Mein Beitrag für einen Kurzgeschichtenwettbewerb.
Ich poste das hier mal, obwohl ich genau weiß, dass das hier sowieso niemand lesen oder kommentieren wird. hehehe
Ich wollte an dem Kurzgeschichtenwettbewerb teilnehmen. In der Kurzgeschichte sollte es um Hamm gehen. Ich hätte eine meiner alten Geschichten nehmen können und dort alle Ortsnamen durch „Hamm“ ersetzen. Hätte ich das getan, hätten Orks, Elfen und Menschen in Hamm um einen Zauberring gekämpft. Das wäre originell gewesen, aber wahrscheinlich nicht die Art von Geschichte, die vom Veranstalter verlangt wurde.
Ich musste also die beste Geschichte schreiben die jemals über Hamm geschrieben wurde.
Die Gelegenheit dazu, die beste Geschichte, die jemals über Hamm geschrieben wurde zu schreiben, ergab sich an einem verdammt heißen Sommertag, an dem meine Frau und meine Tochter einen Ausflug machten. Ich blieb also zu Hause, und setzte mich an den Rechner, um die besagte Geschichte zu verfassen. Wegen der Hitze beschloss ich, nichts zu trinken, da ich bei extremen Temperaturen in Verbindung mit Alkohol zu extremen Reaktionen neige. Ich stellte fest, dass es mir ohne zwei oder drei Bier drinne’ zu haben unmöglich ist, interessant, geistreich oder originell zu schreiben. Meine Schreibblockade schob ich aber darauf, dass ich keine Muse hatte. Ich überlegte mir, dass ich die wohl draußen finden würde. Also räumte ich meine Sachen zusammen, um mir irgendwo an der frischen Luft ein Plätzchen zu suchen, das mir Inspiration liefern würde. Außerdem sagte ich mir, dass es die Geschichte authentischer machen würde, wenn ich sie mitten in Hamm, vor Ort, schreiben würde.
Ich ging also zur Bushaltestelle.
Ich setzte mich in das Wartehäuschen der Bushaltestelle Hasselbrook. Wenn man an dieser Bushaltestelle sitzt hat man den Friseur gegenüber, den Parkplatz neben dem Friseur und den Mülleimer direkt vor dem Wartehäuschen im Blick.
Während ich dort saß kam aus Richtung Wandsbek, also von links, ein gut gekleideter Herr mittleren Alters den Bürgersteig entlang. Der Mann zog einen Hackenporsche hinter sich her, der befand sich in einem einwandfreien Zustand. Der Mann ging zu dem Mülleimer, stellte seinen Wagen ab, und begann im Mülleimer zu wühlen. Er griff so tief in ihn hinein, dass sein Arm bis zur Schulter in ihm verschwand. Aus dem Eimer holte er eine kleine Flasche weiße Brause, die noch zu einem Viertel gefüllt war, eine Bierflasche mit zwei fingerbreit Bier drin und einen Coffee-to-go-Becher. Wieviel in dem Becher war, weiß ich nicht. Ich kann nicht durch Pappe hindurch sehen. Die drei Sachen stellte er vor sich auf den Boden, dann holte er aus dem Hackenporsche einen Emaille-Kaffeebecher. In diesen Becher kippte er zuerst den Inhalt des Coffee-to-go-Bechers (ich konnte jetzt sehen, dass darin Kaffee mit Milch war) dann den Rest des Bieres und die Limonade. Immer wenn er eines der Gefäße geleert hatte, warf er es wieder in den Mülleimer. Dann begann er an seinem Becher zu nippen, nahm seinen Hackenporsche und ging weiter den Hammersteindamm hinunter.
Der Kerl schien mit der Gesamtsituation sehr zufrieden zu sein, ich hatte aber auch schon bevor er an die Bushaltestelle kam und die Mülleimer-Aktion startete nicht das Gefühl, dass er irgendwie unzufrieden wäre. Die Leute die mit mir auf den Bus warteten, schienen sich über die ganze Sache nicht zu wundern. Ich hatte leider keine Zeit, mich zu wundern, weil der Bus kam.
Ich fuhr zwei Stationen und stieg beim Park aus. Ich dachte mir, dass ich mich entspannen würde, wenn ich mich zum Schreiben in den Park setzte. Vorher wollte ich aber noch einen Kaffee trinken. Also drehte ich mich nach links um mir bei dem Café dort einen zu holen. Das Café war gut gefüllt. Ich ging rein, bezahlte 1,30 und bekam dafür einen Kaffee, mit dem ich mich draußen an einen Tisch setzte. Dort merkte ich, dass der Kaffee bitter, tiefschwarz und kochendheiß war. Mir fiel das auf, weil ich dachte, dass das eine tolle Metapher für meinen Humor oder mein Gemüt wäre, falls ich es schaffen sollte, diese Metapher sinnvoll in eine Geschichte einzubauen.
Mit diesem Gedanken im Kopf begann ich, meinen Laptop aufzubauen, und an der besten Geschichte, die jemals über Hamm geschrieben wurde, zu schreiben. Mir fiel auf, dass ich in der Ruhe wunderbar arbeiten konnte, mir fiel aber auch auf, dass es viel zu ruhig für ein gut gefülltes Café war. Also blickte ich von meinem Laptop auf um zu sehen, wie die Leute an den Nachbartischen, Menschen aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts, plötzlich ihre Blicke von mir abwandten, um mir nicht das Gefühl zu geben, angestarrt zu werden. Ich senkte wieder meinen Blick um dann plötzlich wieder aufzublicken, die Reaktion der anderen Gäste war wieder ein schnelles Weggucken, das spielten wir mehrmals....
Diese Menschen schienen noch nie einen Mann gesehen zu habe, der in einem Café mit einem Laptop arbeitet.
Dass diese Menschen noch nie einen Mann gesehen hatten der in einem Café mit einem Laptop arbeitet schob ich auf den Umstand, dass sie nicht aus Hamm kamen, sondern aus Horn, Borgfelde, Wandsbek oder sonst wo her. Aber woher sie auch kommen mochten, es änderte nichts daran, dass sie eine Atmosphäre schufen, in der ich nicht Arbeiten konnte. Ich beschloss also, dass es für mich Zeit war, in den Park zu gehen. Für meinen Abgang wählte ich ein Verschwinden à la John-Wayne in einem Western, d. h. in einem Zug austrinken und gemessenen Schrittes weggehen.
Also nahm ich den Kaffee und kippte ihn in einem Rutsch in mich hinein. Ich verschluckte mich und verbrannte mir die Oberlippe. Als Folge davon bekam ich Hustenattacken, in den Pausen zwischen den Attacken versuchte ich mit meiner Zunge die Verbrennung zu kühlen, dabei ging ich mit meinem Laptop Richtung Park, dabei musste ich aufpassen, dass mir der Laptop nicht runter fällt.
Alles in allem war mein Abgang Richtung Park komisch, wenn auch mit einer gewissen Tragik verbunden, aber immerhin weiß ich jetzt, warum Cowboys in Saloons immer Whiskey bestellen.
Ich hoffe mich wird niemals jemand fragen in welcher Gemütsverfassung diese Erkenntnis ein Trost ist.
Als ich im Park ankam war mein Hustenreiz verflogen und meine Lippe brannte nur noch etwas, ich musste aber feststellen, dass es mir unmöglich war, zu rauchen. Sobald ich mir eine Zigarette in den Mund steckte, begann meine Oberlippe wieder wahnsinnig zu brennen. Nichtrauchend ging ich durch den Park, am Spielplatz vorbei auf der Suche nach einer Bank.
Nicht zu rauchen fand ich beschissen.
Direkt an der ersten Kreuzung fand ich eine leere Bank und setze mich. Ich stellte den Laptop auf meine Knie und begann zu schreiben. Eine alte Frau setzte sich neben mich. Ihr Hund, so ein Minihund dessen Schulterhöhe der Höhe meiner Knöchel entspricht, sprang zwischen meine Füße.
Die Frau sagte: „Sie tut nichts, sie ist ganz lieb.“
Ich sagte: „Aha.“ Ich versuchte das in einem Tonfall zu sagen, der keinen Zweifel daran ließ, dass ich in Ruhe gelassen werde wollte. Das gelang mir nicht. Wahrscheinlich traf ich einen Tonfall der sagte „Bitte erzähl mir alles.“
Der Hund begann an meinen Schnürsenkeln zu kauen und die Frau begann mir alles zu erzählen:
„Roxy ist ganz lieb, wenn ich mit ihr Kuchen essen gehe, sitzt sie die ganze Zeit ganz lieb unter dem Tisch und bettelt nicht.“
Natürlich bettelte Roxy nicht am Tisch, bevor die alte Frau mit Roxy Kuchen essen ging, ging die alte Frau mit Roxy durch den Park, sucht sich dort einen Wildfremden neben den sie sich setzte, und ließ Roxy dessen Schnürsenkel fressen.
Wenn ich Roxy wäre hätte ich dann auch keinen Hunger mehr.
Ich stand auf und sagte: „Entschuldigung, aber hier blendet das Licht auf meinem Bildschirm,“ und ging zu einer anderen Bank.
Ich setzte mich und begann zu arbeiten, als ich auf einmal wieder das Gefühl hatte, als ob meine Schnürsenkel gefressen werden würden.
Links von mir begann eine alte Frau zu sprechen, unter mir begann Roxy zu schmatzen:
„Hier ist das Licht wirklich besser, wirklich. Wissen Sie, Roxy ist so lieb, man kann sie auch mal alleine zu Hause lassen, sie bellt nicht und von den Nachbarn kommen mir keine klagen. Seit mein Mann vor zwölf Jahren starb habe ich...“
Das war der Punkt, an dem meine alten Zivildienstleistenden-Reflexe begannen zu greifen, die mich dazu befähigen, an den richtigen Stellen „ja“, „das ist interessant“ und „aha“ zu sagen, ohne dass ich den Funken einer Ahnung habe, was ein Mensch, der mehr als doppelt so alt ist wie ich, mir erzählt.
So ergab ich mich in mein Schicksal. Nachdem ich keine Schnürsenkel mehr hatte, stand die Frau auf, verabschiedete sich und ging mit Roxy Richtung Parkausgang, wahrscheinlich zum Café. Vermutlich würde sie sich an den Tisch eines Wildfremden mit Schnürsenkeln setzen um ihm zu erzählen wie lieb Roxy sei, während Roxy nicht bettelte und die Schnürsenkel des Wildfremden fraß.
Ich bemitleidete diesen Wildfremden unendlich
Zwischenzeitlich war ich schwer frustriert. Ich hatte den ganzen Nachmittag versucht zu schreiben, ohne dass etwas dabei herauskam, da mich jeder Dreck vom Schreiben ablenkte.
In dieser negativen Grundstimmung ließ ich meinen Blick über die Liegewiese wandern, auf der viele versuchten zu grillen. So wie die Grills mitunter bedient wurden, hatte ich mehr den Verdacht, dass einen Grill zu benutzen eine billige Ausrede für Brandstiftung sei. Meiner Stimmung entsprechend schrieb ich auf meinem Laptop einen Brief an die Parkverwaltung. In dem Brief schlug ich vor, den Park niederzubrennen, weil es offensichtlich war, dass alle Welt versuchte, den Park anzuzünden, so dass es einen Sinn ergeben würde, den Park von der Parkverwaltung niederbrennen zu lassen, weil man dann keine Angst mehr vor Brandstiftern und ihren Grills haben bräuchte.
Dann ging ich nach Hause, um den Brief auszudrucken und diese Geschichte zu schreiben. Die Nachbarn in der Wohnung nebenan hatten gerade sehr laut Verkehr, der Nachbar über mir schaute sehr laut einen Kriegsfilm und die Nachbarin unter mit klopfte mit einem Besen gegen ihre Decke, weil sie dachte, ich hätte in meiner Wohnung gerade sehr laut Verkehr während ich mir dabei sehr laut einen Kriegsfilm ansah.
Es war also so, als ob ich in einem Bordell sitzen würde, durch dessen Boden die Maulwurfmenschen an die Erdoberfläche brechen wollten, während draußen der dritte Weltkrieg tobte.
So schrieb ich diese Geschichte.
Ich poste das hier mal, obwohl ich genau weiß, dass das hier sowieso niemand lesen oder kommentieren wird. hehehe
Ich wollte an dem Kurzgeschichtenwettbewerb teilnehmen. In der Kurzgeschichte sollte es um Hamm gehen. Ich hätte eine meiner alten Geschichten nehmen können und dort alle Ortsnamen durch „Hamm“ ersetzen. Hätte ich das getan, hätten Orks, Elfen und Menschen in Hamm um einen Zauberring gekämpft. Das wäre originell gewesen, aber wahrscheinlich nicht die Art von Geschichte, die vom Veranstalter verlangt wurde.
Ich musste also die beste Geschichte schreiben die jemals über Hamm geschrieben wurde.
Die Gelegenheit dazu, die beste Geschichte, die jemals über Hamm geschrieben wurde zu schreiben, ergab sich an einem verdammt heißen Sommertag, an dem meine Frau und meine Tochter einen Ausflug machten. Ich blieb also zu Hause, und setzte mich an den Rechner, um die besagte Geschichte zu verfassen. Wegen der Hitze beschloss ich, nichts zu trinken, da ich bei extremen Temperaturen in Verbindung mit Alkohol zu extremen Reaktionen neige. Ich stellte fest, dass es mir ohne zwei oder drei Bier drinne’ zu haben unmöglich ist, interessant, geistreich oder originell zu schreiben. Meine Schreibblockade schob ich aber darauf, dass ich keine Muse hatte. Ich überlegte mir, dass ich die wohl draußen finden würde. Also räumte ich meine Sachen zusammen, um mir irgendwo an der frischen Luft ein Plätzchen zu suchen, das mir Inspiration liefern würde. Außerdem sagte ich mir, dass es die Geschichte authentischer machen würde, wenn ich sie mitten in Hamm, vor Ort, schreiben würde.
Ich ging also zur Bushaltestelle.
Ich setzte mich in das Wartehäuschen der Bushaltestelle Hasselbrook. Wenn man an dieser Bushaltestelle sitzt hat man den Friseur gegenüber, den Parkplatz neben dem Friseur und den Mülleimer direkt vor dem Wartehäuschen im Blick.
Während ich dort saß kam aus Richtung Wandsbek, also von links, ein gut gekleideter Herr mittleren Alters den Bürgersteig entlang. Der Mann zog einen Hackenporsche hinter sich her, der befand sich in einem einwandfreien Zustand. Der Mann ging zu dem Mülleimer, stellte seinen Wagen ab, und begann im Mülleimer zu wühlen. Er griff so tief in ihn hinein, dass sein Arm bis zur Schulter in ihm verschwand. Aus dem Eimer holte er eine kleine Flasche weiße Brause, die noch zu einem Viertel gefüllt war, eine Bierflasche mit zwei fingerbreit Bier drin und einen Coffee-to-go-Becher. Wieviel in dem Becher war, weiß ich nicht. Ich kann nicht durch Pappe hindurch sehen. Die drei Sachen stellte er vor sich auf den Boden, dann holte er aus dem Hackenporsche einen Emaille-Kaffeebecher. In diesen Becher kippte er zuerst den Inhalt des Coffee-to-go-Bechers (ich konnte jetzt sehen, dass darin Kaffee mit Milch war) dann den Rest des Bieres und die Limonade. Immer wenn er eines der Gefäße geleert hatte, warf er es wieder in den Mülleimer. Dann begann er an seinem Becher zu nippen, nahm seinen Hackenporsche und ging weiter den Hammersteindamm hinunter.
Der Kerl schien mit der Gesamtsituation sehr zufrieden zu sein, ich hatte aber auch schon bevor er an die Bushaltestelle kam und die Mülleimer-Aktion startete nicht das Gefühl, dass er irgendwie unzufrieden wäre. Die Leute die mit mir auf den Bus warteten, schienen sich über die ganze Sache nicht zu wundern. Ich hatte leider keine Zeit, mich zu wundern, weil der Bus kam.
Ich fuhr zwei Stationen und stieg beim Park aus. Ich dachte mir, dass ich mich entspannen würde, wenn ich mich zum Schreiben in den Park setzte. Vorher wollte ich aber noch einen Kaffee trinken. Also drehte ich mich nach links um mir bei dem Café dort einen zu holen. Das Café war gut gefüllt. Ich ging rein, bezahlte 1,30 und bekam dafür einen Kaffee, mit dem ich mich draußen an einen Tisch setzte. Dort merkte ich, dass der Kaffee bitter, tiefschwarz und kochendheiß war. Mir fiel das auf, weil ich dachte, dass das eine tolle Metapher für meinen Humor oder mein Gemüt wäre, falls ich es schaffen sollte, diese Metapher sinnvoll in eine Geschichte einzubauen.
Mit diesem Gedanken im Kopf begann ich, meinen Laptop aufzubauen, und an der besten Geschichte, die jemals über Hamm geschrieben wurde, zu schreiben. Mir fiel auf, dass ich in der Ruhe wunderbar arbeiten konnte, mir fiel aber auch auf, dass es viel zu ruhig für ein gut gefülltes Café war. Also blickte ich von meinem Laptop auf um zu sehen, wie die Leute an den Nachbartischen, Menschen aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts, plötzlich ihre Blicke von mir abwandten, um mir nicht das Gefühl zu geben, angestarrt zu werden. Ich senkte wieder meinen Blick um dann plötzlich wieder aufzublicken, die Reaktion der anderen Gäste war wieder ein schnelles Weggucken, das spielten wir mehrmals....
Diese Menschen schienen noch nie einen Mann gesehen zu habe, der in einem Café mit einem Laptop arbeitet.
Dass diese Menschen noch nie einen Mann gesehen hatten der in einem Café mit einem Laptop arbeitet schob ich auf den Umstand, dass sie nicht aus Hamm kamen, sondern aus Horn, Borgfelde, Wandsbek oder sonst wo her. Aber woher sie auch kommen mochten, es änderte nichts daran, dass sie eine Atmosphäre schufen, in der ich nicht Arbeiten konnte. Ich beschloss also, dass es für mich Zeit war, in den Park zu gehen. Für meinen Abgang wählte ich ein Verschwinden à la John-Wayne in einem Western, d. h. in einem Zug austrinken und gemessenen Schrittes weggehen.
Also nahm ich den Kaffee und kippte ihn in einem Rutsch in mich hinein. Ich verschluckte mich und verbrannte mir die Oberlippe. Als Folge davon bekam ich Hustenattacken, in den Pausen zwischen den Attacken versuchte ich mit meiner Zunge die Verbrennung zu kühlen, dabei ging ich mit meinem Laptop Richtung Park, dabei musste ich aufpassen, dass mir der Laptop nicht runter fällt.
Alles in allem war mein Abgang Richtung Park komisch, wenn auch mit einer gewissen Tragik verbunden, aber immerhin weiß ich jetzt, warum Cowboys in Saloons immer Whiskey bestellen.
Ich hoffe mich wird niemals jemand fragen in welcher Gemütsverfassung diese Erkenntnis ein Trost ist.
Als ich im Park ankam war mein Hustenreiz verflogen und meine Lippe brannte nur noch etwas, ich musste aber feststellen, dass es mir unmöglich war, zu rauchen. Sobald ich mir eine Zigarette in den Mund steckte, begann meine Oberlippe wieder wahnsinnig zu brennen. Nichtrauchend ging ich durch den Park, am Spielplatz vorbei auf der Suche nach einer Bank.
Nicht zu rauchen fand ich beschissen.
Direkt an der ersten Kreuzung fand ich eine leere Bank und setze mich. Ich stellte den Laptop auf meine Knie und begann zu schreiben. Eine alte Frau setzte sich neben mich. Ihr Hund, so ein Minihund dessen Schulterhöhe der Höhe meiner Knöchel entspricht, sprang zwischen meine Füße.
Die Frau sagte: „Sie tut nichts, sie ist ganz lieb.“
Ich sagte: „Aha.“ Ich versuchte das in einem Tonfall zu sagen, der keinen Zweifel daran ließ, dass ich in Ruhe gelassen werde wollte. Das gelang mir nicht. Wahrscheinlich traf ich einen Tonfall der sagte „Bitte erzähl mir alles.“
Der Hund begann an meinen Schnürsenkeln zu kauen und die Frau begann mir alles zu erzählen:
„Roxy ist ganz lieb, wenn ich mit ihr Kuchen essen gehe, sitzt sie die ganze Zeit ganz lieb unter dem Tisch und bettelt nicht.“
Natürlich bettelte Roxy nicht am Tisch, bevor die alte Frau mit Roxy Kuchen essen ging, ging die alte Frau mit Roxy durch den Park, sucht sich dort einen Wildfremden neben den sie sich setzte, und ließ Roxy dessen Schnürsenkel fressen.
Wenn ich Roxy wäre hätte ich dann auch keinen Hunger mehr.
Ich stand auf und sagte: „Entschuldigung, aber hier blendet das Licht auf meinem Bildschirm,“ und ging zu einer anderen Bank.
Ich setzte mich und begann zu arbeiten, als ich auf einmal wieder das Gefühl hatte, als ob meine Schnürsenkel gefressen werden würden.
Links von mir begann eine alte Frau zu sprechen, unter mir begann Roxy zu schmatzen:
„Hier ist das Licht wirklich besser, wirklich. Wissen Sie, Roxy ist so lieb, man kann sie auch mal alleine zu Hause lassen, sie bellt nicht und von den Nachbarn kommen mir keine klagen. Seit mein Mann vor zwölf Jahren starb habe ich...“
Das war der Punkt, an dem meine alten Zivildienstleistenden-Reflexe begannen zu greifen, die mich dazu befähigen, an den richtigen Stellen „ja“, „das ist interessant“ und „aha“ zu sagen, ohne dass ich den Funken einer Ahnung habe, was ein Mensch, der mehr als doppelt so alt ist wie ich, mir erzählt.
So ergab ich mich in mein Schicksal. Nachdem ich keine Schnürsenkel mehr hatte, stand die Frau auf, verabschiedete sich und ging mit Roxy Richtung Parkausgang, wahrscheinlich zum Café. Vermutlich würde sie sich an den Tisch eines Wildfremden mit Schnürsenkeln setzen um ihm zu erzählen wie lieb Roxy sei, während Roxy nicht bettelte und die Schnürsenkel des Wildfremden fraß.
Ich bemitleidete diesen Wildfremden unendlich
Zwischenzeitlich war ich schwer frustriert. Ich hatte den ganzen Nachmittag versucht zu schreiben, ohne dass etwas dabei herauskam, da mich jeder Dreck vom Schreiben ablenkte.
In dieser negativen Grundstimmung ließ ich meinen Blick über die Liegewiese wandern, auf der viele versuchten zu grillen. So wie die Grills mitunter bedient wurden, hatte ich mehr den Verdacht, dass einen Grill zu benutzen eine billige Ausrede für Brandstiftung sei. Meiner Stimmung entsprechend schrieb ich auf meinem Laptop einen Brief an die Parkverwaltung. In dem Brief schlug ich vor, den Park niederzubrennen, weil es offensichtlich war, dass alle Welt versuchte, den Park anzuzünden, so dass es einen Sinn ergeben würde, den Park von der Parkverwaltung niederbrennen zu lassen, weil man dann keine Angst mehr vor Brandstiftern und ihren Grills haben bräuchte.
Dann ging ich nach Hause, um den Brief auszudrucken und diese Geschichte zu schreiben. Die Nachbarn in der Wohnung nebenan hatten gerade sehr laut Verkehr, der Nachbar über mir schaute sehr laut einen Kriegsfilm und die Nachbarin unter mit klopfte mit einem Besen gegen ihre Decke, weil sie dachte, ich hätte in meiner Wohnung gerade sehr laut Verkehr während ich mir dabei sehr laut einen Kriegsfilm ansah.
Es war also so, als ob ich in einem Bordell sitzen würde, durch dessen Boden die Maulwurfmenschen an die Erdoberfläche brechen wollten, während draußen der dritte Weltkrieg tobte.
So schrieb ich diese Geschichte.
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