegangen war. Hatte ihre Tarnung versagt? Hatte Tarik sie verraten? Oder lag der Fehler wo ganz wo anders? Und vor allem: Warum hatte ihm sein erster Offizier keinen Feuerschutz gegeben, sondern ihn im Stich gelassen. Er gedachte, heute all diese Fragen zu klären. Es schien ein nietzscheanischer Aufstand zu sein. Und er hätte alles darauf verwettet, dass Commander Al Ashraf eingeweiht war. Anders konnte er es sich nicht erklären, obwohl Tarik und er schon befreundet waren, seit sie die Akademie besucht hatten. Er selbst war zwar einige Jahrgangsstufen unter seinem älteren Freund, jedoch hatten sie es geschafft, als Argosy-Einheiten auf die selbe Station (GS23053) versetzt zu werden. Und obwohl Tarik auf der Station geblieben war und Laco auf einen Kreuzer der Glorious Heritage Klasse versetzt wurde, waren sie noch immer Freunde und dienten jetzt auf dem selben Schiff. War dieser Mann zu so einem Verrat fähig?
Laco wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand an der Tür anklopfte und fragte: "Darf ich reinkommen?" Es war die Stimme Tariks. Laco packte seine Kampflanze, fuhr sie aus und trat zur Tür. "Ja, komm rein", antwortete er. Die ovale Tür fuhr zur Seite und Laco sah, dass auch Tarik seine Kampflanze erhoben hatte. Laco drückte ab und ein relativ schwacher Elektrostoß umzuckte das Ende der Lanze.Er sprang auf den Nietzscheaner über. Dieser fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Laco trat seine Waffe beiseite und zog ihn in sein Quartier. Langsam kam er wieder zu sich. Der Vedraner richtete seine, mittlerweile eingefahrene, Kampflanze auf seinen Freund.
"Beantworte mir drei Fragen!
Erstens: Wirst du mir die beiden nächsten Fragen wahrheitsgemäß beantworten?"
"Nein"
"Zweiten: War diese Frage wahrheitsgemäß beantwortet?
"Nein"
"Drittens: Wirst du mich verraten?"
"Ja"
Wenn das nicht seltsam war?
"Tarik al Ashraf. Wer bist du?"
"Ich bin Commander Tarik al Ashraf. Dienstnummer TE5799C34532. Geboren im Stamm der Kondor."
"Nein Tarik, bist du mein Freund oder mein Feind?", wollte Laco wissen
"Beides", antwortete der Nietzscheaner.
"Was geht da vor? Ist es eine Aufstand?"
"Es ist ein taktischer Offensivkrieg"
Laco gingen Tariks dumme Antworten bald auf die Nerven.
"Wer steckt dahinter?"
"Saladin Gree"
"Wer?"
"Er ist Nietzscheaner. Sein Name ist Saladin Gree"
"Welcher Stamm?"
"Kein Stamm. Man geht davon aus, dass er die genetische Reinkarnation von Drago Museveni ist."
"Und? Ist er es? Was hat er damit zu tun? Was will er von uns?"
"Nein, er ist es nicht. Allerdings ist seine DNS mit der des Dragos zu 99,3% identisch. Er hat einige Stämme unter einer Flagge vereint und will das Commonwealth durch ein nietzscheanisch dominiertes Imperium ersetzen."
Laco lachte auf.
"Das Commonwealth ersetzen? Das Commonwealth ist viel zu stark."
"Nein, mein Freund. Im Gegenteil. Das Commonwealth ist schwach. Viel zu schwach. Saladin sagt dazu, dass das Commonwealth keine Heimat für die Starken ist. Seid dem Vertrag von Antares geht das Commonwealth Kompromisse ein. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Als ihr Vedraner auf Kalderesh besiegt wurdet und Atombomben auf ihre Städte abwarft, da war das Commonwealth noch stark. Aber die Zukunft sieht anders aus. Saladin sagt, dass das Commonwealth, wenn es so schwach bleibt, die Magog nicht besiegen kann. Und seit dem Vertrag von Antares stimmen die meisten Stämme ihm zu."
"Moment, hast du gerade gesagt, die Ehrengarde, hätte die Atombomben abgeworfen? Und was heißt die meisten?"
"Ja, die Ehrengarde hat die Atombomben abgeworfen und die meisten... nun ja... das heißt..."
"Sag mir, mit wie vielen Stämmen wir es zu tun haben?"
"Mit allen"
"ALLEN?"
"Ja. Drago Museveni hat sie gerufen und alle sind sie gekommen."
"Das kann nicht sein. Unmöglich." Fassungslos versuchte er, es zu verarbeiten.
"Mein Volk hat vor allem die Commonwealth-Schiffswerften überfallen. Alles begann mit der Vernichtung wichtiger Gardeschiffen und -posten. Sie haben unter anderem die Andromeda Ascendant oder die Yacht der Kaiserin überfallen."
Laco glaubte es nicht. Die Anführerin seines Volkes war ohne Nachkommen tot? Jeder Vedraner verehrte sie, das gehörte zu ihrer Kultur. Um von seinem Entsetzen abzulenken, fragte Laco:
"Bleibt nur noch die Frage, Tarik, warum hast du mich nicht umgebracht? Auf Alaxaai?"
"Ich wollte es nicht, Laco. Aber ich konnte euch keinen Feuerschutz geben, da mich sonst die anderen Soldaten umgeschossen hätten. Und um zu vermeiden, vor Gericht zu kommen, hätte ich dich heute Abend töten müssen. Aber ich habe gezögert und wurde besiegt. Du weißt, ich hätte als erster abdrücken können, aber ich tat es nicht. Und jetzt, da du weißt, dass ich eigentlich Mittwisser und Verräter war, wirst du mich sicher dem Gericht übergeben, das mich zum Tode verurteilen wird."
"Ja", sagte Laco. "Das sollte ich wohl"
"Du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust, Laco"
Der Vedraner rang mit sich. Zum einen war der Nietzscheaner sein Freund, andererseits hatte er das Commonwealth verraten. Und wenn er ihn wirklich dem Kriegsgericht übergab, dann würden sie ihn töten. So viel stand fest.
"Tarik. Du hast mein Leben verschont. Du hättest genau so gut abdrücken können. Außerdem habe ich nicht das Recht, über dich zu richten. Hast du deine Seite gewählt?"
"Ja. Ich bin Offizier der Ehrengarde und kämpfe im Krieg für das Commonwealth"
Das Schiff trat aus dem Slipstream. Der Kaldereaner verstand es wirklich, ein Schiff zu manövrieren. Endlich waren sie, drei Tage nach ihrem Aufbruch, ins vedranische System zurückgekehrt. Sie hatten Kurs auf Star City gesetzt. Von der Crew bemerkte niemand etwas vom Bruch des Vertrauens zwischen Laco und seinem ersten Offizier. Nach außen hin gaben sie sich so wie immer. Allerdings war Laco jetzt in einer schwierigen Situation. Sein erster Offizier musste eine Vertrauensperson sein. Und dieser Kondor-Nietzscheaner, der versucht hatte, ihn zu töten, war nicht wirklich die Sorte Person, der man vertraut. Ganz anders als seiner taktischen Offizierin. Zu Lieutenant Commander Elacta Blutroter Feuerball in tiefschwarzer Nacht hatte er während dieser drei Tage schon viel Vertrauen gefasst. Ihm wäre lieber gewesen, wenn sie erster Offizier geworden wäre. "Sir, wir erhalten eine Nachricht von Tarn Vedra", sagte Leanne Bogacy, die Kommunikations- und Wissenschaftsoffizierin. "Geben sie sie auf den Hauptschirm!", befahl Laco. Es war ein perseidischer Admiral.
"Captian Agros. Ihr werdet gebeten, nach Eurer Ankunft das Gardehauptquartier zu besuchen und der Sitzung des Krisenstabes beizuwohnen. Danke.
Lang lebe die Kaiserin!"
Laco schritt erneut den langen Gang entlang, der mit dem Konferenzraum des Krisenstabes endete. Mit jedem Schritt wurde ihm mulmiger. Was sollte er dem Krisenstab mitteilen? Dass das Commonwealth dem Untergang geweiht war? Dass ein Bürgerkrieg bevorstand? Dass die Nietzscheaner bereits hunderte Welten überfallen und die Kommunikation gekappt hatten? Dass vielleicht schon ein Groß der Ehrengarde vernichtet war? Nun stand er vor der schweren Ebenholztür. Vier Ulanen standen vor der Tür und zogen die beiden hölzernen Flügel auf. Tageslicht fiel in den spartanisch eingerichteten, düsteren Raum. Er war nur mit einem bogenförmigen Tisch ausgestattet. In der Mitte der konvexen Seite des Tisches war der leere Ehrenplatz der vedranischen Kaiserin. Daneben waren die Sitze des Kriegsministers und des Kommandanten der Ehrengarde. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich die drei Sitze des Triumvirats. Am ganzen Tisch saßen sicher über hundert Leute. Alle waren Admiräle oder Generäle der Ehrengarde, dazu noch zivile Experten und Forscher für alle Fälle. Aller Augen waren auf Laco gerichtet. Der Perseide, der ihn kontaktiert hatte, sagte:
"Ihr seid als erster zurückgekehrt. Was habt Ihr zu berichten?"
"Es gibt einen Zusammenschluss aller nietzscheanischer Stämme unter der Führung von Alpha Saldin Gree. Sie haben strategisch wichtige Stellungen überfallen, vor allem Schiffswerften. Die Alaxaai-Dynastie ist gefallen, auch der Präsident. Das Schiff der Kaiserin wurde bei Lucretia überfallen und vernichtet. Sucharitkul XII ist tot. Der Krieg hat begonnen."
Entsetzen trat in die Augen der Anwesenden. Und es war das letzte, was die meisten von ihnen je fühlen sollten. Der zweite Triumvir, ein Nietzscheaner namens Ezaca Prince, erhob sich und öffnete seinen Mantel. Er griff über Kreuz in die Taschen und zog zwei dreiläufige Schnellfeuerpistolen heraus. Dann kam ein Geräusch, das Laco hasste. Der ansteigende Piepton beim Laden einer Waffe. Fassungslosigkeit trat in die Augen der Krisenstabsmitglieder. Prince sagte:
"Ja, der Krieg hat begonnen" Und er drückte ab.
Nachdem ich „Staffel 6 in Eigenregie von DoktorAxt und Darth.Hunter“ fertig gelesen hatte, kam ich auf die Idee, eine eigene Geschichte zu „Andromeda" zu entwerfen. „Der Große Niedergang“ wird aus einigen (wenigen) zusammenhängenden Episoden bestehen. Die Handlung spielt von 9784 n.C bis 9786 n.C und zeigt den Krieg und Untergang des Commonwealth. Obwohl es sicherlich kein Meisterwerk (sondern eher das genaue Gegenteil) ist, könnte es vielleicht doch dem Einen oder Anderen gefallen. Mit der ersten Episode werde ich bald fertig sein.
Für Tipps, Anregungen, Kritik o.Ä. bin ich selbstverständlich offen und würde mich über die eine oder andere Bemerkung freuen.
I. Der Krieg hat begonnnen!
"Der Feind meines Feindes
ist trotzdem noch mein Feind."
Drago Museveni, n.C. 8427
Gerade hatte er einen wunderschönen Sonnenuntergang am Strand von Sinti gesehen. Sie gehörten zu den schönsten in der bekannten Welt. Es war einfach eine herrliche Kulisse, wenn die Sonne sich im Meer widerspiegelte und schließlich versank. Nur zu schade, dass es nicht real gewesen war.
Laco nax Agros zog den Übertragungsstecker aus seinem Dataport. Er zog den Kragen seines Hawaii-Hemdes hoch, um das unschöne Stück Technik zu verbergen. Es war leider Pflicht für alle Mitglieder von Argosy Special Operations. Gerade war er aus der VR-Matrix der Slipstream-Bar zurückgekehrt. Die kleine Filiale der großen Kette lag nahe des Raumhafens von Esthashi Tarn, der größten Anlaufstelle für Raumfahrer in den bekannten Welten. Laco setzte sich auf einen Hocker und klopfte dem castallianischen Barceeper auf die Schulter. Dieser drehte sich um und bedachte den Vedraner mit einem unfreundlichen: "Hm?". Laco bestellte sich einen vedranischen Feuerwhisky, das wohl stärkste Zeug, das im Commonwealth erlaubt war. Während er den Drink zubereitete sagte er zu seinem Stammkunden: "Hey, Laco. Heute Mittag war ein Pilot hier, der von der Erde hier her flog. Er sagte, dass er noch kurz bevor er in den Slipstream sprang einen Hilferuf von der Raumflugszentrale auf der Erde erhalten hat. Anscheinend wurden sie irgendwie überfallen. Weißt du was davon?" "Unmöglich", sagte der Vedraner. "Es gibt keine Flotte in den bekannten Welten, die ein so gut geschütztes System wie das irdische überfallen könnte". "Und die Magog?", fragte der Castallianer. "Nein, ihre Quarantänezone ist von unseren Drohnen überwacht. Nicht ein Schwarmschiff kommt da raus, ohne dass die Ehrengarde davon was mitbekommt. Das ist sicher alles nur erfunden. Schluss aus!" Er schüttete den Whisky auf einen Schluck hinunter und schüttelte sich heftig. "So, mein Freund, ich muss gehen. Wir sehen uns, ich hab' noch ne' Woche Urlaub". Laco gab dem Barceeper ein paar Trohn Trinkgeld und verließ das Lokal. Jetzt stand er auf einer der höheren Ebenen von Esthashi Tarn, der Hauptstadt von Tarn Vedra, der Hauptstadt des Commonwealth, der "Mitte des Universums".
Laco nax Agros war Vedraner, mit 34 Jahren für die Maßstäbe seines Volkes noch sehr jung. Er war vor Jahren in die Ehrengarde eingetreten und vor zwei Wochen zum Captain befördert worden. Danach hatte er erst einmal drei Wochen Urlaub bekommen, die er in vollen Zügen auf Tarn Vedra genoss. Er würde das Komando auf einem neuen Schiff der Eternal Vigilance Klasse, der Ikarus, übernehmen. Einen Teil seiner neuen Crew kannte er bereits, unter anderem seinen ersten Offizier. Er war Nietzscheaner und hieß Tarik al Ashraf. Auch der perseidische Chefingenieur Caton war ihm durchaus bekannt. Er hatte mit beiden auf der selben Raumstation gedient. Sein Steuermann und sein taktischer Offizer waren ihm noch nicht bekannt, aber das hatte ja auch noch Zeit. Es würde ja so schnell keine Zwischenfälle geben, schon jahrhundertelang hatte das Commonwealth keinen Krieg mehr gehabt, dann würde es doch wohl auch keinen geben, wenn er das Kommando über die Ikaros übernahm. Doch schon Minuten später würde sich herausstellen, das er sich geirrt hatte.
Gemächlich trottete er die Straße entlang, es wurde langsam Abend in Esthashi Tarn. Ein Großteil der Bevölkerung Tarn Vedras bestand aus Vedranern, hier nahe des Raumhafens sah man jedoch auch viele andere Spezies. Genau genommen gab es bis auf die Magog und die Pyrianer keine, die man hier nie zu Gesicht bekam. Plötzlich leuchteten auf den Fassaden der Weltraumkratzer blaue Lichter auf, Alarmlichter. Dann erschien auf holographischen Bildschirmen, den Holoscreens, das graue Gesicht eines Perseiden. Es war der Kriegsminister des Commonwealth. Eine öffentliche Bekanntmachung also. Alle Passanten sahen zu den Bildschirmen auf, der Politiker räusperte sich und begann zu sprechen:
"Sehr geehrte Bürger des Commonwealth
Ich habe euch eine Nachricht zu überbringen, und einige Bitten.
Seit heute Morgen geht etwas seltsames im Gebiet des Commonwealth vor. Wir haben den Kontakt zu vielen unserer Welten verloren. Orbitale Lebensräume, Asteroidenkolonien, Schiffe, Kernwelten, aber auch weit entfernte Kolonien im äußeren Rand. Es handelt sich dabei wohl um Überfälle unserer Feinde. Da ist nur ein Problem. Welche Feinde haben wir? Die Magog können es nicht sein, ihre Territorien werden zu stark kontrolliert, und unsere diplomatischen Beziehungen mit den Pyrianern sind ausgezeichnet. Ehrlich gesagt: Wir wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist, aber wir wissen, dass etwas im Gange ist. Deshalb bitte ich Euch um Vorsicht. Reist nicht ohne Eskorte, am besten aber im Geleitzug im Schutze der Ehrengarde. Ich bin besorgt um Euer aller Sicherheit, deshalb bitte ich Euch, uns die Gewährleistung Eurer Sicherheit nicht zu erschweren. Des weiteren bitte ich alle Ehrengarde-Offiziere des Ranges Captain oder höher, sich im Hauptquartier der Garde zu einzufinden, zu einer dringenden Lagebesprechung. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde Ich es dem ganzen Volk zukommen lassen.
Lang lebe die Kaiserin!"
Die Holoscreens verschwanden. Gemurmel erhob sich in der Bevölkerung, die sich hier am Platz versammelt hatte, ja, Unsicherheit breitete sich unter ihnen aus. Laco hatte die Nachricht gehört, er wurde ins Gardehauptquartier gebeten, und dort würde er sich hinbegeben. Er tippte auf den Communicator, um sich ein Transportmittel zu holen. Kurz darauf landete ein unbemannter Floater. Laco stieg ein. Eine Computerstimme fragte ihn nach seinem Zielort. Er stellte die manuelle Steuerung ein, zog seine ID durch und hob ab. Floater-Motoren gaben keine Geräusche ab, deshalb gab es in der Stadt auch keinen Verkehrslärm. Bald hatte er die Weltraumkratzer hinter sich gelassen und überflog den Raumhafen. Man meinte, dass er sich bis zum Horizont erstreckte, und in Wirklichkeit hatte er auch gigantische Dimensionen. Selbst die 4.300 Meter langen Schiffe der Glorious-Heritage-Klasse konnten hier problemlos landen. Als er den Raumhafen überquert hatte, sah er vor sich ein gigantisches Bauwerk. Es war das Hauptquartier der Ehrengarde. Es hatte die Form einer Pyramide ohne Spitze, mit vier mittigen Auskerbungen. Es war in Wirklichkeit aus den selben widerstandsfähigen Materialien gebaut wie die Schiffe der Ehrengarde, jedoch mit weißem Marmor überzogen. An drei Seiten wurde das Gebäude vom Meer umschlossen, von der vierten Seite nählerte sich Laco. Auf einer der vielen Plattformen landete er und rannte ins Innere. Riesige Hallen erwarteten ihn, schlicht, aber doch voller Pracht und Ausstrahlung. Viele Captains und Admiräle der Ehrengarde rannten die Gänge entlang, sie waren sichtlich in Aufruhr. Die meisten waren uniformiert, und nicht wie Laco in Zivil hier. Endlich fand er, was er gesucht hatte, eine Röhre mit AG- Feld. Er tippte erneut auf seinen Communicator und schon wurde er vom Feld hochgehoben, bis zur Ebene mit dem Konferenzsaal. Viele Offiziere hatten sich vor den großen Ebenholztüren schon eingefunden und warteten auf ihre Öffnung.
Laco blickte in die Runde und versuchte, bekannte Gesichter zu finden. Bald sah er Captain Yeshgar. Sie war Inari und ein paar Jahre älter als er, kommandierte aber ein Schiff der selben Klasse, die Renewed Valor. Er sprach sie an:
"Hi, wir haben uns ja schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen."
"Seit dem Seminar auf Arazia vor drei Monaten über die Eternal Vigilance- Klasse", war ihre Antwort.
"Sag mal, weißt du mehr als ich?", fragte Laco.
"Nein, niemand weiß wirklich mehr, als der Kriegsminister gesagt hat. Dieser Umbrit da drüben wurde angeblich Zeuge, wie irgendwelche Schiffe die GS25355 angegriffen haben."
"Na toll, hoffentlich wird das nichts schlimmes, ich hab' nämlich noch ne' Woche Urlaub".
"Ja, das sieht man", sagte sie und betrachtete skeptisch sein Hawaii-Hemd, das nicht wirklich zu seiner blauen Haut passte.
"Aber was soll schon sein, niemand legt sich mit dem Commonwealth an!".
"Ja, du hast wohl recht".
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, als das Triumvirat, der Kriegsminister und sein Stellvertreter, sowie der Kommandant der Ehrengarde ankamen. Die Torflügel schwangen auf und die Offiziere setzten sich an den großen Konferenztisch. Es war kalt in diesem Raum und es fiel kaum Licht herein, was eine düstere Athmosphäre auslöste. Nach dem sie alle Platz gefunden hatten, erhob sich der erste Triumvir, Tri-Koupa, ein Mensch. Normalerweise gebührte der vedranischen Kaiserin das erste Wort, allerdings war sie nicht anwesend.
"Guten Tag
Wie Ihr vielleicht, eher wahrscheinlich schon gehört habt, gibt es einige merkwürdige Zwischenfälle im Raumgebiet des Commonwealth. So hat es anscheinend Überfälle auf wichtige Systeme der Kernwelten gegeben, z.B Alaxaai, Erde, Cratapos, einige Schiffe sollen sogar im Raumgebiet nahe San Ska Re gesichtet worden sein.
"Wer ist so dumm und greift Kernwelten des Commonwealth an?", warf Admiral Constanza Stark ein. "Sie sind mit Millionen von Lancern gesichert, planetaren und orbitalen Verteidigungsnetzwerken, ganz zu schweigen von der ständigen Anwesenheit von Ehrengarde-Schiffen... Nebenbei hat jedes dieser Systeme eine Heimatgarde, die es mit einer ganzen Flotte unserer Schiffe aufnehmen könnte. Wenn jemand diese Welten-"
"Ich weiß, was Ihr damit sagen wollt", unterbrach sie der Triumvir. "Aber wir haben nun mal Berichte, dass diese Welten angegriffen wurden, ob diese glaubwürdig sind, wissen wir nicht. Aber eines wissen wir. Wir haben einen Feind, und wenn er Kernwelten angreift, ist es kein Geringer."
Der zweite Triumvir, Ezaca Prince, ein Nietzscheaner warf ein: " Und wenn schon, es könnte das Gleiche sein, wie 9778. Da haben die Arbeiter der Relaisstationen gestreikt, und schon war die Ehrengarde mobilisiert, weil man auf einen Angriff wartete. Und was hatten wir davon? Astronomische Kosten. Wenn ihr mich fragt, ist das alles halb so wild. Wir sollten nichts überstürzen und einen klaren Kopf behalten. Wir wissen ja noch nicht einmal, wer uns überhaupt angreift!"
"Ach ja?", kam sofort der Einwurf eines Than-Generals. "Ich habe davon gehört, dass die Schiffe der Angreifer von nietzscheanischer Bauweise sind. Wer sagt mir, dass das keine Verschwörung ist? Wer sagt mir, dass das keine nietzscheanische Verschwörung ist? Wer sagt mir, dass Ihr nicht mitten drin steckt, Herr Triumvir?"
"Lasst diese sinnlosen Anschuldigungen, General!", antwortete Tri-Prince. "Es sind nietzscheanische Schiffe, das mag ja sein, aber Ihr wisst genau so gut wie ich, dass es viele kleine nietzscheanische Stämme gibt, die nach dem Vertrag von Antares aus dem Commonwealth austraten und zu Raumpiraten wurden. Diese könnten es ebenfalls sein! Schiebt also niemandem die Schuld zu, bei dem es Euch später Leid tun könnte, Herr General!"
"Aus jetzt!", schlichtete der erste Triumvir die Situation. "Wir wissen nicht, wer uns angreift. Das müssen wir herausfinden. Wir schicken ein Aufklärungsschiff, das uns die Antwort bringt. Admiral?"
Admiral Stark sagte: "Ich schicke die Ikarus, ein Schiff der Eternal Vigilance Klasse. Captain Agros!"
"Ja Sir" Laco wollte schon aufstehen, als doch noch ein sehr interessantes Thema angesprochen wurde.
"Wenn es wirklich Nietzscheaner sind, sollten wir die Bürger davor warnen!", sagte der Kriegsminister.
"Seid Ihr wahnsinnig? Sobald wir auch nur einen Ton sagen, wird es zu Verfolgungen kommen. Niemand kann dem Pöbel klarmachen, dass wir einfach noch nicht wissen, wer unsere Feinde sind. Und wenn auch nur einmal das Wort "Nietzscheaner" fällt, könnte das für Angehörige meiner Rasse zu einer ernst zu nehmenden Gefahr werden", meinte Tri-Prince.
"Das verstehe ich", erwiederte der Kriegsminister. "Nur die Kaiserin könnte dem Volk klarmachen, was wir erwarten."
"Wo ist Kaiserin Sucharitkul überhaupt?", kam ein Einwurf.
"Sie ist auf dem Weg zu einer diplomatischen Mission nach Lucretia.", sagte der Vedraner, der hinter ihrem Ehrenplatz stand.
"Ist Lucretia nicht die Heimatwelt des Sabra-Stammes?"
"Ja, das ist sie."
"Wenn das so ist, könnte die Kaiserin in Gefahr sein."
Admiral Stark sagte: "Captain Yeshgar, machet Euch sich auf den Weg, sorgt für die Sicherheit der Kaiserin und bringet sie wenn möglich zurück nach Tarn Vedra. Hier ist sie während einer Krise am Sichersten."
"Ja, Sir"
"Wegtreten!"
Auch Laco nutzte die Gelegenheit und stand auf.
Mit "Lang lebe die Kaiserin!" verabschiedeten sie sich vom Krisenstab.
Für Laco war es eine Erleichterung, aus dem düsteren Zimmer zu kommen. Der Stab würde sicherlich noch mehrere Stunden tagen. Zum Anderen bedeutete es natürlich, dass er wichtige Informationen vielleicht nicht hören würde.
"Könnten wir nicht Missionen tauschen?", fragte Captain Yeshgar auf dem Weg nach draußen.
"Befehl ist Befehl", erwiderte Laco. "Daran kann man mal nichts ändern"
"Aufspüren wer unser Feind ist, ist aber sicherlich noch einfacher, als Kindermädchen für die Kaiserin zu spielen, weil sie wieder mal nicht auf sich selbst aufpassen kann!"
Laco blieb stehen. "Es ist unklug, etwas schlechtes über die Kaiserin zu sagen, während ich dabei bin."
"Es ist nur so, dass ich nicht weiß, was auf mich zukommt."
"Sei froh, ich habe mein Schiff noch nie betreten, ich kenne noch nicht mal meine Stabscrew! Nach dir". Sie hatten einen AG-Schacht erreicht. Borotep Yeshgar stürzte sich als erste den Schacht hinunter, Laco kurz danach. Es dauerte relativ lange, bis sie ganz unten ankamen. Auf der untersten Ebene fuhren unterirdische Transportzüge durch Tarn Vedra. Man versuchte, so etwas unter der Oberfläche zu halten, um die wunderschöne Natur dieses Planeten zu erhalten. Die beiden stiegen in einen Zug, der kurz vor ihnen hielt. Wenige Sekunden später stiegen sie wieder aus - auf einem viel größeren Halteplatz, wohl dem größten auf Tarn Vedra. Sie befanden sich unter dem Raumhafen. Diese Züge konnten nur mit Hilfe von AG-Spulen sehr schnell beschleunigen und trotzdem die Passagiere nicht an der Hinterwand zerdrücken.
Laco und Borotep verabschiedeten sich schnell, dann ließ sich Laco auf einem weiteren AG-Feld auf die Oberfläche tragen. Nach kurzer Zeit fand er einen Raumgleiter, der das Dock ansteuerte, an dem die Ikarus lag. Ein Flug von einem Planeten in den Weltraum war nichts besonderes, eigentlich nicht anders, als eine Fahrt mit einem Floater. Der etwa 100 Meter lange Transporter hob von der Oberfläche ab und machte sich auf in Richtung Star City. Dieser Name hatte sich dank menschlichen Einflusses durchgesetzt. Und es war wahrhaftig eine Stadt im Weltraum. Viele hundert Raumstationen, Docks, Werften, Handelsplätze, Lagerstätten, Verladestationen, Treibstofforbiter, Hangars, Forschungsstationen, Reperaturbuchten, Relaisposten, Kontrollstationen und vieles mehr waren miteinander zu einer gigantischen Stadt im Weltraum verbunden. Umsäumt wurde es von orbitalen Raketenbatterien der Ehrengarde, die sich wie eine Stadtmauer um Star City schlangen. Bald trat der Shuttle in die Stadt im Weltraum ein, dort gab es ein reges Treiben von Transportern, Landungsbooten, Yachten, Patrouillenbooten, Slipfightern, Kurierschiffen und privaten Raumgleitern. Der Shuttle dockte kurz darauf an einer Werft an. In der Werft befanden sich mehrere Schiffe, die alle der Ehrengarde angehörten. Der leichte Kreuzer der Eternal-Vigilance-Klasse war bei weitem nicht der größte, aber mit Abstand der grazilste und schönste. Die geschwungenen Balken und Ausleger ließen das Schiff jedoch auch sehr zerbrechlich aussehen, was allerdings nicht so war.
Diese Form hatte durchaus seinen Sinn. Die Kampflingen konnten von diesen Auslegern her ausgefahren werden. Außerdem ließ sich das Schiff besser im Slipstream fliegen, und weitere Strecken waren möglich. Der letzte Vorteil war, dass es so für einen potentiellen Feind unheimlich schwierig wurde, das Schiff zu orten. Und das war auch sehr praktisch für die Benutzung als Aufklärungsschiff.
Laco stieg aus dem Raumgleiter und versuchte, die Station schnell hinter sich zu lassen und auf sein Schiff zu kommen. Immerhin hatte er es eilig. Der Weg nach Luftschleuse 3 war leicht zu finden und schon nach wenigen Minuten betrat Laco nax Agros zum ersten Mal sein Schiff. Ein Crewman hielt ihn auf.
"Entschuldigung, Zivilisten ist der Zutritt nicht gestattet!" Laco zeigte ihm seine ID.
"Verzeihung, Sir. Captain an Deck", rief er, aber niemand war in Hörweite.
Auf dem Weg zur Brücke lief ihm sein erster Offizier Tarik al Ashraf über den Weg. Der Nietzscheaner fragte:
"Ist das die neue Uniform des Captains?" Laco trug noch immer sein Hawaii-Hemd und verfluchte sich innerlich, es ausgerechnet heute angezogen zu haben.
"Lass das Schiff sofort startklar machen! Ich möchte ablegen, sobald es geht."
"Sir?"
"Wir haben einen Auftrag von der Ehrengarde, eine Aufklärungsmission"
"Welcher Art?"
"Ich werde dich informieren, sobald ich weitere Informationen habe."
"Sie hatten das Kommandodeck erreicht."
Tarik sagte: "Das hier ist Laco nax Agros, unser neuer Kommandant."
Einer der Ulanen salutierte. "Captain auf der Brücke." Die Crew blieb stehen und sah ihn an. Laco wusste, dass jetzt eine kurze Ansprache fällig war.
"Guten Tag.
Wir werden noch heute das Dock verlassen und untersuchen, was es mit Gerüchten über einen Überfall auf das Commonwealth auf sich hat. Ich werde Euch informieren, sobald ich mehr weiß. Ich bitte Euch, um 6.00 auf dem Observationsdeck zu erscheinen. Danke.
Lang lebe die Kaiserin!"
Die ganze Zeit hatten seine Augen auf dem Kalderaner geruht, der in der Mitte der Brücke auf dem einzigen Stuhl saß, auf dem Stuhl des Piloten. Wer sich sonst noch auf dem Kommandodeck aufhielt, hatte Laco kaum bemerkt. Der Ulan sprach ihn an.
"Sir, ich bin First Signifer Fletcher. Darf ich Euch zu Eurem Quartier bringen, Sir?"
"Ja gerne."
"Sir, wenn Ihr mir bitte folgen würdet, Sir?"
"Ja. Und ein paar weniger Sirs im Satz würden mir auch nicht weh tun."
"Ja, Sir"
"Mr. Fletcher, wer ist eigentlich dieser Kalderaner?"
"Das ist Lieutenant Chiquon, Sir. Er ist schon knapp zehn Jahre bei der Ehrengarde und immer noch Lieutenant. Er hat es schwer, nur weil er Kalderaner ist."
"Vielleicht ist er auch noch Lieutenant weil er unfähig ist, aufzusteigen."
"Sir, er gehört zu den wenigen Kalderanern bei der Ehrengarde und ihr Vedraner diskriminiert sie immer noch, wegen Sachen, die vor 9.000 Jahren passiert sind. Dabei ist er ein guter Pilot und ein fähiger Offizier."
"Wir werden sehen."
Sie kamen bei Lacos Quartier an. Es war nur ca. 30 Meter von der Brücke entfernt und lag auf dem selben Deck, was bei einem Notfall sehr praktisch war.
"Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?"
"Ja, lasst mir bitte meine beiden Koffer mit dem Gardesymbol auf die Ikarus nachschicken."
"Jawohl, Sir".
Laco sah sich in seinem Quartier um. Es war klein, aber geräumig. Ein Bett, ein Schreibtisch und ein Bad. Außerdem gab es an der Wand noch einen Holoscreen, der den Blick auf die Sterne simulierte. Echte Fenster gab es nur auf dem Observationsdeck, und diese mussten so verstärkt werden, dass sie einem Angriff standhalten konnten. Nach kurzer Zeit ertönte ein Signal. "Sir, wir haben eine Nachricht für Euch."
"Stellt sie durch!"
Ein Hologramm von Admiral Stark erschien.
"Und? Gefällt sie Euch?"
"Bitte?"
"Die Ikarus. Gefällt sie Euch?"
"Ja, Sir. Klein aber fein."
"Gut. Captain Agros, ich habe Instruktionen für Euch."
Es war sechs Uhr. Der gesamte Offiziersstab hatte sich auf dem Observationsdeck versammelt. Laco sprach gerade mit der Than-Offizierin Lieutenant Commander Elacta Blutroter Feuerball in tiefschwarzer Nacht. Sie war taktischer Offizier auf der Ikarus und hatte von allen Seiten gute Bewertungen bekommen, obwohl sie erst vier Jahre bei der Ehrengarde war. Auch Laco hatte sich mittlerweile uniformiert und war sehr dankbar gewesen, dass ihm eine Garderobe bereitstand. Als schließlich auch noch der letzte der Offiziere eingetroffen war - der Anführer der Lancer, Colonel Mathew McDill - begann Laco seine Rede.
"Guten Abend
Wie Ihr alle wisst, gibt es Meldungen über Zwischenfälle im Gebiet des Commonwealth. Angeblich sind es nietzscheanische Raumpiraten, die sich wegen des Vertrages von Antares vom Commonwealth gelöst haben. Angeblich soll es auch Angriffe im Raum der Dynastie von Alaxaai gegeben haben."
Murmeln breitete sich unter den Offizieren aus.
"Unser Auftrag lautet:
-Nachsehen, ob die Gerüchte wahr sind
-Kontakt mit dem Planetenparlamentspräsidenten aufnehmen
-Der Ehrengarde Bericht erstatten
Nur aus diesem Grund sind wir vorzeitig von Tarn Vedra aufgebrochen. Aber ich hoffe, dass sich die Gerüchte nicht bewahrheiten und es sich nur ein Missverständnis oder so etwas handelt. Allerdings erwarte ich von Euch allen trotzdem höchste Alarmbereitschaft, wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Aus diesem Grund gebe ich auch Code Black.
Lang lebe die Kaiserin!"
Als er seine Rede beendet hatte, nahm Laco sich ein Glas Wasser und stellte sich ans Fenster. Man sah kaum, dass sich das Schiff bewegte, allerdings flog es doch 40 PSL. Für ein Kriegsschiff dieser Größe war das recht schnell, allerdings hatten sie ja auch keine Zeit zu verlieren. Er sagte zu Elacta:
"Ich hoffe nur, dass irgend etwas los ist und die uns nicht einfach so rausgeschickt haben. Noch nicht einmal die volle Besatzung ist an Bord! Und als wäre das nicht genug, kostet diese Mission mich auch noch meine Letzte Woche Urlaub."
Die Than überlegte kurz und antwortete: "Mag ja sein, aber ich hoffe trotzdem, dass es sich um nichts Ernstes handelt. Angeblich wurden auch Welten nahe San Ska Re angegriffen. Und auf einem der umliegenden Asteroiden lebt meine Familie. Ich hoffe nur, dass ihnen nichts zugestoßen ist."
"Ist eine Than-Familie nicht eine Paarungsgruppe mit Hunderten von Mitgliedern?"
"Ja. Aber wir sind trotz allem eine Familie, bei der man sich um den anderen sorgt. Und wenn sie wirklich..." Sie stockte
"Ach was, niemand, der ein bisschen bei Trost ist, greift das Commonwealth an. Es muss sich praktisch um ein Missverständnis handeln."
"Das hoffe ich"
"Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet. Ich habe einen langen Tag hinter mir und muss noch einen Plan für den Missionsverlauf anfertigen."
"Bis morgen"
Es war 7:45 am nächsten Morgen, als Laco sein Büro verließ und sich auf den Weg zum Kommandodeck machte. Er zog noch den Kragen seiner Uniform hoch und betrat die Brücke. Die sichtlich erschöpfte Besatzung der Gamma- Schicht wartete schon sehnsüchtig auf ihre Ablösung. Als Laco auf die Brücke kam, folgte das übliche "Captain an Deck", gefolgt von "Rühren". Der Vedraner trat zur Wissenschaftsstation, wo die diensthabende Offizierin auf einmal eifrig begann, die Sensoren neu zu kalibrieren. Laco fragte sie:
"Was tut der Käfer so früh hier? Sein Dienst beginnt erst in 15 Minuten."
"Sir?"
"Der Kalderaner. Was tut er schon hier?"
"Lieutenant Chiquon ist in den drei Wochen, die er an Bord ist, immer 30 Minuten vor Dienstbeginn erschienen. Er ist pünktlich wie ein Nightsider bei einer Zwangsversteigerung. Laco gefiel es gar nicht, dass seine Crew so gut von diesem Käfer dachte.
Vedraner und Kalderaner waren Blutsfeinde, und das schon seit ungefähr 9.000 Jahren. 859 n.C hatten die Vedraner die Kalderaner als erste außerirdische Rasse entdeckt. Sie hatten ihnen den Vorschlag gemacht, sie in ihr Reich als Gleichgestellte aufzunehmen. Die Käfer töteten jedoch die gesamte Besatzung des Schiffes und bauten eigene Raumschiffe mit Slipstream- Antrieb. Sie griffen vedranische Kolonien an und trieben sie immer weiter aus der kleinen Magellanischen Wolke. Die Vedraner kamen allerdings wieder. Und als sie schließlich Kalderesh eroberten, warfen diese 895 n.C Atomsprengköpfe auf die vedranischen Truppen, die danach furchtbar entstellt waren und großteils Opfer der Strahlung wurden. Allerdings konnten die Kalderaner die Gefahr nicht einschätzen und wurden so Opfer ihrer eigenen Dummheit. Und obwohl man 4.000 Jahre später den Planeten wieder bewohnbar machte, sahen die Kalderaner die Vedraner immer noch als ihre schlimmsten Feinde. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Bei der erstbesten Gelegenheit würde Laco versuchen, diesen Käfer loszuwerden.
Endlich kam auch Lieutenant Commander Elacta aufs Kommandodeck. Nach einer Begrüßung stellte sie sich an ihren Platz an der taktischen Konsole. Es war fast 8.00, schön langsam dürften auch die anderen Offiziere schön langsam kommen. Der Kalderaner sagte:
"Slipstream in 3, 2, 1, Übergang!"
Die Ikarus flog in das Portal, das sich vor ihr geöffnet hatte. Als die kurze Phasenverschiebung überwunden war, wunderte sich Laco nur noch um so mehr. Hatte der Käfer gesprochen? Normalerweise brachten Kalderaner nur ein Kreischen heraus. Er musste also einen einoperierten Translator haben. Die Sache wurde immer seltsamer. Laco wunderte sich mittlerweile, wie gut dieser Lieutenant Chiquon den Slipstream beherrschte. Laco wäre nicht überrascht gewesen, wenn dieser Kalderaner die Strecke Tarn Vedra - Alaxaai in zwei dritteln der normal benötigten Zeit geflogen hätte. Nun waren alle Offiziere der Alpha-Schicht angekommen und übernahmen das Kommandodeck.
"Commander al Ashraf! Erstattet mir Bericht über Bestückung, Mannschaft, und Status!"
"Sir, wir sind ausgestattet mit 4 ELS- Raketenwerfern, 3 PDLs, 4 AP-Kanonen, 24 Janus-Drohnen und 12 Oracle-Drohnen. Wir sind voll bestückt, haben also 10.000 Raketen an Bord, unter anderem OM5, DM5 und PM6. Die AP-Tanks sind zu 99,7% gefüllt, die Deuterumtanks zu 99,2%. Die Mannschaft besteht aus 139 Crewmen und 19 Offizieren, dazu noch einen 32 Mann starken Zug Lancer. Aber wir haben neun Crewmen zu wenig. Um die Einteilung habe ich mich allerdings schon gekümmert. Code Black läuft einwandfrei, alle Sensorensysteme laufen durch und eine größere Anzahl an Drohnen überwacht die Systeme. Das heißt, im Normalraum, Sir"
"Gut, sonst noch etwas?"
"Nein, Sir"
"Übergang in den Normalraum bei 3, 2, 1, Übergang", berichtete Chiquon.
"Alle Kampfdrohnen ausschwärmen lassen!", befahl Tarik.
Elacta bemerkte: "Dieses System gehört schon zum Regierungsbereich der Alaxaai-Dynastie."
Laco fragte: "Was gibt es in diesem System?"
"Eine Relaisbasis, mittlere Größe, 15 Mann Besatzung"
"Gut, man soll das Schiff dorthin steuern!"
Sobald sie in Echtzeit übertragen konnten, befahl Laco einen Comm-Kanal aufzubauen.
Ein älteres menschliches Gesicht erschien auf dem linken Bildschirm.
"Guten Tag
Ich bin Übertragunsüberwacher Taciao, von HyperspaceNetworks. Kann ich etwas für Euch tun?"
Laco fragte: "Gibt es einen Streik oder andere Übertragungspannen in diesem Netzwerk? Wir haben nämlich beunruhigende Neuigkeiten und wollten deren Glaubwürdigkeit testen."
"Nein, nichts dergleichen, hier läuft alles Bestens, Taciao, over"
Tarik bemerkte: "Das war eine Warnung. Er beherrscht zwar den Blinzelcode der Ehrengarde nicht, aber seine Pulsfrequenz war erhöht und seine Augen flackern unruhig. Ich denke, er wird dort drüben als Gefangener gehalten. Laco meinte:
"Was schlagt Ihr vor?"
"Wir sollten sie noch mal kontaktieren und sie auffordern, sich zu ergeben. Es ist kein anders Schiff in der Nähe, wir könnten sie also auslöschen."
"Nein, sie haben Geiseln, so geht das nicht."
"Ruft ihn ein weiteres Mal!"
Als der Kanal offen war, sagte Laco: "Das müssen wir überprüfen. Wir würden gerne auf Eure Station kommen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist."
"Wenn... wenn Ihr meint... dann... ich weiß nicht, ob die Firma das erlaubt."
"Die Firma ist Teil des Commonwealth. Erwartet die Ankunft von zwei Technikern. Laco nax Agors, over"
Mathew McDill fragte: "Ihr wollt nicht wirklich zwei Techniker da rüberschicken, oder?"
"Nein, das habe ich nicht vor. Wir schicken alle 32 Lancer da rüber. Es ist kein Schiff angedockt, also kann es sich nur um ein paar Leute handeln. In einen normanlen nietzscheanischen Truppenshuttle passen sechs, höchstens sieben Mann, und mit denen werden wir fertig. Colonel McDill, macht Eure Männer bereit!"
"Ja, Sir"
"Mr. al Ashraf, Ihr übernehmt das Kommando."
Dieser erwiderte: "Sir, wäre es nicht sinnvoller, wenn ich gehen würde? Nur zu Eurer Sicherheit, versteht sich."
"Nein... nein, das muss wirklich nicht sein. Ich denke...ich gehe selbst rüber." Mit einer Kopfbewegung deutete Laco Elacta an, ihm zu folgen. Nachdem sie das Kommandodeck verlassen hatten, sagte er:
"Haben sie ein Auge auf Commander al Ashraf. Wenn er was dummes macht... Ihr wisst schon."
"Ja Sir, Ihr könnt euch voll und ganz auf mich verlassen. Passt auf euch auf."
"Wir sehen uns"
Wenig später standen Laco und Mathew McDill mit 31 Lancern im zugegeben sehr engen Hangardeck der Ikarus. Sie hatten ihre Ehrengarde- Kampfanzüge an, jedoch ohne den Helm. Man hatte herausgefunden, dass er die Ulanen mehr behinderte, als ihnen nützte. Sie stiegen in das Landungsboot, welches speziell für diese Klasse etwas kleiner entworfen worden war. Es hob ab. Laco überprüfte ein letztes Mal seine Ausrüstung. Eine ausgefahrene Kampflanze und zwei zusätzliche als Seitenwaffen. Ein ECM-Generator an seinem rechten Handgelenk und der Communicator am linken. An seinem Gürtel hingen zwei Dutzend Plasmagranaten. Der Kampfanzug selbst war noch in der Entwicklungsphase. Er konnte einen direkten Treffer aushalten, der Ulan konnte danach sogar noch kämpfen. Gegen Plasmawaffen bot er weniger Schutz, man konnte einen Treffer allerdings trotzdem überleben. Anstatt des klobigen Helmes trugen die Lancer Brillen mit eingebautem Head-Up-Display. Auch verhinderten sie, dass die Kämpfer vom Mündungsfeuer ihrer eigenen Waffen geblendet wurden. Die Strategie stand fest. Als das Boot landete und sich die Hangartore schlossen, verließen die Truppen nicht wie erwartet über die Luftschleuse das Fahrzeug, sondern über eine Rettungsluke, die zum Dach des Shuttles führte. Aus der eigentlichen Luftschleuse stiegen zwei Techniker, besser gesagt zwei Hologramme von Technikern.
"Hoffentlich schießen die bald, die Reichweite des Emitters geht langsam zu Ende", flüsterte Mathew.
Da hörten sie eine Stimme:
"Hände hinter den Rücken und umdrehen! Sofort!" Daraufhin zogen die Hologramme ihre Waffen. Weißes Mündungsfeuer aus den Waffen derer, die einen Hinterhalt gelegt hatten, erfüllte den Raum. Und das war es, auf was die Ulanen gewartet hatten. Sie warfen Plasmagranaten, feuerten Plasmasalven und schossen Effektoren auf ihre Feinde. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann war alles um. Am Boden lagen die Leichen von vier nietzscheanischen Marines.
"Verdammt, da laufen wahrscheinlich noch mehr rum, die uns gesehen haben!"
Sie erreichten das Kontrollzentrum wenig später. Es war verriegelt. "Los!", befahl McDill und vier Lancer machten sich sogleich an die Tür, um sie mit ihren Kampflanzen zu öffnen. Bald war der Türrahmen zerschnitten und die Männer traten zurück. Eine Plasmasalve zerschmetterte schließlich die Tür selbst und die Ulanen traten durch den Staub hindurch mit erhobenen Waffen ins Kontrollzentrum. Etwa zehn Gefangene lagen gefesselt am Boden. Ein Nietzscheaner stand nahe ihnen und richtete ein dreiläufiges Gewehr auf sie. Mit der richtigen Einstellung konnte er sie alle mit einem Schuss töten.
"Waffen runter, oder diese Kludges werden sterben. Ich sagte: Waffen runter!" Durch ein Kopfnicken signalisierte Laco den Ulanen, ihre Waffen zu senken. Er verwickelte den Mann in ein Gespräch:
"Was geht hier eigentlich vor? Und wer seid Ihr?
"Hier geht eine Geiselnahme vor und ich bin Soldat der Revolutionsarmee"
"Das ist eine Doppelhelix an Eurem Oberarm. Das bedeutet doch, Ihr seid Ehemann und Vater."
"Nur Ehemann"
"Aber als solcher habt Ihr doch die Pflicht, so lange zu überleben, wie möglich, nicht wahr?"
"Ja"
"Und Ihr wisst, dass Ihr, sobald Ihr die Geiseln erschießt, tot seid, nicht wahr?"
"Ja"
"Und wenn Ihr es nicht tut, werdet Ihr überleben, in Gefangenschaft, aber lebend. Eine Gerichtsverhandlung und ein paar Jahre Knast sind nicht so schlimm wie der Tod!"
"Ansichtssache"
"Also legt jetzt diese Waffe weg und lasst uns Euch helfen!"
Langsam, mit sich selbst ringend und mit zitternden Händen nahm der Nietzscheaner ganz langsam den Finger vom Abzug und - Colonel McDill schlug ihm seine ausgefahrene Kampflanze so hart ins Gesicht, dass Blut spritze und einige Knochen brachen. "Mitten in die Fresse!", rief er. Ein weiterer Lancer schlug ihm seine Kampflanze in den Bauch und drückte den Abzug durch. Blitze des Elektroschocks zuckten um die Spitze, dann brach der Mann zusammen und Kampflanzen wurden dem Bewusstlosen unter die Nase gehalten.
Andere Männer kümmerten sich um die Geiseln - nahmen ihnen die Fesseln ab und befreiten sie von ihren Knebeln. Laco sah sich währenddessen die Kommunikationsaufzeichnungen an. Sie waren so weit zugeschnitten worden, dass man nicht mehr erkennen konnte, was wirklich geschehen war, deshalb ließ er es bleiben und wandte sich den Geiseln zu. Er erkannte Mr. Taciao wieder und sprach ihn an.
"Was ist hier passiert?"
"Es war ziemlich unspektakulär. Ein Schiff ist aus dem Slipstream gesprungen, hat zwei Garuda-Fighter und einen Truppenshuttle zu uns geschickt, Nietzscheaner sind ausgestiegen und haben uns teilweise gefangen genommen und die, die sich gewehrt haben erschossen. Dann sind die Schiffe wieder abgezogen und die Übers haben die Hyperraumleitung von Alaxaai nach Tarn Vedra kontrolliert. Weiß die Ehrengarde davon?"
"Sie weiß, dass etwas passiert ist, aber nicht was. Wir bringen Euch jetzt besser auf mein Schiff, die Ikarus." Er wandte sich von dem Mann ab.
"Colonel McDill! Lasst Kurs auf Alaxaai setzen, volle Kraft."
"Nein", schrie Taciao, der Laco am Ärmel packte. "Tausende Schiffe haben dieses System überfallen! Ich habe selbst die Notrufe gehört, obwohl wir hier gefangen gehalten wurden. Mit einer gigantischen Flotte haben sie das System überfallen! Fregatten, Kreuzer, Träger, Raffinerieschiffe, aber auch ein gigantischer Dreadnought. Wenn Ihr nach Alaxaai springt, ist das Euer Tod!"
"Aber ich habe nun mal den Auftrag, genau das zu tun. Die Ikarus ist ein Aufklärungsschiff, das bemerkt man so leicht nicht."
"Ihr habt mich nicht richtig verstanden! Die pulverisieren Euch, noch bevor Ihr die Waffen geladen habt!"
"Was sollte ich denn an Eurer Stelle tun?"
"Die Besatzer auf der Station sagten zueinander, dass Händler auf Alaxaai noch gern gesehen wären. Wenn Ihr mein Frachtboot im Hangar benutzt, zieht Ihr keine Aufmerksamkeit auf Euch. Das ist Eure einzige Chance, da lebend wieder rauszukommen."
"Gut. Mr. McDill, Befehl zurück. Im Hangar findet Ihr ein Frachtboot. Lasst es auf die Ikarus bringen und für eine Mission nach Alaxaai ausrüsten."
"Ja, Sir"
Dann rief Laco: "Alle sammeln und zum Abzug bereitmachen. Nehmt den Gefangenen mit!" Wenig später verließen sie die Relaisstation.
Sie standen im Hangar der Ikarus. Tarik meinte: "Das ist also das Transportmittel, das uns nach Alaxaai bringen soll?"
"Genau so ist es", antwortete Chefingenieur Caton. "Außerdem habe ich diese Beförderungsmittel mit den nötigen Modifikationen ausgestattet, die für eine solche Expedition eventuell von Nutzen sein könnten."
"Er hat sie aufgemotzt, würde man auf Common sagen", bemerkte ein weiterer Ingenieur. Der perseidische Chefingenieur sagte:
"Wir haben zwar keine Waffensysteme eingebaut, bis auf einen PDL, denn die würden nur Aufmersamkeit erregen. Allerdings haben wir sie mit neuen ECM-Generatoren und Schilden ausgestattet, und ihr eine metallische Panzerschicht verpasst."
"Irgendwie sieht das Teil aus, wie ne' Kartoffel. Kann diese Mühle überhaupt in den Slipstream?"
"Ja, denn wir haben auch eine neue GFG-Linse eingebaut."
"Gut", sagte Laco. "Alle Ausrüstugungsteile sind an Bord. Wenn wir auf Alaxaai ankommen, bin ich der Schiffseigner, der Deuterium transportiert. Du, Tarik, wirst der mir zugeteilte nietzscheanische Aufseher sein, der dafür sorgen soll, dass ich die Ware nicht an jemand anderen liefere. Das dürfte Vertrauen erweckend sein. Wenn wir auf Alaxaai sind, machen wir uns auf die Suche nach dem Planetenparlamentspräsidenten und bringen ihn in dieser Mühle zurück zur Ikarus. Während unserer Abwesenheit übernimmt Lieutenant Commander Elacta das Kommando. Noch Fragen?"
"Ja, nur eine", sagte Tarik. "Was ist, wenn sie es nicht schlucken?"
"Dann müssen wir entweder ganz schnell verschwinden, oder wir sind tot. Keine weiteren Fragen? Dann los!"
Caton hatte ganze Arbeit geleistet. Für so ein klobiges Ding ließ dich das Schiff ganz gut fliegen. In Tanks hatten sie Deuterium geladen, das sie auf Alaxaai als Täuschungsmanöver verkaufen würden. Das Schiff trat aus dem Slipstream aus. Obwohl ihre Sensorensysteme alles andere als gut waren, konnten sie mehrere tausend Schiffe orten. Eines der Schiffe war riesig. Die Bauweise war dem Commonwealth vollkommen unbekannt, und sie wussten nicht, wo diese ganze Flotte herkam. Die Schiffe waren wirklich nietzscheanischer Bauweise, es musste sich um eine Invasionsflotte handeln, die genau von diesem Dreadnought aus befehligt werden würde.
"Wow", bemerkte Tarik. Dieses Riesenvieh wäre eine ernst zu nehmende Gefahr, sogar für eine XMC."
"Oh ja. Hoffen wir, dass wir nicht gegen ihn kämpfen müssen."
Sie waren noch 20 Lichtminuten vom Planeten entfernt, und weil diese Kiste nur 10 PSL lief, dauerte es noch über drei Stunden, bis sie Alaxaai erreichten. Das orbitale Verteidigungsnetz war außer Betrieb und die Schiffswerften wurden jetzt anscheinend nietzscheanisch geführt. Sie wurden vom Planeten kontaktet.
"Hier Alaxaai Raumflugskontrollzentrale - bitte identifiziert Euch!"
"Deuteriumfrachter EC-235K4 - bitten um Landeerlaubnis"
"Erlaubnis gewährt. Ihr werdet von unseren Schiffen eskortiert."
Zwei planetare Fighter nahmen Aufstellung an beiden Seiten
Tarik bemerkte: "Wenn wir jetzt irgendwas dämliches machen, knallen die uns ab!"
Der Flug zum Raumhafen war problemlos verlaufen. Als sie aus ihrem Transporter stiegen, wurden sie von einem Trupp nietzscheanischer Soldaten begrüßt. Sie schienen Tariks Geschichte zu glauben und schleppten das Frachtschiff zu einem der Deuteriumtanks um es auszupumpen. Laco meinte:
"Wir müssen noch in die Stadt, ein paar Ersatzteile besorgen."
Der wachhabende Offizier entgegnete: "Ich denke nicht, dass sich das einrichten lässt. Wenn Ihr uns sagt, was Ihr braucht, könnten wir es für Euch besorgen."
Laco erwiderte: "Gut. Wir brauchen eine XMA-Linse Typ 2, aber nicht von Typhoon Technology, sondern von der Orginalfirma. Des weiteren eine Antiprotonen-Abdichtungsklappe Durchmesser 12 cm. Außerdem noch AP-Regulator, der mit einen Typ 2 Fusionsreaktor kompartibel ist."
Tarik fügte hinzu: "Des weitern noch Proviant, eine AG-Spule und-"
"Das reicht", sagte der Nietzscheaner. "Besorgt euch euer Zeug selber!"
Die Stadt war reichlich verwüstet. Überall sah man Kampfspuren von Waffen, Einschlagspuren von Raketen und die Ruinen, die Plasmagranaten hinterlassen hatten. Die Straßen waren wie leer gefegt. Hin und wieder sah man einen Floater über die Stadt düsen, sonst sah man allerdings nicht besonders viel. Als sie im Regierungsviertel angekommen waren, klopfte Laco einfach gegen die nächstbeste Haustür. Ein Hologramm erschien
"Kann ich was für Euch tun?"
"Ja", antwortete der Vedraner. "Wir suchen den Präsidenten."
"Der ist nicht hier! Verschwindet" Das Hologramm verschwand.
Diese Antwort bekamen sie an den meisten Türen. Sie trennten sich, um effektiver zu sein. Tarik hatte überhaupt keinen Erfolg. Da der Präsident politisch verfolgt wurde, hielt man ihn für einen Besatzer, der versuchte ihn zu finden. Nach einigen Stunden aber hatte Laco Erfolg.
Mit "Entschuldigung. Ich suche den Präsidenten" meldete er sich
"Der ist nicht hier", sagte die Frau an der Tür. "Aber kommt doch rein"
Laco nahm die Einladung an.
"Wer seid Ihr?", fragte die Frau.
"Ich bin Captain Laco nax Agros, Argosy Special Operations. Ich habe den Auftrag, den Präsidenten zu retten."
"Ich kann Euch helfen", sagte sie. "Wieso sollte ich Euch vertrauen?"
Er zeigte ihr seine schwarze ID. Eine solche bekamen nur Mitglieder von Argocy Special Operations.
"Gut. Ich habe ein Mitglied des Planetenparlaments in meinem Keller versteckt. Der kann Euch helfen."
Sie führe Laco zu dem Politiker. Der im sterben liegende Mann sagte Laco, wo er den Präsidenten fand.
Wenig später standen Tarik und er vor dem Versteck. Es war ein eingestürztes Haus, unter dem sich ein Bunker befand. Ein Mann öffnete das Schott. Insgesamt hatten sich sieben Flüchtlinge dort versteckt. Laco sprach den Präsidenten an:
"Was ist passiert?"
Der groß gewachsene Mann antwortete mit arrogantem Tonfall:
"Diese Verräter haben uns angegriffen, zu tausenden kamen ihre Schiffe aus dem Slipsteam. Die Heimatgarde kämpfte heldenhaft, war aber unterlegen. Sie versuchten, den Planeten zu bombardieren, unsere PDLs konnten aber alles abfangen. Darum landeten sie ihre Marines auf dem Planeten und schossen alles kurz und klein. Sie stürmten das Regierungsgebäude, schossen alle nieder. Ich und einige andere konnten gerade noch fliehen. Das war gestern morgen. Und seit da hört man immer Schüsse auf den Straßen. Sie versklaven die Menschen, versteht Ihr? Sie setzen sie als Arbeiter ein und wer sich weigert, wird erschossen!"
"Herr Präsident. Wir haben den Auftrag, Euch nach Tarn Vedra zu bringen. Das hier ist ein ECM-Generator, den solltet Ihr bei euch tragen. Und das hier sind Folien mit falschen Fingerabdrücken und falscher DNS. Stülpt sie über die Finger und man kann Euch bei einer Kontrolle nicht erkennen".
Jetzt standen sie am Tor des Raumhafen. Der Präsident und Laco, als Raumfahrer verkleidet. Tarik hatte sich unter die Wachmannschaft gemischt und sollte ihnen im Bedarfsfall Feuerschutz geben. Die beiden gingen durch das Gate, als sie aufgehalten wurden. "Euer Schiff steht bereit. Hier ist die Bezahlung", sagte er und drückte Laco einen Stapel Trohn in die Hand. "Wenn ihr mir noch Eure Fingerabdrücke geben würdet." Sie taten es und versuchten, nicht nervös zu blicken. "Alles in Ordnung", sagte der Offizier freundlich. "Guten Flug"
Sie gingen so unauffällig wie möglich. Laco konnte Tarik nirgends sehen. Die Sache gefiel ihm gar nicht. Sie hatten bereits drei viertel des Weges hinter sich gebracht, als sie laute Stimmen und Alarmrufe hörten. Laco ließ die Münzen fallen und begann zu rennen. Mit seinen vier kräftigen Beinen war er viel schneller als der Präsident, der hoffnungslos versuchte, ihn einzuholen. Dann fielen die ersten Schüsse. Dank der ECM wurden sie nicht getroffen. Aber es gab kein Abwehrfeuer. Wo war Tarik? Als ihr Schiff nur noch zehn Meter weit weg war, hörte Laco den Präsidenten aufschreien. Er drehte sich um und sah, dass der Mann ein faustgroßes Loch im Hinterkopf hatte. Es war aus. Laco stieg in das Schiff, gefolgt von Tarik, der sich aus einer Menge Wachleute löste. Sie hatten die Türen noch nicht geschlossen, als sie abhoben. Schüsse wurden ihnen nachgeschickt, aber nicht einmal die Plasmawaffen konnten ihnen etwas anhaben.
"Warum habt Ihr nicht gefeuert?", schrie Laco seinen Freund an.
"Ich konnte mir aussuchen, ob er oder ich draufgehen würden. Mal sehen, ob die GFGs etwas taugen!", sagte Tarik und das Schiff beschleunigte nach dem Verlassen der Athmosphäre auf über 40 PSL. Es war jedoch nicht schnell genug, um die Garuda-Fighter hinter sich zu lassen. Sie wurden beschossen und Funken regneten von der Decke. Allerdings konnte keiner der Treffer ernsthaften Schaden ausrichten, und die größeren Schiffe schossen nicht ein mal auf sie. Sobald sie die stärkste Gravitation überwunden hatten, öffnete Tarik ein Slipstream-Portal und steuerte das Schiff hinein. Nachdem sie den Slipstream verlassen hatten sah Laco plötzlich auf der Anzeige ein Licht aufleuchten. AP-Overload, las er.
"Verdammt, Nein"
"Wir müssen das Cockpit abstoßen!"
Tarik drückte auf den Knopf und das Cockpit schoss, jäh von der Halterung befreit, in die Höhe. Keinen Augenblick zu früh. Als sie sich wenig von der Mühle entfernt hatten, schmolz der Kern und brach mit der Hitze die Wände des AP-Speichers. Der Tod für jedes Raumschiff. Eine grelle Explosion erfüllte den Weltraum - dann wurde es still. Es konnte sich nur um einige Minuten handeln, aber Laco kamen sie wie Stunden vor. Er schwebte in dem engen Cockpit umher, Tarik hatte noch den Pilotengurt an, als sie Sensordrohnen bemerkten. Diese aktivierten ein AG-Feld und zogen das Cockpit so - langsam aber sicher - in den Hangar der Ikarus. Laco bemerkte gleich die Gravitation, als sie das Hangartor seines Schiffes passierten. Er fiel unsanft zu Boden. Besser gesagt an die Decke. Tarik hing, noch immer angegurtet, kopfüber am Pilotenstuhl. Es dauerte relativ lange, bis die Crewmen das Cockpit aufbrechen konnten. Und Laco war heilfoh, dieses Gefängnis endlich hinter sich zu lassen. Er sagte noch zu Tarik:
"Das war vielleicht ein Höllentrip! Komm doch heute Abend bitte in meine Kabine"
Soeben war er mit seinem Bericht fertig geworden. Er überlegte sich noch immer, wieso es schief gegangen war. Hatte ihre Tarnung versagt? Hatte Tarik sie verraten? Oder lag der Fehler wo ganz wo anders? Und vor allem: Warum hatte ihm sein erster Offizier keinen Feuerschutz gegeben, sondern ihn im Stich gelassen. Er gedachte, heute all diese Fragen zu klären. Es schien ein nietzscheanischer Aufstand zu sein. Und er hätte alles darauf verwettet, dass Commander Al Ashraf eingeweiht war. Anders konnte er es sich nicht erklären, obwohl Tarik und er schon befreundet waren, seit sie die Akademie besucht hatten. Er selbst war zwar einige Jahrgangsstufen unter seinem älteren Freund, jedoch hatten sie es geschafft, als Argosy-Einheiten auf die selbe Station (GS23053) versetzt zu werden. Und obwohl Tarik auf der Station geblieben war und Laco auf einen Kreuzer der Glorious Heritage Klasse versetzt wurde, waren sie noch immer Freunde und dienten jetzt auf dem selben Schiff. War dieser Mann zu so einem Verrat fähig?
Laco wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand an der Tür anklopfte und fragte: "Darf ich reinkommen?" Es war die Stimme Tariks. Laco packte seine Kampflanze, fuhr sie aus und trat zur Tür. "Ja, komm rein", antwortete er. Die ovale Tür fuhr zur Seite und Laco sah, dass auch Tarik seine Kampflanze erhoben hatte. Laco drückte ab und ein relativ schwacher Elektrostoß umzuckte das Ende der Lanze.Er sprang auf den Nietzscheaner über. Dieser fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Laco trat seine Waffe beiseite und zog ihn in sein Quartier. Langsam kam er wieder zu sich. Der Vedraner richtete seine, mittlerweile eingefahrene, Kampflanze auf seinen Freund.
"Beantworte mir drei Fragen!
Erstens: Wirst du mir die beiden nächsten Fragen wahrheitsgemäß beantworten?"
"Nein"
"Zweiten: War diese Frage wahrheitsgemäß beantwortet?
"Nein"
"Drittens: Wirst du mich verraten?"
"Ja"
Wenn das nicht seltsam war?
"Tarik al Ashraf. Wer bist du?"
"Ich bin Commander Tarik al Ashraf. Dienstnummer TE5799C34532. Geboren im Stamm der Kondor."
"Nein Tarik, bist du mein Freund oder mein Feind?", wollte Laco wissen
"Beides", antwortete der Nietzscheaner.
"Was geht da vor? Ist es eine Aufstand?"
"Es ist ein taktischer Offensivkrieg"
Laco gingen Tariks dumme Antworten bald auf die Nerven.
"Wer steckt dahinter?"
"Saladin Gree"
"Wer?"
"Er ist Nietzscheaner. Sein Name ist Saladin Gree"
"Welcher Stamm?"
"Kein Stamm. Man geht davon aus, dass er die genetische Reinkarnation von Drago Museveni ist."
"Und? Ist er es? Was hat er damit zu tun? Was will er von uns?"
"Nein, er ist es nicht. Allerdings ist seine DNS mit der des Dragos zu 99,3% identisch. Er hat einige Stämme unter einer Flagge vereint und will das Commonwealth durch ein nietzscheanisch dominiertes Imperium ersetzen."
Laco lachte auf.
"Das Commonwealth ersetzen? Das Commonwealth ist viel zu stark."
"Nein, mein Freund. Im Gegenteil. Das Commonwealth ist schwach. Viel zu schwach. Saladin sagt dazu, dass das Commonwealth keine Heimat für die Starken ist. Seid dem Vertrag von Antares geht das Commonwealth Kompromisse ein. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Als ihr Vedraner auf Kalderesh besiegt wurdet und Atombomben auf ihre Städte abwarft, da war das Commonwealth noch stark. Aber die Zukunft sieht anders aus. Saladin sagt, dass das Commonwealth, wenn es so schwach bleibt, die Magog nicht besiegen kann. Und seit dem Vertrag von Antares stimmen die meisten Stämme ihm zu."
"Moment, hast du gerade gesagt, die Ehrengarde, hätte die Atombomben abgeworfen? Und was heißt die meisten?"
"Ja, die Ehrengarde hat die Atombomben abgeworfen und die meisten... nun ja... das heißt..."
"Sag mir, mit wie vielen Stämmen wir es zu tun haben?"
"Mit allen"
"ALLEN?"
"Ja. Drago Museveni hat sie gerufen und alle sind sie gekommen."
"Das kann nicht sein. Unmöglich." Fassungslos versuchte er, es zu verarbeiten.
"Mein Volk hat vor allem die Commonwealth-Schiffswerften überfallen. Alles begann mit der Vernichtung wichtiger Gardeschiffen und -posten. Sie haben unter anderem die Andromeda Ascendant oder die Yacht der Kaiserin überfallen."
Laco glaubte es nicht. Die Anführerin seines Volkes war ohne Nachkommen tot? Jeder Vedraner verehrte sie, das gehörte zu ihrer Kultur. Um von seinem Entsetzen abzulenken, fragte Laco:
"Bleibt nur noch die Frage, Tarik, warum hast du mich nicht umgebracht? Auf Alaxaai?"
"Ich wollte es nicht, Laco. Aber ich konnte euch keinen Feuerschutz geben, da mich sonst die anderen Soldaten umgeschossen hätten. Und um zu vermeiden, vor Gericht zu kommen, hätte ich dich heute Abend töten müssen. Aber ich habe gezögert und wurde besiegt. Du weißt, ich hätte als erster abdrücken können, aber ich tat es nicht. Und jetzt, da du weißt, dass ich eigentlich Mittwisser und Verräter war, wirst du mich sicher dem Gericht übergeben, das mich zum Tode verurteilen wird."
"Ja", sagte Laco. "Das sollte ich wohl"
"Du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust, Laco"
Der Vedraner rang mit sich. Zum einen war der Nietzscheaner sein Freund, andererseits hatte er das Commonwealth verraten. Und wenn er ihn wirklich dem Kriegsgericht übergab, dann würden sie ihn töten. So viel stand fest.
"Tarik. Du hast mein Leben verschont. Du hättest genau so gut abdrücken können. Außerdem habe ich nicht das Recht, über dich zu richten. Hast du deine Seite gewählt?"
"Ja. Ich bin Offizier der Ehrengarde und kämpfe im Krieg für das Commonwealth"
Das Schiff trat aus dem Slipstream. Der Kaldereaner verstand es wirklich, ein Schiff zu manövrieren. Endlich waren sie, drei Tage nach ihrem Aufbruch, ins vedranische System zurückgekehrt. Sie hatten Kurs auf Star City gesetzt. Von der Crew bemerkte niemand etwas vom Bruch des Vertrauens zwischen Laco und seinem ersten Offizier. Nach außen hin gaben sie sich so wie immer. Allerdings war Laco jetzt in einer schwierigen Situation. Sein erster Offizier musste eine Vertrauensperson sein. Und dieser Kondor-Nietzscheaner, der versucht hatte, ihn zu töten, war nicht wirklich die Sorte Person, der man vertraut. Ganz anders als seiner taktischen Offizierin. Zu Lieutenant Commander Elacta Blutroter Feuerball in tiefschwarzer Nacht hatte er während dieser drei Tage schon viel Vertrauen gefasst. Ihm wäre lieber gewesen, wenn sie erster Offizier geworden wäre. "Sir, wir erhalten eine Nachricht von Tarn Vedra", sagte Leanne Bogacy, die Kommunikations- und Wissenschaftsoffizierin. "Geben sie sie auf den Hauptschirm!", befahl Laco. Es war ein perseidischer Admiral.
"Captian Agros. Ihr werdet gebeten, nach Eurer Ankunft das Gardehauptquartier zu besuchen und der Sitzung des Krisenstabes beizuwohnen. Danke.
Lang lebe die Kaiserin!"
Laco schritt erneut den langen Gang entlang, der mit dem Konferenzraum des Krisenstabes endete. Mit jedem Schritt wurde ihm mulmiger. Was sollte er dem Krisenstab mitteilen? Dass das Commonwealth dem Untergang geweiht war? Dass ein Bürgerkrieg bevorstand? Dass die Nietzscheaner bereits hunderte Welten überfallen und die Kommunikation gekappt hatten? Dass vielleicht schon ein Groß der Ehrengarde vernichtet war? Nun stand er vor der schweren Ebenholztür. Vier Ulanen standen vor der Tür und zogen die beiden hölzernen Flügel auf. Tageslicht fiel in den spartanisch eingerichteten, düsteren Raum. Er war nur mit einem bogenförmigen Tisch ausgestattet. In der Mitte der konvexen Seite des Tisches war der leere Ehrenplatz der vedranischen Kaiserin. Daneben waren die Sitze des Kriegsministers und des Kommandanten der Ehrengarde. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich die drei Sitze des Triumvirats. Am ganzen Tisch saßen sicher über hundert Leute. Alle waren Admiräle oder Generäle der Ehrengarde, dazu noch zivile Experten und Forscher für alle Fälle. Aller Augen waren auf Laco gerichtet. Der Perseide, der ihn kontaktiert hatte, sagte:
"Ihr seid als erster zurückgekehrt. Was habt Ihr zu berichten?"
"Es gibt einen Zusammenschluss aller nietzscheanischer Stämme unter der Führung von Alpha Saldin Gree. Sie haben strategisch wichtige Stellungen überfallen, vor allem Schiffswerften. Die Alaxaai-Dynastie ist gefallen, auch der Präsident. Das Schiff der Kaiserin wurde bei Lucretia überfallen und vernichtet. Sucharitkul XII ist tot. Der Krieg hat begonnen."
Entsetzen trat in die Augen der Anwesenden. Und es war das letzte, was die meisten von ihnen je fühlen sollten. Der zweite Triumvir, ein Nietzscheaner namens Ezaca Prince, erhob sich und öffnete seinen Mantel. Er griff über Kreuz in die Taschen und zog zwei dreiläufige Schnellfeuerpistolen heraus. Dann kam ein Geräusch, das Laco hasste. Der ansteigende Piepton beim Laden einer Waffe. Fassungslosigkeit trat in die Augen der Krisenstabsmitglieder. Prince sagte:
"Ja, der Krieg hat begonnen" Und er drückte ab.
Kommentar